Mykorrhiza

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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Andreas R.
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Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Beim Thema "Substrat, Düngen, Gießen - Nachtrag" hat sich die Diskussion in Richtung Mykorrhiza entwickelt. Um dort nicht vom eigentlichen Thema abzuweichen möchte ich hier ein paar Fakten zum Thema Mykorrhiza erläutern, Mißverständnisse aufzeigen und zur Diskussion einladen.

Was ist Mykorrhiza?
Als Mykorrhiza bezeichnet man die Symbiose von Pflanzen mit bestimmten Pilzen im Bereich der Wurzeln. Bei Bäumen kommt vor allem (sogar fast nur) der Typ Ektomykorrhiza vor, das heißt dass die Seitenwurzeln von einem Mantel aus Pilzhyphen umschlossen werden. Das Pilzgeflecht durchzieht zusätzlich mit feinen Fäden den Boden und kann so Nährstoffe und Wasser an die Wurzeln liefern.

Kann man Mykorrhiza sehen?
Nicht immer. Manchmal erkennt man ein pelzartiges, dichtes Geflecht um die verdickten Seitenwurzeln. Es kann aber auch sein, dass man die Mykorrhizapilze nicht sieht weil die Hyphen zu fein sind. Dann würde man sie nur unter dem Lichtmikroskop oder gar unter dem Rasterelektronenmikroskop sehen.
Manchmal wird auch Pilzgeflecht in der Bonsaischale für Mykorrhiza gehalten, das in Wirklichkeit mit dem Baum gar nichts zu tun hat. Es können auch Pilze vorkommen, die z.B. totes organisches Material wie org. Dünger, Totholz oder Substratbestandteile abbauen.
Wenn die Pilze auffällige Fruchtkörper ausbilden kann eine Bestimmung erfolgen.

Braucht ein Baum unbedingt Mykorrhiza?
Darüber kann man viel diskutieren. Bei manchen Arten wachsen die Sämlinge sehr kümmerlich, wenn man sie pilzfrei aufzieht. Auf Extremstandorten in der Natur wäre ein Überleben ohne symbiotische Pilze in manchen Fällen sicherlich unmöglich. Andererseits kann ein Baum auf fehlende Mykorrhizapilze reagieren indem er längere Seitenwurzeln und Wurzelhaare ausbildet (Wurzelhaare sterben bei vorhandenem Mykorrhiza ab), so dass er sich selbst mit Wasser und Nährstoffen versorgen kann. Die Versorgung ist dann zwar nicht so gut wie bei ausgeprägtem Mykorrhiza aber wenn genügend Wasser und Nährstoffe vorhanden sind geht das auch. Wenn man seinen Bonsai gut versorgt sollten ja immer genug Nährstoffe und Wasser vorhanden sein.

Wie kann man Mykorrhiza an den Bonsai bekommen?
Es ist für uns unmöglich, einen Baum pilzfrei zu halten. Vor allem Bäume aus Feldkultur oder Yamadori werden in den allermeisten Fällen bereits Mykorrhiza haben. Nochmal: nur weil man keines sieht heißt das nicht, dass keines da ist. Wenn man ganz sicher gehen will kann man Mykorrhiza-Kulturen kaufen (diese müssen dann für die Baumart passen) oder - was wesentlich billiger ist - selber sammeln. Das geht so:
Man geht im Spätsommer bis Frühherbst in den Wald und sammelt einen Fruchtkörper. Also das, was gemeinhin Pilz genannt wird und von manchen Arten auch gegessen werden kann. Der muss zum Baum passen, nicht jede Kombination ist da möglich, aber viele Pilze können mit mehreren Baumarten Symbiosen bilden und umgekehrt. Nehmen wir als Beispiel mal eine Waldkiefer. Da geht der Fliegenpilz, den sollte jeder sicher bestimmen können. Von dem sammelt man jetzt einen reifen Fruchtkörper (also mit voll aufgespreiztem Hut) und legt den Hut mit den Lamellen nach unten zu Hause an einem trockenen Ort (z.B. auf der Heizung) auf eine dünne Schicht Bonsaisubstrat. Beim Trocknen werden die Sporen abgegeben und fallen nach unten auf das Substrat. Dieses arbeitet man dann möglichst gut in das Substrat des Bonsais ein oder mischt es (trocken und kühl lagern) im Frühjahr beim Umtopfen mit in das neue Substrat. Auch wenn man überhaupt nichts sieht könnt ihr davon ausgehen, dass es funktioniert hat.
Aber wie gesagt, in der Regel wird da von selber welches sein und man braucht sich nicht darum zu kümmern.

Kann (zuviel) Mykorrhiza auch schaden?
Das ist auch ein Punkt der Diskussionen auslöst. Das ist sehr schwer zu untersuchen und müsste auch für jede Pilz/Baum/Nähstoffangebot-Kombination einzeln betrachtet werden. Die Wissenschaftler sind sich da auch nicht einig. Möglicherweise profitieren die Pilze in manchen Fällen von der "Symbiose" mehr als der Baum.
Hierzu mal ein Denkanstoss:
Wenn alle Nährstoffe und auch Wasser in ausreichender Menge vorhanden sind bewirken die Mykorrhiza-Pilze beim Baum vor allem eines: Streß. Er muss bis zu 25% seiner Assimilate (Zucker) an den Pilz abgeben. Das bewirkt, dass der Baum schneller wächst um mehr Assimilate bilden zu können. Der Baum wächst schneller, weil er Probleme hat? Klingt komisch, ist aber so. Man kann etwas Ähnliches z.B. bei Maisfeldern beobachten. Am Rand und vor allem in den Ecken stehen immer so kümmerliche Pflanzen, die viel niedriger sind als die anderen. Das liegt daran, weil die mehr Licht bekommen. Die Pflanzen in der Mitte werden von anderen beschattet, haben deshalb Streß und wachsen schneller.


Über all das kann jetzt diskutiert werden, Erfahrungen berichtet und Fragen gestellt werden usw.
Vielleicht fangen wir mit Dirks Waldkiefern an.
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camaju +
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von camaju + »

Es ist ja nicht so, das hier darüber nicht schon mal was darüber gescrieben wurde.

http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopi ... 53&t=20094

Wollt ich nur mal anmerken.
Gruß Jürgen *wink*

Wer nicht mit Pflanzen und Tieren kann, kann auch nicht mit Menschen.

Ich moderiere in blau, der Rest ist nur meine Meinung
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Andreas R.
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Danke. So einen Beitrag hatte ich gesucht um darauf zu verweisen aber nicht gefunden. Deshalb hab ich nochmal eine allgemeine Einleitung geschrieben.
Hier soll die Diskussion tiefer ansetzen und Dinge behandeln wie: Wie kann ich Mykorrhiza fördern? Muss ich das überhaupt? Braucht der Baum Mykorrhiza? Was bedeuten neuere Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Mykorrhiza für die Bonsaipflege?
Totoro

Re: Mykorrhiza

Beitrag von Totoro »

Hallo Andreas,

vielen Dank für deinen Beitrag. *daumen_new* Super spannend dieses Thema !

Hallo Jürgen camaju : Wenn man jedes Bonsai Thema nur einmal behandeln dürfte wäre der Ofen schnell aus.


Zur Förderung der Mycorrhiza an meinen Waldkiefern mache ich folgendes. In meiner Nachbarschaft wächst ein Hain von stattlichen Östereichischen Schwarzkiefern. Sehen sehr gesund aus und haben keine anderen Kiefernachbarn weit und breit. Ich kratze die reichlich vorhandene Nadelstreu zur Seite bis ich auf die im Humus wachsenden Feinwurzeln mit weißlicher Mykh. stoße. Herrlicher Pilzduft steigt auf :) Mit diesem Material ( Konsistenz fast wie Spaghnum Moos)
versetze ich das Sämlingssubstrat. Oder füge es beim Umtopfen älteren Kiefern bei. In der weiteren Umgebung gibt es auch im Forst normale Waldkiefern. Ich habe aber etwas Angst mir Schadpilze einzufangen. Von der Symbiose bis zum Parasitismus ist ja oft nur ein kleiner Schritt bei den Pilzen. Besonders in Monokulturen.

Grüße
Dirk
Totoro

Re: Mykorrhiza

Beitrag von Totoro »

Hallo Andreas,

dein Maispflanzenbeispiel leuchtet mir nicht so recht ein.
Ich denke das die kümmerlichen Randpflanzen weniger vom Düngerstreuer abbekommen haben. Ihr Freistand nötigt sie auch eher zu Festigungsgewebe im Halm um dem erhöhten Winddruck zu wiederstehen. Ihre Biomasse muss nicht zwingend geringer sein als das der inneren Pflanzen. Kann man stärkeres Wachstum mit dem negativen Begriff Stress belegen ?

Eine Eiche im Freistand ist gewiss viel massiger aber nicht zwingend höher als ihr Bruder im Engstand.


Gruss

Dirk
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Andreas R.
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Ja, die Methode mit dem Pilzgeflecht aus dem Boden bei Waldbäumen wird oft praktiziert.
Man kann sich dabei natürlich Schadpilze einfangen, nicht nur welche die dem Baum schaden, sondern auch seinem Totholz oder bereits vorhandenen symbiotischen Pilzen (Pilze können von anderen Pilzen befallen werden). Dazu kommt, dass man auch noch vor sich hinfaulendes Pflanzenmaterial einträgt was wiederum alle möglichen Pathogene im Bonsaitopf begünstigt.
Und nicht zu vergessen auch Schädlinge wie z.B. Borkenkäfer. Auf der anderen Seite kann man so aber auch als Nebeneffekt manch nützliches Getier wie z.B. Springschwänze im Bonsaitopf ansiedeln.
Die von mir vorgeschlagene Methode mit dem Pilzhut hat halt den Vorteil, dass man genau weiß, was man da jetzt für einen Pilz ansiedelt.
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Andreas R.
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Totoro hat geschrieben:dein Maispflanzenbeispiel leuchtet mir nicht so recht ein.
Ich denke das die kümmerlichen Randpflanzen weniger vom Düngerstreuer abbekommen haben. Ihr Freistand nötigt sie auch eher zu Festigungsgewebe im Halm um dem erhöhten Winddruck zu wiederstehen. Ihre Biomasse muss nicht zwingend geringer sein als das der inneren Pflanzen. Kann man stärkeres Wachstum mit dem negativen Begriff Stress belegen ?
Ja, kann man. Fast alle Pflanzen (mir fällt jetzt keine ein die das nicht macht) wachsen im Schatten schneller und höher. Die Internodien werden länger und es wird mehr Assimilationsgewebe gebildet. Stress muss für Pflanzen nicht unbedingt schlecht sein, solange er sich in Grenzen hält. Das ist beim Menschen ja genau so. Die Pflanzen am Rand werden nicht nur mehr Festigungsgewebe bilden weil sie es müssen sondern auch weil sie es aufgrund der vorhandenen Ressourcen können. Festigungsgewebe schadet ja nicht. Auch werden sie dickere Blätter bilden (mehrreihiges Palisadenparenchym), weil sie mehr Licht bekommen. In der Landwirtschaft will man aber dass die Pflanzen möglichst viel Assimilat (Zucker) bilden. Deshalb behandelt man bei sehr intensiver Landwirtschaft die Pflanzen sogar zusätzlich mit den Stresshormonen, die normalerweise durch Lichtmangel gebildet werden. Die Pflanzen wachsen also höher und bilden mehr Assimilationsfläche als sie eigentlich müssten.
Übrigens stresst es eine Pflanze auch wenn man sie berührt. Darauf reagieren sie dann mit kompakterem Wachstum. Ob es eine Pflanze stresst wenn man mit ihr redet kann ich nicht sagen, dazu gibt es wohl noch keine gesicherten Erkenntnisse ;)
Totoro hat geschrieben:Eine Eiche im Freistand ist gewiss viel massiger aber nicht zwingend höher als ihr Bruder im Engstand.
Richtig, also genau so wie bei den Maispflanzen. Aber welche Eiche ist jetzt gesünder?
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Andreas R.
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Hier noch eine Zusammenfassung der bisherigen Diskussion im Thema "Substrat-Düngen-Gießen - Nachtrag" über Mykorrhiza bei Waldkiefern. Angefangen hatte es mit dem Zusammenhang mit der Düngung.
Totoro hat geschrieben:[…] eine Frage hätte ich noch zu dieser Düngemethode.
Siehst du die Gesundheit der Mykhorhiza( besonders interssiert mich die unserer Waldkiefer) als ungefährdet an ? Bei jüngeren Kiefern (unter 20 jahren) hatte ich früher bei hohen mineralischen N-gaben oft Ausfälle. Auch bei, oder vielleicht sogar wegen , rein mineralischem Substrat. Bei rein organischer Düngung und Beimengung organischer Substanz (Komposterde) blieben Verluste hingegen aus.
Am Naturstandort wird die Mykhorhiza ja durch vermehrten Stickstoffeintrag nachweislich geschädigt.
[…]
Andreas R. hat geschrieben: […]
Zu viel Stickstoff schadet den Mykorrhiza-Pilzen.
Wie ich aber bereits in einem vorherigen Post erklärt habe, wird der Stickstoff (so wie alle anderen Nährstoffe) bei der Methode von Walter stark ausgewaschen. Deshalb muss so viel Dünger gegeben werden, damit überhaupt genug im Substrat vorhanden ist. Wenn du noch viel mehr als Walter düngen würdest, dann könnte es für die Mykorrhiza-Pilze vielleicht schädlich werden.
Mykorrhiza kann auch durch Trockenheit oder Nässe geschädigt werden. Bei Nässe z.B. wachsen andere Pilze, die unter Umständen die Mykorrhiza direkt angreifen.
[…]
Totoro hat geschrieben:[…]
danke für deine einleuchtenden Erklärungen. Der These das die Mykhorhiza verzichtbar sein könnte stehe ich aber doch etwas kritisch gegenüber. (zumindestens bei Waldkiefern)[…]
zopf hat geschrieben:[…]
Da die sylvestris anscheinend Dein Lieblingsbaum ist
könnte es vielleicht nützlich sein ein paar grundlegende Fakten zu recherchieren.
Die sylvestris ist der (deutsche) Baum mit der größten ökologischen Bandbreite,
was in der Kurzform bedeutet das er von trocken bis feucht,
von sauer bis alkalisch überlebensfähig ist.
Den Symbiosepartner Pilz benötigt die sylvestris aber nur unter
bestimmten Bedingungen, was bei "naturnaher" langsamer Kultivierung
gleichzeitig bedeutet das er nicht von Nöten ist.
[…]
Totoro hat geschrieben:[…]
das sollen jetzt Fakten sein ? Fakt ist doch das Waldkiefersämlinge ohne Mykhorrhiza kaum vom Fleck kommen. Gerade bei "naturnaher" ( die Evolution hat die Waldkiefer ja eine Pilzsymbiose entwickeln lassen damit sie nährstoffarme Böden besiedeln kann) Kultivierung läuft ohne Mykh. gar nichts. Die Waldkiefer geht bei N-Überschuss keine Symbiose mehr ein. Das ist dann ein unnatürlicher Zustand der auf Dauer schädigend wirkt. Die Waldschäden in der Ex-DDR zeigen es ja eindeutig. Und meine bereits beschriebenen Erfahrungen. Den Baum in der Bonsaischale will man ja zum Wuchsoptimum bringen, damit er schön brav alles mitmacht. Und nicht Extermstandorte nachbilden, wie Moore und karge Felsspalten. Dann könntest du 100 Jahre warten bis er zum Bonsai erwächst. Oder ?
[…]
zwanziger hat geschrieben:[…]
ich bin mir nicht Sicher ob ich dich richtig verstanden hab.
Du meinst Kiefern mickern vor sich hin ohne Mykorrhizza?
Wenn du das ernst meinst,
mach ich das falsch und gleichzeitig nehmen es mir meine Bäume nicht krumm.
Oder seh die Mykorrhizza einfach nicht.
Was ist bei dir ein Sämling,
ein ungepfropfter Baum oder eine 1Jährige Pflanze?
Totoro hat geschrieben:[…]
bei mir mickerten Kiefernsämlinge ohne erkennbare Mykhorrhiza. (Weiße Pilzfäden an den knubbelig verdickten Würzelchen, Substrat stark nach Pilz duftend). Stocher einfach mal was in der Erde oder heb eine gut durchwurzelte Kiefer kurz aus dem Pott :) Mit "Sämling" meinte ich von mir aus Samen gezogene Waldkiefern. Die ältesten von ihnen sind jetzt etwa 15 Jahre alt.
Alle Kiefern ohne sichtbare Mykh. kümmerten oder gingen ein. Bei früherem Gebrauch mit Mineral-Dünger.( Kann natürlich auch andere Ursachen gehabt haben) Nach Umstellung auf rein organische Düngung und Komposterdeanteil (ca 20%)
nur gute Erfahrungen gemacht . (Opferleittriebe bei Schalen kultur bis 50cm z.B)

Aber wenn du sagst ohne Myhk. geht es auch will ich das nicht anzweifeln. Hast du denn auch deine Bäume selbst aus Samen gezogen oder sind deine ältere Zugekaufte oder selbst Gesammelte ? Ich glaube das hier ein Unterschied besteht. In rein mineralischem Substrat mit der WP Düngung wird eine Sämlingsaufzucht von waldkiefern schwierig sein. Oder auch nicht :-D […]
zwanziger hat geschrieben:Ok,
das sind 2 gekaufte Sylvestris Yamadoris, 1 junge Veredelte Mädchenkiefer, 2 selbstausgegrabene Nigra und 3 junge Mugos.
Bei allen hab ich den Wurzelballen gesehen,
es war kein Mykorrhizza sichtbar.
Andreas R. hat geschrieben:[…]
Was die Substrat-Düng-Gieß-Methode von Walter Pall anbelangt habe ich ja bereits dargelegt, dass ich nicht glaube, dass sie sich negativ auf Mykorrhiza auswirkt, weil eben nicht zu viel Stickstoff im Boden ist. Wenn jedoch von Anfang an kein Mykorrhiza da ist hat das nur indirekt mit der Kulturmethode zu tun. Vielleicht hat Dirk mit der Komposterde oder dem organischen Dünger Mykorrhiza angeimpft.
Nochmal: nur weil man keines sieht (oder riecht) heißt das nicht, dass kein Mykorrhiza da ist. Bei Sämlingen ist natürlich nicht von Anfang an welches da.
[…]
zwanziger hat geschrieben:Danke Andreas,
das ist denn eine Wissenslücke von mir.
Nur noch mal kurz:
Wie kann ich sonst die Existenz von Mykorrhizza fest stellen,
wenn ichs nicht sehen kann?
Andreas R. hat geschrieben:Mit einem Rasterelektronenmikroskop. :-D
Nein, im Ernst: Wenn es dem Baum gut geht hat er entweder welches oder braucht keines. Wenn es ihm plötzlich nicht gut geht wird das nicht primär am Mykorrhiza liegen.
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Andreas R.
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Ich möchte dazu noch ein paar Dinge ergänzen:

Man muss unterscheiden ob wir es mit einem Sämling, also einem Baum, der gerade aus seinem Samen "geschlüpft" ist zu tun haben oder mit einem älteren Baum und auch von Art zu Art gibt es da Unterschiede. Warum?
Sehen wir uns einmal eine Waldkiefer an. Waldkiefern wachsen aussschließlich auf Extremstandorten! Das sind z.B. ehemalige Verlandungsmoore, sehr sandige Standorte etc. Wenn ihr woanders eine findet, dann wurde sie von Menschen dort angepflanzt und gefördert. Auf reichhaltigem Boden kann sie nicht wachsen, weil sie dort von schneller wachsenden Laubbäumen verdrängt würde. Auf den Extremstandorten gibt es wenig Nährstoffe und/oder Wasser. Deshalb braucht die Waldkiefer dort unbedingt Mykorrhiza. Wenn sie das ohnehin ständig braucht und um sich herum hat kann sie auch davon ausgehen dass ihr Samen auf mykorrhizahaltigen Boden fällt. Der Same keimt also und die Wurzel wird vom Pilz mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Weil das immer passiert kann sie sich im Samen die Ressourcen für schnelles und ausgeprägtes Wurzelwachstum sparen. Dafür kann sie dann kleinere Samen und im Endeffekt mehr davon bilden. Ganz schön sieht man das auch bei Birken, die ja an ähnliche Standorte angepasst sind: sehr viele winzige Samen.
Das führt jetzt dazu, dass der Sämling ohne Mykorrhiza bei der Waldkiefer nicht besonders gut wächst. Erst recht, wenn der Boden nicht alle Nährstoffe in wirklich ausreichender Menge enthält.
Ein älterer Waldkiefernbaum hat aber viele und stark verzweigte Wurzeln. Wenn bei ihm das Mykorrhiza nie besonders ausgeprägt war oder langsam (warum auch immer) weniger wird, dann kann er darauf reagieren und die Wurzeln verzweigter, länger und mit Wurzelhaaren bilden. Sind genügend Nährstoffe im Boden, dann kann er so auch gut leben.

Zur Problematik mit den Kiefern in der DDR, bei denen das Mykorrhiza durch hohen Stickstoffgehalt im Boden geschädigt wurde und die Bäume in Mitleidenschaft gezogen wurden sollte man auch über Folgendes nachdenken:
Es ist wohl nicht möglich zu beweisen, dass es tatsächlich der Pilz war, der zuerst geschädigt wurde. Vielleicht hat auch der Baum zuerst durch die Überdüngung Schaden genommen und konnte den Pilz nicht mehr richtig versorgen?
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manuu29
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von manuu29 »

danke andi (und ich haett es nie gedacht) danke dirk


sehr aufschlussreich (wenns mal sone ``studie`` zu psilocybinhalitger Pilze geben würde LOL)


ne danke dafür ob man das jetzt panisch alles anwenden muss ist die andere frage

sicherlich hat der pilz schon ne gute wirkung aber wenn ein baum auch ohne lben kann , gesund ist und einfach freude bringt würd ich da jetzt nicht unbedingt alles aendern bzw. extrem drauf achten ob pilz oder nicht



danke nochmal manuu
wenn die die reinwollen die die rauswollen nicht rauslassen,können die die rauswollen die die reinwollen nicht reinlassen (ganz logisch oder)
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Andreas R.
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Psilocybinhaltige Pilze, also Pilze der Gattung Psilocybe kommen als Mykorrhizapilze nicht in Frage, da sie sich ausschließlich von totem organischem Material ernähren (einige Arten leben auch als Parasiten auf Moos).
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von manuu29 »

hihi schade
wenn die die reinwollen die die rauswollen nicht rauslassen,können die die rauswollen die die reinwollen nicht reinlassen (ganz logisch oder)
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Andreas R.
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Andreas R. »

Habe gerade noch etwas interessantes gelesen:

Bei manchen Bäumen kommt anstelle der Ektomykorrhiza eine vesikulär-arbuskuläre Mykorrhiza vor. Das heißt, die Wurzeln sind nicht von einem Pilzmantel umgeben sondern die Pilzhyphen dringen in die Wurzelrindenzellen ein und bilden dort eine Art Büschel zur Oberflächenvergrößerung. Die Pilzhyphen müssen dazu sehr fein sein und werden mit dem bloßen Auge wohl nicht sichtbar sein. Diese Form von Mykorrhiza konnte bisher nachgewiesen werden bei folgenden Gymnospermenarten:

Taxus baccata
Sequoia sempervirens
Sequoia gigantea
Ginkgo biloba


Ach ja, das hatte ich mal wieder ganz vergessen, weil ich keine Indoors habe: Die meisten Arten aus den Tropen bilden auch diese Form von Mykorrhiza aus.
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camaju +
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Re: Mykorrhiza

Beitrag von camaju + »

Totoro hat geschrieben: Hallo Jürgen camaju : Wenn man jedes Bonsai Thema nur einmal behandeln dürfte wäre der Ofen schnell aus.
Och ne, er schon wieder (Sorry Andreas, wenn ich dir jetzt den Thread versaue) und Totoro das ist kein Mod-Beitrag.

Wer lesen und das geschriebene auch interpretieren kann hat mehr vom Leben. Als kleine Hilfestellung, Andreas hat folgendes geschrieben
Andreas R. hat geschrieben:Danke. So einen Beitrag hatte ich gesucht um darauf zu verweisen aber nicht gefunden.
Wenn du noch mehr Probleme mit/zu Anmerkungen / Hinweisen hast, gerne per PN, oder einen Thread in der Plauderecke.

Sorry an alle anderen
Gruß Jürgen *wink*

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Re: Mykorrhiza

Beitrag von Anja M. »

Andreas R. hat geschrieben: Ob es eine Pflanze stresst wenn man mit ihr redet kann ich nicht sagen, dazu gibt es wohl noch keine gesicherten Erkenntnisse ;)
Das ist wohl eine Frage der Stimmfrequenz. *dance*
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