Wie bestellt man in Japan ?

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abardo
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Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von abardo »

Hi,

ich lese hier immer wieder, dass sich einige etwas aus Japan schicken lassen. Mir selbst bereitet das aber ziemliche Schwierigkeiten.

Das geht schon bei der Suche los. Ok, es gibt google.co.jp und mit viel Glück finde ich den richtigen Knopf, um nur Seiten aus Japan zu durchsuchen, da ich aber weder der Sprache noch der Schrift mächtig bin, muss ich dann die englischen Begriffe eingeben, mit nur schlechter Ausbeute.
Die Ergebnisse verweisen mich dann zumeist natürlich zu Shops, die nur auf japanisch arbeiten, bestellen ist dann für mich Durchschnittseuropäer so gut wie unmöglich. Selbst die google-Übersetzung hilft da nicht wirklich ...

Vielleicht suche ich nur nicht richtig oder kenne einfach nicht die Shops, die auch auf englisch laufen und exportieren.
Da ja kommerzielle Links hier nicht erlaubt sind, würde ich mich sehr über ein paar hilfreiche Links per PN freuen.
Oder ihr postet hier, wie man besser suchen kann ...

Und dann ist da natürlich noch die Frage des Zolls, Einfuhrimportsteuer etc:
nur die wenigsten Versender kleben ein Zollerklärung ala "Geschirr, gebraucht, privat" aufs Paket und die Gebühren des Zolls sind nicht nur happig, sondern das Verfahren auch zeitraubend.
Für Schalen, Ständer etc geht das ja noch, aber für Bäume traue ich mich das erstmal gar nicht, damit mir dann UPS oder GLS drei Wochen später einen Brief schreibt, dass sie den Baum zustellen würden, wenn ich die Gebühren überweise oder übernehme.
Vielleicht hat jemand auch hier Tipps, wie man das besser gelöst bekommt und kann mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.

Vorab schonmal: Danke.

(ansonsten muss ich wohl japanisch und Katakana lernen, bevor ich dann mal in den Flieger steige ... puhhh)
Grüße, Frank
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Andreas R.
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Re: Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von Andreas R. »

Bäume müssen in Quarantäne wegen Seuchenschutz.
Schalen, Bücher und sowas sind sind eigentlich ganz unkompliziert.
Es gibt bei ebay japanische Verkäufer die englischsprachige Shops haben. Die findet man auch über die deutsche ebay-Seite. Die Angebote sind komplett auf Englisch und auch der Kontakt läuft auf Englisch. Übrigens sind die sehr freundlich und noch wirklich daran interessiert dass der Kunde zufrieden ist.
Die Versandkosten waren erstaunlich niedrig, da kosten oft Pakete innerhalb Deutschlands mehr. Man muss aber darauf achten, dass ohne Versicherung verschickt wird, sonst wird es deutlich teurer.
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ChristianB
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Re: Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von ChristianB »

Hallo,
ich bestelle regelmäßig in Japan, z.b. jedes Jahr das Kokufu Album, dass ich dann bereits im Mai/Juni in den Händen habe.
Dieses Jahr hat es mich 75 EUR gekostet.
Die Versandkosten variieren, viele Anbieter bieten keinen Land/Seetransport an. Die anderen Transportarten (heißen dann EMS und SAL von der japanischen Post) sind teuer und lohnen sich dann nur bei kleineren Artikeln wie Werkzeug oder Büchern.
Bei Schalen wird es dann so teuer, dass Du für eine 50er Schale auch mal 200 EUR Frachtkosten bezahlst, wenn der Anbieter die Schale nur per EMS oder SAL verschicken möchte. Incl. Steuer und Zoll ergibt sich dann eigentlich kein Preisvorteil gegenüber dem Handel hier.
Grundsätzlich entfallen Einfuhrumsatzsteuer (19 %) und evtl. Zoll auf den Kaufpreis + Versandkosten. Der Zoll ist je nach Warenart unterschiedlich. Bei Büchern und Werkzeugen fällt er nicht ins Gewicht, bei Schalen schon.
Eigentlich müsste die Post Zoll und Steuern bei Dir kassieren, falls immer möglich versucht die das aber auf die Zollämter abzuwälzen, so dass Du die Lieferung beim Zoll abholen musst (Aufberwahrungsfrist 2 Wochen). Beim Zoll musst Du eine "plausible" Rechnung vorlegen.
Abstrus niedrige Fake-Rechnungen oder als Warenprobe und Geschenk deklarierte Sendungen bringen keinen Erfolg bei der Vermeidung von den Abgaben ;-)

Den Versuch auf eigene Faust Pflanzen zu kaufen und zu importieren würde ich nicht machen. Du benötigst vor Ort einen Exporteur, der in Japan den Papierkram für dich erledigt, bei der Einfuhr in die EU sind einige Vrschriften zu beachten u.a. müssen die entsprechenden Planzenschutzzeugnisse vorlegen und bei einigen Arten sind Quarantänezeiten einzuhalten (wo machst Du das?), bestimmte Arten dürfen nicht eingeführt werden, die Frachtkosten für ein zwei Bäume sind dann auch exorbitant hoch das Risiko liegt immer bei Dir.
Aber es gibt ja bei genügend Händler, die regelmäßig nach Japan fahren und Dir Deinen Wunschbaum anbieten und importieren können. Hier lohnt es sich nicht nur auf deutsche Händler zu schauen sondern z.B. auch nach Holland, Spanien, Tschechien oder Polen.

(das Problem sind ja eher die Kanji. Hiragana und Katakana kann man in einer Woche drauf)
Viele Grüße

Christian
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abardo
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Re: Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von abardo »

Hallo,

danke für die vielen Infos an euch beide ...
ChristianB hat geschrieben: Aber es gibt ja bei genügend Händler, die regelmäßig nach Japan fahren und Dir Deinen Wunschbaum anbieten und importieren können. Hier lohnt es sich nicht nur auf deutsche Händler zu schauen sondern z.B. auch nach Holland, Spanien, Tschechien oder Polen.
Wo wieder das Problem ist, dass nur wenige gute Onlineshops haben, oder die Auswahl nur marginal ist. Und einfach mal auf Verdacht nach Holland oder Spanien fahren, ist ja auch eher suboptimal.
In Deutschland gibt es ja wenigstens zwei, drei Händler, die ihr Sortiment komplett zu Amazon/eBay hochladen und ein paar wenige, die einen ordentlichen Shop haben, aber was da so in Polen, USA, Holland oder eben Japan so online ist *kopfkratz*, da sind die in Singapur und Hongkong viel fitter.
Naja, vielleicht kommen die restlichen Händler dann ja auch irgendwann mal in der Neuzeit an ...

Aktuell suche ich halt Tische, Wurzelholzständer und Unterleger, die einfach zu findenden Shops (so ca. 50) bin ich durch, da war das Angebot recht begrenzt. Da muss es doch irgendwo auf der Welt einen Spezialisten geben, der nur sowas herstellt, 500 verschiedene Exemplare hat und bei dem man lässig online bestellen kann. Wenn da noch jemand ein paar Links per PN hat, würde mich das sehr freuen.
Grüße, Frank
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Niccc
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Re: Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von Niccc »

Ich werfe mal was nachträglich ein, weil das doch ziemlich mein Studiengebiet der Logistik betrifft.

Der Import aus Japan ist theoretisch relativ einfach, allerdings stößt du mit versenden per Ups, DHL, Fedex und Co. ziemlich schnell an finanziell nicht mehr zu stemmende Grenzen.

Bsp. Dünger: Biogold kostet umgerechnet ca 30 Euro für 5 Kg in Japan, mit Post Gebühren bist du aber ganz schnell bei einem Preis der wesentlich höher ist als wenn du hier bei einem Händler kaufst.

Daher, müsste man andere Wege nutzen um Frachtgut mit höherem Gewicht als ein paar einzelne Bücher zu beziehen.
Das einzige was mir da direkt in den Sinn kommt sind LCL transports also Teil Container Ladungen. Das Prinzip dahinter ist, dass mehrere Bestellungen von unterschiedlichen Bestellern zusammengefasst werden und dann per Schiff versendet werden.
An sich eine Möglichkeit, da die Frachtraten für einen qm sehr gering sind (je nach Angebot zwischen 100 und 500 Euro).
Die Crux an der Sache ist, das du nicht nur die Frachtraten bezahlen musst, sondern z.b auch die Kosten für den Transport zum Hafen, die zwischen Lagerung, das Verladen etc., und das nur im Ursprungsland.
Das selbe würde noch einmal auf einen zukommen im Zielland.
Ich habe hier nur den optimalen Fall beschrieben, im schlimmsten Fall kommen noch Quarantänekosten, Dekonsolidierungs und Konsolidierungskosten beim Umladen falls du keinen direkten Container bekommst, Kosten für Gutachten und Beglaubigungen etc..

Ich habe im letzten Semester mal spaßeshalber ausgerechnet ab welcher Schwelle es sich lohnen würde Biogold aus Japan direkt zu beziehen und die liegt mit dieser Methode bei ca 1qm und ab 2qm lohnt es sich erst wirklich.

Soviel zum Transport.
Ein weiteres Problem stellen die unterschiedlichen Regulierungen dar, die von der EU und Deutschland erlassen wurden bezogen auf bestimmte Produkte.
Dünger, Werkzeug (solange es nicht unter das Waffengesetz fällt), Bücher, mineralische Substrate, Tische, Schalen etc. stellen kaum ein Problem bei der Einfuhr dar, wenn dann der Dünger und das Substrat, aber das kann man im Vorfeld beim zuständigen Pflanzenschutzamt erfragen.

Pflanzen nach Deutschland ist schon eher ein Problem. Die Arten, die nicht eingeführt werden dürfen sind explizit in Sperrlisten aufgeführt die du frei zugänglich im Internet findest. Die allgemeine Einfuhr von Pflanzen aus dem asiatischem Raum ist mit der Auflage eines Pflanzengesundheitszeugnisses und noch diversen anderen Sachen hier in Deutschland verbunden, die alle auf deine Kosten gehen.

(Der nächste Absatz soll nicht zu Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten ermuntern sondern das Thema vollständig beleuchten)

Natürlich gibt es auch hier Schlupflöcher, wie bsp der Import über andere EU Länder.
Dabei importiert man die jeweiligen Sachen in ein anderes Land der EU. wodurch hierbei die jeweiligen Importregulierungen des Landes gelten welche unter umständen wesentlich "lockerer" sind als die Deutschen (hierbei ist z.b Spanien zu nennen).
Das Prinzip, das da hinter steckt ist, dass durch das abgeschlossene Importverfahren die Pflanzen als "spanische Pflanzen" gelten und der Import nach Deutschland dann als Import aus einem anderen EU Staat gilt.
Die Crux an der Sache ist aber, dass falls es raus kommen sollte, du dich in einer rechtlichen Grauzone befindest und es durchaus zu einer Beschlagnahmung der Güter kommen kann......Also mein Tipp Finger weg davon!!!!

Alles in allem, ist es keine gute Idee Sachen aus Japan selbst zu bestellen, die nicht in üblichen Mengen bzw. geringen Gewichtsklassen liegen weil sonst ein Haufen Arbeit auf dich zukommt.
Einen anderen Weg gibt es noch und zwar kann man einen "Forwarder" nehmen, der die Formalitäten und Durchführung für einen übernimmt, aber das lohnt sich erst ab wirklich großen Mengen (Container aufwärts).

Ich hoffe ich konnte dieses Thema etwas veranschaulichen und erklären warum sich ein Import von gewissen Waren für nicht Gewerbliche Kunden nicht lohnen kann, es sei denn du möchtest dir einige Tonnen Biogold auf die Hohekante legen und für jeden Tag des Jahres einen neuen Werkzeugsatz zulegen. *ironie*
Gruß Niklas
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Norbert
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Re: Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von Norbert »

Hallo Niklas,

Danke für deine Erleuterungen.
Aber warum soll es eine rechtliche Grauzone sein, über Spanien zu importieren?
Sowas geht doch sowieso nur, wenn du eine Niederlassung oder einen Kontaktmann in Spanien hast, der dann als Importeur fungiert. Dann ist es aber auch legal.

Oder meintest du was anderes?

Gruß Norbert
Niccc
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Re: Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von Niccc »

Ich wollte darauf hinaus, dass man bestehende deutsche Verordnungen und Sperrlisten bezüglich des Imports, über andere EU Länder umgehen kann.
Das Problem dabei ist, dass es zwar, aufgrund von EU Gesetzen absolut legal ist, aber der Zoll auch durchaus einen gewissen Spielraum hat und einem ziemlich auf den Geist gehen kann mit Papieren etc. (Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen) :evil: :evil: :evil: :evil:

"Grauzone" ist vlt. etwas drastisch formuliert, weil es durchaus den bestehenden Gesetzen folgt, der Punkt ist aber, dass der Zoll einem trotzdem durch Unwissenheit, weil jemand mit den Papieren Mist gebaut hat etc., trotzdem die Ware zurückhalten kann.
Die Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr gering bei Warensendungen im kleinen Rahmen, also z.b 1-3 Bäume, weil hier gar nicht die Kapazitäten bei den Behörden vorhanden sind um die Masse an klein Sendungen zu kontrollieren und der Warenverkehr in der EU normalerweise frei ist.

Wenn jetzt z.b aber ein AK auf die Idee kommt, diesem Weg zu folgen (was zumindest mit dem Container durchaus Sinn macht), dann sehe ich schon eine wesentlich höhere Gefahr, dass mal eben ein ganzer Container mit Pflanzen, bis zum beschaffen der geforderten Dokumente, was durchaus einige Wochen bis hin zu Monaten dauern kann, zurück gehalten wird.
Die Gefahr besteht besonders bei Fehlern im Importverfahren, hier z.b Japan - Spanien, was grade bei unerfahrenen Importeuren passieren kann.

Ist ein ziemlich komplexes Feld und ich möchte mich tunlichst nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und eine Anleitung geben wie man es machen kann, bzw. ein "How to import restricted speciments from the far east" einstellen. *ironie*

Natürlich gibt es Importeure in anderen EU Ländern die durchaus wissen was sie tun und über die man einen solchen Kauf abwickeln kann, aber bei solchen Geschäften sollte man sich wirklich vorsehen da leider, grade in diesen Bereichen viele "Bauernfänger" unterwegs sind, die einem zwar die Waren hier hin holen aber ob die Waren aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen jemals beim Empfänger ankommen ist dann mehr als fraglich.
In diesem Zusammenhang sind grade chinesische Unternehmen zu nennen, wobei man auch hier bei weitem nicht alle über einen Kamm scheren kann, aber durch die schiere Masse an Anbietern dort ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch.

Ach so noch als Zusatz. Wenn es jemanden näher interessiert kann er gerne Fragen wie das Vorgehen bei einer solchen Bestellung ist. Ich werde aber keine Anfragen in Richtung "würden sie mir bitte eine Bestellung von Ware XYZ, abwickeln, ernsthaft beantworten, da dies zum einen nicht in meinen spezial Bereich fällt ( supply chain management) und die rechtlichen Konsequenzen, die dadurch auf mich zukommen würden, nicht unbedingt der Traum meiner schlaflosen Nächte sind.

Gruß Niklas
Niccc
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Re: Wie bestellt man in Japan ?

Beitrag von Niccc »

Nachtrag: Ich wollte mich mit der Grauzone explizit auf Bestellungen beziehen die offensichtlich nur über andere EU Staaten abgewickelt wurden um bestehende dt. Verordnungen zu umgehen.
Also z.b Import nach Spanien und weiterversandt noch in der dort vorgeschriebenen Quarantänezeit, oder ein dortiger Import und dann das ungeöffnete Packet (am besten noch mit original Packzettel) weiterversenden.
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