Kiefer: Später ein Literat

Der richtige Ort Bonsai (Baum in Schale mit gewisser Reife) vorzustellen und zu präsentieren. Der Threadersteller möge bitte im Eröffnungsthread darauf hinweisen wenn allgemeine Kommentare unerwünscht sind. Andernfalls stellt sicher, dass ihr etwaige fachliche Kritik durch die "DREI SIEBE" gesiebt habt!
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Margot
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Kiefer: Später ein Literat

Beitrag von Margot »

Hallo,

das ist eine meiner Kiefer. Sie wird mal sehr schön werden.

Sie wächst jetzt ein Jahr im Bims und es geht ihr gut. Ein Blick zwischen den Bimskörnern hat mir das schon verraten.
Den Stammansatz habe ich nicht fotografieren können - das hätte nicht viel gebracht, - weil die Schalen draufliegen. Beide Ansichtsseiten sind aber möglich.

Ich tendiere eigentlich immer dazu, eine Bewegung von links nach rechts zu bevorzugen!

Ich freue mich schon!

Ciao
Margot
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Walter Pall
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Beitrag von Walter Pall »

Margot,

ich würde den Stamm mit ganz dickem Draht umwickeln und ihm noch deutlichere Bewegungen abringen.

Die Bewegung von links nach rechts ist schon gut. Es gibt da eine Theorie, dass das die meisten Menschen bevorzugen. Am Theater kommt der Held IMMER von links auf die Bühne und verlässt sie rechts. Interessant.
Zuletzt geändert von Walter Pall am 06.04.2006, 11:55, insgesamt 1-mal geändert.
Meine Beiträge und Bäume dürfen gerne kritsch beurteilt und diskutiert werden.
Aber bitte nicht unbedingt mit mir.

mit freundlichen Grüßen
Walter Pall
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zopf
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Beitrag von zopf »

Jekker hat recht gut den Unterschied der Fliessrichtung
recht plausibel erklärt.
Im Zusammenhang mit Unserer Schreibweise, empfinden
westliche Menschen eine Richtung von links nach rechts
natürlicher.
Umso erstaunlicher dann der Aufbau Deines Waldes mit
einer anderen Fliessrichtung.
Auch die Akzentuierung vieler europäischer Schalen sind rechtslastig.
mfG Dieter
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Manfred Jochum
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Beitrag von Manfred Jochum »

Hi zusammen,

ich hab mal gehört dass die bevorzugte Betrachtungsweise zwischen Links- und Rechtshändern oft auch unterschiedlich ist.
Scheint also doch ziemlich tief im Gehirn verwurzelt zu sein, das Ganze.
Aber genau wie man einen Rechtshänder auf links trainieren kann, kann man auch mit etwas Übung eine andere Fliessrichtung akzeptieren.
Trotzdem grundsätzlich gibt man der "inneren" Fliessrichtung immer den Vorzug. Ist aber glaub ich nicht schlimm ;-)

Gruss Majo
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Walter Pall
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Beitrag von Walter Pall »

Dieter,

sprichst Du vom Riesenwald? Der geht doch ganz deutlich von links nach rechts, also in die 'richtige' Richtung.
Die Richtung hängt nicht davon ab, wo der Hauptbaum steht, sondern welche Richtung der Hauptbaum hat. Der Rest sollte sich dem unterordnen.

Zurück zur Kiefer. Ja, wird einmal schön. Wann wird sie gestaltet?
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Walter Pall
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Walter
Noch mal nachgeschaut, und der "Trick" ist gut.
Werde ich bei meinem nächsten Wald berücksichtigen.
Dieter
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Martin_S
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Beitrag von Martin_S »

Walter Pall hat geschrieben:...
Die Richtung hängt nicht davon ab, wo der Hauptbaum steht, sondern welche Richtung der Hauptbaum hat. Der Rest sollte sich dem unterordnen....
Wat ich euch sach'! :wink:
M
Beste Grüße
Martin

Lieber Querlüften als Querdenken!
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Walter Pall
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Beitrag von Walter Pall »

zopf hat geschrieben:Hallo Walter
Noch mal nachgeschaut, und der "Trick" ist gut.
Werde ich bei meinem nächsten Wald berücksichtigen.
Dieter
Dieter,

Da zitiere ich jetzt aus einem anderen Thread:

Poll :: "Der Betrachter fühlt etwas, weiss aber in der Regel nicht warum; ist auch besser so." (Walter Pall)


Dieser Satz, den ich im Jahr mehrere hundert mal bei diversen Vorträgen, Demos, Baumbesprechungen usw. sage, passt hier genau.

Der Künstler muss sich gut darüber im klaren sein, welchen Effekt er erzielt. Er muss wissen, was er tun muss um welchen Effekt zu erzielen, aber er muss gar nicht unbedingt wissen, warum genau. Es reicht, wenn der Künstler den 'Trick' kennt.
Der Betrachter hat dann irgendein Gefühl. Im besten Fall, dass alles 'richtig' ist. Er weiss nicht, warum das so ist, muss es auch nicht wissen, sollte es sogar gar nicht unbedingt wissen. Wenn der Betrachter darüber nachdenkt, wieso er das jetzt von links nach rechts bessser findet als von rechts nach links, dann tut er sich dabei keinen Gefallen. Das Gefühl reicht.

Wer sowas missversteht, dem kann und will ich auch nicht helfen.

Übrigens ist natürlich der Künstler selber wieder Betrachter; seiner eigenen Werke und von denen seiner Kollegen. Künstler sind oft ganz schlechte Betrachter, weil sie zuviel wissen.

Normalerweise entschuldigt man sich, wenn man ein Thread missbraucht und weit vom Thema abschweift. In diesem Falle verzichte ich auf eine Entschuldigung. :lol: Einfach so.
Zuletzt geändert von Walter Pall am 06.04.2006, 13:42, insgesamt 1-mal geändert.
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zopf
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Beitrag von zopf »

Eine Entschuldigung im Vorraus für diesen Missbrauch.
Aber gerade diese "Gegenläufigkeit" ist ein Mittel das
Margot bei der Gestaltung Ihre Literaten gut einsetzen kann.
Für mich einer der schwierigsten Punkte bei der Gestaltung
eines Literaten, ist die Linienführung des Stammes.
Eine zart angedeutete "Gegenläufigkeit" ist ein gutes
Mittel die Monotonie des Stammes zu beleben.
Ich hoffe auf Deine Toleranz Margot
Dieter
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Margot
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Beitrag von Margot »

Hallo,

Also, Walter, wenn ich den Stamm drahten müsste, geht die ganze Rinde kaputt. Wie lange dauert es, bis sie wieder so gebildet wird?

Warum diese sanfte Bewegung nach oben unterbrechen wollen?
Sie mag auf dem Bild etwas lasch erscheinen, aber ich meine, sie ist das nicht!
Wenn die Krone auch softig sitzen wird, meine ich, kann es eine ganz gute Sache werden.

Gestaltet wird sie erst, wenn sie sich stabilisiert hat. Es könnte in 2 Jahren sein. Ich werde mich ganz nach den Wurzeln richten.


Ciao
Margot
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Walter Pall
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Beitrag von Walter Pall »

Margot,

ja, jetzt wo ich die Borke im Detail sehe, meine ich auch, dass die nicht gedrahtet werden sollte. Es würde wieder zehn Jahre dauern, bis sie so aussieht wie jetzt. Man könnte aber gut mit Zugdrähten arbeiten, die man an der Basis der vielen Jins befestigt, wenn man mehr Bewegung will.
Allerdings kann man aus den zweidimensionalen Fotos die Stammbewegung kaum erkennen. Es kann wohl so sein, dass sie reicht.

Ein eher traditoneller Literat ist das baumgewordene Undertatement. Er soll gar keine starken Bewegungen haben. Ein modernener Literat ist eher das Gegenteil. Der ist das baumgewordene Overstatement. Er kann Spiralen und jede Menge bizarres Toholz haben.
Der vorliegende Baum hat eindeutig kein Talent zum Angeben. Also ein ganz ruhiger Literat, der erst einmal unterschätzt wird. Gut so.

Ich würde eine möglichst einfache, ganz kleine Krone machen. Aber das weisst Du ja selbst.
Zuletzt geändert von Walter Pall am 06.04.2006, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Marguerite,
ich würde dem Baum AUF KEINEN FALL eine zusätzliche Stammbewegung aufzwingen. (Ich finde sogar, dass manche Extrem-Drahtungen Bäume verunstalten können ...)
Für einen interessanten Literaten reicht auch dieser eher bescheiden wirkende Stamm; vor allem die uralte Borke spiegelt Reife wider. Und das finde ich perfekt!
Ich bleib dabei: nicht jeder Stamm muss wie eine Carrera-Rennbahn aussehen! :wink:


Was macht einen guten Literaten aus?
:arrow:
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Sanne
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Re: Kiefer: Später ein Literat

Beitrag von Sanne »

Hallo Margot,
wie sieht es aus mit Deinem Kiefernliteraten inzwischen aus? Hast Du ein Update davon?
Würde mich interessieren, da ich dieses Jahr hier im Flohmarkt auch einen erworben habe
und ihn im nächsten Jahr gestalten und umtopfen möchte.
Schöne Grüße, Sanne :D
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
(Zitat von Gisela V.)
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