Kiyonaga (1752-1815) - Bonsaibild

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gunter

Kiyonaga (1752-1815) - Bonsaibild

Beitrag von gunter »

Kiyonaga Torii war Schüler von Kiyomitsu Torii und wurde von ihm adoptiert. Er hat wie die meisten Farbholzschnittmeister seiner Zeit überwiegend Szenen aus dem Alltagsleben in Edo, insbesondere in dessen Vergnügungsviertel, und Portraits von Kabuki-Schauspielern gemalt. Er malt in einem bereits von der westlichen Kunst beeinflussten, realistischen Stil. Das abgebildete Blatt stammt aus einem 1787 erschienenen Album aus sieben zu einem Faltbuch zusammengebundenen Farbholzschnitten mit Szenen am Neujahrsmorgen in Edo. Es zeigt die Kurtisanen in einem der "Grünen Häuser" bei der Morgentoilette.

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Vorn links steht ein blühendes Pflaumenbäumchen im Schnee. Die Ume-Pflaume war der typische Neujahrsbaum und einer der beliebtesten Bonsai der Edo- und Meiji-Zeit. Der abgebildete Bonsai ähnelt einem berühmten alten Ume-Baum, der anscheinend das Modell für viele Bonsai abgab. Er ist in dem Buch von John Naka abgebildet (Fig. 609 und Fig. 610 in Bonsai-Techniques II ).

Das ballspielende Mädchen daneben wird eine Kurtisanenschülerin sein. Die Rekrutierung der Kurtisanen geschah oft dadurch, dass arme Eltern, die verschuldet waren und ihre Kinder nicht ernähren konnten, sie an den Betreiber eines Grünen Hauses verkauften. Da Menschenhandel offiziell verboten war, geschah dies in der Form einer fiktiven Adoption. Der Vertrag ging üblicherweise bis zum 26. Lebensjahr der Frau und wenn die "Ware" vorher ausfiel (etwa durch Selbstmord) konnte der Käufer Regress verlangen. Die eigentliche Kurtisanenzeit war per Gesetz auf 10 Jahre begrenzt und danach war die Frau zumindest in den weniger guten Etablissements auch verschlissen. In den japanischen Farbholzschnitten wird das Kurtisanenleben maßlos idealisiert. Überhaupt haben die japanischen Künstler kaum ein Auge für das Elend. Es wird ausgeblendet.

Bildquelle:

National Diet Library, Tokyo:www.ndl.go.jp/exhibit/50/html/wa32-13/mokuji.html
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