Ein Yamadori bringt naturbedingt meist Mängel mit, welche in die Gestaltung einbezogen werden müssen. Solche "Fehler" können aber oft auch zu einer arttypisch eher ungewöhnlichen Lösung führen und dann sind gegensätzliche Meinungen vorprogrammiert. Ich meine, das macht Bonsai erst interessant: Die Möglichkeit der künstlerischen Freiheit (mit Respekt vor der Natur), oder anders ausgedrückt: 1 Yamadori und 3 Gestalter = 3 verschiedene Bäume.
Ursprünglich wollte ich den Baum mit liegendem Stamm als eine Art Halbkaskade gestalten, was sich aus verschiedenen Gründen allerdings als schwierig erwies. Nach reiflicher Überlegung und einigen Diskussionen mit Bonsaikollegen entschied ich mich für eine aufrechte Position in der Schale. Sein Potenzial, der stark geneigte Stamm mit dem schroffen Winkel, kommt so besser zur Geltung. Damit ergibt sich eine völlig neue Anordnung der Äste. Dass die Lärche nun eher wie ein Laubbaum aussieht, stört mich persönlich nicht, treffe ich in meinem Sammelgebieten doch oft auf sehr ausgefallene Formen, die keineswegs dem landläufigen Erscheinungsbild von Nadelbäumen entsprechen. Auch Fichten wachsen hier wie dichte Kugeln, nicht mit aufrechter Dreiecks-Silhouette. Die Natur zeigt sich hier einfallreicher als die Lehrbücher. Klar gibts am Baum noch einiges zu verbessern, die Zeit wirds richten. Häufig ist es nicht möglich, mit der Erstgestaltung bereits ein endgültiges Resultat zu erzielen. So muss diese Lärche im oberen Bereich noch zulegen, damit sich eine gute Krone ausbilden lässt. Auch werden die Etagen später verfeinert.
Fundort
nach dem Ausgraben 2000, Akklimatisation
Erstes Umtopfen in eine Schale 2006
Die Erstgestaltung 2007
Der Baum 2008
Yamadori Larix - Dokumentation einer Yamadori-Lärche (larix decidua) von Peter Thali
Yamadori Larix - Dokumentation einer Yamadori-Lärche (larix decidua) von Peter Thali
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit