Gestaltungsansätze Ulme - Ideenfindung

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Holger
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Gestaltungsansätze Ulme - Ideenfindung

Beitrag von Holger »

Um noch einmal zu verdeutlichen worum es in der Schule im ersten Jahr geht. Ein schönes Bäumchen, ein Bonsai oder wie auch immer Ihr es nennen mögt, muß einen halbwegs vernünftigen Wurzelansatz haben. Wenn Ihr ein Bäumchen kauft, sollte der Gedanke, die Motivation sein, Euer Bäumchen einen Schritt weiter zu bringen.
Was nützen Jahre schönsten

Schneiden´s,
Drahten´s,
Gestalten´s

wenn das Ergebnis oben hui unten pfui dabei herauskommt.

Unsere jungen Pflanzen stehen am Beginn Ihrer Karriere, geben wir Ihm die besten Startchancen und konzentrieren uns auf die Wurzeln und den Wurzelansatz.

Links das Bild eines Rohling´s aus einem Bonsai-Fachbetrieb. Stöhnt nicht, das Preis-Leistungsverhältnis ist gut.
So sehen preiswerte Bäume aus, Pflanzen aus der Natur sind meist noch grauenhafter. Rechts ist der Wurzelballen einer anderen Pflanze beim 2. Umtopfen und Wurzelschnitt. Noch 2 mal topfen und der Baum hat einen Wurzelansatz. Über der Erde soll es halbwegs vernünftig aussehen, aber erst wenn der Wurzelansatz stimmt, wird´s interessant.

Also nur Mut, schneidet in mehreren Etappen wenn Ihr unsicher seit aber topft nicht einfach um.
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Frage:
Du erwähnst immer wieder dieses spaghnum Moos. Da wir in geraumer zeit unseren Rasen vertikutieren wollen, da er total mit Moos durchwachsen ist, wollte ich fragen ob ich auch dieses Moos nehmen kann. Es sieht eigentlich haargenau so aus wie auf deinen Bildern.

Antwort Dieter:
Was Ihr beim Vertikurieren aus dem Rasen holt, könnte Spaghnum sein. Versuche es halt mit diesem Moos. Achte aber darauf das keine Graswurzeln dabei sind, meist zu erkennen an den dünnen weissen "Fäden".

Ergänzung:
Sicher nicht, Dieter. Sphagnum , zu deutsch Torfmoos, ist ausschließlich an sehr nassen, teilweise saisonal überfuteten Stellen zu finden (Moore), jedoch sicher nicht im Rasen. Für deine Zwecke ist wohl jedes langfaserige Moos gut zu gebrauchen. Zum Abmoosen eignet sich jedoch Sphagnum ganz besonders gut, da es aufgrund von abgestorbenen, hohlen Zellen wie ein Schwamm wirkt und dadurch eine weit höhere Wasserhaltekapazität aufweist als herkömmliches Moos.

Frage:
meine Ulme steht in einer großen Trainingsschale. Als ich sie bekam (mit Erdballen) hatte ich nur den Lehmklumpen entfernt. Der fiel schon fast von alleine ab und dabei ist mir aufgefallen, dass sie kaum Feinwurzeln hatte. Der ganze Wurzelballen hatte etwa einen Durchmesser (geschätzt, da schon ein paar Tage her) von ca. 15 cm, also für mein Empfinden schon relativ klein (oder?).

Daher scheue ich jetzt etwas davor zurück, sie dieses Jahr noch mal aus der Erde zu nehmen und noch was an den Wurzeln zu machen. Ich dachte mir, es wäre gesünder für das Bäumchen, es dieses Jahr nur noch oberhalb der Erdoberfläche zu bearbeiten und mich dann ab nächstes Jahr um die Wurzeln zu kümmern. Oder kann mich da jemand beruhigen, dass die Ulme es trotzdem abkann, wenn ich da noch mal dran rumwerkel dieses Jahr?

Antwort:
Lass die Wurzeln lieber in Ruhe.

Frage:
Nur mal aus Neugierde: ich habe das Gefühl, daß Du die Entwicklung des Wurzelsystems von der des Grüns zu trennen scheinst (i.e. erst das Eine, dann das Andere), während ich das immer so verstanden hatte, daß das parallel laufen sollte, daß das Eine ein Spiegelbild des anderen ist?

Hast Du da andere Erfahrungen?

Antwort Dieter:
Wenn ich ehrlich bin, halte ich mich nicht an den Wuchskraftausgleich. ( Wurzeln und Zweigwerk gleich stark auslichten). Bei den ganzen Bäumen die ich jetzt (in dieser Woche) umgetopft habe, sind 60-80% des Wurzelwerks aber nur 20-40% des Zweigwerks geschnitten. Ich vermute das jeder Baum das Auslichten des Zweigwerks selbst übernimmt und habe bis jetzt noch keine großen Schwierigkeiten damit gehabt. Das ist keine Empfehlung vielleicht habe ich nur Glück gehabt. Aber wenn ich darüber nachdenke, verfahre ich schon seit vielen
Jahren in dieser Weise.

1 Stunde grübeln später dürfte die Erklärung darin bestehen, das der größte Teil der entfernten Wurzeln aus inaktivem oder abgestorbenem Feinwurzelsystem besteht.

Baum 1:
Da ich noch ca. 2 Wochen mit Umtopfen warten möchte, hab ich mich mal an einen virtuellen Auslichten der Ulme probiert.
Leider bin ich mir für den Bereich der Krone noch total unschlüssig, weil da irgendwie alles kreuz und quer und sehr dicht wächst. Daher wurde das beim Virtual noch nicht berücksichtigt.

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Vorschlag:
Ich erlaube mir mal mich einzumischen und ein Bild hochzuladen. Meiner Ansicht nach hast du unten zuviel weggeschnitten und dafür oben zuviel stehen gelassen, aber du warst ja wohl auch noch nicht fertig.
Ausgehend von deiner Bildwahl würde ich in etwa so schneiden, wie abgebildet.

Die Pfeile markieren zwei ( oder sogar drei?) Äste, die eine problematische Stelle (Verdickung) provozieren.
An dieser Stelle darf nur ein Ast stehen bleiben. Welcher, kann ich von den Fotos her nicht entscheiden. Vielleicht hilft es dir etwas.

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Antwort:
Genau das wollte ich nicht machen. Mit dieser typischen S-Form kann ich mich in keinster Weise anfreunden. Und sehe es daher eher so, dass sich der Stammverlauf eher weiter nach rechts fortsetzen sollte.

Ergänzung:
Ich finde zwar nicht, dass es eine typische S-Form ist aber gut, dir muss es natürlich gefallen. Der Grund, warum ICH mich gegen deine Vorstellung entscheiden würde:
Wenn der Baum sich nach links fortsetzt, dann ist der obere Stammteil zu grade und zu lang ( im Verhältnis zum unteren unbeasteten Stück, vor der Biegung). Das wirkt aus klassischer Sicht unharmonisch, u.a. weil es nicht die richtigen Proportionen zueinander hat.
Außerdem scheinen die oberen Äste schon dicker als die unteren und eine ausgeprägte Stammverjüngung kann man auch nicht wirklich erkennen.

Nachtrag: Ich weiss doch, dass du nur virtuell geschnitten hast!

2. Nachtrag: Um deiner Vorstellung zu folgen würde ich vorschlagen alle Äste unten, bis auf die drei größeren ( sichtbaren) Verzweigungen im oberen Bereich komplett zu entfernen.
Dann kann eine passende Krone aufgebaut werden, die Endgröße des Baumes wäre dann höher.

Dieter:
Lichte den Baum aus, entferne alle toten Äste, alle Äste/Zweige die gerade nach oben zeigen auch entfernen. Danach sieht der Baum schon aufgeräumter aus.

Antwort:
Genau da liegt der Hund. Da sind keine toten Äste. An jeden Ast kommen Triebe. Also welchen weg?
Daher ja das Virtual.

Dieter:
Suche Deine Stammlinie, dann kannst Du als erstes die Krone auslichten, entferne die senkrechten Triebe, dann schaun wir weiter.

Antwort:
Hier mal meine Fortschritte beim auslichten. Ich bin da wohl etwas langsam, aber ist auch der erste bei dem ich das mach.

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gest5-1.jpg (38.39 KiB) 679 mal betrachtet

Dieter:
Du bist nicht langsam, du bist sorgfältig. Und Deine Probleme sind nach dem Auslichten viel kleiner geworden.

Jetzt musst Du Dir eine Stammverlängerung aussuchen, und die andere abschneiden. Wenn beide Äste in Deinen Augen gleichwertig erscheinen, schneide den nach hinten wachsenden ab. Den Ast (pink) kannst Du sofort mit entfernen. Den rot ein gekreisten Bereich musst Du noch entschärfen, suche bei dem Ast eine Stelle wo ein ziemlich
waagerechter Zweig ansetzt (nahe am Stamm) und setzte den Ast dann auf diesen waagerechten Zweig ab.
Nach diesen Schnitten ist der erste Baum soweit fertig und darf in Ruhe wachsen.

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Baum 2:
Ich trau mich leider nicht mehr, noch mehr Äste zu entfernen. Leider liegt das Übergewicht auf der linken Seite. Soll ich die rot markierten Äste noch entfernen? Oder habt ihr einen anderen Vorschlag?

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Antwort:
Die auf der linken Seite, würde ich nur auslichten, aber nicht entfernen. Eher noch die rechts aber dann kommst du auf eine ähnliche Stammführung wie ich.

Dieter:
Du musst Dich für eine Stammlinie entscheiden. Anbei 2 Möglichkeiten. Achte auf die verschiedene Auswahl bei blau je nach gewählter Stammlinie.

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Ergänzung:
Deinen rechten Vorschlag finde ich gelungener. Beim linken finde ich die kahlen Stellen doch schon recht groß.

Bei meinem zweiten Vorschlag kannst du meine Stammführung sehen. So hatte ich es mir schon gedacht. Aber ich habe auf der linken Seite einfach zu viele Äste.

Ich werde deine beiden Vorschläge mal virtual bearbeiten und dann mal sehen, welche ich im Enddefekt favorisieren werde.


Ich glaube, so komme ich meinem Ziel schon näher.

Was sagt ihr?

Auf der linken Seite muss aber noch was weg. Welchen opfer ich wohl am Besten? Den mittleren von den drei linken Ästen? Ich meine, dieser sollte es schon sein. Aber ich bin auf eure Meinung schon gespannt.

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Antwort:
... als absoluter Amateur: Aufgrund des Astes auf der rechten Seite eigentlich den unteren... wobei dann der obere auch stört - irgendwie ungünstig - vielleicht doch den mittleren.

Nur sind dann die beiden unteren Äste, insbesondere wenn sie stärker werden, fast gegenläufig....

Ergänzung:
Da wär was dran, stimmt.

Und wie sollte es nun weitergehen? Rechte Äste alle ab und neu aufbauen und von den linken nur den Mittleren?

Oder auf der linken Seite den oberen und den unteren entfernen und auf der rechten Seite den unteren stehen lassen? Dann dafür auf der rechten Seite den mittleren entfernen. Dann wäre die Anordnung der Äaste wieder einigermaßen ok, oder?


Dieter:
Du musst nicht alles auf einmal schneiden, wenn Du ausgelichtet hast, kannst Du den Baum auch erst mal wachsen lassen und eventuelle Schnittmaßnahmen auf einen späteren Zeitpunkt verlegen. Wir haben so viel Zeit.


Baum 3:

Meine bisherigen Überlegungen:

Der Ast, der unten nach hinten weggeht muß fallen, ebenso der gegenläufige Ast darüber. Grün eingekreist ist ein häßlicher Knubbel, der weg sollte, entweder nur der eingekreiste Teil, oder der gesamt Ast.

In Rot der Ast, der zum Betrachter geht, müßte dann wohl auch fallen.

Der gelb eingekreiste Ast geht fast senkrecht hoch, wenn er nach rechts knicken würde wäre es gut, ist es aber leider nicht. Und den Ast nach links habe ich nicht eingekreist, müßte wohl auch fallen.

Oder lasse ich den oberen Bereich erst einmal und warte, wie es ich weiter entwickelt

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gest9.jpg (45.94 KiB) 679 mal betrachtet
Bild


Dieter:
Bei der Spitze solltest Du noch auslichten, die Gefahr der Verdickung in diesem Bereich wäre sonst zu groß.
Ansonsten kannst Du auch noch später im Jahr, eine Entscheidung treffen.


Frage:
... also auch die anderen Schnitte, die ich schon eingezeichnet habe, erst einmal zurückstellen?

Dann werde ich mich mal an die Spitze begeben...


Dieter:
Bei den Ästen auf 1/3 bis 1/2 Baumhöhe die sich gegenüberstehen, könntest Du den rechten sehr kurz schneiden. Damit würde die Verdickung in Grenzen gehalten. Ich kann Dir nicht sagen warum, aber es könnte sein dass Du den Ast noch brauchst.

Frage:
Ich habe jetzt alles gekürzt (den Ast rechts habe ich noch nach dem Foto unten ein Stück eingekürzt), habe jetzt nach dem Auslichten der Krone noch eine Frage, bevor ich weiter schneide:

Ich habe jetzt einen Ast nach oben, der etwas nach links zieht (wo auch noch Äste einzukürzen wären) und einen Ast mit einem Austrieb, den ich mit etwas Draht in die Stammbewegung bekäme (ich habe mal mit dem Draht angedeutet, was ich meine). Soll ich die linke Seite kappen und es wie angedeutet versuchen oder erst einmal beides stehen lassen und nur weiter kürzen oder vielleicht rechts kappen?

Es wäre nach meiner Meinung auch möglich, mit einem dickeren Draht (den ich auch habe), den linken Ast etwas nach rechts zu bewegen, um diesen dann in Bewegungsrichtung zu bekommen.

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Antwort Dieter:
Dies wäre eine Möglichkeit, im späteren mit mehreren nach oben weisenden Spitzen zu arbeiten.


Baum 4:
Jetzt habe ich auch mal meine Ulme umgetopft und etwas beschnitten.

Die Wurzeln bestanden leider hauptsächlich aus einer stammdicken Pfahlwurzel, die auch noch direkt unter der Erde einen schönen Kringel bildet , dafür gabs keine im Kreis gewachsenen Wurzeln...

Die paar ganz feinen Wurzeln habe ich jetzt halt mal sternförmig verteilt und die Pfahlwurzel etwas gekürzt - mehr habe ich mich nicht getraut, jetzt schau ma halt mal. Photos gibt’s leider von den Wurzeln keine, habe ich trotz bereitgelegtem Photoapparat im Eifer des Gefechts vergessen.

Zum Schnitt habe ich noch zwei Fragen:

- auf etwa ein Drittel der Stammhöhe gibt es bereits eine Verdickung, dort habe ich nun zwei dicke Äste entfernt, sind die beiden verbleibenden (nach links weggehenden, etwas im Winkel zueinander) noch zu viel?

- was soll ich mit der Spitze machen, da bin ich mir wirklich sehr unsicher

Vielen Dank für alle Ratschläge im voraus!

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Dieter:
Das Problem der Stammverdickung ist bei der Ulme wohl ein Problem, das uns langfristig begleiten wird.
Wobei eine Stammmverdickung im oberen Bereich viel schwieriger zu korrigieren ist. Daher würde ich wie auf dem beigefügten Bild die Spitze kappen.

Im unteren Bereich erscheint mir der eine Ast recht weit vom Stamm entfernt, erste Verzweigungen zu haben. Sollte es so sein komplett abschneiden.

Allgemein kann man bei Unschlüssigkeit, den jeweiligen Ast bis zur 2.ten Knospe kürzen, sollten auch die dahinter liegenden Knospen kräftig treiben, dann bis zur ersten Verzweigung schneiden.

Das würde dann in den Bereich Wuchskraftregulierung fallen. Sollte die erste Verzweigung zu weit vom Stamm entfernt sein, kann man den Ast abschneiden, läßt aber einen Stummel ca. 8-10mm stehen. Mit recht großer Wahrscheinlichkeit werden sich an der Basis des Stummel neue Knospen zeigen.

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Baum 5:
Dann möchte ich euch heute auch mal meine Ulme vorstellen. Leider ohne vorher-Foto.
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Bild

Dieter:
Wer Bilder von seinem Baum einstellt, muß mit so einer Reaktion rechnen. Die genaue Schnittstelle mußt Du am Baum festlegen. Der Baum wird gut.

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Vorstellung einer möglichen zukünftigen Entwicklung
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Nachdem ich schon beim Wegstempeln war, hab ich auch mal Petras Bilde "gestempelt" . Ich hoffe mal, mir ist jetzt niemand böse deswegen.
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Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)
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