von Wolfgang Putz
Viele Neueinsteiger in unserem Hobby finden es anfangs unvorstellbar, dass sie Umtopfen bzw. die Wurzeln abschneiden (einkürzen) müssen. Doch wenn dieser Wurzelschnitt nicht durchgeführt wird, erdrücken sich die Wurzeln in der Schale gegenseitig, der Bonsai wird immer schwächer, es sterben Zweigpartien ab und der Baum geht schließlich irgendwann aus Mangel an frischem Erdsubstrat ein.
Junge Bonsai und auch viele Laubbaum-Bonsai füllen die Schale innerhalb einer Vegetationsperiode vollständig mit Wurzeln aus und sollten daher jedes Jahr umgetopft (inkl. Wurzelschnitt) werden.
Die Wurzeln älterer Bonsai, besonders von Nadelbäumen, wachsen hingegen langsamer. ? Diese Bäume können ohne weiteres mehrere Jahre ohne Umtopfen im selben Topf verbleiben.
Umtopfen Schritt für Schritt:
Baum aus der Schale nehmen (bei extrem bauchigen Schalen evtl. mit einem Messer den Wurzelballen aus der Schale herausschneiden)
Seitliche Wurzeln mit einer Wurzelkralle vorsichtig auseinander harken und die Unterseite des Wurzelballens ebenso auflockern.
Wurzeln seitlich und auch unten (gerade die unteren Wurzeln würden den Bonsai nach und nach aus der Schale drücken!) zurückschneiden (die Wurzeln werden um 1/3 bis zur Hälfte reduziert).
Passende Schale für den Baum wählen (Faustregel: die Höhe der Schale sollte etwa der Stammdicke entsprechen und die Schalenbreite sollte etwa 2/3 der Baumhöhe betragen). - Hier eine wunderbare orangefarbene Shohin-Schale von Horst Heinzlreiter.
Netzchen auf den Abzugslöchern anbringen.
U-förmig gebogenen Draht durchstecken und auf der Schalenunterseite umbiegen.
Schalenboden mit Erdsubstrat leicht bestreuen, Bonsai in die Schale stellen und mit Draht ordentlich fixieren, damit er einerseits nicht aus der Schale fallen kann, andererseits die neuen Wurzeln nicht durch Bewegungen abreißen.
Hohlräume um den Wurzelballen mit Erdsubstrat auffüllen (es dürfen keine Hohlräume bleiben) und angießen.
Wenige Wochen nach dem Umtopfen sieht Euer Bonsai dann hoffentlich so kerngesund aus, wie mein Dreispitzahorn-Shohin.
So ein Ahorn treibt bei guter Pflege & Düngung (versteht sich von selbst! ) in einem Jahr so enorm viele Wurzeln, dass es ihn sogar ein paar mm aus der Schale hebt.
Die Wuchsfreudigkeit von Dreispitzahornen ist einfach gewaltig! - Und kräftigen Wurzelschnitt verträgt er auch; nicht unbedingt zum gleich Nachmachen, aber ich verrate Euch was: im Frühjahr 2003 schnitt ich bei meinen 3Spitzern z.T. 3/4 bis 4/5 der Wurzeln weg und es war kein Problem. - Aber seid als Neueinsteiger lieber vorsichtig mit einem zu radikalen Wurzelschnitt!!
Viel Freude mit dem schönsten Hobby der Welt!
Zum Umtopfen allgemein gibt es noch einen Artikel von Erwin Grzesinski.