Punica granatum - Granatapfel
Kurzbeschreibung :
Herkunft ..............: West- bis Mittelasien
Blatt....................: schmal länglich, glänzend, ganzrandig, grün, gegenständig
Blüte...................: trichterförmig hellrot, zwittrig, fünf- bis neunzählig, doppelte Blütenhülle
Früchte................: apfelähnlich, orange bis dunkelrot, enthalten ca. 400 Samen
Rinde...................: rotbraun bis grau, im Alter feinrissig, Drehwuchs möglich
Standortansprüche...: bevorzugt sonnig, besonders wichtig für die Blüte und Fruchtbildung
Winterpflege..........: nicht frosthart, Kalthaus notwendig
Eignung als Bonsai...: sehr gut geeignet
Ergänzung.............: die Früchte bleiben auch nach dem Blattfall am Baum und sind sehr dekorativ. Sie sind essbar, wohlschmeckend und vitaminreich.
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Bilder in der Galerie gibt es hier und hier
Granatapfel mit Drehwuchs auf der Ausstellung "Bonsaiautumn 5", Besitzer: Jörg Derlien, Foto: Gisela V.
Allgemeines:
Der Granatapfel oder die Grenadine (Punica granatum) gehört der Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae) an, wird bis zu 5 m hoch und 3 m breit. Seine ursprüngliche Heimat liegt im westlichen bis mittleren Asien, aber im Mittelmeerraum und nahen Osten wird der Granatapfel seit Jahrhunderten als Obstbaum kultiviert, in Indien als Gewürz. Auch in Fernost ist er bekannt. Mit dem spanischen Kolonialismus gelangte der Granatapfel auch in die Karibik und nach Lateinamerika.
Punica granatum ist sehr langlebig und kann einige hundert Jahre alt werden.
Die junge Rinde ist rotbraun, im Alter wird sie eher grau. Die jungen Zweige sind oft vierkantig. Die gegenständigen, glänzenden, ganzrandigen Blätter sind etwa zwei bis zehn Zentimeter lang (je nach Sorte) und ein bis zwei Zentimeter breit.
Im Frühjahr und Sommer erscheinen in den Blattachseln, meist an den Zweigenden, trichterförmige Blüten. Die zwittrigen Blüten sind feuerrot und haben einen festen Kelch. Es sind viele Staubblätter vorhanden. Die Blütenblätter sehen zerknittert aus und erinnern an Krepppapier. Aus den Blüten entwickeln sich die Früchte, die Granatäpfel.
Granatapfelblüte, Foto: Karl-Heinz G.
Die von der Form her apfelähnliche, anfangs grüne, in reifem Zustand rote Frucht, wird bei den Obstsorten bis zu etwa zehn Zentimetern groß und ist durchzogen von vielen Wänden. Dadurch entstehen Kammern, in denen sich zahllose bis zu 15 Millimeter große kantige Samen befinden, die von einem durchsichtigen, saftig-prallen, rosa bis roten Samenmantel umhüllt sind. Bis zu 400 Samen sind in einer Frucht enthalten.
Frucht einer kleinwüchsigen Sorte von Punica granatum, Foto: Heike v.G.
Granatäpfel haben einen hohen Gehalt bioaktiver Inhaltsstoffe. Darunter sind größere Mengen Flavonoide, Polyphenole, Ellagitannine wie Punicalagin und Phenolsäuren. Außerdem sind Granatäpfel reich an Kalium und enthält unter anderem Vitamin C, Kalzium und Eisen. Die Früchte reifen nach der Ernte nicht nach, sie müssen daher in optimalem Reifezustand geerntet werden.
Die mit Fruchtfleisch umhüllten Samen kann man mit den Händen oder mit einem Löffel herauslösen und pur genießen oder Obstsalate, Süßspeisen und Eis damit dekorieren.
Aus der Schale und dem Saft des Granatapfels werden seit Jahrhunderten Farbstoffe gewonnen, zum Beispiel für Orientteppiche oder Wolle. Durch das Kochen der Frucht erhält man eine schwarze Tinte.
Die Wurzel, die Rinde und die gekochte Schale wurden bis ins Mittelalter als Wurmmittel auch gegen Bandwürmer eingesetzt.
Grenadinesirup, der früher vor allem aus Granatäpfeln auf der Karibikinsel Grenada hergestellt wurde, wird als süßer Inhaltsstoff und roter Farbstoff für Cocktails häufig verwendet.
Der aus den ganzen Früchten gepresste Granatapfelsaft ist weltweit beliebt. Aus dem Saft kann auch Granatapfelwein gewonnen werden, der vor allem von Armenien und Israel exportiert wird. Er ähnelt süßlichen Dessertweinen wie Portwein oder Sherry.
Die Ergebnisse wissenschaftlicher Versuche weisen darauf hin, dass Granatapfelfrüchte eine positive Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Arthritis haben.
Granatapfelbonsai der Extraklasse auf der 84. Kokufu-ten, Foto: Gary
Als Bonsai:
Vor allem die zwergwüchsigen Sorten Punica granatum „Nana“ und Punica granatum „Nejikan“ werden für Bonsai verwendet. Sie haben schöne kleine Blätter, verzweigen sich fein und bekommen Früchte von ungefähr der Größe eines Tischtennisballs. Auch diese kleinen Früchte sind essbar, wenn sie gut ausreifen können. Die volle Reife zeigt sich oft dadurch, dass die Fruchtschale aufplatzt.
Die Sorte „Nejikan“ bildet den bei Bonsai sehr geschätzten Drehwuchs aus und wirkt mit ihren verdrehten, rauen Stämmen bald sehr alt und beeindruckend.
Punica granatum eignet sich vor allem für zwanglosere aufrechte Einzelbaumformen, kann jedoch auch z.B. schöne Halbkaskaden darstellen. Auf strenge oder dramatische Formen sollte verzichtet werden, da sie nicht dem natürlichen Habitus entsprechen und weniger glaubwürdig erscheinen würden.
Da das Astwerk sich filigran ausbildet und die Blätter und Früchte der Zwergsorten relativ klein sind, ist der Granatapfel auch für die Gestaltung schöner Shohin geeignet.
Granatapfel-Shohin, Besitzer und Foto: Petra K.
Pflanzenbeschaffung:
Der Granatapfel ist leicht zu erhalten. Die Sorte „Nana“ ist eine beliebte Kübelpflanze und im Sommer in vielen Gärtnereien und Gartencentern zu finden. Die Sorte „Nejikan“ ist vor allem im Bonsaifachhandel zu bekommen. Händler mit guten Kontakten in mediterrane Länder können hin und wieder sehr schöne Granatapfel-Rohlinge anbieten. Granatäpfel lassen sich durch Samen, Stecklinge oder Abmoosung vermehren.
Granatapfel-Rohling nach den ersten Gestaltungsschritten, Besitzer und Foto: Martin_S
Standort:
Über Frühjahr und Sommer ist ein vollsonniger Platz erforderlich, damit der Granatapfel gedeiht, blüht und fruchtet. Auch wenn er eine kurze Trockenphase überstehen kann, empfiehlt es sich, in der heißesten Zeit die Wasserversorgung zuverlässig zu gewährleisten, da sonst Schäden auftreten können.
Punica granatum kann höchstens ganz leichte Fröste überstehen, ist vorsichtshalber als nicht frosthart zu betrachten und sollte einen Platz im Kalthaus erhalten. Ideal sind Temperaturen um 5° C im Winter.
Granatapfelbonsai auf der Noelanders Trophy 2010, Foto: Heike v.G.
Der gedrehte Stamm des oben gezeigten Exemplars, Foto: Heike v.G.
Umtopfen / Substrat:
Zum Umtopfen mit gleichzeitigem Wurzelschnitt eignet sich am besten das zeitige Frühjahr, vor Einsetzen des oberirdischen Wachstums. Jüngere Granatäpfel sollten alle 1 bis 2 Jahre umgetopft werden, große, ältere Exemplare können auch längere Umtopfintervalle vertragen.
Als Substrat hat sich ein hoher Anteil Akadama sehr bewährt, mit geringer Bimskiesbeimischung und nur wenig Humusanteil. Granatäpfel wachsen in ihren Ursprungsgebieten auf kalkhaltigem Boden und mögen kein saures Substrat.
Die Wurzeln des Granatapfels sind hell und fein, besitzen eine gute Regenerationsfähigkeit und die Fähigkeit zu schnellem Wachstum.
Junger Granatapfelbonsai, Besitzer und Foto: Karl-Heinz G.
Gießen / Düngen:
Der Granatapfel hat einen mittleren Wasserbedarf und kann auch kurzzeitige Trockenheit vertragen. Übermäßige Nässe oder gar Staunässe dagegen verträgt er nicht. Daher immer erst gießen, wenn die Erde angetrocknet ist. Da der Granatapfel tendenziell eher kalkliebend ist, verträgt er in der Regel auch Leitungswasser sehr gut.
Eine gute Düngung ist für die Blüten- und Fruchtbildung sehr wichtig. Organischer Dünger in fester Form ist gut geeignet, aber auch ein kalibetonter Flüssigdünger wirkt sehr gut. Eine Kombination aus beidem hat sich sehr bewährt. Man beginnt mit der Düngung nach dem Austrieb der Blätter. Danach kann bis in den Oktober hinein gedüngt werden.
Granatapfelbonsai, Besitzer und Foto: Walter Pall
Gestaltung:
Für die Gestaltung der Äste erfolgt das Schneiden am besten im laublosen Zustand. Da die Blüten an den Enden der neuen Triebe entstehen, sollte man während der Wachstumsperiode zurückhaltend mit dem Schneiden und Pinzieren sein, wenn man auf die Blüten und Früchte Wert legt.
Beim Drahten der Äste ist eine gewisse Vorsicht geboten, da das Holz mit dem Alter recht starr wird. Hässliche oder im falschen Winkel stehende Äste können oft nicht mehr umgeformt werden, aber bei kleineren, vitalen Pflanzen können sie meist recht schnell durch junge Triebe ersetzt und neu aufgebaut werden, da der Granatapfel willig aus dem Holz treibt.
Junger Zuwachs und dünne Zweige können jederzeit gedrahtet werden, sie sind in der Regel sehr flexibel. Man muss allerdings aufmerksam das Dickenwachstum beobachten, um den Draht rechtzeitig wieder zu entfernen, bevor er Spuren hinterlässt.
Vermehrung:
Durch Samen, Stecklinge oder Abmoosung können Granatäpfel vermehrt werden. Sowohl die Sämlingsanzucht als auch die Stecklingsbewurzelung ist bei Punica granatum sehr einfach und Erfolg versprechend. Durch die Fähigkeit zu ausgezeichnetem Wurzelwachstum können auch dickere Stecklinge und Abmoosungen erfolgreich bewurzelt werden.
Granatapfel-Jungpflänzchen, Besitzer und Foto: Maffuso
Krankheiten / Schädlinge:
Der Granatapfelbaum ist nicht sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten. An jungen Trieben können Blattläuse auftreten. Bei zu warmer, zu dunkler Überwinterung (in der geheizten Wohnung z.B.) kann ein durchaus starker Spinnmilbenbefall vorkommen.