Was tun mit Baumspitze - Malus Liset

[jonesbonsai]

Hallo zusammen,

meine Frage hier lautet wie die Profis unter euch mit dem Bereich umgehen würden, den ich im ersten Bild mit dem geschwungenen Doppelpfeil markiert habe. Dieser gefällt mir überhaupt nicht. Ich finde da fehlt ein Ast. Würde ihr diesen anlakieren oder bohrpfropfen und wenn ja an welcher Stelle?

Einen Ast mit dem ich das machen könnte hab ich schon letztes Jahr grob in die Richtung gedrahtet und wachsen lassen. Ist also vorhanden

Danke für eure Meinungen

Gruß

Karsten

[marius]

hm, bin zwar alles andere als ein profi, aber durchaus der meinung, daß man da nichts bohren und laktieren muß die pflanzeist doch noch sooooooooooo jung. da findet man bestimmt auch noch andere maßnahmen, um die entwicklung voran zu treiben. im zweifel sollte eine schere reichen.

gruß marius

[Marc Berenbrinker]

Hallo Karsten,

der Baum ist wirklich noch sehr jung und ablaktieren würde ich da gar nix.

Wäre es meiner, würde ich ausgehend vom ersten Bild, direkt oberhalb des kleinen rechten Astes einen Schnitt machen und diesen dann nach oben drahten. Die anderen Äste würde ich einkürzen und dann den Malus in ein Beet oder grösseren TPK setzen. Gut düngen und wässern, die Triebe lang auswachsen lassen und wieder stark einkürzen. Das regt neue Knospen zum wachsen an und in 2 Jahren hast du wahrscheinlich mehr Äste zur Verfügung als du brauchst.

[jonesbonsai]

Hallo Marc,

dein Vorschlag liest sich plausibel. Zumal der Baum damit eine schöne Verjüngung bekommen wird. Dennoch ist dein Vorschlag nicht leicht umsetzbar, den der Ast den du zur neuen Spitze machen möchtest, entspringt an einer alten Astgabel (siehe neues Detailbild). Es ist mit meinen Laienhaften Kenntnissen kaum durchführbar diesen Ast glaubhaft nach oben zu biegen ohne das er bricht. Vielleicht müßte man die alte Astgabel innen Ausfräsen damit man das umsetzen kann?

Gruß

Karsten

[camaju +]

hallo karsten,

ich kann mich jetzt täuschen, aber ich denk mal, marc meint den ast ganz oben.

[jonesbonsai]

Hallo Jürgen,

mein Problem mit dem diesem Baum ist nicht die Spitze ganz oben. Ihn dort zu Verjüngen bzw. eine Spitze auf zu bauen dürfte kein Problem sein. Dort gibt es genug schlafende und auch schon im Austrieb befindliche Augen.

Mein Problem liegt in der Zone die ich hier noch mal türkis umkreist habe. Dort liegen drei große Schnittstellen, die ich so von meinem Vorgänger übernommen habe. Und in dem Stammstück darüber auf auf längeren Bereich keine Nodie( in magenta markiert), mit dem ich diesen Bereich etwas kaschieren könnte.

Deshalb war ich am überlegen durch die größte Verwachsene zugeheilte Schnittstelle eine fast senkrechte Bohrpfropfung anzulegen und damit dann eine komplett neue Spitze vorzubereiten.

Gruß

Karsten

[Heike_vG]

Hallo Karsten,

eigentlich wolltest Du ja nur "Profi"-Kommentare, aber die scheinen hier eh nicht zu kommen. (Sind nicht so viele, die von Bonsai leben und meistens interessieren sie sich weniger für Jungpflanzen).

Also werde ich Dir aufschreiben, was ich hierzu denke.
Bis aus dem Stängel ein "Baum" geworden ist, wirst Du von der Stelle, die Dich stört, nichts mehr sehen. Mit dem Dickenwachstum (wenn man es zulässt und fördert) wird sich die Stelle immer mehr glätten und anpassen, da wird nicht viel zurückbleiben.
Durch so ein dünnes Stämmchen hindurchzubohren ist keine gute Idee. Um einen typischen plumpen Apfelzweig hindurchziehen zu können brauchst Du schon einen ziemlich dicken Bohrer, das bräuchte schon viel Glück, wenn das klappen sollte.
Solch eine Jungpflanze sollte man einige Jahre lang durch starkes Wachstum und Rückschnitt zu Bonsaimaterial heranziehen. Raffinierte Techniken sind ggf. erst viel später angemessen.

Viele Grüße,

Heike

[Rossi]

Hallo Karsten,

ich würde erst garnicht anfangen hier es mit sonst was für techniken zu versuchen. In den Garten oder größeren Topf pflanzen und gut füttern.Dann 1-2 jahre richtig durch treiben lassen.
Denk mal das du da bestimmt ein schönes ergebnis bekommst,und deine neue spitze noch dazu.

Gruß Peter

[jonesbonsai]

Hallo Heike und Peter,

vielen Dank für eure Antworten. Heike, dich zähle ich auf jeden Fall zu den Bonsai-Profis hier im Forum.

Der Malus wird im Frühjahr in einen größeren Teichpflanzkorb gesetzt. Jedoch ist das mit dem durchwachsen lassen und zurück schneiden, so eine Sache, klar sollte er noch etwas im Stammumfang zulegen. Bei einer geplanten Endgröße von max. 30 cm (mehr ist aus Platzgründen nicht drinne) sollte er aber auch keinen zu fetten Stamm bekommen, das ist nicht mein Geschmack. Und bei dieser Endgröße fällt der Bereich dann schon negativ ins Gewicht, deshalb die Überlegungen was man da könnte.

Und was das Loch angeht Heike, 2,5 mm Durchmesser würde langen...

Ich hab sowas vor Jahren mit einem genauso dünnen Ästchen mal bei einer Bergulme gemacht, das hat gut funktioniert. Daher kam mir hier wieder der Gedanke...

Gruß

Karsten

[Carmen_G.]

Hallo Karsten,

Dein Bäumchen hat einen ziemlich geraden und gleichmäßig dicken Stamm und gerade bis zu der Stelle die Du türkis umkreist hat keine Verjüngung. Dann kommen die Schnitstellen, welche schon recht knubblig sind. Wenn Du jetzt hier eine Bohrpfropfung machst, kannst Du damit rechnen, daß sich dieser Bereich noch mehr verdicken wird. D.h. das ganze wird immer noch unansehnlicher.
Wenn Du Deinen Baum auf 30 cm Höhe begrenzen möchtest, dann sollte er schon von weiter unten her genügend Äste besitzen und nach oben hin immer kleinere Internodien. Dazu eben auch Verjüngung.

Meiner Meinung nach kommst Du nicht um eine Entscheidung herum entweder einen größeren Baum zu planen und wie schon erwähnt wurde kräftig durchtreiben zu lassen um die ungünstigen Stellen dann gut verwachsen zu lassen, oder aber eine radikalere Lösung anzustreben.

So wäre es z.B. möglich gleich über dem ersten Ast zu kappen, diesen als neue Stammfortführung hochzudrahten und den 1. Ast mit dem 2. Teil der Gabelung zu gestalten. Darauf dann Feinverzweigung aufbauen. Somit würdest Du auch Verjüngung bekommen und kleinere Internodien.
Natürlich mußt Du den Baum dann beim nächsten Umtopfen etwas schräg einpflanzen.
Klar gehört auch Geduld dazu bis der Baum so weit wieder aufgebaut ist, daß man ihn Bonsai nennen kann.
Vorteil wäre, Du hast dann einen Shohin und noch mehr Platz.

liebe Grüße
Carmen

[jupp]

Carmens Vorschlag, über dem ersten Ast zu kappen und einen kleinen Baum zu gestalten, wäre auch meiner. Der Apfel würde die Wunde recht schnell überwallen und es käme ein Shohin dabei heraus.
Die Wartezeit, wenn er ins Freiland gesetzt würde um größer zu werden, kann man sich sparen. In jedem Baumarkt gibt es jetzt wieder Apfelbäume(auch Zieräpfel) die wesentlich dickere Stämme haben, für wenig Geld.

[jonesbonsai]

Hallo Carmen, hallo Jupp,

der Vorschlag den Baum soweit unten zu kappen ist auch aus meiner Sicht nicht der schlechteste. Jedoch weiß ich nicht, was dagegen sprechen würde meinen Vorschlag mit der Bohrpfropfung zu versuchen? Geht das schief und entwickelt sich nicht, so wie ich es mir vorgestellte habe, könnte ich den Baum immer noch drastisch zurück schneiden. Gut jetzt könnte das Argument kommen, die Pfropfung ist verlorene Zeit dann, wenn es schief geht. Aber Zeit ist soweit das einzige was ich im Überfluß habe...

Ich muß wohl noch ein paar Tage drüber grübeln, was ich letztendlich machen werde. Vielleicht kommt ja auch noch eine ganz andere Idee von jemand...


Gruß

Karsten

[Carmen_G.]

Hallo Karsten,

wenn das so ist und Du genug Zeit hast, dann führe Dein Vorhaben ruhig durch. Profitieren kannst Du auf alle Fälle schon mal davon indem Du weitere Erfahrung sammelst.
Wenn es klappt und Dir das Ergebnis gefällt ist es gut, wenn nicht, dann steht Dir der Vorschlag mit dem Shohin ja immer noch offen. Also viel Glück und laß lesen wie es ausgeht.

viele Grüße
Carmen

[jonesbonsai]

Hallo Carmen,

ich denke ich werde die Bohrpfropfung probieren und meine Erfahrungen sammeln. Ich hoffe ja auch noch, das die Samen des Liset von letzten Jahr keimen. Da hab ich dann immer noch die Möglichkeit einen neuen anderen Liset zu ziehen.

Gruß

Karsten

[jonesbonsai]

Hallo zusammen,

da der Apfel erste Anzeichen des Austriebs macht, hab ich ihn heute in einen größeren TPK getopft und die angedachte Bohrpfropfung gemacht. Bin selbst gespannt, wie sich das ganze mal entwickeln wird.

Gruß

Karsten