Hab ne Schale – und wat nu?

Schalenvorschläge, eigene Töpferversuche, Vorstellung und Besprechung eurer Schalen und Gefäße. Keine gewerblich getöpferten Schalen einstellen.
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Andreas Ludwig
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Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Gerade konnte ich eine Schale von Peter Krebs erstehen. Weil sie schön ist, ich habe keinen Baum dafür. Was tut man in so einem Fall? Man kann sie ins Regal stellen und jeden Tag mit einem Fusseltuch abwischen. Das ist aber nicht die Idee. Erstens ist eine Schale dazu da, eine zu sein, zweitens tut ihr das richtig gut. Sie wird mit der Zeit eine Patina bilden, von innen her, von aussen auch. Altersspuren, die der Profi sofort sieht, die die Schale aufwerten.

Ich geniesse das Privileg, an einem geschützten Ort zu leben. Es gehen zwar jeden Tag Leute vorbei (was ich auch ganz gut finde), aber es ist geschützt. Man klaut nicht in Gegenwart Gottes – und der ist mein Nachbar, ich lebe gegenüber der Kirche. Abgesehen davon erkennt hier niemand eine Krebs-Schale. Die denken, das sei «Vintage» und gehen vorbei. Vielleicht sehen sie es nicht mal, jedenfalls lassen sie es stehen. Darum kann ich es wagen, meine Schale zu bepflanzen. Da ich keinen Baum habe, nehme ich dazu halt, was auch wichtig ist im Leben: Basilikum, Petersilie und Thymian. Besser als gar nichts. Hauptsache, die Schale ist bepflanzt.
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abardo
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von abardo »

Hallo Andreas,
Andreas Ludwig hat geschrieben: 13.06.2018, 13:46 ... Patina, ... Altersspuren, ... die die Schale aufwerten.
vielleicht kannst du mir etwas kulturellen Sinn in die "Patina" bringen ?

Bei alten Sachen verstehe ich den Sinn hinter dem "alt sein" (selten = wertvoll, unwiederbringliche Handswerksleistung usw). Neue Sachen wollen die meisten aber doch lieber neu behalten. Ein Oldtimer ist cool, wenn er restauriert ist. Ein Neuwagen ist auch prima. Aber eine runtergerockte Karre, bei der der Lack verblasst ?

Wertvolle alte Bilder werden in Museen unter Glas im Vakuum und unter Kunstlicht gehalten und eine Schaar von Restauratoren sorgt dafür, das kein Fitzelchen Schmutz sich festsetzen kann und die Farben so frisch wie nur möglich bleiben.

Patina ist doch eigentlich nur eine Mischung aus Hautschuppen und Insektenkot. Für sowas gibt es CeraClen.

Versteh mich nicht falsch. Habe selber auf dem Sommerfest eine weitere PK-Schale erworben. Diesen Schalen eine Bestimmung zu geben, ist auch wundervoll. Aber ich werde meine so pflegen, dass die immer möglichst neu aussehen.

("Patina" steht auf Position 7 auf meiner Top-10 Liste mit Dingen, die für mich aus der Bonsaiwelt gestrichen gehören)
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baeumchen
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von baeumchen »

ach was ... patina hin - patina her ... eine schale gehört bepflanzt

genau das ist geschehen
und wenn die kräuter geschmack in die küche bringen,
ist diese bepflanzung für die schale eine ehre

ich bin sicher dass peter krebs einen salat mit frischen kräutern aus seiner schale auch toll finden wird .....

bei mir fristen manche schalen ihr dasein unbepflanzt,
ich freu mich trotzdem wenn ich sie sehe und in die hand nehmen kann
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hwolf
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von hwolf »

Ich bin zwar nicht der Andreas, aber ich möchte gern auflösen.
Das Haar in der Suppe ist in Wirklichkeit ein seltenes Gewürz, das bei den ganz besonders leckeren Dingen im Leben eben nicht fehlen sollte. Denn Patina hat nicht kulturellen Sinn, sondern ästhetischen.

Farben verändern sich. Sie sind immer für sich genommen monochrom, aber die Vermischung über Zeit verleiht ihnen eine Tiefe, ein Facettenreichtum, das die Farbe selbst zunächst nicht hat. Nicht umsonst gibt es in der bildenden Kunst sog. Unterlasuren, die wieder komplett übergemalt werden, die aber trotzdem die darüberliegenden Farbschichten verändern, und Oberlasuren, die so dünn wie Wasser und fast so durchsichtig sind, in ganz anderen Tönen als das lasierte, die ebenso ihren Teil beitragen. Genau so funktioniert es auch bei der Glasschicht der Glasur oder der Oberfläche einer dichtgebrannten Schale.
Darum werden auch alte Schalen gewaschen und poliert und Gemälde sauber gehalten, damit die Farben ihre Arbeit tun können und nicht Staub und Nikotin und Fette alles interessante, die echte Patina, überdecken. Auch patinierte Schalen sind "sauber". Im Falle von Gemälden gibt es sogar spezielle Institute, die die eben nur vermeintliche "Patina" von alten Gemälden wieder entfernen, ohne das Gemälde selbst zu gefährden. Das kann sich nur kein Museum in Europa leisten, nur deshalb wirds nicht gemacht, aber das ist eine andere Geschichte.

Darum ist Patina auf der Schale eigentlich nicht ein sinnentleerter Kulturexport (ich schätze, darauf wolltest Du mit deiner Liste hinaus?) sondern ein sichtbares und sinnhaftes Phänomen, das mit Bonsai oder Japan nichts zu tun hat. Wobei es natürlich auch wieder Leute gibt, die an der Patina das Alter schätzen und einen rostigen Cor-ten-Stahl Blumenpott auch besser finden als einen verchromten, aber das ist eine andere Geschichte.

Aber Res - was ist mit den Usambara-Veilchen???

Lieben Gruß
Heinrich
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abardo
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von abardo »

Dann habe ich eche Patina noch nie gesehen, nur den gegenteiligen Effekt. Oft genug verwaschen die Farben nur über die Zeit, die Intensität der Farben sinkt (eine "Profi"-Schale wechselte sogar innerhalb von nur 4 Jahren von einem hellblauen Ton mit dunkelroten Rand in ein ausgewaschenes Beige mit dunkelgrauem Rand).

Manche reden auch bei unglasierten Schalen von Patina. Das ist nun wirklich nur Dreck.

Wär das mal ein Thema für einen extra Thread ? Den man mit Erklärungen und Bildern füllen könnte ?
Abtrennen ?
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baeumchen
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von baeumchen »

der unterschied zwischen dreck und patina ist oft genug sehr subtil
und manchmal wird patina als entschuldigung für dreck verwendet ...

soweit meine philosophie zu der sache - und nun macht jeder das draus, das ihm am besten zu gesichte steht
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Andreas Ludwig
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Ja, die Patina. Vielleicht ist Buddha ein Haufen Scheisse, wer weiss.

Usambara-Veilchen hatte ich gerade keine. Ästhetik ist ok – aber extra Veilchen, so als Bepflanzung? Eine nette Idee, aber dann nehme ich doch, was ich habe.
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von hwolf »

Naja gut, aber permakulturell gesehen macht die Zusammenenstellung doch nicht wirklich Sinn. Usambaraveilchen machen immer Sinn, sie sind nämlich sehr schön. Was recht sinnlos ist. Anders als Kräuter, die man essen kann, aber so kaum überwintern, was die Bepflanzung doch im Sinne einer Patinabildung entsinnt. Paradox.
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Ah, die Patina – fast vergessen. Ich ging grad so rum in der Patina der kleinen Stadt:

Ich lebe in der Provinz, da sterben sogar die Läden langsamer. Wir haben darum noch eine «Broquante», die den Namen verdient. Da hat es diese alten Dinge: Porzellan, Teegerät aus Silber, Griffe aus Horn, Geräte mit Griffen aus Bein. Alt. Ich meine, wirklich alt, 18. Jhdt. Da sieht man alles. Wie es gehandhabt wurde, wie man es gepflegt hat. Man sieht die Spur tausendfacher, gleichartiger Vorgänge, die erst im Tausend Spur werden konnten. Da ist nichts dreckig daran, nichts aufgesetzt und nichts eingebildet. Es ist bloss so, wenn man genau hinschaut. In Japan nennt man so etwas «Wasserglanz». Zumindest hat man es mir so erklärt.

Es ist nicht wichtig. Bloss ein Unterschied, den man machen kann.
Wie tausend andere auch.
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von Andreas Ludwig »

hwolf hat geschrieben: 13.06.2018, 16:05 Naja gut, aber permakulturell gesehen macht die Zusammenenstellung doch nicht wirklich Sinn. Usambaraveilchen machen immer Sinn, sie sind nämlich sehr schön. Was recht sinnlos ist. Anders als Kräuter, die man essen kann, aber so kaum überwintern, was die Bepflanzung doch im Sinne einer Patinabildung entsinnt. Paradox.
Homo homini lupus est, der hwolf im Wolfspelz. Wohlan:

Usambaraveilchen sind in der Haltung wabbelig. Ich mag sie nicht. Weicheier. Punkt.
Na gut – sie sind auch teuer. Das war aber bloss, weil ich noch Zigaretten brauchte, ehrlich.

Kräuter sind genau so sinnlos. Im Endeffekt. Überleg dir nur einen kurzen Moment, wo die dann durchgehen und vorläufig enden. Mancher Philosoph hätte uns beigepflichtet, dass das Sch***** ist. QED, siehe oben.
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abardo
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von abardo »

Aha. Patina sind also nun Abnutzungserscheinungen ? Kratzer, Umwelt und abgegrabbelt ? Also in einem Wort: kaputt.
Zuletzt geändert von abardo am 13.06.2018, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von Andreas Ludwig »

abardo – möchtest du, während wir reden, noch etwas Tee..?

Nachtrag: Es ist so. Ich bin in dem Ding aufgewachsen. Man hatte Dinge und die benutzte man. Oft gar nicht so häufig, aber immer gleich. Es gab die Teedose bei Großmutter. Es gab den alten Sessel, die Teekanne und das schellackierte Bechstein. Ich bin in Piefke. Aber das waren Leute. Die waren neugierig, reisten, sammelten. Ich hatte als Kind andauernd die Hände auf alten Dingen, und waren es alte Messing-Türfallen. Ich bin in einer Welt aufgewachsen, die der Stofflichkeit Aufmerksamkeit gewidmet hat, sie als sinnliche Ebene gepflegt. Das ist etwas out-fashioned, ich weiss.

Man muss dem nicht anhängen, ihm folgen, es gar liken. Ich mache es halt einfach. Kein Problem, wenn man gegenüber von Gott wohnt.
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von abardo »

Ich hab mal eine Weile mit einem Taiwanesen zusammen studiert. Der hat grünen Tee bevorzugt. Immer aus der gleichen Schale getrunken und die hat er nie abgewaschen, wegen dem Geschmack, sagte er, also ...
Andreas Ludwig hat geschrieben: 13.06.2018, 16:38 möchtest du, während wir reden, noch etwas Tee..?
... seit dem nicht mehr, danke nein.
Zuletzt geändert von abardo am 13.06.2018, 17:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von Sigrid »

Übrigens habe ich mehrere Bonsaischalen, die gerade keinen passenden Baum haben, mit Küchenkräutern bepflanzt. Das steht denen ziemlich gut :)

Ob das mit der Patina so funktioniert, weiß ich nicht. Von innen her schon eher. Aber bis so eine hochtemperatur-gebrannte Glasur sich verändert, könnten es schon ein paar Jahrzehnte werden :-D
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Re: Hab ne Schale – und wat nu?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Also bei den Füssen dauert es wenige Jahre. Das ist doch schon was.
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