Feldahorn #1 - Aigner Herbert

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Herbert A
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Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Servus an alle

Bei der Österreichischen Bonsai Nationalausstellung in Hallein im Juni 2011 habe ich diesen mächtigen Feldahorn bei einem Händler gesehen. Sofort ist der Funke zwischen dem Baum und mir übergesprungen. Es war Liebe auf den ersten Blick ;-).

Der Baum wurde 2009 ausgegraben ist und sehr gut angewachsen. Einer Gestaltung steht meines Erachtens nichts mehr im Wege.
Feldahorn Größe ca 80 cm
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Walter Pall
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Walter Pall »

Herbert,

der Gestaltung steht tatsächlich nichts mehr im Wege. Höchstens der Winter, wenn Du nicht für Frostschutz sorgen kannst. Ich würde ev. doch bis April warten.
Jedenfalls wird hier die inzwischen gut bekannte Frage auftauchen, naturalistisch oder eher traditionell. Was machen mit dem 'dicken Ast'?

Meine Antwort ist inzwischen hoffentlich allgemein bekannt: der 'dicke Ast' ist kein Ast, sondern ein Nebenstamm, der ganz typisch für einen Ahorn ist. Die vorhandene Krone eignet sich sehr gut für eine freie Besenform mit einem Hauptstamm, der sich ziemlich weit oben in einem Substamm verzweigt. Da die beiden oberen Stämme ähnlich dick sind, muss alles getan werden, um einen deutlich niedriger zu machen. Auf lange Frist muss er auch der deutlich dünnere werden. Das geht mit gärtnerischen Methoden sehr gut. Man muss sie aber kennen und auch anwenden. Die 'Steinschleuder' wird viel besser, wenn man sie nicht frontal sieht, sondern von der Seite.

Sehr gutes Material, denke ich.
Meine Beiträge und Bäume dürfen gerne kritsch beurteilt und diskutiert werden.
Aber bitte nicht unbedingt mit mir.

mit freundlichen Grüßen
Walter Pall
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Norbert_S
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Herbert

Glückwunsch zu diesem Prachtburschen, da wäre ich wohl auch schwach geworden.
Die Überlegung den Baum durch abmoosen im unteren Bereich zu verbessern hast du in einem anderen Thread glaube ich schon einmal geschrieben. Es ist leicht sich die Wirkung vorzustellen.
Auf diesem einen Foto wäre dann sowohl eine Drehung gegen oder mit dem Uhrzeiger möglich, je nachdem, wo du die Schnitte an den Substämmen setzen willst.

Ich sehe hier einen ausladend gestalteten natürlich wirkenden Feldahorn in der Zukunft vor mir, tolles Material.
Norbert

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mohan
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von mohan »

Ich freue mich darauf zu sehen, wie du den Baum entwickelst! :-D
Viele Grüße
monika
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Herbert A
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Eins ist klar. Ein ruhiger Traditionalist wird das nicht ;-).
Obwohl ich nun schon einige Jährchen mit Bonsai arbeite, fällt es auch mir immer wieder schwer bzw. kostet es mich einiges an Überwindung bei so einem Baum eine starke Reduktion vorzunehmen. Hier meine ich wie Walter geschrieben hat dass einer der beiden Nebenstämme stark eingekürzt werden soll.

Bis der dann wieder halbwegs aufgebaut ist :-(

Letztendlich geht es dann aber immer wieder schneller, bis der Baum wieder halbwegs ansehnlich ist, als man zunächst angenommen hat.

Norbert: Ja, ich werde den Stamm abmoosen, da er unterhalb der dicken Wurzel (noch aktiv) eine inverse Stammverjüngung hat. Die Abmoosung werde ich im Frühjahr vornehmen.

Gestern habe ich den Feldahorn entlaubt damit die Fotos aussagekräftiger sind und wir uns über die weiteren Gestaltungsschritte austauschen können.

Here we go!
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Herbert A
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Das wäre die geplante Vorderansicht. Hier kann durch eine Abmoosung künftig ein schönes und breites Nebari aufgebaut werden. Der erste Ast auf der linken Seite ist in etwa um die Hälfte einzukürzen und wird dann durch eine Fräsung falls erforderlich dünner ausgeformt.
023 31.10.11.jpg
Vom zweiten Ast auf der linken Seite ist einer wegzuschneiden, da sie aus der selben Stelle entspringen. Der obere hat die schönere Linie. Durch das abtrennen des unteren Astes wäre er allerdings in der Saftversorgung gefährdet.
Doppelast
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Ansicht 1
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Im Kronenbereich laufen die beiden Nebenstämme aufeinander zu. Es sind jedoch genügend Seitenäste auf die der rechte Stamm abgesetzt werden kann.
Krone
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Wenn man den Baum um 90 Grad dreht, würde die dicke Wurzel direkt nach vorne zeigen. Das ergäbe ein unschönes Nebari. Ausserdem ist die Gabel der beiden Stämme am weitesten offen. Diese Ansicht verwerfe ich mal.
Ansicht 2
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Weitere 90 Grad gedreht.
Hier sieht man die inverse Verjüngung unterhalb der dicken linken Wurzel. Der Stamm wirkt zu gerade und der Nebenstamm wäre völlig verdeckt. Diese Ansicht (3) wird es auch nicht werden.
Ansicht 3
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inverse Verjüngung
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Ansicht 4
um weitere 30 Grad gedreht. Diese Ansicht wäre eine Option. Der Stammfuß hat hier jedoch entgegen der Ansicht 1 keine Bewegung. Das jetzige Nebari wäre gar nicht so schlecht. Allerdings würden durch die Entfernung der oben ansetzenden Wurzel links und des Stumpens rechts zwei große Schnittstellen entstehen. Eigentlich möchte ich an diesem Baum möglichst wenig herumfräsen.
Ansicht 4
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Ansicht 5 (um weitere 15 Grad gedreht.

Hier könnte man das jetzige Nebari verwenden. Der Stamm ist jedoch sehr gerade und meines Erachtens zu hoch.
Die starken Äste setzen fast alle vorne an und es würden große Schnittstellen entstehen.
vorne ansetzende Äste
vorne ansetzende Äste
Unterhalb des rechten Stumpens wäre die gedachte Abmooslinie.
Ansicht 5
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Herbert

Das wird ein Baum, wie ihn Waldkauz, Specht und Meise lieben!

Durch die leichte Drehung des Baumes hat sich das Problem mit den optisch fast gleich starken Substämmen ja schon erledigt. Der rechte muss jetzt eben seiner Stammproportion entsprechend eingekürzt und auf einen der vielen möglichen Äste abgesetzt werden.
Die von dir angesprochene Problematik beim zweiten Ast des linken Stammes sollte beherrschbar sein. Die von mir gekennzeichneten kleinen Äste werden bei Rückschnitt des unteren starken Astes sicherlich zum Aufrechterhalten des Saftstromes beitragen. Sie werden sich stärker entwickeln besonders wenn die Zweige des verbleibenden Astes auch schön geschnitten und gebremst werden.
1.jpg
Beim Rückschnitt der starken Äste auch im hinteren Bereich können doch sehr gut Aushöhlungen gemacht werden, damit die Vögel auch ihre Brutplätze bekommen.
Das wird ein sehr interessanter Baum, dessen Entwicklung ich sicher mit viel Spaß und großem Interesse verfolgen werde.
Norbert

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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

So jetzt sind wir durch.
Nach wie vor favorsiere ich die Ansicht 1.

Jetzt gehen wir es gemütlich an. Zum jetzigen Zeitpunkt werde ich nur einige Äste die zu lang bzw. tot sind entfernen, da ich im Frühjahr noch ausreichende Grünmasse für die Abmoosung brauche.

Der erste Ast links befindet sich auf der gedachten Rückseite. Er wächst horizontal aus dem Stamm heraus und ist viel zu dick. Ich lasse vorerst allerdings einen Trieb als Opferast stehen. Nach gelungener Abmoosung wird der noch verbliebene Aststumpen zur Gänze entfernt.
und weg
und weg
Entfernung Rückseitenast
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Hier seht ihr den Baum in der gedachten Ansichtsseite 1

Der erste Ast ist einfach zu lang, zu dick und weist auch keine Verjüngung auf. Aber es sind ausreichend Triebe da um den Ast einzukürzen. Falls er dann optisch immer noch zu schwer ist, kann ich ihn auf der Oberseite abfräsen. Das verheilt in relativ kurzer Zeit und fällt kaum auf. Ich kann ihn auch noch weiter einkürzen wenn die Abmoosung erfolgreich war.
und tschüss
und tschüss
Ansicht 1, Reduzierung des ersten Astes links.
Ansicht 1, Reduzierung des ersten Astes links.
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Re: Feldahorn #1 - Aigner Herbert

Beitrag von Herbert A »

Entfernung des Doppelastes.
Da beide Äste aus der selben Basis entspringen ist die Sache mit der Saftversorgung genau abzuwägen. Laubbäume sind zwar relativ flexibel beim umlegen der Saftversorgung, aber in diesem Fall war mir das Risiko zu groß. Ausserdem wäre beim entfernen des unteren Astes eine realtiv große und gut sichtbare Wunde entstanden.
Wundverschluss
Wundverschluss
Hier entstand eine schöne Wunde, die der Baum wieder verschliessen wird, da sie schön im Saftstrom liegt. Wichtig dabei ist die Wunde ganz glatt nachzuschneiden.
oberer Ast ab.
oberer Ast ab.
Wenn ich diese Arbeiten im Frühjahr mache, dann verwende ich keinen Wundverschluss. Da der Baum jedoch jetzt bereits seine Aktivität weitgehend eingestellt hat, gebe ich im Herbst Wundkitt drauf. Zumal der Baum frostfrei überwintert wird und dabei das Eindringen von Pilzen erleichtert wird.
Entfernung des Doppelastes
Entfernung des Doppelastes
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