Schwarzkiefer (#B13)

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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abardo
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Schwarzkiefer (#B13)

Beitrag von abardo »

Hi,

im Frühjahr hatte ich bei Andrea Melloni folgende Schwarzkiefer gekauft, hauptsächlich weil mir das Nebari so gefiehl. Der Baum ist ca. 50 cm ab Schalenoberkante und geschätzt 18 Jahre alt.

Nachdem die letztjährigen Nadeln ab waren, so sie so aus:
Frühjahr 2014
Frühjahr 2014
kauf.jpg (89.78 KiB) 3636 mal betrachtet
Über den Sommer ist sie gut gewachsen und sah bis gestern so aus:
Vordenseite ?
Vordenseite ?
Rückseite ?
Rückseite ?
Nach einem wunderbaren Workshoptag heute bei Andrea wurde u.a. auch dieser Baum ordentlich durchgeputzt, komplett gedrahtet und vom Meister neu gestellt:
Vorderseite ?
Vorderseite ?
Rückseite ?
Rückseite ?
Für Vorder- und Rückseite kann ich mich immer noch nicht entscheiden, aber die Grundform steht glaub ich.
Für die Zukunft braucht es noch an vielen Stellen passende Rückknospung und über die Jahre wird der Wurzelballen reduziert werden, damit die Kiefer irgendwann in eine viel flachere, rechteckige Schale passen kann.

Kommentare wie immer gerne ...
Zuletzt geändert von abardo am 04.07.2021, 08:27, insgesamt 3-mal geändert.
Grüße, Frank
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Heike_vG
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Frank,

das letzte Bild wäre für mich die Vorderseite. Auf der anderen ist das Nebari viel schlechter, mit den querlaufenden Wurzeln.

Generell würde ich zu bedenken geben, dass die Pflanzposition sehr ungünstig ist, weil der Baum auf einem großen Hügel steht und die vielen freiliegenden Wurzeln sehr gefährdet sind, zu vertrocknen. Dann bleibt möglicherweise nicht mehr viel für ein gutes Nebari übrig, wenn der Baum irgendwann tiefer gepflanzt wird.

LG, Heike
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achim73
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von achim73 »

hallo frank.
ganz ehrlich - für mich ist die grundgestaltung etwas rätselhaft.
vielleicht kannst du erläutern, was andrea sich dabei gedacht hat.
insbesondere verstehe ich die beiden unteren äste nicht. erstens sind sie gegenständig, was man eigentlich immer vermeidet.
zweitens sind sie von der position her hauptäste, dafür aber viel zu dünn.
ist der plan, sie frei wachsen zu lassen und sich dann für einen der beiden zu entscheiden ?
Gruss, Achim
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abardo
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von abardo »

Hallo Heike, hallo Achim,

ich weiss, die Kiefer ist nicht einfach und auch lange nicht fertig.
Die Grundidee ist, wenn man vom letzten Bild ausgeht, sie nicht nur im Frühjahr tiefer zu setzen, sondern auch weiter nach rechts zu kippen, die Krone und die linken Äste sollen dann weiter runter- und die rechten weiter raufgezogen, um auch die Gegenständigkeit weiter aufzulösen.
Wir hatten sie natürlich auch aufrichten können, haben uns aber dagegen entschieden.

Generell bin ich bei den Fotos erst einmal selbst ein wenig erschrocken, die sieht hier wie ein fast gerader Stecken mit geraden Ästen aus, das täuscht aber, der Stamm und alle Äste gehen vor- und zurück und sind ziemlich verwinkelt, bis auf die beiden unteren.

Also in diese Richtung:
virtual1.jpg
Sollte das mit den beiden unteren Ästen nichts bringen, kommen sie vielleicht auch ganz ab:
virtual2.jpg
... und in 5 Jahren kann ich dann anfangen mit Schalen zu spielen:
virtual3.jpg
virtual3.jpg (41.09 KiB) 3440 mal betrachtet
Was gefällt besser ?
Grüße, Frank
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achim73
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von achim73 »

also, um eine schale würde ich mir wirklich noch keine gedanken machen.
aber danke für die erläuterung. das mit dem kippen macht schon sinn.
bin aber persönlich der ansicht, dass die gegenständigen äste auch dadurch nicht viel besser aussehen werden.
aber abschneiden (oder einen davon ) kann mann sie immer.
solange dienen sie wenigstens zur stammverdickung.
Gruss, Achim
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Joseph Conrad
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von Joseph Conrad »

Leider haben viele Kiefern keine ausreichend weit unten ansetzenden Äste. Findet man dann ein bereits etwas älteres Bäumchen mit tief ansetzenden Ästen nimmt man es auch trotz offensichtlicher Mängel gerne. Gegenständige Hauptäste sollte man wirklich vermeiden. Von der Ansatzhöhe wäre einer der beiden unteren Äste perfekt. Leider setzen aber die folgenden Äste zu weit oben an und es entstünde ein unschönes astloses Mittelteil im Stamm. Von Pfropfungen halte ich wenig. Entfernt man beide unteren Äste wird der Baum hochbeinig. Eine Zwickmühle.

LG Joseph
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abardo
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von abardo »

Hallo,

immer wieder schön, wenn man sich an den kleinsten Sachen freuen kann.
Das neue Ästchen hat mir den Tag versüsst ... *banana*
was Neues genau am richtigen Platz
was Neues genau am richtigen Platz
Wenn auf der anderen Seite auch noch was kommt, dürfen somit beide unteren grossen Äste bleiben.

*updated*
Vor dem Transport ins Kalthaus, hab ich nochmal Fotos gemacht.
Stand nach einer Wachstumsperiode
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Nicht so 2-dimensional, wie man denkt.
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Grüße, Frank
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Heike_vG
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Frank,

sitzt der neue kleine Trieb denn wirklich günstig? Auf dem Foto wirkt es, als würde er auf der Innenseite einer Biegung entspringen.

LG, Heike
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abardo
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von abardo »

Hallo Heike,

der neue Ast sitzt ca 1,5 cm oberhalb des Endes des Knicks wieder am geraden Teil des Stammes und von der Distanz des nächsten oberen und unteren Astes her genau in der Mitte. Es sieht auf dem Foto nur so aus, weil er zuerst 5mm nach unten wächst und dann erst einen Knick in die Wagerechte macht.
Fehlt ja auch auf der anderen Seite und hinten noch was, um mit den Ästen eine Spirale hinzukriegen. Auch die beiden unteren Äste sind ja fast auf der gleichen Höhe, dass ist zwar jetzt etwas anders gestellt, trotzdem ist das auch ein "Fehler".
Reicht mir aber alles völlig. Ich bin zuversichtlich, dass der Baum mich da nicht enttäuschen wird, da auch die Rückknospung an den Ästen zufriedenstellend ist. Ich muss nur Geduld haben ...
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von abardo »

Hallo,

in zwei Jahren könnte ich mir den Baum ein gutes Stück nach links gekippt, den linken Ast sehr verlängert und dann in eine Schale wie dieser (natürlich horizontal gespiegelt)

http://www.atelierbonsai-element.com/en ... pot-no.24/

von Erik Križovenský vorstellen. Ein Traum ...
Zuletzt geändert von abardo am 24.11.2014, 14:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Norbert_S
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von Norbert_S »

Ein so kleiner Baum für diese tolle Schale?

Frank,
um als Baum dieser Größe gegen die Schale bestehen zu können oder besser noch die Hauptrolle zu spielen, muss er seeehr alt, kräftig und ausdruckstark sein.
Deine noch jugendlich daher kommende Schwarzkiefer wäre für die nächsten 20 Jahre besser in einer klassischen Schale aufgehoben.

Bitte richtig versthen, die Schwarzkiefer ist auf einem guten Weg und wird auch jetzt und in der näheren Zukünft sehr gute Wirkung in einer klassischen Schale erzielen.
Aber in der Eric-Schale nimmst du ihr m.M.n. die Ausstrahlung, die sie jetzt schon hat. Gegen diese Schale kann sie nicht bestehen - noch nicht.
Norbert

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abardo
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von abardo »

Hallo Norbert,

ich verstehe dein Argument.

Da ich erst kurz dabei bin, hilft es mir sehr, die Schale schon früh auszusuchen, um dann den Baum in die Schale "hineinzuentwickeln". Da seh ich dann viel besser, welcher Ast wo zu stellen ist, welcher wie lang werden darf und welcher nicht etc. Den Baum 10 Jahre zu entwickeln und dann festzustellen, dass ich ihn ganz falsch entwickelt habe, damit er in so eine Schale passt, wäre zu schade.

Andersrum empfinde ich es oft als Kompromiss, eine temporäre Schale zu nehmen. Da findet man bestimmt eine Schale, aber die passt dann eben nur zu 90%. 100% würde ich nur bekommen, wenn ich mir dann eine dafür töpfern lasse. Und das Geld investiere ich dann aber lieber gleich bei Erik und dann dürfen sowohl Schale als auch Baum zusammen alt werden (alter Baum mit nigelnagelneuer Schale sieht doch auch doof aus).
Dieses Argument "Schale-erschlägt-Baum" hat mich ehrlich gesagt nie richtig überzeugt, je schöner die Schale, desto mehr freue ich mich auch an dem Baum. Der Baum wird ja auch in den nächsten X Jahren nicht auf eine Ausstellung gehören, wo sowas dann ein Kriterium wäre.
Ich träum mal weiter und spiel mal weiter rum ...
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Norbert_S
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von Norbert_S »

Jeder muss seinen eigenen Weg finden und dann gehen, Frank.
Für mich benötigt ein Baum im Laufe seines Lebens mehr als eine passende Schale.

Viel Freude beim hineinwachsen und -gestalten.
Norbert

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abardo
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von abardo »

Hallo Norbert,
Norbert_S hat geschrieben:Jeder muss seinen eigenen Weg finden und dann gehen, Frank.
Soweit, dass ich da einen Weg gefunden hätte, bin ich noch lange nicht, es ist noch so viel neu, deshalb schwanke ich auch noch oft und begrüsse weiterhin jede Meinung und Kritik.

Und jetzt, wo alles für den Winter beschnibbelt und eingemottet ist, kommen halt Wünsche und Ideen hoch. Ansonsten gilts nur noch für die Noelanders und die nächsten Workshops zu planen, das ist ja fast schon langweilig :wink:
Grüße, Frank
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Heike_vG
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Re: Schwarzkiefer von Frank

Beitrag von Heike_vG »

Frank, Norbert hat Dir schon kluge Worte geschrieben. *daumen_new*

Dein Baum hat noch so viel Entwicklung vor sich, dass es selbst für den größten Visionär noch nicht abzusehen ist, welche Schale der Schwarzkiefer in welcher Größe in einigen Jahren passen wird. Ich halte es für ausgesprochen unwahrscheinlich, dass Du da aus heutiger Sicht schon den Volltreffer landen kannst.
So wie Deine hübsche Kiefer angelegt ist, wird sie immer ein relativ klassischer, "normaler" Bonsai sein und am besten in einer eher klassischen Schale zur Geltung kommen, wäre meine Vermutung.
Die ungewöhnlichen Schalen von Erik sind in der Regel eine erstklassige Wahl für wilde, von den Elementen im Gebirge gebeutelte, von der Form her kaum klassifizierbare Yamadori.

Die Größe ist auch manches Mal schwer Jahre im Voraus einzuschätzen. Als ich mal einen Ahorn, der damals für mein Gefühl die "perfekte Schale für's Leben" hatte, zur Überwindung eines Schwächezustands vorübergehend in eine größere Schale setzen musste, hat der Baum so überraschend an Dicke und allgemeinem Kaliber zugelegt, dass er nie wieder in die vorige Schale passte. Ganz ähnlich bei Bäumen, die ich für Wurzelablaktionen für ein einziges Jahr in eine etwas größere Trainingsschale gesetzt habe.
Man kann gerade bei jüngeren Bäumen nie sicher sein, dass irgendeine Schale "endgültig" ist.

Liebe Grüße,

Heike
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