Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

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HeikeV
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von HeikeV »

Hanno hat geschrieben: 29.03.2018, 16:10 Eigentlich kann man diese ganze Diskussion verkürzen auf dieses etwas unpopuläre Gebot:
"Du sollst nicht stehlen!" . . .
Stimmt. Ist übrigens gar nicht so unpopulär, wie du denkst.

Im nicht-theistischen Kontext heißt es einfach "Nimm nicht was dir nicht gegeben wird".

Wie auch immer man es nennt, die Gewissensfrage bleibt.

Liebe Grüße
Heike
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nemsi
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von nemsi »

Hallo zusammen,

ich weiss nicht, ob es in ganz Deutschland so ist - aber das Einpflanzen einer Jungpflanze/eines Baumes im Wald ist, zumindest in Bayern, verboten. Das Entnehmen ohne Zustimmung des Eigentümers natürlich auch.
Grüße
Robert
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Moya
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Moya »

Moinsen zämme,

Robert es kommt drauf an. Ob das erwünscht ist, erfährt man beim Einholen der Erlaubnis.
Ich habe es schon so erlebt, dass ein Forstangestellter mit ist, wir vorher am 'Lager' vorbei sind, dort ein entsprechendes Bäumchen (für Welches ich selbstredend einen Obulus entrichtete) geholt haben und dieses dann anstatt des Yamadori eingepflanzt haben.

Das war ein wirklich toller Vormittag mit guten Gesprächen und Ausbuddeln geholfen hat er mir auch noch.

Die Weisstanne steht übrigens immer noch bri mir im Garten, wenn auch nicht als Bonsai :-D
Viele Grüße,
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nemsi
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von nemsi »

Servus Moya,

wenn das so in Eintracht mit dem Forst zusammen funktioniert *daumen_new* *daumen_new* *daumen_new* . Ich meinte auch nur, dass das Einpflanzen von eigenen Bäumen im Wald verboten ist. Die Gründe kenne ich dafür nicht. Schädlinge/Pilze?

Grüße
Robert
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Andreas Ludwig
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Andreas Ludwig »

nemsi – Wald ist heute flächendeckend Kulturlandschaft. Er hat Eigentümer und wird bewirtschaftet. Da sich das in längeren Zeiträumen abspielt, geht das buchstäblich über den Horizont vieler. Wir hatten hier herum gerade eine typische Geschichte: Da wurde ein grösseres Areal abgeholzt und neu aufgeforstet. Weder verstanden viele Spaziergänger und Naturfreunde, dass dieser «schöne Buchenwald» komplett überaltert und sturmgefährdet war, noch konnten sie nachvollziehen, dass der «Kahlschlag» im Hinblick nicht auf fünf oder zehn, sondern dreissig oder fünfzig Jahre gemacht wurde und so gemacht werden musste, weil sonst z.B. die kleinen Traubeneichen gar nicht aufkämen.

Wenn der Plan ist, einen Eichenmischwald hinzukriegen (die Forstwirtschaft lernt durchaus dazu und geht heute ganz anders an die Sache ran als vor dreissig Jahren. Ökologische Überlegungen sind heute Pflicht, ob es der Laie glaubt oder nicht, der hackt lieber auf den tatsächlich gemachten Fehlern von 1980 herum), freut man sich nicht über eingeschleppte Fichten. Haut einer eine Gartenpflanze in ein Areal, das eigentlich als Magerwiese geplant ist, auch nicht. Trampelt er dabei noch eine geschonte Was-auch-immer-Kultur nieder, ganz sicher nicht. Von Arten, die nicht hierher gehören (Hand aufs Herz – wer ist da sattelfest schon nur für seine Region..?) oder in denen sich womöglich Bockkäfer auf das grosse Fressen freuen ganz zu schweigen.

Angesichts der oben nachzulesenden, egoistisch motivierten, bloss verbrämten Argumente (robin-hood-mässig: «Die Waldeigentümer sind nur am Mammon interessiert.», relativierend: «Was macht ein einzelnes Bäumchen schon aus?», ethisch-verklärend:«Wir lieben den Wald doch viel mehr als die!» oder sozialromantisch: «Der Wald gehört eigentlich sowieso uns allen.») will ich das alles aber nicht weiter ausführen.
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HeikeV
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von HeikeV »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 31.03.2018, 17:40
Angesichts der oben nachzulesenden, egoistisch motivierten, bloss verbrämten Argumente ............
Äußerungen über die Motivation anderer finde ich immer ganz spannend. Hätteste dir vielleicht auch besser verkniffen :lol:
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Andreas Ludwig
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Andreas Ludwig »

Es kostet immer wahnsinnig viel Zeit, jedes Mal, wenn man Position bezieht, erst den Vorspann zu texten: «Ich ill ja niemandem zu nahe treten und meine das nur ganz subjektiv, vielleicht täuscht mich mein Eindruck ja auch, aber...». Dann hat man keine Position mehr, sondern eiert herum. Zweitens kann ich durchaus lesen und verstehen. Angesichts solcher Vorurteile einerseits und Relativierungen eigenen Fehlverhaltens andererseits mag ich nicht mehr freundlich-differenziert sein. Da bin ich einfach verärgert über die Scheinheiligkeit.
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Frank Abbing »

Ich fand die Ausführungen sinnvoll und treffend.
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von nemsi »

Hallo Andreas,

danke für die Ausführungen. Ich habe mir das auch schon so in die Richtung gedacht.
ich wollte mit meinem Hinweis nichts in Frage stellen. Ich wollte damit sagen, dass nicht nur das unerlaubte Entnehmen sondern auch das Aussetzen von Pflanzen zu einer Strafe führen kann.
Ich käme sowieso nicht auf die Idee, einen Baum, den ich entnehmen durfte, wieder auszusetzen. Ich grabe nur aus, was ein gewissen Potenzial hat oder über die Jahre dahin entwickelt werden kann.

Schönen Tag
Robert
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Moya
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Moya »

Moinsen zämme,
Andreas Ludwig hat geschrieben: 31.03.2018, 17:40 nemsi – Wald ist heute flächendeckend Kulturlandschaft. Er hat Eigentümer und wird bewirtschaftet.
Das ist schonmal nur die halbe Miete, sprich nicht zur Gänze richtig.
Wald in Schutzgebieten ist eben keine Kulturlandschaft und wird auch nicht bewirtschaftet.
Wald in Privatbesitz _kann_ aber muss nicht notwendigerweise bewirtschaftet werden und muss auch keune Kulturlandschaft sein wenn der jeweilige Besi das nicht will.
Andreas Ludwig hat geschrieben: 31.03.2018, 17:40 Angesichts der oben nachzulesenden, egoistisch motivierten, bloss verbrämten Argumente (robin-hood-mässig: «Die Waldeigentümer sind nur am Mammon interessiert.»,
Nun für die allermeisten Waldbesitzer trifft 》genau das《 aber schlichtweg zu! Wären sie nicht nur am Mammon interessiert, würden sie ihren Wald nicht entsprechend 》bewirtschaften《.
Und das hat auch nichts mit Robin Hood zu tun, denn der würde diese Waldbesis schlicht und ergreifend mit Pfeil und Bogen in die ewigen Jagdgründe schicken ..... so ein unbescholtenes Blatt wie die Märchenstunde immer erzählt war der nämlich gar nicht. Der hatte duchaus etliche Leben auf dem Kerbholz.
Andreas Ludwig hat geschrieben: 31.03.2018, 17:40 relativierend: «Was macht ein einzelnes Bäumchen schon aus?»,
Auch das ist relativ .... an manchen Standorten schlicht gar nix, an Anderen wiederrum alles.
Ausserdem geht es nicht nur um ein einzelnes Bäumchen, sondern die Summe aller irgendwie am Standort weggenommenen Bäume (das kann jetzt durch viele Yamadorisammler geschehen, aber eben auch durch die massive Zerstörung eben durch did oben von Dir so erwähnte Bewirtschaftung, die zumeist ohne Rücksicht auf Verluste passiert). Wo diese Harvester mal durch sind, wächst buchstäblich auf lange Sicht kein Gras mehr und nein man tut selbstredend die angerichteten Schäden durch diese Ernte'gehilfen' eben nicht wieder beseitigen. Zumindest in den meisten Bereichen in DE nicht ... wie das in der Schweiz ist, kann ich nicht sagen.
Andreas Ludwig hat geschrieben: 31.03.2018, 17:40 ethisch-verklärend:«Wir lieben den Wald doch viel mehr als die!»
Also das ist nun wirklich unsinnig.
Andreas Ludwig hat geschrieben: 31.03.2018, 17:40 oder sozialromantisch: «Der Wald gehört eigentlich sowieso uns allen.»)
Im Falle des Waldes im staatlichen Besitz ist das auch so. Das Volk ist der eigentliche Eigentümer und hat dem Staat lediglich die Besitzrechte gegeben ..... ist wie mit der Wohnungsvermietung.
Insofern sollte der Staat dem Volk eigentlich durchaus auch Rechenschaft ablegen was er mit dem Wald so treibt, denn schliesslich wurde er vom Volk eingesetzt, dessen Interessen zu vertreten und ja auch den materiellen und immateriellen Wohlstand zu mehren.
Und gerade Wald gehört meiner Ansicht nach ganz gewaltig zum immateriellen Wohlstand - er bietet Erholung, Frische Luft, Ruhe etc.

Ich bin ja in der (beneidenswerten) Lage direkt am Rand eines Biosphärenreservats zu leben. Hier ist per se nix mit Harvester oder 'Geld'bewirtschaftung.
Wenn Bäume raus müssen! dann passiert das wie ehedem mit Rückepferden und Axt und hie und da röhrt mal nen Fichtenmoped.
Eine Erntemaschine steht wenn überhaupt auf der nächstgelegenen asphaltierten Strasse und darf die auch nicht verlassen. Die gefällten Bäume werden dahin gebracht mit den Rückepferden.
Und ganz wichtig, hernach werden die Spuren wieder beseitigt und ein Zustand wieder hergestellt in ddm die Natur schnellstmöglich wieder übernehmen kann.
Viele Grüße,
    Moya

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Andreas Ludwig
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Andreas Ludwig »

Und was ist jetzt genau die Botschaft im Zusammenhang mit Yamadori und geltendem Recht?
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Bodo.P. »

Hallo zusammen

Andreas Ludwig sieht das genau richtig, und ich gehe davon aus das er mehr darüber weiß als die meisten von uns.
Zur Geldbewirtschaftung: Der Besitzer erntet was seine Großeltern gepflanzt haben und Pflanzt was seine Enkel ernten können.
Ja auch ich habe schon Bäume ohne Genemigung gesammelt, habe aber wenigstens ein schlechtes Gewissen dabei.

mfg
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Manfred Jochum »

hallo zusammen,

wenn jetzt ( durch irgend ein Zauber ) alle Bäume, die ohne Genehmigung gesammelt waren ..... auf der Stelle tot umfallen würden.........
Ich möchte das flächendeckende Gejammer nicht hören ;-)

und auch ich habe (wenigstens) ein schlechtes Gewissen dabei gehabt........
( und ganz ehrlich..... ich fahre auch manchmal im Ort schneller als 50 km/h )

Gruß Majo
Zuletzt geändert von Manfred Jochum am 03.04.2018, 08:07, insgesamt 1-mal geändert.
der wirklich wichtigste Teil einer Arbeit, ist damit anzufangen.
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Andreas Ludwig »

Obiger Satz: «[…] und muss auch keine Kulturlandschaft sein, wenn der jeweilige Besitzer das nicht will.» gilt wohl auch für die Bonsaiszene. 8)
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Wil
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Re: Ausarbeitung eines Yamadori-Ehrenkodex

Beitrag von Wil »

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