Standortfrage Betula nana / Betula pumilis

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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MonaMour64
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Standortfrage Betula nana / Betula pumilis

Beitrag von MonaMour64 »

Ich beschäftige mich gerade ein wenig mit Betula nana (Zwergbirke) und Betula humilis (Strauchbirke) - und mit der Frage, ob ich mir ein Exemplar davon "erlauben" könnte.
"Erlauben" aus folgendem Grund:

In ihrem natürlichen Lebensraum wird Betula nana schnell verdrängt sobald sich andere Bäume breit machen, da sie extrem empfindlich gegen Beschattung ist. Einen ganztägig vollsonnigen Platz könnte ich ihr aber leider nicht bieten.
Weiß vielleicht jemand, wieviele Stunden Sonne sie täglich als Minimum braucht ? Oder kann ich das gleich vergessen ?

Betula humilis scheint da etwas toleranter zu sein, sie soll in Moorlandschaften auch als Unterwuchs in Wäldchen mit Kiefern (P. sylvestris) und Moorbirken (B. pubescens) vorkommen. Hat damit vielleicht jemand Erfahrungen, oder weiß ob das so stimmt ?

Und noch was ganz Spezielles:
Ist irgendetwas darüber bekannt, warum die Zwergbirke zwar mit Moorbirke und Sandbirke natürlich bastardisieren soll, nicht aber mit der Strauchbirke ?
LG, Sabine (aka Mona)

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ChristianB
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Re: Standortfrage Betula nana / Betula pumilis

Beitrag von ChristianB »

Hallo Sabine,

deine Befürchtung die beiden Betula Arten nicht kultivieren zu können, da du keinen ganztägig, vollsonnigen Standort bieten kannst, sind unbegründet.

Da die Pflanzen sich bei der Kultur als Bonsai nicht gegen wuchsstärkere Konkurenten durchsetzten müssen, werden sie auch unter Bedingungen gedeihen, die nicht genau den Bedingungen entsprechen, die am natürlichen Standort vorgefunden werden, weil halt der Konkurrenzdruck durch andere Pflanzen nicht vorhanden ist.

Das gilt auch für viele andere Standortfaktoren. Pflanzen die in der Natur z.B. an besonders trockenen Standorten gefunden werden, "mögen" diese Bedingungen nicht besonders gern, sondern kommen damit nur besser klar als Ihre Konkurrenten.
Der Umkehrschluss, solche Pflanzen als Bonsai dann auch besonders trocken zu halten, ist dann nicht richtig. Wenn diese Pflanzen sich es in der Natur "aussuchen" könnten, würden sie auch lieber an feuchteren Standorten wachsen. Die "Pflanzenkollegen" lassen sie nur nicht. Für viele andere Standortfaktoren wie naß, kalkhaltig etc. gilt ähnliches.
Viele Grüße

Christian
MonaMour64
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Re: Standortfrage Betula nana / Betula pumilis

Beitrag von MonaMour64 »

Danke für die schnelle Antwort. :-D
Da hast du natürlich völlig recht, ich hab nur nicht herausgefunden wie das bei diesen beiden Kandidaten ist.

Wenn sie den ganzen Tag volle Sonne bräuchten, und das jeden Tag, ging mir vorhin durch den Kopf, würden sie auch keine längere Schlechtwetterperiode aushalten, was in ihrem Verbreitungsgebiet ja durchaus vorkommt. ;)

Das ist ja schonmal sehr erfreulich - andererseits stehe ich nun vor der Qual der Wahl... (aber mehr isses erfreulich.) ;) :lol:
Momentan tendiere ich eher dazu mich nach einer humilis umzusehen.

B. nana wirft ja nicht so schnell Äste wie die Sandbirke, hab ich hier im Forum gelesen, weiß jemand wie das bei B. humilis ist ?
Wachsen mögen sie ja - leider - beide nur sehr langsam...
LG, Sabine (aka Mona)

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MonaMour64
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Re: Standortfrage Betula nana / Betula pumilis

Beitrag von MonaMour64 »

So, inzwischen bin ich etwas schlauer - falls es jemanden interessiert:

Die Zwergbirke, Betula nana, braucht sehr viel Licht, viel Sonne und ist tatsächlich extrem empfindlich gegen jegliche Beschattung. Ein halbschattiger Standort taugt für dieses Gehölz GAR NICHT.

Die Strauchbirke, Betula humilis, ist nicht ganz so lichthungrig, es gibt z.B. auch kleine Bestände in sehr lichten Erlenwäldern, in denen B. nana bereits verschwunden wäre. Von einer Baumschule, die sie anbietet, wurde mir jedoch dringend davon abgeraten sie kultivieren zu wollen.

Dass die beiden so empfindlich reagieren ist einer der Gründe, warum natürliche Bestände so selten sind.
In der Schweiz z.B. soll es nur einen gesicherten Bestand von B. humilis geben - und das ist ein einziger Strauch.
LG, Sabine (aka Mona)

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Norbert_S
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Re: Standortfrage Betula nana / Betula pumilis

Beitrag von Norbert_S »

Wieviel Licht bekommt die Polarbirke am 80 Breitengrad über das Jahr?
Dort kennt sie mehr Dunkelheit als Licht aber keine Konkurrenten mehr

Die Lichtintensität und die Tageslichtdauer ist in unseren Breiten weitaus größer.
Ich selber habe die nana einige Jahre gepfegt. Die ist völlig unkritisch auch wenn sie nicht den ganzen Tag in der vollen Sonne steht.

Nach meinem Dafürhalten ist sie aber nur für kleinste Bonsaimaße oder als Waldrandbepflanzug geeignet, weil der Stamm einfach nicht über Kleinfinger dick hinausgeht.
Norbert

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MonaMour64
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Re: Standortfrage Betula nana / Betula humilis

Beitrag von MonaMour64 »

Danke Norbert, genau diese Gedanken hatte ich mir ja auch schon gemacht, war aber dann doch unsicher... deshalb habe in der Zwischenzeit dann viel über beide Arten gelesen und mich eben auch von anbietenden Baumschulen beraten lassen.

Da kann man wieder einmal sehen wie die Ansichten unter verschiedenen Bedingungen auseinandergehen.
Bei einer Baumschule, von der ich was kaufen möchte, gehe ich natürlich auch nicht davon aus dass sie es mir grundlos ausreden. ;)

Deine Erfahrung schafft aber klare Fakten, und ich denke als Bonsaianer bist du wesentlich "näher am (einzelnen) Baum" als ein Baumschulmitarbeiter, der ihn nach ganz anderen Kriterien betrachtet und vorgeht.

Kleine Formate macht nichts, das war klar, und was anderes habe ich auch gar nicht vor.
Mir geht es auch nicht um Weltklassebonsai. ;)
Betula humilis werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, die bleibt dann doch nicht ganz so zierlich. Aber das ist weder essentiell noch dringlich. ;)
Nichtsdestotrotz würde mich sehr darüber freuen wenn auch jemand Erfahrung mit dieser Art hätte und bereit ist sie zu teilen. :-D

Momentan habe ich eine winzige Birke, die ich aus dem Schotter einer Auffahrt "gerettet" habe, wo sie keine Überlebenschance hatte, müsste eine einfache B. pendula sein.
Obwohl sie kaum Wurzeln hatte treibt sie jetzt schön aus, aber da es selbst erfahrenen Leuten passieren soll dass immer wieder Äste absterben traue ich ihr nicht so ganz, gerade als Mame. ;)
Daher (und weil ich Birken sehr mag) mein Interesse für andere, möglichst kleinblättrige Arten. Leider zeigen die aber auch ein extrem geringes Wachstum... genau wie bei den Weiden, von denen ja die wenigsten Arten zu "richtig" großen Bäumen heranwachsen.

PS:
Jetzt seh ichs erst... hab ich in der Überschrift tatsächlich "pumilis" geschrieben ? *kopfschüttel* :oops:
Was hatte ich da nur im Kopf... B. pubescens var. pumila ?
Nach langen durchgearbeiteten Nächten sollte ich vielleicht keine Beiträge mehr verfassen. ;) :lol:
LG, Sabine (aka Mona)

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