Sechseckige Schale mit japanischer Handschrift

.... und Peter Krebs antwortet.
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Heike_vG
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Sechseckige Schale mit japanischer Handschrift

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Peter,

diese Schale habe ich entweder Ende der 80er oder Anfang der 90er Jahre gekauft, leider weiß ich nicht mehr wo und wann genau.
Ich weiß nur noch, dass sie damals für eine eher kleine Schale (20 cm Durchmesser, 7 cm hoch) ungewöhnlich teuer war, etwa 100,-DM.

Im Boden befindet sich ein Siegel, das ich nicht zuordnen konnte, jedenfalls war es in keinem der bekannten Verzeichnisse zu finden.
Außerdem sind von Hand japanische Zeichen eingeritzt.
Ich weiß nicht, ob ich sie richtig herum fotografiert habe, oder vielleicht auf dem Kopf stehend!?

Abgesehen davon, dass ich am liebsten wüsste, was dort geschrieben steht (ein Vers, eine Widmung, Datum, Namen?), würde mich interessieren, ob diese Handschrift ein Anzeichen dafür ist, dass der Töpfer dieser Schale einen besonderen Wert zugemessen hat, sie als besonders gelungen betrachtet hat, als Einzelstück gefertigt hat o.ä.
Ich gehe davon aus, dass bei gewöhnlicher Reihen- und Massenfertigung, auch wenn sie von Hand stattfindet, keine solchen Schriften zu finden sind.
Oder liege ich da falsch?

Liebe Grüße,

Heike
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der1
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Beitrag von der1 »

Hallo Heike,

vielen Dank fürs Zeigen dieser Schale. Ich habe dazu auch wieder einmal Vermutungen (und auch Fragen), halte mich aber lieber erst einmal zurück, bis wirklich fachkundiger Rat eingetroffen ist.

Was ich allerdings mit ziemlicher Sicherheit zu behaupten wage: Das letzte Bild müsste richtig herum sein. Was dort steht kann ich aber nicht sagen, ich tippe aber rein vom Bauchgefühl her auf einen weiblichen Namen.

Liebe Grüße

Christian
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Heike_vG
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Beitrag von Heike_vG »

Danke, Christian!

Ich bin gespannt, was es noch zu erfahren gibt. :wink:

Liebe Grüße,

Heike
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peter krebs
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Kleine Schale

Beitrag von peter krebs »

Hallo, liebe Heike,

zu Deiner kleinenSchale: diese Art von Schalen wurden vor ca. 10 bis 15 Jahren relativ oft in in kleineren Mengen aus Japan nach Deutschland eingeführt. Oft waren es handgefertigte Schalen kleinerer Töpfereien oder Einzelstücke privater Töpfer. Diese Schalen waren teuer bis sehr teuer. Auch heute bezahlt man in Japan noch, je nach Bekanntheitsgrad des Töpfers, gerne Preise zwischen 100,- Euro und ca. 3000,- Euro. (Traumland für deutsche Töpfer :( )
Das SIEGEL der Töpferei und die Handsignatur des Töpfers stehen richtig herum, nur interpretieren kann ich sie leider auch nicht.
Eine Massenanfertigung ist es auf keinen Fall. Genaues Alter ist bei allen Schalen äußerst schwierig. Bei Deiner Schale schätze ich so ca. 25 Jahre. Da diese Art von teuren handgearbeiteten Schalen heute so gut wie nicht mehr importiert werden, würde ich sagen: ab in den Garten oder in die Vitrine. :lol:

Herzliche Grüsse

Peter

P.S. Was macht ein Krebs im Winter?- Töpfern, was sonst!
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achim73
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Beitrag von achim73 »

Da diese Art von teuren handgearbeiteten Schalen heute so gut wie nicht mehr importiert werden
woran liegt sowas eigentlich ? oder z.b. auch die tatsache, dass man diese schönen porzellanschalen (aus dem anderen thread) hier so gut wie nie findet, obwohl sie in china recht verbreitet sind ? oder dass hier unheimlich viele schalen aus yixing verkauft werden, aber so gut wie keine aus den anderen töpferzentren ?
Gruss, Achim
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peter krebs
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Töpfersiegel

Beitrag von peter krebs »

Hallo liebe Heike,

habe noch vergessen ein Beispiel teurer Japanischer Schalen beizufügen.

Siehe hier:

http://www.bonsaischalen.info/index.php ... tusukinowa


Hallo Achim,

Das liegt nur an der Nachfrage des Kunden an den Händler. Keine Nachfrage, kein Import.
Ist bei alten Schalen genauso, kein Markt, keine Nachfrage, kein Import. :cry:

Viele Grüsse

Peter
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Heike_vG
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Beitrag von Heike_vG »

Lieber Peter,

vielen Dank für diese Informationen, das ist total spannend, was ich hier erfahren darf!

Und der Schriftzug von Yuusen Tusukinowa aus Deinem Link sieht dem auf meiner Schale wirklich verblüffend ähnlich, jedenfalls für mein Auge, das keinen besonders geschulten Blick für asiatische Schriftzeichen hat.
Aber sogar der Querstrich unten drunter hat denselben kleinen Knick und die stärkste Tiefe nach zwei Drittel...
Hältst Du es für möglich, dass meine Schale von jenem Yuusen Tusukinowa stammt?

Wenn ich mal einen passenden Baum für diese Schale finde, bepflanze ich sie sicherlich auch wieder.
Es müsste eine dicke, kleine gedrungene Kiefer mit leichter Tendenz zur Halbkaskade sein, irgendwas in der Art, oder?

Liebe Grüße,

Heike
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peter krebs
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Schalensiegel

Beitrag von peter krebs »

Hallo, liebe Heike,

für Siegelbestimmung siehe im neuen thread:

"Töpfersiegel asiatisch"

Herzliche Grüsse

Peter.
Zuletzt geändert von peter krebs am 13.11.2008, 18:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Heike_vG
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Beitrag von Heike_vG »

Lieber Peter,

genau diese Quellen habe ich auch schon durchstöbert, bin in diesem Fall aber nicht fündig geworden.
Das ist aber auch nicht unbedingt zu erwarten gewesen, wenn es sich hier um kleine, private Töpfereien handelt, die nur geringe Stückzahlen hergestellt haben.

Die herrlichen Schalenbücher von Harald hätten einen riesigen Reiz für mich. Zu bekommen sind sie sicherlich sehr schwierig, nur mit den entsprechenden Beziehungen in Japan und sehr teuer.
Daher wäre ich wirklich glücklich, wenn ich irgendwann einmal die Gelegenheit bekäme, sie wenigstens einmal einsehen zu dürfen. :wink:

Liebe Grüße,

Heike
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peter krebs
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Schalenbuch

Beitrag von peter krebs »

Hallo,liebe Heike,

kannst Du Dir im Januar ansehen, ist mein Buch. :o :o :o

Gruss

Peter
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der1
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Beitrag von der1 »

Hallo nochmal,

vielen Dank, Peter, für deine Erläuterungen. Sie decken sich mit meiner Vermutung, dass diese Schale handgetöpfert ist. Meine Vermutung stützte ich vor allem auf Merkmale, die man von unten sehen kann. Da ist zum einen der schon fast kalligraphisch anmutende Schriftzug, sowie auch das nicht perfekt runde Abzugsloch.

Dann sind da allerdings auch die nicht ganz exakt ausgerichteten Befestigungslöcher (man achte auf den Abstand zwischen Befestigungslöchern und Füßen) und die sichtbaren Linien, an denen möglicherweise die Noppen / Nieten ausgerichtet sind. Kann man daraus schließen, dass diese Schale eventuell doch in einer größeren Serie gefertigt wurde?

Nun einmal ein Ausflug ins Japanische. Der Querstrich, den man als Unterstreichung interpretieren könnte, gehört zum Namenszeichen. Ebenso bin ich ein wenig irritiert über die Schreibweise des Namens "Tusukinowa", da es in der weit verbreiteten Hepburn-Umschrift für japanische Zeichen keine Silbe "tu" gibt. Ich frage mich da gerade, ob der Mann nicht eventuell "Tsukinowa" heißt.

Liebe Grüße

Christian
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peter krebs
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Schalensiegel

Beitrag von peter krebs »

Hallo liebe Heike,

Heike, ich würde es Dir ja von Herzen wünschen, dass diese Schale von Tusukinowa ist. Aber ich glaube, Tusukinowa hat so wenige Schalen getöpfert, dass man wahrschienlich keine einzige davon in Europa findet. :cry:
Noch mal zum Siegel: bei handgeschriebenen Siegeln wird es noch komplizierter als es so schon ist. Du musst Dir das so vorstellen, es ist wie bei uns in der westlichen Welt, jeder hat eine ihm eigene Handschrift, die zum Teil für andere gar nicht lesbar ist, so ist das auch in Asien. Dazu kommt noch, daß die ersten Schriftzeichen auch folgendes bedeuten können: hergestellt von, gemacht von, getöpfert von usw., das ist noch gar kein Siegel. Die zwei, drei nachfolgenden Zeichen oder das Siegel selbst, ist erst das Zeichen des Töpfers. (diese Zeichen, siehe im ersten Artikel in „ Schalensiegel“)


Hallo Christian,

gut beobachtet, aber was ist eine große Serie, und was ist Massenware? Ich denke, wenn ein privater Töpfer 100 bis 200 Schalen von einer Form töpfert, ist das noch eine kleine Stückzahl. Große Töpfereien mit Stückzahlen von bis zu 10.000 von einer Form, wäre dann Massenware.

P.S. Setze doch den letzten Teil dieses Berichtes in den thread „Schalensiegel, vielleicht kann uns da jemand weiterhelfen.

Viele Grüsse

Peter
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Heike_vG
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Beitrag von Heike_vG »

Vielen Dank, Christian und Peter!

Was ich hier alles erfahre... :shock: ich bin begeistert, hier und da wieder ein wenig mehr Verständnis zu erwerben.

Viele Jahre lang hatte ich eine Menge Fragen und keine Antworten. Endlich hat sich das geändert!

Liebe Grüße,

Heike
Zuletzt geändert von Heike_vG am 11.11.2008, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schalenbuch

Beitrag von Heike_vG »

peter krebs hat geschrieben:kannst Du Dir im Januar ansehen, ist mein Buch.
Darauf freue ich mich wirklich! *bouncer* Danke!!!

Liebe Grüße,

Heike
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Tsukinowa

Beitrag von peter krebs »

Hallo, Christian,

Du hast wirklich super recherchiert. Der japanische Töpfer heißt wirklich Yusen Tsukinowa. Ich habe es so abgeschrieben wie es in dem Artikel stand, ohne zu recherchieren. Habe auf der Info Seite schon alles verbessert. Vielen Dank! :lol:

Viele Grüsse

Peter
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