Großer Acer Palmatum

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BenBonsai
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von BenBonsai »

Für alle, die daran interessiert sind, an meinen Erfahrungen in Bezug auf Pilzkrankheiten teilzuhaben, möchte ich nun den Versuch unternehmen, diese wie folgt für Euch zusammenzufassen (Am Beispiel der Mutterpflanze Acer palmatum, im Feld stehend):

(1) Reichhaltige organische wie synthetische Düngung führt trotz Pilzerkrankung und hartem Rückschnitt im Sommer binnen einem Jahr zu mindestens 1m langen und gesunden Neutrieben (siehe Bild 1).

(2) Der Pilz scheint unter diesen Bedingungen rückläufig (weniger schwarze und braune Flecken, siehe Bild 2), mit Ausnahme an den Schnittstellen (dort scheint er fortzuschreiten).

(3) Im Nebaribereich färbt sich die Rinde schwarz, ist aber noch im Saft (siehe Bild 2, dies scheint ein relativ häufiges Phänomen bei japanischen Yamadori-Ahörnern zu sein). Langzeit-Auswirkungen fraglich. Wisst ihr da mehr?

(4) n. A. vom Yamadori-Großmeister ;) ist eine Pilz-Behandlung mit Sagrotan wirkungsvoll und für den Baum gut verträglich, was ich nun testen werde. Einfach mal auf alle Wundstellen draufgesprüht und mal schaun.

Zum Baum: Nächstes Jahr bleibt der unter konstanter Düngung noch im Feld, um ihn zu schonen. Er darf erst frei wachsen, im Sommer wird nochmal ein Gestaltungsschnitt gemacht und auch gleich die Wundstellen gefräst und mit Sagrotan behandelt.

Kritik, Anmerkungen, Vorschläge?

Seid lieb gegrüßt, Ben
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zwanziger
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von zwanziger »

Moin Ben,
ich vermute mal das wir den Sagrotan Tipp von der selben Person erfahren haben.
Nur setze ich das schon seit 3 Monaten ein.
Ich sprühe damit erfolgreich gegen einen Fraspilz im Wacholder Totholz.

MfG der Schwarzmaler :lol:
MfG André

Hummel Hummel, Mors Mors
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BenBonsai
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von BenBonsai »

Hi Andre

Hihi ja gut zu hören, dass der Sagrotan Tipp funktioniert. Hoffen wir das Beste für unsere Schösslinge ;)

LG Ben
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Thomas L.
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von Thomas L. »

Hi!
Kleine Verständnis Frage bezüglich des Sagrotans:
Es geht doch im die desinfizierende Wirkung auf der Oberfläche der Rinde, korrekt?
Wenn das so ist, kann man dann z.B. auch spiritus (verdünnt mit Wasser) einsetzen?
Oder ist die chemische Raktion im Speziellen von Sagrotan hier gefragt?
Habe nämlich bei einem Acer Palmatum auch schwarze Rinde und würde die gerne loswerden!
Beste Grüße aus Hamburg!
Thomas
Grüße aus Hamburg!
Thomas L.
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BenBonsai
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von BenBonsai »

Hi Thomas
Also, meine chemischen Kenntnisse halten sich in Grenzen, intuitiv würde ich sagen, dass alles wirken sollte, dass der Fungizid-Wirkung des Sagrotan gleichkommt. Inwiefern Spiritus gegen Bakterien, Pilze und Viren wirkt, kann ich nicht einschätzen. Nun, wenn Du sicher gehen willst, würde ich zur Oberflächenbehandlung ein Fungizid benutzen. Noch eine Überlegung dazu: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sagrotan den bestehenden Pilz bekämpfen kann, dies ist auch mit vielen speziellen Fungiziden für Bäume nicht zu erreichen. Jedoch scheint die Vitalität des Baumes das beste Mittel zu sein, wie Norbert ja schon richtig geschrieben hatte. Ich kann mir vorstellen, dass die Wirkung des Sagrotans (deren Nachweis ja immer noch aussteht, zumindest aus wissenschaftlicher Sicht) primär dadurch zustande kommt, dass das Eindringen von Pilzsporen verhindert wird. Daher sehe ich den potenziellen Nutzen des Fungizids eher präventiv als therapeutisch. Ich versuche mal beim Schnitt in Zukunft Folgendes zu berücksichtigen: (1) Desinfektion aller! Werkzeuge, (2) Besprühen der Wundstellen mit einem Fungizid und (3) Behandlung mit Jinmittel. Mal sehen, was passiert...

Liebe Grüße

Ben
Zuletzt geändert von BenBonsai am 18.11.2013, 17:42, insgesamt 2-mal geändert.
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avicenna
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von avicenna »

Ersteinmal ... ein ganz tolles Projekt was du da fährst *daumen_new* und Mutterpflanze ebenfalls lege artis voll aus zu nutzen ...ebenfalls nochmals einen *daumen_new*
Die Mutterpflanze ist ja der Hammer und wenn du sie weiter so aufmerksam behandelst und sorgsam vorbreitest, wirds mit dem yamadori weniger Probleme geben und du hast wirklich ein Sahneteilchen hier eingeführt ... bitte weiter updaten und deine Vorgehensweise dokumentieren *daumen_new*

saludos
avicenna
marius
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von marius »

Ich weiß nicht, ob ich die gleiche Geduld aufbringen könnte. Trotzdem ganz gute Arbeit bisher. *daumen_new*

Gruß Marius
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Andreas R.
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von Andreas R. »

Thomas L. hat geschrieben:Kleine Verständnis Frage bezüglich des Sagrotans:
Es geht doch im die desinfizierende Wirkung auf der Oberfläche der Rinde, korrekt?
Wenn das so ist, kann man dann z.B. auch spiritus (verdünnt mit Wasser) einsetzen?
Oder ist die chemische Raktion im Speziellen von Sagrotan hier gefragt?
Bei der Desinfektion von Oberflächen ist es so, dass Pilze robuster sind als etwa Bakterien. Besonders Sporen sind sehr widerstandsfähig.
Das normale Sagrotan Hygiene Spray, das man im Drogeriemarkt bekommt enthält als Wirkstoffe 73% Ethanol ("Spiritus") und 0,05% Benzalkoniumchlorid. Letzteres wirkt auch gegen Pilze und Viren.
Sagrotan med enthält 35% 1-Propanol, 24% Ethanol ("Spiritus") und 0,1% Glyoxal. Letzteres wirkt auch gegen Pilze und Viren und verbleibt einige Zeit auf der Oberfläche nachdem die Alkohole schon verdunstet sind und kann so auch vorbeugend wirken.
Das heißt jetzt nicht dass die Alkohole nicht auch gegen Pilze wirken.
Ich selbst verwende zur Desinfektion von Oberflächen und Arbeitsgeräten (nicht nur Bonsaiwerkzeug) eine 70%ige Lösung von Isopropanol (2-Propanol oder korrekt Propan-2-ol). Diese ist meiner Erfahrung nach genauso wirksam wie käufliche Desinfektionssprays aber wesentlich billiger. Isopropanol hat bei etwa gleichem Preis bessere Desinfektionseigenschaften als Ethanol ("Spiritus") und enthält im Gegensatz zu diesem keine Vergällungsmittel, die evtl. auf der Oberfläche verbleiben.
Ob es bei der hier beschriebenen Anwendung gegen den Pilz bei A. palmatum wirkt kann ich nicht sagen, ich höre von dieser Behandlung zum ersten Mal. Allerdings denke ich dass es genauso viel oder wenig helfen dürfte wie Sagrotan. Wenn der Pilz im lebenden Pflanzengewebe sitzt würde dieses genauso abgetötet wie der Pilz, oder eben beide überleben das. Gegen Sporen auf der Rinde, die Neuinfektionen verursachen könnten dürfte aber auch die oben genannte Alkohollösung wirken.
Meine Erfahrung ist genau wie hier schon beschrieben, dass der Pilz bei geschwächten Pflanzen auftritt und mit zunehmender Vitalität wieder verschwindet, wobei aber natürlich tot bleibt was schon tot ist.
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BenBonsai
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von BenBonsai »

So, 2014 gehts in eine weitere Runde. Die Mutterpflanze wurde im Wurzelbereich vorbereitet für die Bergung im Frühjahr 2015: halbkreisförmig wurden teils starke Wurzeln gekappt. Voraussichtlich brauche ich aber trotzdem nen 80er Topf :roll: Im Sommer nehm ich im Kronenbereich noch was weg.
Die Tochterpflanzen scheinen sehr vital und dürfen nach ersten Wurzelmassnahmen (das Nebari entwickelt sich langsam) diese Saison ungehindert treiben aufdass nächstes Jahr erste Gestaltungsschritte eingeleitet werden können. So weit so gut - was denkt Ihr darüber?
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Norbert_S
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von Norbert_S »

Hast du doch alles sehr gut hinbekommen, Ben.
Auf dem letzten Bild sind am Stamm zwei Stellen, die nicht so ganz gefallen, muss man abwarten.
Durchtreiben lassen vitalisiert auf jeden Fall.
Ich drücke alle Daumen, dass die Pflanzen sich gut etwickeln und die Bergung des Großen hast du auch sehr gut vorbereitet.

Mehr ist aktuell nicht zu machen.
Ahorn reagiert sehr gut auf Waldleben ist meine Erfahrung.
Norbert

So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
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BenBonsai
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von BenBonsai »

Einen Schritt weiter :-D

Interessant: Der Pilz bildete sich in seiner Erscheinungsform (dunkle Flecken auf der Rinde) vollständig zurück - die abgestorbene Rindenpartie naturgemäß nicht. Ich deute dies trotzdem als Zeichen der Vitalität. So langsam kann ich mir ein wenig vorstellen, wo die weitere Gestaltung hinführen mag. Ich bin zufrieden an diesem sonnigen Tag, liebe Grüße an Euch! :lol:
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von BenBonsai »

So, der eine Abmoosling ist nun in einer Trainingsschale. Die ist etwas zu gross, hab aber keine andere zur Zeit. Diesen Sommer wurde nach der Heckenschnittmethode vorgegangen. Das Nebari hat sich auch ganz gut entwickelt finde ich, werde weiter daran arbeiten. Der nächste Schritt ist, dass ich die Schnittstellen fräsen werde. Ich mache es davon abhängig, wie sich der Baum entwickelt, wann ich die erste Drahtung machen werde. Einzige Wehrmutsstopfen sind die Spuren des Pilzbefalls, die ich nicht zu kaschieren weiss. Das ist klar die Rückseite momentan. Daraus ein "Merkmal" zu machen stimmt mich nicht so kreativ. Habt Ihr da einen Ratschlag für mich?

Liebe Grüße

Ben
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Anja M.
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von Anja M. »

BenBonsai hat geschrieben:Einzige Wehrmutsstopfen sind die Spuren des Pilzbefalls, die ich nicht zu kaschieren weiss. Das ist klar die Rückseite momentan. Daraus ein "Merkmal" zu machen stimmt mich nicht so kreativ. Habt Ihr da einen Ratschlag für mich?
Es dauert so seine Zeit, bis man solche Stellen aktzeptieren kann, erst recht, wenn kein Pilz, sondern die eigene Unachtsamkeit die Ursache war.

Rinde ab, damit kein Ungeziefer dahinter brüten kann, mit Jinmittel behandeln und den Baum erst einmal selbst machen lassen. Mit Kallus an den Rändern sieht so eine Wunde ganz anders aus und dann kommt vielleicht auch die Kreativität zurück.
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von zwanziger »

Ben,
das sieht alles ziemlich gut aus was du da bastelst.
Wenn ich darf,
habe ich einen Einwand.
Momentan befindet sich dein abgemooster Baum in der Strukturierungsphase,
das bedeutet,
jetzt ist der Aufbau des Wurzelansatzes und der Hauptäste angesagt.
Mit der Heckenschnittmethode würde ich noch warten und ein paar Opferäste meterlang wachsen lassen.
MfG André

Hummel Hummel, Mors Mors
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BenBonsai
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Re: Großer Acer Palmatum

Beitrag von BenBonsai »

Hi Andre

Ja das ist schon richtig was Du schreibst. Zur Klärung: Mit Heckenschnitt meine ich: Oben kürzen, da viele ausreichend starke Triebe vorhanden (da kann ich schon mit der Feinverzweigung beginnen), unten meterlang wachsen lassen (die brauchen Dickenwachstum, die Triebe wurden vor Kurzem gestutzt).

Mit lieben Grüßen
Ben
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