Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Schalenvorschläge, eigene Töpferversuche, Vorstellung und Besprechung eurer Schalen und Gefäße. Keine gewerblich getöpferten Schalen einstellen.
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espanna
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von espanna »

Vorneweg: es ist keine Kritik, nur meine Naivität-> bitte nicht falsch verstehen!

Ganz allgemein möchte ich erwähnen, dass mich genau das reizt. Das Unwissen und das machen wollen.
Ich schaue mir gerne Schalen an, wenn ich die Möglichkeit habe nehme ich die in die Hand und versuche die Schritte, die Techniken „herauszulesen“. Manchmal stelle ich mir Formen vor und kann über eine lange Zeit darüber grübeln wie es klappen könnte. Irgendwann merke ich dann beim machen, dass ich aus „Dreck“ was schönes hervorgebracht habe, oder halt dass ich noch viel üben muss (meistens das letztere).

Es wundert mich ein wenig, dass ihr die Fragen beantwortet bekommen möchtet und nicht selber den holprigen Weg beschreitet. Ist nicht die Magie weg, wenn man „alles“ weis?
Gruß
László

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Hippo
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von Hippo »

Salü László,

Ich denke, bei einem Kunsthandwerk kann man lediglich die trockenen und technischen Dinge erfragen.
Die kreativen Aspekte muss man entweder selbst mitbringen oder man sammelt sie auf seinem Weg zusammen.
Über Formen, Proportionen und Ausführung kann man autark bestimmt am besten lernen wie Du es praktizierst. Da ist gar nichts Naives daran sondern dein Weg wie Du durch Beobachtung deinen fachlichen Horizont erweiterst.
Andere besuchen Kurse, lesen Bücher oder stellen in Foren Fragen und beziehen einige ersten Erfahrungen aus Fremdwissen. Die aufbauenden Fertigkeiten muss sich eh jeder selbst aneignen.
Ich glaube, kein Weg ist schlechter als die Anderen und jeder Interessierte muss seinen eigenen Zugang zu den Grundlagen finden.

Gruss George
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zopf
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von zopf »

Hallo László
Was Du schilderst ist ein wesentlicher Punkt um wirklich gut zu werden
bei dem was man tut, eigentlich egal um was es geht.
Im Bereich des Handwerks, nicht des Heimwerks, besteht ein wichtiger Teil des Lernens daraus,
entstehende Fehler auszubessern, nicht murksen, sondern trotz der unvermeidlich passierenden Fehler
das Werkstück in Form und Funktion zu vollenden.

In den 70ern bekamen wir einen neuen Physiklehrer, einen 68er,
der mit Überzeugung seiner Berufung als Lehrer nachkam.
"Hier lernt Ihr zu lernen" war sein Credo
und so durften wir uns experimentell und mathematisch begründet,
einfachste physikalische Gesetze selbst erarbeiten.
Kein schnödes Pauken irgendwelcher Gesetze,
kein Auswendiglernen um es dann wieder zu vergessen,
sondern Lernen durch Verstehen.

Mach so weiter und Deine Werke werden uns Alle begeistern
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Arthur Dent
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von Arthur Dent »

Das sehe ich tendenziell anders.
Man braucht nicht jeden Fehler wiederholen. Ein gute Anleitung durch einen Lehrer ersetzt so manches Tal, welches man sonst durchschreiten müsste.
Die Kunsthandwerke sind komplex genug, sodass der Gipfel für die Meisten unerreichbar bleibt. Wieso sich also nicht eine gute Absprungbasis schaffen und grundlegende Fehler vermeiden? Spart viel Frust.
Es werden dann immer noch genug Fehler gemacht an den man wachsen kann.
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maexart
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von maexart »

Guten Morgen László,
Ich verstehe deine Argumente gut. Allerdings habe ich einen anderen Ansatz. Wenn ich ein Handwerk lerne dann möchte ich zumindest grundlegende Fehler vermeiden, ich bin der Meinung dass es bei der Verarbeitung eines, egal welchen Materials zwar verschiedene Optionen aber darunter auch welche die fachlich einfach falsch sind gibt. Dieses Wissen kann man auf verschiedenen Wegen erlangen, ganz vorne wohl die traditionelle Weitergabe von Wissen in einem Meister-Schüler Verhältnis.

Weiterhin kann man, wie Arthur schon angemerkt hat einen Teil der katastrophalen Ergebnisse einfach vermeiden wenn man sich an die grundlegenden Regeln der Technik hält.

Natürlich ist auch das erkennen und qualifizierte ausmerzen von Fehlern oder Missgeschicken Teil des Lernprozesses. Ich habe aber z.b. auch schon vor meiner Ausbildung mit Holz gearbeitet, allerdings dann auch gelernt dass da viel einfach falsch verarbeitet war und deswegen entweder in seiner Langlebigkeit oder grundsätzlich im Endergebnis gelitten hat.

Wenn man Mal das Wort Kunsthandwerk betrachtet dann ist rein optisch der größere Teil davon Handwerk und ich bin der Meinung dass man sich wesentlich leichter mit dem künstlerischen/gestalterischen Aspekt der Arbeit befassen kann wenn dahinter eine solide handwerkliche Basis steht. Wenn man sich eine Gestaltung vornimmt und die ersten paar Versuche scheitern weil man noch nicht die Technik hat dieses Projekt auch umzusetzen bringt das zumindest mich rein gestalterisch nicht weiter. Solche grundlegenden Fragen vorab zu klären empfinde ich persönlich als sinnvoll.

Das Studium der Resultate (unser Fachlehrer hat das immer flach "stehlen mit den Augen" genannt) anderer hingegen ist natürlich ein wichtiger Aspekt dem ich nichts entgegen setzen würde.

VG max

P.s. entschuldigt bitte wenn mein Text teilweise zusammenhanglos erscheint, ich habe heute früh in der Arbeit begonnen zu arbeiten und zwischendurch kamen eure antworten und deswegen hab ich bis zur jetzigen Fertigstellung vielleicht den Faden verloren.

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mydear
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von mydear »

Hallo Max,

ich stimme dir in allem zu. Bei Bonsai und anderen Hobbies habe ich anfangs auch drauf los gearbeitet und bin schnell nicht mehr weitergekommen. Logisch, weil ich kein instinktives Talent bin. Also habe ich alles gelesen was mir in die Finger kam und langsam meinen eigenen Weg kennen gelernt.

Ich finde es braucht klar vorgegebene Struktur. Erst mit mehr Erfahrung können auch experimentelle, neue Wege beschritten werden. Andernfalls zahle ich zu viel Lehrgeld oder verliere so viele Pflanzen wie in meiner Anfangszeit :cry: .

Grüße
Rainer
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zopf
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von zopf »

Hallo
Angenommen der Wassergehalt eines Substrats sollte 27% (fiktiver Wert) betragen,
inwieweit Ist dies, außer durch dauernde Wiegen, eine große Hilfe beim Wässern der Bäumchen.
Wässern lernt man durch Wässern.
Um beim Ton zu bleiben-
Bei einer Schale mit runden "Ecken" kann man die Verbindungsstellen an den Rundungen (8 Stellen)
oder an den Geraden (4 Stellen) machen.
Weniger Stellen bedeuten aber gleichzeitig, weniger mögliche Fehler,
woraus man schließen könnte das die Verbindung in den geraden Stellen sinnvoller ist.
Eine der Besonderheiten des Werkstoffs Ton besteht aus dessen Plastizität.
Um ein Gefühl dafür zu erlangen ist es wohl eine gute Übung diesen zu kneten.
Die Gleichmäßigkeit der Verbindungsstelle, die gleiche Dicke, ist am besten zu ertasten,
da die Finger Unregelmäßigkeiten spüren können, die dem Auge entgehen.
Hier könnte es sinnvoll sein kleine, Gefäße zu pinchen,
was die Feinfühligkeit der Finger wohl enorm schult.

Entschuldigt meine wohl Engstirnigkeit bei der Sicht der Dinge, man wird halt älter.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von Laubgeflüster »

Letztendlich kommt es denke ich auch sehr auf die Fähigkeiten eines jeden einzeln an. Bei Max meine ich rausgehört zu haben das er eine Handwerkliche Ausbildung - Schreiner?! gelernt hat. Hier sind z. B. besonders im ersten Lehrjahr die Hände sehr gefordert. Sägen,Hobel, Stämmen & Schleifen wird alles händisch erlernt bevor es an die Maschinen geht - ich weiß noch was ich Blasen an den Händen hatte :oops: . Möchte mich nicht zuweit aus dem Fenster lehnen aber ich denke gerade solche Dinge machen dann den letzten Schliff an der Fingerfertigkeit und den finalen Ergebnissen aus. Abschließend gibt es aus meiner Sicht nur eins - Wer nicht fragt bleibt dumm. *dance*

Beste Grüße
Nicklas
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espanna
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von espanna »

So viele Antworten :-D
-und jeder Ansatz hat seine Berechtigung.
Öffnet auf jeden Fall den Horizont und ich kann besser eure Intention verstehen *daumen_new*
Danke,
Gruß
László

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Alfred Krupp
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von maexart »

Hallo Dieter,
Ich denke natürlich nicht dass das erfragen oder erlernen von theoretischem Wissen in irgendeiner Weise die Wiederholung als weg zu wahrer Meisterlichkeit ersetzt. Aber es schützt davor Dinge falsch zu lernen. Um Mal wieder meinen Fachlehrer zu zitieren "Übung macht den Meister - nicht die Kammer".

Hallo Nicklas,
Ja ich bin Schreiner und ja genau das ist es was ich meine. Im Berufsgrundschuljahr lernt man den grundlegenden Umgang mit dem Werkstoff Holz.
Man lernt z.b. wie man Bretter richtig fügt damit ein leimholz gerade bleibt, um genau solche Dinge soll es auch hier gehen.
Das man gute Ergebnisse erst erwarten kann wenn man sich im wahrsten Sinne des Wortes sehr oft die Hände schmutzig gemacht hat weiß glaube ich jeder der schonmal versucht hat eine Schale zu Töpfern.

VG max

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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von Hippo »

zopf hat geschrieben: 26.11.2020, 08:00 Bei einer Schale mit runden "Ecken" kann man die Verbindungsstellen an den Rundungen (8 Stellen) oder an den Geraden (4 Stellen) machen.
Weniger Stellen bedeuten aber gleichzeitig, weniger mögliche Fehler, woraus man schließen könnte, dass die Verbindung in den geraden Stellen sinnvoller ist.
äääääähhhh, ja, hmmmmm ....

Salü Dieter,

Töpfern kann eigentlich Jedermann der Hände oder Füsse hat.

Vom Kindergärtler bis zum Kunststudent wird von Pädagogen der Umgang mit Ton als Mittel des Ausdrucks genutzt.
Manchmal versucht man viele Jahre später, als Erwachsener, an den Aschenbecher-Erfolgen der Kindheit anzuknüpfen und nach 3 Katzenfutterschälchen und 2 Bleistiftbechern fühlt man sich wieder im Element und geerdet.

Hat man jedoch das Handwerk erlernt und beherrscht es halbwegs, kann es auch 17 Verbindungsstellen geben und die sind kein Grund für mögliche Fehler. Hierbei fällt mir nur ein: Der Ton macht keine Fehler! *nono*

Gruss George
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zopf
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von zopf »

Hallo Hippo
Du wirst schon Recht haben.
Als erfahrener Töpfer hast Du viel mehr Erfahrung
als so ein Hobbybastler wie ich.
mfG Dieter
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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von Heike_vG »

Das ist wieder unser Dieter, stellt dann mal ganz bescheiden sein Licht unter den Scheffel!
Wenn einer bewundernswert sauber, schön und akkurat arbeitet, dann Du, lieber Dieter. *daumen_new*

George, sei vorsichtig, "Hobbybastler" ist bei Dieter extrem tiefgestapelt. *z*

LG, Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von Hippo »

Danke Heike,

das habe ich schwer vermutet! *daumen_new*

Wie Du schreibst; die alten Hasen stellen ihr Lichtlein gerne unter den Scheffel, dabei muss ihnen das Rüeblifressen niemand beibringen. :lol:

Ich bin zwar auch schon in die Jahre gekommen aber diese Bescheidenheit habe ich mir noch nicht vollends zu Eigen gemacht. :oops: Gemäss meiner Signatur

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Re: Allgemeine Fragen zur Schalentechnik

Beitrag von zopf »

Hallo
@ Heike - Vielen Dank für die schmeichelnden Worte

@ George - Aus meiner Sicht handelt es sich bei einer Bonsaischale
um ein Produkt das in Form, Farbe und Struktur eine Funktion zu erfüllen hat.
Sind die obigen Forderungen an ein Produkt im Entwurf soweit festgelegt,
geht es darum den Produktionsprozess zu optimieren,
bei uns Hobbybastlern aber eher nicht unter zeitlichen Aspekten.
Alles was nicht zu einem uns befriedigenden Ergebnis führt,
betrachte ich als Fehler.
Diese im Vorfeld zu minimieren halte ich für durchaus sinnvoll
und da erweisen sich 4 mögliche Fehlerquellen als bessere Option,
als die von Dir genannten 17.

Falls Du meine Art der Schreibe als spassbefreit betrachtest,
kann ich Dich beruhigen, der viel zitierten Aussage das die Trennung zwischen Mensch und Tier
durch den Gebrauch von Hirn und Hand besteht, trage ich einfach Rechnung und versuche es zumindest.

Zum Mittel des Ausdrucks,
wenn ich etwas zu sagen/schreiben habe tue ich es wohl eher mit Worten
und nicht mit "ungehobelten" Tonklumpen.

mfG Dieter
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