Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

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Jürg Stäheli
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Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Hallo zusammen
In einigen Südtälern der Alpen gibt es an verschiedenen Standorten diese Hopfenbuchenwäldchen. Die Bäume sind mir schon länger aufgefallen und ich hatte den Wunsch diese Art als Bonsai zu ziehen.

Am 1. 1. 2012, bei einem erholenden Spaziergang durch so ein lichtes Wäldchen, steiler Südhang, mit Sicht auf den Luganersee, ich schaue aber auch viel ins Gehölz, fand ich verschiedene kleine Sämlinge der Hopfenbuche. Sechs Stück habe ich ausgegraben. Mangels Werkzeug, schnitzte ich aus einem Stück Holz eine Art Spachtel, um im harten Boden die Wurzeln so wenig wie möglich zu beschädigen. Am selben Abend, zu Hause, die Bäumchen gleich eingetopft, in eine körnige, rein mineralische Mischung, etwas Torf und etwas Hornspäne dazu, dann gleich mit einer Flüssigdüngerlösung, organisch, angegossen.

Seit dem März machen die Bäumchen einen schönen Austrieb, es entstehen auch neue Knospen am alten Holz. Die Bäumchen strotzen vor Gesundheit.
An den Internodien kann man das Alter bestimmen, es beträgt zwischen sechs und neun Jahre. Stammdurchmesser, zwischen vier und neun Millimeter.
Solche Pflanzen sind für mich idealstes Ausgangsmaterial für Bonsai. Sie lassen noch alle Gestaltungsmöglichkeiten zu, haben noch keine grossen Schnittstellen und Wunden, die man in Kauf nehmen muss, haben aber doch schon ein wenig charakteristische Ausstrahlung, die mir bei dieser Art gefällt.

Hat jemand schon Erfahrung mit der Hopfenbuche gemacht?

Freundliche Grüsse
Jürg
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Zuletzt geändert von Jürg Stäheli am 20.05.2012, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
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André
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Re: Hopfenbuche/ Ostria carpinifolia

Beitrag von André »

Hallo Jürg,
die europäische Hopfenbuche kenne ich nicht.
Jedoch habe ich im Jahr 2000 einige Ostrya japonica aus Samen gezogen.
Von anfänglich 15 Stück haben bis jetzt 4 überlebt. Weil ich von der Wuchskraft
dieser Art nicht besonders glücklich war, haben sie bei mir bis jetzt ein tristes Leben gehabt.
Jahrelang sind sie nun schon in dieser Schale, habe hi und da etwas Wasser, selten Dünger gegeben.
Die Stämmchen haben nun bloss 2cm Durchmesser!

Als ich Deinen Beitrag hier gelesen habe, schwörte ich mir diese 4 Hopfenbuche mit mehr Liebe zu pflegen!

Mehr dazu können wir ja dann in Rothrist, an der Nat. Bonsaiaustellung 2./3. Juni,
fachsimpeln. ( Meine Chinesische Ulme werde ich am Stand des Luzerner Bonsaiclub zeigen.)

Ich habe Dir auf die Schnelle 2 Fotos meiner Hopfenbuche gemacht.

Viele Grüsse,

André
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Stephan mit ph
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Stephan mit ph »

Hallo Jürg.
Meine Erfahrung reicht etwa 10 Jahre zurück. Ich habe selbst mit ausgesäht; angezogen; mehrere Jahre im Acker und dann in den Pot, bzw. auf eine Steinplatte.
Keimrate war hoch, Anzucht im Gewächshaus, kaum Ausfälle; im Acker war sie sehr wuchsfreudig.Bei mir stehen sie vollsonnig.
Problematisch waren/sind meine Pflanzen im Pot. Sie verlieren ständig Äste. Trocknen bis zum Stamm ein und treiben direkt dort wieder aus? Die Haltung auf der Steinplatte mögen sie gerne. Da trocknen sie gut ab. Die in der blauen Schale habe ich durch zuviel Wasser verloren.Da sie schlecht Kallus bilden, habe ich zur Erhöhung der Blattmasse, diese in eine große Anzuchtschale gepflanzt; normal gegossen.Das Substrat war wohl nicht richtig ausgetrocknet und die Wurzeln verfaulten.Im Winter nehme ich sie von den Steinplatten und stelle sie direkt auf den Boden. Die Pflanzoberfläche bedecke ich mit Laub.
Dünne Äste kann man schneiden; einen Rest stehen lasse, wegen dem Eintrocknen. Blattschnitt vertragen sie gut. Große Wunden heilen bei mir sehr schlecht, faulen aber auch nicht.
Älteres Holz ist hart und brüchig.
Gruß
Stephan
P.S. ich hab die schon mal gezeigt, unter: Zwei Hopfenbuchen am 27.02.2010
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Jürg Stäheli
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Hallo André
Danke für dein Bericht und dein Interesse. Ich freue mich dich in Rothrist zu sehen und zu fachsimpeln. Zu der japanischen Hopfenbuche habe ich schon noch ein paar Fragen.
Wenn du willst, überlasse ich dir gern eine meiner Ostrya carpinifolia, ich bringe sie dann nach Rothrist.

Hallo Stephan
Herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht, das ist ja wertvolle Information. Das mit dem „ Äste verlieren“ ist ja nicht so eine gute Nachricht. Wenn ich das dann auch feststelle, werden sie bei mir nicht alt.

Gruss Jürg
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André
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von André »

Hallo Jürg,

gerne nehme ich von Dir eine Jungpflanze der Ostrya carpinfolia ( gegen ein Bierchen?)
So kann ich dann den Unterschied der beiden Arten feststellen.

Das sie in der Schale recht eigenwillig sind, habe ich, wie auch Stephan schon geschrieben hat, auch festgestellt.
Sie gehören also nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Pflanzen!

Mehr dazu in Rothrist!

Liebe Grüsse

André
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Jürg Stäheli
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Hallo zusammen
Über den enormen Austrieb meiner Hopfenbuchen diesen Sommer bin ich sehr erstaunt. Sie sind alle sehr gesund und von keinem Schädling befallen, ausser ganz wenig Mehltau. Nach wenigen Wochen Austrieb, wurde im oberen Bereich etwas zurück geschnitten um die unteren Triebe zu fördern. Das ist gelungen, zum Beispiel das kleine unterste Ästchen auf Bild Nr.2 zu sehen, machte noch beinahe 80 cm Zuwachs.
Bis jetzt macht diese Art viel Freude, ich bin gespannt auf die Herbstfärbung
Gruss Jürg
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Jürg Stäheli
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Hallo zusammen
Meine Hopfenbuchen bereiten mir nur Freude.
Nach einer schönen Herbstfärbung 2012 wurden sie zurückgeschnitten und im Winter umgetopft. Ich werde sie vorläufig jedes Jahr umtopfen um das Nebari zu gestalten.
Dieses Jahr habe ich den Neuaustrieb zuerst stark wachsen lassen, dann im Juni zurückgeschnitten und dauernd pinziert. Das Ziel ist möglichst viele Knospen und Blätter zu bekommen und immer auf kurze Internodien umzusetzen. So gibt es die notwendige Dichte zur Auswahl für die Gestaltung.
Hier die Hopfenbuche Nr.5.
1. Bild im Mai 2012
2. Bild aktuell September 2013-09-01
Der Baum strotzt vor Gesundheit.
Jetzt ist es sehr wichtig ein Gestaltungsziel zu haben um den Baum dahin zu lenken.
Ich möchte einen sanften, frei aufrechten Baum anstreben.
Herzlicher Gruss
Jürg
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Tofufee
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Tofufee »

Hallo Jürg,

na, das nenne ich Zuwachs!
In nur zwei Vegetationsperioden, in einer relativ kleinen Schale - wow! *clap*
Grüße
Monika
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Jürg Stäheli
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Ja Monika, über den Zuwachs bin ich auch ganz erstaunt. Die Bäume haben anscheinend idealste Bedingungen. Die Hopfenbuche Nr. 5 auf dem ersten Bild, als neun Jahre alter Sämling, das zweite Bild, derselbe Baum mit einer Stammdicke, mehr als verdoppelt.
Liebe Grüsse Jürg
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Jürg Stäheli
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Hallo zusammen

Allen Hopfenbuchen geht es prächtig.

An der Hopfenbuche Nr.5 habe ich im Dezember 2013 einen Gestaltungsschnitt gemacht und verbliebene Äste mit Schnur ausgerichtet

Die Bäume wachsen wie verrückt, ich kann dauernd pinzieren.

Heute habe ich etwas Gestaltungsarbeit gemacht.
Die im Winter umgesetzte Spitze ist jetzt formstabil, so dass die Schnur entfernt werden konnte. Der Stummel wurde entfernt und die Wunde mit Wundverschlusspaste versorgt.
Im Kronenbereich, einen der gleich dicken Äste entfernt und der darunter liegende Ast mit Schnur ausgerichtet.
Mit dieser Gestaltungstechnik werde ich die nächsten Jahre den Baum aufbauen.

Herzliche Grüsse
Jürg
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Dezember 2013
Dezember 2013
Dezember 2013
Dezember 2013
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Tofufee
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Tofufee »

Hallo Jürg,

ja, das kann ich gut verstehen, dass du an diesen Bäumchen deine Freude hast, wenn die so klasse gedeihen.
Du hast wohl günstige klimatische Bedingungen UND!!! ein Händchen für sehr gute Pflege! *daumen_new*

Schön, dass wir hier jetzt mit verfolgen können, wie du deine tollen Bäume heran ziehst, danke fürs zeigen!

Herzlich
Grüße
Monika
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Jürg Stäheli
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Hallo Monika
Danke für das Kompliment! Zeige ich doch gerne.
Die Hopfenbuche ist für mich eine widersprüchliche Pflanze. Sie kommt in der Natur nur ganz begrenzt vor, an einigen Stellen in den südlichen Alpentälern. Anderseits gedeihen sie bei uns sehr gut, wie auch Stephan oben schreibt.
Diesen sehr kühlen und nassen Sommer scheinen sie zu mögen. Wenn die Sonne scheint, stehen sie allerdings den ganzen Tag in voller Sonne.
Liebe Grüsse
Jürg
Hörmann
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Hörmann »

Hallo!
Wie geht es Deinen Hopfenbuchen?
Ich habe mit einem Bonsaikollegen ein Wäldchen gestaltet und bin um jede Info dankbar.. Bäume stehen bei mir in Keto.
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Jürg Stäheli
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Jürg Stäheli »

Hallo Hörmann
Entschuldige die späte Antwort, ich habe nicht gesehen, dass da jemand ist, auf „Dies und Das“ gehe ich selten.
Allen Hopfenbuchen geht es sehr gut und machen Freude, der Austrieb ist prächtig.
Meine Bäume stehen in modernem Substrat, so wie Walter Pall das beschreibt, nur habe ich etwas andere Körnergrösse: 2 T 4-8 mm, 1 T 2-4 mm und nur mineralisch, also kein Torf. Was wichtig ist, ich gebe eine Briese Hornspäne dazu, aber Vorsicht - die Bäume explodieren.
Für den Baum Nr.5 habe ich im Winter eine Zukunft-Skizze gemacht, aber nur vom Stamm und den unteren Ästen, das ist der wichtigste Teil um einen Baum aufzubauen, die Silhouette wird sich dann ergeben.
Der Baum hat eine gute Anlage für eine zweistämmige Kreation.
Um gute Verzweigung und Ausgeglichenheit zu erlangen, beginne ich früh mit pinzieren.
Liebe Grüsse
Jürg
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Dezember 14 vor dem Schneiden
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Nach dem Gestaltungsschnitt
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März 15 Umtopfen, Wurzelschnitt
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Heute
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Zukunfts-Skizze
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Re: Hopfenbuche/ Ostrya carpinifolia

Beitrag von Kolibri »

Hallo Jürg,

dieser Beitrag ist für mich wieder ein Lehrstück mit den vielen Informationen in Wort und Bild.
Bislang konnte ich mir nicht recht vorstellen, wie Du die Bäume mittels Schnur formst, jetzt habe ich es verstanden. Nach meiner Erfahrung hält diese Schnur ca. ein Jahr, dann wird sie mürbe und reißt leicht. Dafür kann sie aber auch kaum einwachsen, oder?

Gestaunt habe ich auch darüber, wie wenig Wurzeln nach dem Wurzelrückschnitt noch vorhanden sind. Mich würde interessieren, wieviel Du weggeschnitten hast.

Deine Gegenüberstellung des Baumes und Deine Zukunftsvision gefallen mir auch sehr gut. Ich habe jetzt mehrere Tage versucht, bei einem meiner Bäume den künftigen Baum zu sehen. Deine Vorstellungkraft hätte ich gerne.

Bitte zeige uns weiter Bilder von diesen schönen Bäumen!

Herzliche Grüße
Ilonka
Bäume kennen keine Hektik.
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