Fotoanleitung - Einführung

Bonsai digital
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Kelle
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Fotoanleitung - Einführung

Beitrag von Kelle »

Fotoanleitung

Diese Fotoanleitung soll dabei helfen die Qualität der Bonsaibilder, die für Internet, Fachzeitschriften oder auch nur für zu Hause gemacht werden, zu verbessern. Es gibt sicherlich noch weitere Anleitungen in der Literatur und im Netz, doch diese hier beruht auf meinen Erfahrungen und man kann sie sicherlich in einigen Punkten verbessern oder verändern. Dies ist nicht die 'einzig richtige' Wahrheit, wie bei so vielen Dingen. Dies ist meine Art Fotos zu machen und jeder muss experimentieren, um den für sich besten Weg zu finden. Dabei muss ich ganz klar sagen, dass ich kein Profi im Bereich digitale Bildbearbeitung bin und dass man sich bei Detailfragen besser an die Profis wenden sollte.

1. Utensilien
Was braucht man um zufrieden stellende Bilder von unseren Bonsai zu machen?

1.1. Kamera: Zu allererst braucht man eine Kamera. Für gute Bonsaibilder ist keine High-End-Ausrüstung von Nöten, es reicht eine Kamera mit einer Million Pixel eigentlich schon völlig aus. Solche und bessere Geräte kann man bei den einschlägigen Auktionshäusern zumeist für unter 100 Euro ersteigern. Wenn die Kamera jedoch über eine manuelle Belichtungszeiteinstellung und eine manuelle Blendenöffnung verfügt, ist das natürlich von Vorteil, denn man kann besser auf bestimmte Gegebenheiten reagieren (dazu im Punkt Hintergrund mehr).

1.2. Hintergrund: Man sieht viele Bonsaibilder, in denen die unterschiedlichsten Materialien als Hintergrund benutzt werden. Hausmauern, Hecken und Zäune sind nur einige Beispiele. Diese Hintergründe sind mit Sicherheit in der jeweiligen Situation nur als Notbehelfe ausgewählt worden (will ich zumindest hoffen), aber grundsätzlich gilt, dass solche Hintergründe nicht angebracht sind. Ein sehr bewährter Hintergrund ist schwarzer Samt, den man an die Hauswand hängen oder auch auf einen Holzrahmen spannen kann. Eine billigere Alternative ist farbiges Tonpapier, das es sogar in Größen, wie z.B. DIN A1, in Kunstfachhandel gibt. Tonpapier in Größe DIN A2 kostet ca. 2 Euro und man kann dieses auf eine Holzplatte spannen, um Wellen im Papier zu verhindern.
Ein kurzes Wort noch zu den Farben des Hintergrundes. Ein schwarzer bzw. ein weißer Hintergrund verwirrt meistens den Lichtmesser der Kamera. Wenn man das nicht manuell korrigiert, werden die Bilder zu hell und sehen verwaschen aus. Um diesen Fehler zu beheben, bietet es sich an die Belichtungszeit zu verkürzen oder die Blende zu verkleinern (also die Blendenzahl zu erhöhen). Bei weißem Hintergrund ist der Fehler oft genau entgegen gesetzt, da erscheint das Bild zu dunkel. Nun geht man entgegen gesetzt vor und benutzt eine längere Belichtungszeit oder eine größere Blende. Bei blauen oder grauen Hintergründen treten solche Fehler meistens nicht auf.

1.3. Reflektoren oder Lampen: Wenn man bei natürlichem Licht fotografiert, entstehen Schatten, um diese Schatten auszuleuchten benutzt man entweder a) Reflektoren, um das Sonnenlicht auf den Bonsai zu lenken oder b) Lampen. Man braucht keine Reflektoren, wie im Fotostudio, denn man kann sich auch welche für wenig Geld selben basteln, denn wenn man Alufolie auf ein Stück Pappe zeiht, dann hat man einen guten Reflektor.

1.4. Stativ: Das Stativ ist eine wirklich wichtige Gerätschaft, denn man schafft es mit dem Stativ, die Kamera in den richtigen Winkel zum Baum auszurichten. Durch ein Stativ kann man weiterhin längere Belichtungszeiten verwacklungsfrei durchhalten, die wenn man die Kamera in der Hand halten würde, auf jeden Fall zu verwackelten Bildern führen würden, denn der Mensch bewegt sich nämlich auch (oder gerade dann), wenn er versucht stillzuhalten. Deshalb ist auch eine Investition von ca. 25 Euro wohl angebracht.

2. Der Aufbau
Licht ist ein entscheidender Faktor für gute Fotos. Dieser Aspekt trennt mittelmäßige Fotos von guten Fotos. Ich würde natürliches Licht empfehlen, denn nicht jeder verfügt über eine professionelle Ausrüstung, mit der er auch in der Wohnung seine Bäume perfekt ausleuchten kann. Nur wie muss ich mein „Set“ einrichten, damit meine Bäume im besten Licht erstrahlen?
Sowohl Sonnenschein und als auch bedeckter Himmel haben unterschiedliche Vorteile bei der Belichtung. So erscheint das Laub bei Sonnenschein sehr leuchtend, bei bedecktem Himmel hingegen ist das Licht sehr diffus und wirft keine Schatten, so dass auch kleine Details erkennbar werden.
Die Sonne sollte, meiner Meinung nach, hinter den Baum stehen und der Bonsai sollte durch die Reflektoren von vorne indirekt beleuchtet bzw. ausgeleuchtet werden, dies suggeriert Tiefe.
Wenn man nur mit Blitz fotografieren würde, dann erzeugt man, meiner Meinung nach ein Bild, das zu flach ist und über zu hohe Kontraste verfügt. Die Farbe des Laubes erscheint oft zu grell. Bei einem Foto mit natürlichem Licht sind die Texturen oft weicher und üppiger.
Wichtig ist, meiner Meinung nach, auch ein Horizont, denn das Auge ist es gewöhnt Pflanzen und Tiere in der Landschaft zu sehen. Bei der Wahrnehmung spielt also der Horizont eine wichtige Rolle. Wenn man seinen Baum auf schwarzen Samt stellt, ohne eine visuelle Linie für das Auge zu erstellen, wirkt es so, als ob der Baum in Schwarz fließen würde. Es fehlt einfach Standfestigkeit. Ich benutzte für den Hintergrund Samt oder Tonpapier und unter den Tisch oder unter die Schale lege ich Papier oder Samt das sich von dem Hintergrund unterscheidet. So schaffe ich einen Horizont.

Fotoaufbau
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Fotoerklärung
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3. Präsentation
Grundsätzlich muss man festhalten, dass ein Foto immer nur ein Ausschnitt der Realität ist. Ein Foto von unseren Bonsai zeigt das aktuelle Entwicklungsstadium und vielleicht möchten sie dieses Bild jetzt oder später einmal veröffentlichen, z.B. im Forum oder in einer Fachzeitschrift, und deshalb sollte jedes Foto auch das bestmögliche sein. Der Baum ist also so gut es geht zu präsentieren und man sollte sich einige Zeit nehmen, um den Baum geeignet vorzubereiten:

- Reinigen sie die Schale von Kalkresten und Verschmutzungen
- Entfernen sie alte Nadeln und alte Blätter
- Säubern sie Jin und Shari-Partien
- Entfernen sie Grass und 'Unkraut' aus der Schale
- Legen sie eine neue Schicht Akadama oder eine Schicht Moos als oberste Schicht auf
- Die Drahtung sollte, wenn sie sichtbar ist, möglichst sauber sein
- Plazieren Sie den Baum auf einen Tisch oder benutzen sie einen geeigneten Untersetzter

4. Die Einstellungen

4.1. Um Verwacklungen während der Betätigung des Auslösers zu verhindern, empfiehlt es sich einen Selbstauslöser oder einen Drahtauslöser zu benutzten, um scharfe Bilder zu erzeugen.

4.2. Sehr wichtig ist weiterhin der Winkel, in dem der Baum fotografiert wird, denn ein Bild z.B. von oben sagt wenig aus. Am besten ist ein Baum zu beurteilen, wenn man in ihn hineinschaut. Den besten Winkel findet man meisten, wenn man im ersten Drittel des Baumes sucht. Das ist zumeist die Position, wo der Stamm endet und die Baumkrone beginnt. Um Natürlichkeit zu suggerieren sollten 2/3 des Bildes Höhe zeigen. Wenn man den Blickwinkel perfektionieren will, sollte man die Gesetzmäßigkeiten des Goldenen Schnittes anwenden.

4.3. Wie sorgt man dafür, dass die Konturen oder Fehler des Hintergrunds verwischen? Durch einen entsprechenden Abstand zwischen Hintergrund und Baum und durch eine angepasste Blendenzahl verwischt der Hintergrund und verliert seine Struktur. Bei einem Abstand von einem Meter benutzt man ca. Blende 2 (-> kleine Blendenzahl = große Blendenöffnung). Bei mehr Abstand wird die Blendenzahl größer.

4.4. Was soll fokusiert bzw. scharf gestellt werden? Man sollte immer den Stamm fokusieren, denn bei einer großen Blendenöffnung wird eventuell nicht mehr alles scharf.

4.5. Falls es sich um eine Kamera mit Einstellungsmöglichkeiten handelt, sollte man anfangs die automatische Kameraausschaltung deaktivieren, damit die ganze mühevolle „Handarbeit“ nicht nach ca. 3 Minuten automatisch beendet wird und man wieder von Neuem alles einstellen muss. Es empfiehlt sich, von der Ganzbildlichtberechung auf die Punktberechung (Spot-Lichtmessung) zu wechseln, damit der Lichtwert direkt am Baum gemessen wird und nicht noch die Lichtwerte z.B. am Hintergrund mit in die Berechnung eingehen. Des Weiteren sollte man (wenn man mit natürlichem Licht fotografiert ist das ja logisch) ohne Blitz fotografieren. Es empfiehlt sich die ISO-Zahl auf den niedrigsten Wert, z.B. 50, einzustellen, um so möglichst klare Bilder zu erhalten. Weiterhin sollte ein manueller Weißabgleich mit einem weißen Blatt Papier durchgeführt werden, damit die Kamera an die aktuellen Lichtverhältnisse angepasst ist. Man sollte ohne Zoom arbeiten, den dieser verfälscht die Perspektive und die höchste Auflösung der Kamera ist zu wählen, um auch später für die Nachbearbeitung geeignetes Material zu erhalten.

4.6. Kontrollieren Sie ihre Ergebnisse auf dem Display ihrer Digitalkamera, so können sie erkennen ob der Baum gut getroffen wurde. Wenn sie dann auf das gemachte Bild heranzoomen, können sie erkennen ob das Bild scharf oder unscharf geworden ist. Falls das Ergebnis nicht zufrieden stellend ist, Bild lösen und ein neues machen.

5. Nachbearbeitung
Die digitale Nachbearbeitung sollte grundsätzlich sparsam eingesetzt werden um die Natürlichkeit des Baumes nicht zu gefährden.

5.1. Um ein Bonsaibild zu optimieren, sollte das Bild zunächst mit dem 'Ausschneidewerkzeug' bzw. 'Freistellungswerkzeug' des Bildbearbeitungsporgramms (z.B. Gimp oder wie in diesem Beispiel Adobe Photoshop) passend ausgeschnitten werden. Den gezogenen Rahmen um den Baum, die Schale und den Tisch kann man mit den seitlichen Quadraten bzw. Ziehfeldern auf die passende Größe ziehen. Wenn der gewünschte Bereich eingepasst ist, wird mit Doppelklick oder mit einem Klick auf das Häkchen oben in der Toolleiste bestätigt und ausgeschnitten.

Freistellung
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5.2. Nun folgt die Tonwertkorrektur. Eingangs kann man es mit der Auto-Tonwertkorrektur versuchen, doch wenn diese kein zufrieden stellendes Ergebnis liefert, sollte manuell eingestellt werden (über Bild -> Anpassen -> Tonwertkorrektur bzw. Auto-Tonwertkorrektur). mit den Reglern für Schwarz und weiß stellt man die gewünschten Tonwerte ein. Zieht man den Regler für Schwarz nach rechts werden die Schwarztöne satter und zieht man den Regler für weiß nach links werden die Farben leuchtender bzw. heller. Wenn man mit den beiden äußeren Reglern das Bild passend eingestellt hat, es aber zu dunkel ist, sollte man es mit dem grauen Helligkeitsregler in der Mitte korrigieren. Passt alles bestätigt man mit OK.

Tonwertkorrektur
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5.3. Weiterhin kann man auch noch die Farbe mit Bild -> Anpassen -> Auto-Farbe die Farbe des Bildes anpassen. Dieses Tool liegt meistens richtig, doch wenn die Farbe einmal nicht ganz stimmen sollte, kann man dies ja manuell korrigieren mit 'Farbbalance'.

5.4. Das Bild wird mit dem 'Filter -> Scharfzeichungsfilter -> Unscharf maskieren' geschärft. Je mehr Megapixel die Kamera hat, desto mehr Pixel kann man hier zusammenziehen. Hier muss man aufpassen, dass man den Wert nicht zu hoch wählt und das Bild dadurch unnatürlich aussieht. Experimentieren ist hier angesagt, aber bei richtiger Handhabung wird das Bild gleich ein wenig klarer.

5.5. Das bearbeitete Bild sollte man jetzt speichern und für den Gebrauch hier im Forum empfiehlt sich: Datei -> Für Web speichern. Dann muss man rechts oben bei Qualität den Regler so einstellen, dass links unten ein Wert von unter 70 KB entsteht. Dann auf Speichern gehen und Bild benennen und abspeichern.

Für Web speichern
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Mit freundlichen Grüßen
Kelle
Wer seine Vergangenheit vergisst, verliert seine Wurzeln.
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