Überleben und Sterben

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holgerb
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Überleben und Sterben

Beitrag von holgerb »

Ein Thema, dessen sich jeder bewusst sein sollte, ist das Steben eines ausgegrabenen Baumes.

Man kann viel tun, um den Baum zu unterstützen, es kann aber durchaus auch vergeblich sein.

Für die Ausgrabung eines Baumes, der wild gewachsen ist oder schon lange an seinem Standort gewesen ist, kann man keine Garantie des Überlebens geben, wenn man ihn ausgräbt.

Grundsätzlich ist aber eine Pflanze immer "Willens" zu Überleben, weiterzuwachsen und zu gedeihen.
Das ist einerseits eine positive Nachricht, andererseits erweitert es den Zeitraum des Versagens.

Es kann euch also durchaus passieren, daß ihr beim Ausgraben alles richtig macht, der Baum auch offensichtlich nicht allzu großen Schaden davonträgt und dennoch, er kann noch spät an diesem Eingriff sterben...

Woran liegt das eurer Meinung nach?
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MUGO
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von MUGO »

das das gelichgewicht nicht mehr stimmt. das heißt da szu wenig wurzeln vorhanden sind.
oder das der standortwechsel und die neuen bedingungen zu viel stress sind und das er sich nicht anpassen kann.
Gruß Philipp
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sloe
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von sloe »

Zu wenig Wurzeln ist mit Sicherheit das grösste Risiko.
Dazu fällt mir spontan der Kirschbaum in unserem Garten ein. Der hilfsbereite Gärtner hat dem "wurzelnackten" Baum auch noch die letzten Wurzeln abgeknipst. Das war vor vier Jahren. Der Baum ist bis heute keinen Zentimeter gewachsen!

Ein weiteres Problem können die veränderten Lichtbedingungen sein. Wenn so ein Kleiner aus dem Wald plötzlich im sonnigen Garten steht, kann ihn das vielleicht schon aus dem Gleichgewicht bringen.
Gruss - Wilma
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Marco Manig
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von Marco Manig »

Gleichgewicht ist eigentlich das Stichwort. Das Gleichgewicht der essenziellen Elemente ist grundsätzlich anders als im vorherigen Standort, bedingt durch anderes Substrat, anderes Gießverhalten, anderes Düngeverhalten. Lichtangebot und natürlich das eingeschränkte Platzangebot sind weitere Faktoren, die einem ausgegrabenen Baum das Überleben erheblich erschweren. Die fehlende Vorbereitung auf ein Ausgraben ist auch nicht grad förderlich, die Zeit und der Zeitpunkt sind kriegsentscheidend. Man kann nur hoffen, dass der Kandidat für die Ausgrabung nicht durch irgendwelche schädigenden Umwelteinflüsse zu stark geschwächt ist.
Gruß, Marco

"Eines ist sicher! Nichts ist sicher! Nicht einmal das ist sicher!" Ringelnatz (bin mir aber nicht sicher)
Uwe_Kl
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von Uwe_Kl »

Hallo,

auch wenn beim Ausgraben und bei der nachfolgenden Pflege alles richtig gemacht wird: möglicherweise steckt in der ausgegrabenen Pflanze schon das Ableben drin.
In der freien Natur mag die Pflanze sehr vital aussehen. Trotzdem kann es sein, das ein Pilz/Virus/was auch immer im Inneren schon sein Unwesen treibt. Durch die drastischen Veränderungen (Standort, Wurzeln, Substrat etc.) wird das "vorprogrammierte" Ableben beschleunigt.
Mein Fazit in diesem Punkt: Yamadori-Kandidaten längere Zeit (Vegetationsperioden) beobachten und auf das Ausgraben vorbereiten.

ps: ich habe die Fragestellung und das Detail: "... er kann noch spät an diesem Eingriff sterben..." gelesen und die Zielrichtung: "was kann bei der Nachsorge der der ausgegrabenen Pflanzen schiefgehen" für mich verstanden. Ich möchte aber die Fragestellung aus meiner Sicht dahin gehend erweitern dürfen, dass es ggf. nicht zwingend an dem "Eingriff" und der Nachsorge liegt, wenn eine ausgerabene Pflanze nicht überlebt.


MfG Uwe
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Holger
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von Holger »

Ich denke mal, fast jeder ausgegrabene Baum ist erst mal ein Patient, der auch so behandlet werden muss, nicht so sehr wie ein robuster gesunder Baum.

Zum einen fällt immer Wurzelwerk, das führt zwangsläufig dazu, dass ein eingespieltes, sich im Gleichgewicht befindliches System ins Trudeln kommt und sich zumindest neu ausrichten muss. Dabei wird dieses System je nach Größe noch einige Zeit von den Reserven zehren können, aber ohne Neuausrichtung bricht es zusammen.

Bäume, die z.b. aus den Bergen genommen werden (gilt auch für andere Bereiche, aber hier ist es dann mit den Wurzeln anders) können zum Teil mit dem meisten Wurzelwerk geborgen werden, so dass dieses Problem wegfällt. Hier ist allerdings der klimatische Wechsel ein mittlerer "Kulturschock", so dass es halt auch ein Patient ist, der sich anpassen muss - oder nach einiger Zeit wegbricht.

ich denke mal, in einem gewissen Rahmen werde ich an einen geborgenen Baum wie an einen kranken Baum herangehen müssen.

Gruß
Holger
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Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
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sloe
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von sloe »

Nach dem Eingriff kann der Patient mit Krankheitserregern in Kontakt kommen, die sein Immunsystem nicht kennt und evtl. überfordert...
Gruss - Wilma
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holgerb
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von holgerb »

Alles richtig was ihr da so schreibt.

Die Auswirkungen lassen sich oftmals erst spät feststellen, da sind tierische Schädlinge noch die einfachsten Zeiger, um ein Problem auszumachen.

Aber auch ohne Schädlingseinfluss kann der ausgegrabene Baum selbst nach neuem Austrieb noch wieder aufgeben.

Das liegt dann wieder am "Alles oder Nichts" - Prinzip.

Nach dem einschneidenden Ereignis des Ausgrabens versucht der Baum natürlich mit allen Mitteln die verlorengegangenen Teile zu ersetzen. Ist der Baum vorher schon schwach gewesen muss er möglicherweise dazu auch die Reserven mit einbeziehen.
Selbst wenn dann ein Austrieb sichtbar ist, kann dennoch, wenn nicht alles hundertprozentig glatt geht, der Selbstrettungsversuch vergeblich sein und der Baum stirbt.

Es ist also durchaus normal, wenn nicht alle von euch ihre Bäume durchkriegen, das liegt in der Natur der Dinge. Aber nachdem was ich gesehen habe bin ich recht zuversichtlich.

An der Natur sehe ich, daß es (zumindest bei uns) jetzt Zeit ist auszugraben, natürlich abhängig von der jeweiligen Sorte. Holunder sind schon sehr weit, haben erste Blätter, Hainbuchen sind dick geschwollen und auch die Ahörner werden bald loslegen...

Schönes Restwochenende noch....
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Uwe_Kl
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Frage zu einem Beitrag im Unterforum Baum-Präsentation, @ Ho

Beitrag von Uwe_Kl »

Hallo Holger,

ich beziehe mich auf den Beitrag:

http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopi ... =4&t=21008

Da ich den Beitrag nicht mit meinen Beginnerfragen zerreissen möchte meine Frage hier:

Herr Thali schreibt: " ... Ich gab dem Baum eine Gnadenfrist von einem Jahr, wechselte das Substrat und stellte ihn an einen windgeschützten Ort. ...".

Mir stellt sich die Frage, aus welchem Substrat hat Herr Thali in welches Substrat umgetopft, um das Überleben (in Kombination mit dem Standortwechsel) zu erreichen?
Ich gehe davon aus, dass Herr Thali weis, in welches Substrat Yamadoris nach der Bergung gesetzt werden.

Kannst Du die Frage ggf. klären?


Danke und mfG Uwe
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holgerb
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von holgerb »

Uwe, diese Frage kann Dir nur Peter selbst beantworten, ansonsten werde ich ab sofort Hellseher :D

Gruß

Holger
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von Uwe_Kl »

Hallo Holger,

nunja.
Ich wollte Dich nicht zu hellseherischen Aussagen bewegen.
Mein Ansinnen war, dass Du als "Hirsch, der hier röhrt" ggf. von Herrn Thali eher eine Antwort bekommst als ich.
Aber so wichtig war meine Frage nicht. Also: zurück zum Lehrplan.

:-)

MfG Uwe
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sloe
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von sloe »

Ich hätte da auch mal ne Frage:
Man hört und liest ja immer wieder, dass die Bäume nach dem Umtopfen keinen Frost mehr abbekommen solllen. Warum? Was passiert dann "im" Baum? Ist eine Frostnacht wirklich tödlich, oder sind nur längere Frostperioden gemeint?
Gruss - Wilma
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holgerb
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von holgerb »

Hmm, Wilma.

Das kommt darauf an.
Ich habe bereits einen Holunder und einen Ahorn umgetopft und so'n leichten Nachtfrost haben die auch schon hinter sich, ich denke es kommt ganz auf die Sorte und den allgemeinen Zustand an.

Das Problem bei frisch umgetopften Bäumen und Frost ist folgendes:

Nee, das könnt ihr genauso gut wie ich beantworten.

Kleine Hilfestellung:

Was macht man beim Umtopfen und was passiert bei Frost?

Denkt mal erst selber nach.... *nenene* :mrgreen: *undwech*

@ Uwe_Kl:

Deine Frage ist doch durchaus berechtigt. Auch wenn ich hier "lehre", ich kenne Peter Thali genauso wenig wie Du und es wäre ebenso egal ob ich das frage oder Du. Wie Peter hier bisher aufgetreten ist lässt mich keinen Grund erkennen, warum er nicht auch einem Anfänger antworten sollte. Probiers doch einfach aus, er kann Dir schon nicht den Kopf abreissen und wenn's Dir in der Öffentlichkeit nicht recht ist, dann schreib ihm doch eine PN. Ich glaube nicht, daß er Dir nicht antworten wird.

Gruß

Holger

P.S.: Sollte ich in der nächsten Zeit seltener hier sein, dann liegt das an der beginnenden Saison und der damit verbundenen Arbeit, habt also bitte etwas Geduld mit mir.....
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sloe
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von sloe »

Nee, das könnt ihr genauso gut wie ich beantworten.
Typisch Lehrer! :wink:

Mein müder Erklärungsversuch war folgender:
Beim Umtopfen / Wurzelschnitt entziehen wir dem Baum Energie (die er in den Wurzeln gespeichert hat). Der Baum wird daraufhin aktiv, um den Verlust auszugleichen. Ein durchgefrorener Wurzelballen unterbricht diese Aktivität, der Stoffwechsel zwischen oben und unten wird unterbrochen. Ggf. mit ungesunden Auswirkungen...

Und jetzt bitte Deine Korrektur.
Gruss - Wilma
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MarionS
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Re: Überleben und Sterben

Beitrag von MarionS »

Auch beim Menschen muss eine äußerlich rein körperlich geeignete Person für eine bestimmte Strapaze nicht geeignet sein. Muckis müssen eine Belastung abkönnen, ob kurz und hart oder lang und ausdauernd. Da sagen die Kilos an Muckimasse gar nichts. Das ganze Körpersystem muss darauf eingestellt sein, bei dieser Belastung sauber zu funktionieren, schnell viel Energie bereitzustellen oder lange gleichmäßig zu versorgen.
Das simple Leben als Solches ist bereits eine solche "Belastung". Ich bin es gewöhnt, bei Doppeldienst 10h auf den Beinen zu sein und marschiere danach auch noch fröhlich zum Bahnhof und vom Bahnhof nach Hause.

Als krudes Beispiel fallen mir sogar die Vespas meiner Eltern ein: maschinell identische, fabrikneue Zwillinge, die aber durch den unterschiedlichen Fahrstil meiner Eltern nach Jahren auch unterschiedlich reagierten, ob man es glaubt oder nicht.

Ein Kollege fuhr morgens und abends je 15km mit dem Rad zur Arbeit.
Als er pensioniert wurde, fiel diese Belastung weg. Ein halbes Jahr später wurde er krank - das fehlte ihm einfach!

Ich bezweifle von da her nicht, daß es Pflanzen vergleichsweise gehen kann.
Entfernt man eine von ihrem angestammten Platz - was bei Pflanzen in der Biologie gar nicht vorgesehen ist! - erleidet sie eigentlich immer einen gewissen Stress. Eine mager aufgewachsene Pflanze kann an einem zu fetten Ort kaputt gehen und umgekehrt. Den Unterschied sehen wir Menschen eventuell gar nicht, da wir nur schwer die Bedingungen an Licht, Luftfeuchte, Luftbewegung, Nährstoffzufuhr, Substrateigenschaften und Substratfeuchte erfassen und nachstellen können, so wenig wie den Geschmack von Kaffee mit seinen zigtausend Aromen.
Gruß,
MarionS

Liebhaber des Raumübergreifenden Großgrüns
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