Substrat und Dünger - Grundlagen

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Holger
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Substrat und Dünger - Grundlagen

Beitrag von Holger »

von Dieter (Zopf)

Substrat:
Das verwendete Substrat "Fruhstorfer Mischung" besteht aus Torf, Rindenhumus, Bims und Vulkanton.

Was bedeutet das für Unsere Pflege ? Torf und Rindenhumus dienen als Wasserspeicher. Da beide organischen Ursprungs sind erlauben Sie den Einsatz von mineralischen Düngern und geben in geringem Anteil organische Substanzen ab.

Ein nicht zu verschweigender Nachteil ist der recht niedrige pH-Wert der unter Umständen zu einem eher sauren Gesamtsubstrat führt. Sollte das der Fall sein (wird gemessen) werden wir mit zerriebenen Eierschalen einen etwas neutraleren pH-Wert einzustellen. Ein weiterer Nachteil bei der Verwendung von Torf ist die schlechte Benetzbarkeit. Sollte es einmal vorkommen, dass das Substrat zu trocken geworden ist, hilft ein Tropfen Spülmittel in einer Schale und ein längerer Tauchgang.

Rindenhumus hat den Nachteil, dass es bei seiner Zersetzung einiges an Stickstoff verbraucht. Da wir aber "Dauerdüngen" sollte es kein Problem werden. Bims und Vulkanton sorgen für die Drainage (Wasserführung)
und Durchlüftung des Substrat.

Das Substrat hat den Vorteil, dass es gut drainiert, gut Wasser speichert und recht langzeitstabil ist. Auch die höhere
Wasserspeicherung ist bei unseren Jungpflanzen von großem Vorteil. Da wir in Teichpflanzkörben kultivieren, sind die Bäume auf eine ständige Wasserversorgung und Düngung angewiesen. Normalerweise wird bei sehr gut drainierendem Substrat mit festen Düngern gearbeitet, da ich aber außer Biogold keine Erfahrungen mit dem Dauereinsatz von festen Düngern habe, werden wir alle 1-2 Wochen düngen.

Durch das meist tägliche Gießen ergibt sich mit der Zeit auch die Angewohnheit jeden Tag seinen Pflanzen etwas
Aufmerksamkeit zu schenken. Dadurch werden Schädlinge früher entdeckt und eventuelle Problem können im Keim
erstickt werden.

Wie beurteilt man ein Substrat, wenn es unbekannt ist ?

Ein wesentlicher Punkt ist der Geruch, saure Erde steigt einem sofort unangenehm in Nase und gibt sofortigen Rückschluß, ob der pH-Wert zu niedrig ist. Diese Prüfung hat unsere Erde bestanden (sicherheitshalber habe ich auch noch gemessen).

Ein zweiter wichtiger Punkt, ist die Krümelstruktur des Substrats. Man nimmt eine Handvoll der Erde und preßt Sie in der Hand zusammen. Gutes Substrat fällt sofort wieder auseinander, auch wenn wir es 2-3 mal zusammenpressen.
Diese Handvoll Erde sollte man nicht wieder in den Beutel zurückschütten, da unsere Hände meist hemmungslos mit Bakterien und Pilzen verseucht sind. Auch diese Prüfung hat unsere Erde bestanden.

Als letztes überprüft man die Wasserhaltefähigkeit und/oder Drainagefähigkeit des Substrats. Das ist schon schwerer zu beurteilen. Eine Sichtprüfung zeigt, ob der organische Bestandteil eher krümelig oder faserig ist. Krümelige Bestandteile neigen zum Verdichten und sind für unsere Zwecke nicht gut geeignet. Außerdem erkennt man
bei der Sichtprüfung, welches Material und welche Menge mineralischer Bestandteile im Substrat enthalten sind.
Unser Substrat ist faserig, mit geringen Anteilen an mineralischen Bestandteilen.

Was heißt das für uns ?
Wir benötigen eine mineralische Beimischung, um das Substrat unseren Bedürfnissen anzupassen. In Frage kommen würde Kies/Splitt ( letzte Wahl), Seramis (vorletzte Wahl) oder Blähton-Bruch - Lavagranulat. Die beiden Letzteren würde ich Euch empfehlen. Lavagranulat wird im Laufe des Winters bei fast allen Baumärkten angeboten, ist preiswert und eine ideale Beimischung. Vor dem Gebrauch muß man es allerdings sehr gründlich durchspülen, um eventuelle Salze auszuwaschen. Blähtonbruch ist auch sehr gut geeignet, ist allerdings nur in 50-80 Liter Gebinden zu erhalten. Balkon-Gärtner sollten Lava-Granulat und Garten-Besitzer den Blähtonbruch nehmen.

Substrat (verschiedene Bestandteile), kleinere und größere Gefäße sollten, wenn Platz vorhanden, sowieso zu unserer Grundausstattung gehören. Es kommt ein Pflänzchen, wir machen Stecklinge, ein Topf fällt um usw.

Zurück zu unserem Substrat. Je nachdem, wie eure Gießgewohnheiten sind, strecken wir die Fruhstorfer Erde mit 20-50% Zuschlagstoffen. Wer jeden Tag gießen kann (das wäre die Empfehlung), nimmt bis zu 50%, wer nur alle 2-3 Tage gießen kann nimmt dementsprechend weniger.

Ich halte Fruhstorfer für Jungpflanzen geeignet. Für ältere Pflanzen oder Pflanzen, die in einer Schale
entwickelt werden, würde ich im Kernballenbereich nur anorganische Substrate einsetzen.
Irgendwann ist der Kernballen so gut entwickelt, dass er nicht mehr geöffnet wird, dann wird nur noch im Außenbereich und unter dem Baum an den Wurzeln gearbeitet. Dieser Schritt, das restlose Entfernen allen Substrats
was zerfallen kann, steht irgendwann jedem bevor. Daher würde ich nur im Jungpflanzen/Aufzuchtbereich
mit Fruhstorfer arbeiten. Ansonsten mineralische Substrate.

Anbei ein Foto (Jost möge mir verzeihen) wo es recht gut ersichtlich ist, was ich meine.
substrat1_133.jpg
substrat1_133.jpg (69.23 KiB) 951 mal betrachtet

Dünger:
Mit Wuxal habe ich keine Erfahrung, ich habe den Dünger mit dem besten "Ruf" mit in´s Paket genommen, um Überdüngung ausschließen zu können. Die Empfehlung an Rudi war nur dahingehend, auf Bewährtes mit bekannter Dosierung zurückzugreifen. Ich werde dieses Jahr testweise eine der Ulmen mit Aldi-Dünger düngen um für das nächste Jahr halbwegs auf Erfahrungswerte zurückzugreifen. Ich persönlich benutze preiswerten Dünger aber nur im Beet oder in sehr großen Anzuchtgefäßen.

Bäumchen in Schalen bekommen Bio-Gold, ergänzt mit Blattdüngung. Damit habe ich Erfahrung und gute Ergebnisse erzielt ("never change a winning team" oder stockkonservativ - egal wie Ihr das nennen mögt).
Was Profis machen ist deren Sache, ich fühle mich durchaus verantwortlich für eure Bäume und möchte daher auf der sicheren Seite bleiben.

Wir gestalten hier in der Schule keine Bonsai, wir bringen junge Bäumchen auf ihren hoffentlich langen Weg, ihr Leben in einer Schale zu verbringen. Irgendwann, wenn ihr Euch schon nicht mehr an die kleine Bonsai-Schule
erinnern könnt ist, vielleicht der ein oder andere Bonsai entstanden. Ihr jungen hoch motivierten schnellen Leute könnt Euch ja einfach vorstellen, dass ich mit 100 auf der Autobahn mit Hut und gestrickter Klopapierrolle auf der Ablage unterwegs bin. Vielleicht macht es das einfacher für Euch. Ich fahre halt lieber unfallfrei und komme etwas später an´s Ziel.


Frage:
Ich möchte mal kurz einen kleinen Zwischenbericht, gekoppelt mit einer Fragestellung bezüglich des Substrates abliefern:

Die Lärche und den Feldahorn habe ich, nach der entsprechenden Anleitung, in der von Dieter dargestellten Mischung von Fruhstorfer und Blähtonbruch 2-4mm (jaja, Maxit Clay AS 104 Fibotherm oder so) im Verhältnis 2:1 eingetopft.

Mittlerweile (bzw. schon etwas länger) beschleicht mich so ein schwammiges Gefühl, dass sich die Mischung verdichtet. Ist diese Sorge unbegründet?

Beim Gießen beobachte ich dabei, dass das Wasser ca. 1 Sekunde lang auf der Oberfläche steht, dann aber einsickert und später recht zaghaft aus dem Teichkorb wieder rausläuft.

Wo ich gerade beim Thema Substrat bin. Ich glaube meine Frage nach den Tonklumpen in der Fruhstorfer Mischung ist im allgemeinen Umtopf-Trubel untergegangen:
Was hat es denn damit auf sich?


Antwort:
Zu den Bestandteilen der Erde kann ich auch nur das sagen, was ich aus der Internetseite entnehmen kann.
Die gelbe Farbe erinnert mich ein bißchen an Löß. Das Argument der Mineralien hört sich für mich sehr schlüssig an. Zur Substratverdichtung kann ich nur eine Vermutung anstellen Die Wurzeln dürften sich gut entwickelt haben und das Feinwurzelsystem an der Oberfläche "versiegelt" etwas die Oberfläche. Ihr könnt mit dem Finger auf die
Substratoberfläche drücken, am Widerstand könnt Ihr erkennen wie weit die Bewurzelung schon voran gekommen ist.

Sollte dies der Fall sein (gute Bewurzelung) wäre es an der Zeit einen etwas größeren Teichpflanzkorb zu besorgen.
Unten in den Teichpflanzkorb etwas Rindenhumus oder Torf geben, euren bepflanzten Korb hineinstellen und die Seiten mit Rindenhumus oder Torf auffüllen. Wer Hornspäne hat, kann den Torf/Rindenhumus auch etwas aufdüngen. Dies gilt aber nur für gut bewurzelte Pflanzen.

Wenn zu früh in den 2ten Korb gestellt wird, sind keine so positiven Wirkungen zu erzielen.

Frage:
Wenn wir die kleinen Körbe in größere stellen, wirken wir da der feinen und stammnahen Bewurzelung nicht entgegen?

Antwort:
Die stammnahen Wurzeln müßten sich schon gebildet haben. Wenn wir nur den "kleinen" Teichpflanzkorb als Wachstumsraum zur Verfügung stellen, werden sich die Wurzeln im ganzen Korb ausdehnen und versuchen jede Lücke zu füllen. Da uns aber nur die obersten 2-3 cm interessieren, versuchen wir mehr Raum zur Verfügung zu stellen. Was uns nützt sind die Wurzeln zur Seite, das ergibt unseren späteren Wurzelhals.

Und die Wurzeln die nach unten wachsen, sie sorgen für das allgemeine Wachstum der Pflanze. (werden später abgeschnitten). Absolut unerwünscht sind Wurzeln die ringförmig wachsen. Das Problem ist, das wir viele verschiedene Wünsche haben und versuchen müssen den besten Kompromiß zu finden. Gehen wir nur in Richtung Wurzelhals brauchen wir eine flache Schale. Gehen wir in Richtung Stammverdickung und allgemeines Wachstum
brauchen wir viel Wurzelraum mit entsprechender Tiefe.

Ein weiters Problem das sich ergeben kann ist die Häufigkeit des Umtopfens. Jedes Mal wenn wir umtopfen unterbrechen wir das Wachstum der Pflanze. Zum Ordnen des Wurzelballens ist das sinnvoll, zum Erzielen eines dickeren Stammes ist das Umtopfen kontraproduktiv. Wir haben alle unterschiedlich Wachstumsraten und ich versuche auf dem schmalen Grat des Kompromisses zu wandern. Viele Entscheidungen müßt Ihr selbst treffen, da ich aus der Entfernung nur Ratschläge und Erklärungsversuche geben kann.

Frage:
Ich habe mit Bio-Gold die Erfahrung gemacht, dass die Kügelchen NICHT zerfallen. Normal? Muß ich die nach einiger Zeit mit den Fingern zerdrücken oder muß ich die Kugeln nach 2 Wochen entfernen und neue Bio-Gold Kügelchen auflegen?

Bin ein wenig ratlos. Ich möchte nämlich Wuxal mit Bio Gold abwechselnd verwenden.

Antwort:
Nach 30-45 Tagen ist Biogold auszutauschen. Der äußere Zustand ist unwesentlich. Die Wirkungsdauer ist abhängig von den Witterungsbedingungen. Allerdings ist das sich zersetzende Biogold ein Grund für die Verkrustung/Verschlammung der Substratoberfläche. Es ist ratsam nach 30-45 Tagen die Reste einzusammeln
und die Substratoberfläche wieder durchlässig zu machen. (Die Auswirkungen zeigen sich erst nach 1-2 Jahren).

Da du deinen Bäumen schon die Wohltat von Biogold gönnst, verbessere Ihr Wohlbefinden und benutze beides.
Eine Grunddüngung mit Biogold (Juni letztes Auflegen und erst im August wieder) und alle 10-14 Tage Wuxal in niedriger Dosierung 5ml auf 10 Liter. Wuxal könntest du dann auch im Juli-August benutzen, allerdings solltest du auf genügend Wassergaben achten um Verbrennungserscheinungen zu vermeiden.

Anbei ein Bild zur "Reinigung" der Substratoberfläche. Mit der Pinzette die Reste Biogold aufsammeln (in den Garten) danach die Oberfläche leicht mit der Pinzette "Aufharken".
Die Erdoberfläche wieder leicht andrücken (Pinsel), einen Gießrand formen, Substrat ergänzen und neues Biogold
auflegen.

substrat2_989.jpg
substrat2_989.jpg (70.01 KiB) 951 mal betrachtet

Frage:
Hilft mir schon sehr. Nur bei der Schalengröße hätte ich höchstens 6 Biogold aufgelegt. Oder hast du nur zu Anschauungszwecken so viele draufgelegt? Das verblüfft mich aber nun doch sehr. Habe ich in der Vergangenheit mit Biogold vielleicht viel zu wenig gedüngt??

Antwort:
Als Faustregel sagt man: So viele "Kügelchen" wie die Schale breit ist.

Heißt: Bei Dieters 20 oder 22 cm Schalenbreite kommen auch 20 oder 22 Kügelchen drauf. Eigentlich sind es ja Dreieckchen.

Mach ich aber auch nicht so, ich hau einfach welche drauf, ohne abzumessen. Bis jetzt kann ich nicht klagen.


Dieter:
Ich messe auch nicht´s ab. Wenn ich mir aber die Mühe mache und die Oberfläche reinige, versuche ich auch den Dünger gleichmäßig zu verteilen. Die Blattfarbe (ja, ja mal wieder das Grün) kann Euch Auskunft über den benötigten Dünger geben. Überdüngung kann allerdings auch mit Biogold passieren, aber noch nicht bei so einer Menge.
Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)
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