Präsentation von Bonsai mit Beistellpflanzen - Grundregeln, die Beachtung finden sollten. Autor: Ga

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Heike_vG
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Präsentation von Bonsai mit Beistellpflanzen - Grundregeln, die Beachtung finden sollten. Autor: Ga

Beitrag von Heike_vG »

Die Präsentation auf Ausstellungen erfolgt heute meist auf Tischreihen, mit BONSAI auf Tischchen, BEISTELLPFLANZE (Shitakusa) mit Untersetzer (Ji-Ita) oder einem SUISEKI (Betrachtungsstein) bzw. Figuren (Tempai). Manchmal kommt auch ein ROLLBILD (Kakejiku) zum Einsatz.

Die Anordnung dieser Gegenstände zueinander ist von der Präsentation in der TOKONOMA (Ausstellungsnische innerhalb eines jap. Haus) abgeleitet und bedarf daher einer möglichst klaren Gliederung und Abgrenzung des Raums. Die Tokonoma an sich ist ja ein klar abgegrenzter Raum, auf großen Ausstellungstischen muss man diese räumliche Abgrenzung eben schaffen bzw. andeuten (zB. durch ausgelegte Bambusstäbe).

Auf den bei uns üblichen Ausstellungen kommen meist nur zwei der drei oben genannten Elemente zur Ausführung: Bonsai und Beistellpflanze.

Kurze Erläuterung japanischer Begriffe, da für BEISTELLPFLANZE oft fälschlicher Weise zwei Worte gebraucht werden.
SHITAKUSA [gesprochen „Shtaksa“] (Akzent-/Beistellpflanze) zur Begleitung eines Bonsai/Suiseki bei der Präsentation. Sie sind nie selbst das Hauptobjekt.
KUSAMONO [gesprochen „K´samono“] (Grasbonsai) sind meist etwas größer als Shitakusa und werden allein ausgestellt. Sie sind das Hauptobjekt bei einer Präsentation.


PFLANZEN - Was eignet sich?

Nicht alles was klein ist, bunt blüht oder sonst irgendwie auffälligen Blattschmuck aufweist ist wirklich geeignet. Auch hier gilt oft, weniger ist mehr. Wichtig sind: Blattform, Farbe, Blüte, Habitus, Wuchsgröße und Lebensbedingung.


SCHALEN - Welche?

Hier gilt grundsätzlich eine viel größere Freiheit als bei Bonsai. Der Vielfalt an Farben und Formen sind kaum Grenzen gesetzt. Doch sollte man sich auch hier vor allzu großer Extravaganz hüten. Die Schale bzw. jedes beabsichtigte Pflanzgefäß sollte einfach in der Kombination mit der Pflanze deren bereits o.g. Kriterien berücksichtigen.
Natürlich kommt es wieder auf den beabsichtigten Einsatzzweck an. Shitakusa in der Tokonoma haben meist unauffällige, flache, runde Schalen.


KOMBINATION von Pflanze und Schale

Wie bei Bonsai auch, müssen Schale und Pflanze zusammenpassen. Die Farben, Formen, Dimensionen, Texturen und dynamischen Aussagen beider Elemente müssen zusammengehen und sich ergänzen / unterstreichen.


BEISTELLPFLANZEN

- Beistellpflanzen müssen kompakt sein
- Beistellpflanzen sollen klein und bescheiden sein
- Schalen sind meist rund oder oval, oder eine Steinplatte, Holzstück
- Schalen wenn möglich in Farbe: blau / grün / weiß / elfenbein / braun
- Besondere Schalen: Steine, Dachplatten, Wurzeln, usw.

Präsentiert werden Beistellpflanzen auf dünnen, unregelmäßig geformten Holzscheiben (Ji-Ita), im Sommer auch auf Bambusmatten.

NEARAI – Dies sind Beistellpflanzen die sehr gereift und vollkommen durchwurzelt sind, so dass sie ohne Schalen ausgestellt werden können. Als Unterlage dient dabei eine Keramikplatte (Suiban). Die Erde muss ganz mit Moos bewachsen sein.

Beistellpflanzen benötigen eine intensive Pflege und zeigen erst nach Jahren der Reife ihren vollen Charakter der dann zu einer gelungenen Präsentation beiträgt.


Für die folgenden Ausführungen gehen wir jetzt davon aus, dass der Bonsai auf einem passenden Tischchen präsentiert wird.
Die Beistellpflanze auf einem entsprechenden Untersetzer (Ji-Ita).


a) Der Bonsai, das Hauptelement, soll in der Höhe dominieren. Sollte der Baum kleiner sein, so nimmt man einen höheren Tisch oder Unterlage. Die restlichen Elemente sollten dann auf niedrigeren Unterlagen platziert werden.

b) Die zur Komposition gehörenden Elemente werden asymmetrisch aufgestellt. Der Bonsai auf seinem Tischchen wird außerhalb der Tischmitte meist leicht nach hinten gesetzt. Die Beistellpflanze steht seitlich davon.
(Eine im Hintergrund stehende Beistellpflanze betont, falls notwendig, den Bonsai, im Vordergrund stehend wird ein dominanter Bonsai eher gedämpft.)

c) Der Bonsai hat eine Bewegungsrichtung, die anzeigt wo das Begleitelement zu stehen hat.

d) Die Beistellpflanze sowie die Unterlage (Ji-Ita) weisen ebenfalls eine Bewegungsrichtung auf, die dem Bonsai zugewandt ist.

e) Die Beistellpflanze soll nicht höher sein als das Tischchen des Bonsai. AUSNAHME: Einzelne Blütenstände dürfen höher als der Tisch sein.


Bei der Präsentation von Felsen- und Waldpflanzungen, mit Unterpflanzen im Moos, finden keine extra Beistellpflanzen mehr Verwendung. Suiseki und Tempai sind aber möglich.



Darstellung der Jahreszeit

Bei der Präsentation sollen Beistellpflanzen die Jahreszeit sowie das natürliche Habitat des Bonsai darstellen. Die Jahreszeit kann z.B. durch Blattfärbungen, Blüten, Samenstände oder Früchte angezeigt werden, doch darf sich kein Element bei Bonsai und Beistellpflanze wiederholen.

Frühling: knospende, blühende Beistellpflanzen

Sommer: blühende Beistellpflanzen, Gräser

Herbst: Früchte o. Samenstände tragende Beistellpflanzen bzw. Herbstfärbung

Winter: immergrüne Beistellpflanzen


Gerade bei Koniferen kann fast nur durch die Accessoires (Shitakusa, Suiseki, Tempai, Kakejiku) die Jahreszeit darstellt werden.


Beispiele:

Im Herbst - Hauptbaum Ahorn mit bunten Blättern; Beistellpflanze nur grün ohne Bezug zur Jahreszeit

Im Winter - Hauptbaum ist ein Laubbaum ohne Blätter; Beistellpflanze nur grün

Beistellpflanze / Bonsai:

- kein gleichförmiges Laub (Blätter od. Nadeln) zB. Kiefer und Beistellpflanze mit nadelförmigem Laub (Pechnelke, Thymian, etc.)
- keine gleichen Farben verwenden (gilt für das Laub, die Schalen, Tischchen / Untersetzer, etc.)


Immergrüner Hauptbaum? Es eignet sich jede Beistellpflanze.
Laubabwerfender Hauptbaum? Immergrüne Beistellpflanze.
Blühender Hauptbaum? Keine blühende Beistellpflanze.
Früchtetragender Hauptbaum? Keine Früchte tragende Beistellpflanze.


Das Ziel der Präsentation ist es die Schönheit eines Bonsai, stellvertretend für die Natur, wiederzugeben.


Display auf Tischreihen

Es genügt nicht mehrere Bäume in einer Reihe aufzustellen. Die gesamte Komposition sollte sich um einen Hauptbaum anordnen und seine Reife und Bedeutung hervorheben. Dabei sollte Abwechslung zwischen Laub- und Nadelbäumen herrschen. Auch die Vermeidung gleichartiger Stilformen, Größen, etc. steigert die Attraktivität.[/b]
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
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