espanna hat geschrieben:Ich habe an versch. Stellen gelesen daß manche Töpfer die Scherben einpacken und gaaanz langsam trocknen lassen. Hast du damit Erfahrung Helmut? (oder jemand Anders) Und wie wird das genau eingepackt?
Ja, machen einige. Es geht aber nicht so sehr um die Verzögerung des Trocknungsprozesses, sondern darum, ihn auszugleichen. Das Stück soll überall gleichmässig trocknen. Im Prinzip eignet sich dafür alles, was einseitigen Luftzug verhindert und Feuchtigkeit durchlässt, von einem Kartonhäuschen bis zum Tuch, in das man das Stück einschlägt. Andererseits sieht man in Asien Töpfer, die alles offen auf ein Regal vors Haus stellen...
Je grösser eine Schale ist, umso stärker wirken sich mögliche Spannungen aus. Bekannt ist die Sache mit dem flachen Boden, der sich gerne nach oben oder unten wölbt. Das passiert ganz schnell, wenn man den Boden abstützt zum Trocknen. Tut man das aber nicht, hängt er durch. Weiter spielt natürlich eine Rolle, ob man mit unterschiedlichen Platten, vielleicht aus mehreren Hubeln arbeitet. Haben die unterschiedliche Dichte oder sind unterschiedlich gewalzt, entstehen unterschiedliche Spannungen. Töpfer-Ateliers haben darum Walzen, mit denen sie Platten in konstanter Qualität hinkriegen. Ein Haarriss kann bereits beim Walzen des Tons angelegt werden, wenn die Masse dort nicht homogen ist, weil z.B. zwei vorher oberflächlich angetrocknete Stellen aneinander liegen. Ganz ähnlich Blasen – die entstehen, wenn noch Luft im Ton ist.
Dann gibt es die Sache mit den Fugen: Gewöhnlich werden zusammengesetzte Platten mit Schlicker zusammengepappt und innen mit einer Hohlkehle gut verbunden. Hat man da irgendwo eine fehlerhafte Stelle auf der Strecke, weil man die eingesetzte Tonwulst nicht schön mit dem Wandmaterial verarbeitet, gibts auch Risse. Eckige Schalen sind dafür generell anfälliger, die Ecken sind immer Schwachstellen, während runde Schalen diese logischerweise nicht haben. Dasselbe bei angesetzten Füsschen, Leisten etc.
Und richtig, winterfeste stabile Schalen kriegt man «nur» mit schamottiertem Ton hin. In Anführungs- und Schlusszeichen, weil es davon eine Menge Sorten gibt, weissen, roten, leder- und schlammbraunen, sogar schwarzen, feinschamottiert, grobschamottiert, auch solchen mit den Resten von zerdöpperten Prozellanstücken drin. Aus Modellierton Platten hinzukriegen, ist zwar möglich, macht aber keinen Sinn. Gelegentlich trifft man schöne Schalen aus Porzellan an, aber für solche Experimente würde ich jedem einen Kurs anraten, dieses Material ist eine Welt für sich.
Allgemeine Empfehlung: Bernard Leach: Leach's Töpferbuch.
Deutsche Ausgabe des Hanisch Verlags, Koblenz.
Englischer Originaltitel «A Potter's Book», London, 1940
Leach, sehr bekannter Töpfer, auch in Japan, erklärt darin allgemeine Begriffe und Fachausdrücke, besondere Techniken, Schwierigkeiten und auch einiges zur Herstellung von Glasuren. Tüfteln und Ausprobieren ist immer gut, Lesen hilft aber.