Kolumnen von Frank (I-XXXV)

Alles andere was zu Bonsai passt.
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Anja M.
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Re: Kolumne XXV: Ein Bonsaijahr

Beitrag von Anja M. »

abardo hat geschrieben: Dazu braucht es dann einiges nicht mehr. Z.B. die ganze Anzuchtsektion, die nur zum Spielen mit den Schnitt- und Pflegemassnahmen taugte. Die Dinger werden zu meiner Lebenszeit nichts ordentliches mehr, warum dafür jetzt noch Zeit verschwenden.
Das du sooo viel älter bist als ich hätt ich nun nicht gedacht. *z*


Ich bin ja nun ein paar Sonnenuntergänge länger im Forum und habe meine Anzuchtsektion und auch das eine oder andere Teil, das sein Potential noch zurückhält. Für mich ist eigentlich nichts davon verschwendet oder überflüssig, nur der Platz zwingt zur einschränkung.


Zeit mit Beratung verschwenden ? Ich bin kein Lehrer und wer nicht lesen kann ... Es steht alles schon da, wirklich alles. Jedes Problem wurde schon besprochen, jede Krankheit behandelt, jede Gestaltung in Theorie und Praxis besprochen, über jedes Events schon x-mal berichtet.
Aber noch nicht von jedem*z*

Foren sind mittlerweile doch out, überholt von Gesichtsbuch und vom Zwitscher, nur dass dort nie einer je kommuniziert hat. Die sind eigentlich selbst schon out, haben es bloss noch nicht gemerkt, sowas hyped ein Jahr, der Rest ist Nachhall.
Es ist nicht zu übersehen, daß es ruhiger geworden ist in allen Foren. Dafür kommen einige Gruppen bei fb auf und wohl auch in anderen Ecken. Trotzdem, für ein Thema, daß so sehr die Entwicklung über große Zeiträume im Focus hat, wollen diese kurzfristigen Medien mE einfach nicht passen. Suche und Update einzelner Threads sind für mich bisher die beste Art, dem Bedarf gerecht zu werden.
Man soll gehen, bevor die Party zu Ende ist. Ich hab alles gegeben und alles bekommen. Und deshalb geh ich mal, bin weg, auf Bonsai-Reise in meine eigenen Sphären, man sieht sich bestimmt auf einem Fest, ner Ausstellung oder einem Workshop, das persönliche ist nicht zu ersetzen, aber ansonsten ? Tschüssikowski und bye-bye. Danke und arrividerci. Oder Neudeutsch:

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Jo, denn guten Weg.
73 Anja
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Heike_vG
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXV)

Beitrag von Heike_vG »

Nicht vergessen, dass "Franks Kolumne" hier eine Bonsai-Glosse ist, die die Dinge überspitzt darstellt. 8) Manches nimmt man mit einem Lachen auf, manches muss man ungern zugeben, anderes mag man sich nicht anziehen und weist es von sich. Ich behaupte mal, dass Frank sich selbst dabei nicht ganz ernst nimmt.
Solche Dinge nicht wörtlich nehmen, Chris. *z*

Für mich persönlich ist das Forum sozusagen die Bonsai-Tageszeitung (den Begriff hat Peter Krebs geprägt) und dazu die einfache, schnelle Kommunikation mit bekannten und noch unbekannten Bonsaifreunden. Das ist mir auch nach 10 Jahren noch lieb und wertvoll.

LG, Heike
Zuletzt geändert von Heike_vG am 21.09.2015, 11:57, insgesamt 1-mal geändert.
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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chris-git@rre

Re: Kolumnen von Frank (I-XXV)

Beitrag von chris-git@rre »

Heike_vG hat geschrieben: Solche Dinge nicht wörtlich nehmen, Chris. *z*
Na da bin ich mal gespannt.
Aber warum schreibt man dann so zeug was keiner braucht....
AndreasK

Re: Kolumnen von Frank (I-XXV)

Beitrag von AndreasK »

Hallo Frank
Ich fand deine Beiträge hier an dieser Stelle alle super und habe auch zu fast 100% deine Ansichten geteilt. Ich würde es bedauern, wenn in dieser Richtung nichts mehr kommt.
Es ist schon an der Zeit, hier die alten Strukturen aufzubrechen und da hast du deinen Beitrag geleistet, danke dafür.
Natürlich gibt es auch Leute die nicht zwischen den Zeilen lesen können und so den Sinn solcher Beiträge nicht verstehen, aber damit muss man leben.
Lass die Anzuchtabteilungruhig noch stehen und lerne weiter, niemand ist in einem Jahr perfekt. Ich beschäftige mich nun auch schon ein paar Jahre mit Bonsai und die Anzucht und Probierabteilung gehören einfach dazu.
Lass es dir gut gehen und vielleicht gibt es ja doch no Hamm die Kolumnen von Frank
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abardo
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Kolumne XXVI: Sind Bonsai Kunst ?

Beitrag von abardo »

Kolumne XXVI: Sind Bonsai Kunst ?

Vorweg, meiner Meinung nach ein klares: Nein.

Kunst ist für mich eine Nonkonformität, ein Spiel mit Objekten, Materialien, eine andere Sichtweise, Darstellung oder Formgebung. Meinetwegen eine Aussage, ein Bezug zur Realität, zum Künstler, zur Zukunft. Eine Veränderung, eine klar wiedererkennbare Handschrift des Künstlers.

Solange ein Bonsai "anerkannten" Regeln folgt, er vom Gestalter selbst in Grössenklassen eingeteilt wird, das Gehabe des Bonsai festgelegten Formen folgt, sich ausschliesslich an der Natur orientiert oder seine Präsentation in Tradition verankert ist, kann er eben für mich kein Kunstwerk sein. Solange Bonsai nach einem Kriterienkatalog bewertet und für Ausstellungen zugelassen werden, werden Gestalter diesen Regeln folgen. Wer aber diesen Regeln folgt, drückt sich nicht selbst aus, ist nicht kreativ, sondern eben ein Kunsthandwerker. Und schleift nur wieder den millionsten Nussknacker in Form.

Nur die wenigsten Bonsai tragen eine Handschrift des Gestalters. Vielleicht in Details. Manchmal. Qualitativ hochwertige Bäume könnten aber von dutzenden Top-Gestaltern bearbeitet worden sein, persönlicher Ausdruck verschwimmt da völlig. Auf der letzten Noelanders guckte ein Besucher auf das Schild des Ausstellungsbaumes und sagte ganz ernsthaft: "Guck mal, ein Ferrari". Und seine Begleitung: "Toll, dass der jetzt auch Bäume designed".

Manche Gestalter haben den ersten Schritt gewagt und eigene, neue Stile kreiert, damit die Handschrift wieder erkennbar wird. Aber seien wir einmal ehrlich. Naturalismus in der Kunst ist seit Jahrzehnten überholt, die letzte Form des Naturalismus war vielleicht noch der Fotorealismus, auch das ist Jahrzehnte her. Die Natur nachzuäffen, mag in grosser Perfektion einmal Kunst gewesen sein. Ist heutzutage aber weder neu noch kreativ sondern nur ein Abgucken und Abformen. Und den Naturalismus dann einfach naturalistische Gestaltung zu nennen, ändert nichts, sondern ist auch nur wieder rückwärts gerichtet, orientiert sich am Gegebenen. Vielleicht Nick Lenz ? Vielleicht. Ansatzweise. Ein gewisses Formenspiel. Ein paar andere Materialien. Gar manchmal unnatürliche Darstellungen. Trotzdem sitzt dort unter jedem Baum die traditionell richtige Schale.

Wo sind den die Gestaltungen, die mit der zum Leben des Bonsai notwendigen Schale und dem Baum selbst spielen ? Wo ist die Formgebung im Baum, die nichts mit der Natur oder bekannten Formen mehr zu tun hat, sondern sich z.B. an Architektur oder aktueller Bildhauerei orientiert ? Wo sind zeitgenössige oder völlig ungewohnte Materialien bei der Schale und wo die Pflanzen abseits der gewohnten Trampelpfade ? Wo ist die Präsentation entgegen der fest zementierten Tischmanieren und wo der Bruch mit der japanischen und chinesischen Tradition ? Wo ist ein Bezug zum persönlichen Hintergrund, zur eigenen Geschichte oder Zukunft ?

Kunst nur als solche zu deklarieren reicht mir nicht. Sonst ist plötzlich jeder Gartengestalter ein Künstler und jeder beschnittene Obstbaum ein Kunstwerk. Es ist nicht schlimm, wenn Bonsai "nur" ein faszinierendes Handwerk mit absolut bewundernswerten Höchstleistungen mancher Gestalter ist. Oder als Hobby betrieben einfach nur Spass macht und für Erholung sorgt. Aber Kunst ist es bis jetzt noch nicht.
Grüße, Frank
___________
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Bergi
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von Bergi »

Hi Frank,
finde deine "Kolumnen" (vielleicht sind es doch eher Glossen? z.B. diese "Tschüssikowski"-Aktion? ) gerade jetzt erst - schön viel zum Schmökern! Auch wirklich nutzerfreundlich und nett, dass jeder ungefragt und unqualifiziert seinen Senf dazu geben darf (wo geht das sonst schon :roll: ?).
Zur "Kunstfrage" fällt mir ein, dass Bonsai eventuell ursprünglich eher eine Art "Übung" darstellt, vergleichbar z.B. mit der Kalligraphie. Man kann sie zwar sammeln, fotografieren, diskutieren, die Resultate perfektionieren, auch mal was Neues ausprobieren - wichtiger ist aber vielleicht, wie man sich selbst durch Bonsai verändert. Deswegen hier nur "Bonsai" und nicht "Bonsaipflege" oder "Bonsaianern". Der Begriff "Kunst" lässt sich auf diese Weise nicht gebrauchen - da bedarf es der Erklärung "selber künstlerisch aktiv sein", "Kunst sammeln" etc..
Gruß,
Stefan
"Leoparden brechen in den Tempel ein und saufen die Opferkrüge leer; das wiederholt sich immer wieder; schließlich kann man es vorausberechnen, und es wird ein Teil der Zeremonie." (F. Kafka)
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bock
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Re: Kolumne XXVI: Sind Bonsai Kunst ?

Beitrag von bock »

abardo hat geschrieben:Kolumne XXVI: Sind Bonsai Kunst ?

Vorweg, meiner Meinung nach ein klares: Nein.

Kunst ist für mich eine Nonkonformität, ein Spiel mit Objekten, Materialien, eine andere Sichtweise, Darstellung oder Formgebung. Meinetwegen eine Aussage, ein Bezug zur Realität, zum Künstler, zur Zukunft. Eine Veränderung, eine klar wiedererkennbare Handschrift des Künstlers.

...
Meine 50 Cents:
Für mich muss mein Bonsai keine Kunst sein. Viele Bonsai anderer Gestalter bringen mich immer wieder zum Staunen, nicht nur wegen der Perfektion der Gestaltung sondern auch wegen der Kreativität, die dahinter steckt. Auch wenn Bonsai zu 90% (oder such dir eine Zahl aus) gärtnerisches Handwerk ist gibt es doch einige gelungene Beispiele die einerseits stimmig sind - also irgendwie die Natur wiederspiegeln und anderen Gestaltern als Vorbild dienen - und andererseits aufgund stilistischer Elemente den Gestalter erkennen lassen, mal mehr, mal weniger eindeutig. Viele (wie Kimura) werden inzwischen hundertfach imitiert, andere (stöber mal nach einigen Gestaltungen von Andreas Ludwig) verlassen teilweise den Rahmen, den "Bonsai" in Jahrhunderten abgesteckt hat. Will ich Kunst hervorbringen oder "Bonsai machen"? Ich bin kein Künstler und will es auch garnicht sein. Aber was Bonsai angeht, möchte ich gern noch vieles lernen und mich und meine Bäumchen weiterentwickeln.
Kann etwas, das wächst und sich entwickelt denn überhaupt Kunst sein? Sind Barockgärten Kunst?
Wenn ein kreatives Konzept zugrundeliegt und die Umsetzung desselben gekonnt erfolgt - warum nicht? Wenn zuvor noch niemand einen Hang in einer Schale mit Fichten bepflanzt hat und die Ausführung den Betrachter in Staunen versetzt - warum soll der Gestalter das nicht als Kunst verkaufen dürfen?
Kunst kommt von "Können" - und Könner haben wir hier einige. Aber ob die sich alle als Künstler betrachten?
Ich denke, dass bei Bonsai vieles trivial ist, manches ist gutes Handwerk - aber hin und wieder sieht man doch auch Meisterwerke. Und gelegentlich sogar ein kleines Kunstwerk...
Da fällt mein Blick doch gerade auf das Buch von Walter Schmidt: "Die Kunst des japanischen Bonsai"
:wink:
liebe Grüße Andreas
Ein Leben ohne Bonsai ist möglich - aber völlig sinnlos! :faellen:
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camaju +
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von camaju + »

Es gibt doch die schönen Beiträge von Gunter Lind. Ich glaub Andreas Ludwig und Walter haben auch das ein oder andere dazu geschrieben.
bock hat geschrieben:Da fällt mein Blick doch gerade auf das Buch von Walter Schmidt: "Die Kunst des japanischen Bonsai"
:wink:
Da schmeiss ich mal Peter D. Aams - Die Kunst Bonsai zu züchten - in's Rennen ;-)
Gruß Jürgen *wink*

Wer nicht mit Pflanzen und Tieren kann, kann auch nicht mit Menschen.

Ich moderiere in blau, der Rest ist nur meine Meinung
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Heike_vG
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von Heike_vG »

Es gibt gerade ein hervorragendes neues englischsprachiges Buch von David de Groot, dem 2014 in Pension gegangenen langjährigen Kurator (seit 1989) der Pacific Rim Bonsai Collection (heute Pacific Bonsai Museum), mit dem Titel "Principles of Bonsai Design". Dave belegt ziemlich eindrucksvoll die Parallelen zwischen der Bonsai-Kunst, anderer bildender Kunst und der Musik, es sind sogar Noten von Musikstücken (z.B. von Bach) und Gemälde abgebildet, die analysiert werden.
Eine interessante Passage zum Thema Kunst (von mir auf die Schnelle übersetzt):

"Auf einem grundlegenden Level ist Kunst eine Form von Kommunikation zwischen Menschen. Sie ist etwas, das erfahren werden muss - gesehen, gehört, gefühlt oder geschmeckt - und das vom Künstler geschaffen wird, um es mit einem Publikum zu teilen. Der Gedanke, eine Kunst zu praktizieren, die außer dem Künstler nie jemand erfahren wird, könnte sogar in Frage stellen, ob es sich dann überhaupt noch um Kunst handelt. ... Bonsai ohne Publikum ist ein persönlicher Ausdruck, der Freude machen und lohnend sein kann, aber die Meinung des Autors ist, dass in ihrem Kern die Kunst eine mit anderen geteilte Erfahrung ist."

Zu den "Bonsairegeln", die gerade von weniger erfahrenen Bonsai-Hobbyisten oft in Frage gestellt oder abgelehnt werden, sagt er ebenfalls etwas Interessantes, nämlich dass „Regeln in der Kunst eine Beschreibung der üblichen Praxis“ sind, nämlich Dinge, die Künstler „in der Regel“ so tun, weil man im Laufe der Zeit festgestellt hat, dass sie effektiv sind.

Eine Buchbesprechung dieses bemerkenswerten Werks erscheint in Kürze in der BONSAI ART.

Liebe Grüße,

Heike
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abardo
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von abardo »

Hallo Heike,

er hat natürlich in beidem Recht.

Interessant wird es meiner Meinung nach, wenn du beide von dir zitierten Aussagen kombinierst.

Wenn derjenige, nachdem er die üblichen Regeln studiert hat, anfängt seine eigenen Regeln zu schaffen und die ausgetretenen Pfade verlässt. Regeln sind ja immer sinnvoll, nur kann man sich über von anderen geschaffene Regeln nicht selbst ausdrücken.

Der Künstler schafft neue, zusätzliche Regeln, nutzt das erworbene Wissen, um neue Wege zu gehen. Wenn er dann seine danach geschaffenen Werke zeigt, mit anderen kommuniziert und sich austauscht, werden diese Regeln irgendwann in den Kreis der anerkannten Regeln aufgenommen.
Dann zeigt man drauf und sagt: hm, sieht aus wie ein Van Gogh, ein Jeff Koons (habe gerade eine tolle Doku über Koons gesehen) ...

Und dann ist es für mich Kunst.
Das Abmalen eines Meisterwerks, egal mit welcher Perfektion ausgeführt, ist keine Kunst, das ist ein Plagiat.

Das Wort "Kunst/Art" taucht ja immer wieder in der Bonsaiszene auf (wie man an euren Beispielen sieht), deshalb ja auch meine Kolumne.

Muss Bonsai an sich Kunst sein: nein, natürlich nicht.
Gibt es Bonsai-Kunstwerke: aber natürlich.

Müssen so einige den Begriff benutzen, um die "Sache" gegenüber anderen in ein von Ihnen gewolltes Licht zu rücken ? Können Sie, klar. Macht das wirklich Sinn ? Ich denke nicht.
Grüße, Frank
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von Heike_vG »

Man kann es bei der Malerei ja genauso sagen. Nicht alles, was irgendwelche Leute malen, wird man als Kunst anerkennen, auch wenn die Malerei per se als Kunstrichtung gilt.
Bei Bonsai genauso, man schaue sich nur die billige Massenware oder erste Versuche unbedarfter Neulinge an (ich habe da noch alte Schwarzweißfotos von meinen Versuchen aus den 80ern... :oops: ), niemand käme auf die Idee, sowas Kunst zu nennen. Kunst hat ja nun mal auch mit Können zu tun.
Schwer ist es, genau zu entscheiden, welcher gute Bonsai nun Kunst sein soll und welcher nicht. Ist vielleicht auch zweitrangig.

Aber ich muss sagen, dass es mir hervorragend gefällt, dass z.B. der Artisans Cup in Portland, Oregon, im Kunstmuseum stattfand. Genauso wie es mir Freude macht, dass die Rostocker Bonsaitage in der dortigen Kunsthalle beheimatet sind. Ich bilde mir nicht ein, dass jeder dort ausgestellte Bonsai durch den Ort zu Kunst geadelt wird, aber die generelle Wertung von Bonsai in Richtung Kunst finde ich erfreulich.

Liebe Grüße,

Heike
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von zopf »

Hallo Frank
Wenn Du schreibst das es (in Deinen Augen) Bonsai-Kunstwerke gibt,
ergibt sich daraus das Bonsai für Dich Kunst ist.
mfG Dieter
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von abardo »

Hi zopf,

nicht unbedingt. Kunst und der eigentliche Begriff kann ja miteinander verwoben sein, so wie z.B. auch in der Architektur (Kunst und Wissenschaft) oder eben Bonsai (Kunst und Handwerk).

Ein Beispiel: es gibt Künstler, die sich des Webdesigns bedienen, um ihre Werke zu schaffen. Webdesign würde ich aber wirklich nicht als Kunst an sich bezeichnen wollen ...
Grüße, Frank
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von zopf »

Hallo Frank

Bei Deinem Beispiel ist Webdesign das Werkzeug
und die Benutzung jedweden Werkzeugs hat nichts mit einem Kunstbegriff zu tun.

Die Erschaffung eines Kunstwerks, bedarf eines Künstlers.
Auch wenn nur ein Kunstwerk erschaffen wurde,
hat der Erschaffende (zumindest für diesen einen Fall)
das Prädikat des Künstlers verdient.
Wenn das Erschaffene ein Kunstwerk ist,
das von einem Künstler stammt,
fällt das Ergebnis der Erschaffung in den Bereich Kunst.

Vielleicht ist es so einfacher
Kunst kann nur von einem Künstler erschaffen werden.
Also ist einerseits die Intention des Erschaffenden wesentlich,
andererseits der "Horizont" des Betrachtenden.
Dieser Entscheidet aufgrund seiner Erfahrung seines Wissens usw
ob das Erschaffene Kunst ist.
Der (für die Meisten) wesentlichste Punkt ist allerdings,
das es eine Jury, ein Gremium, eine Elite gibt
die das Prädikat "Kunst" Ihrem Gusto entsprechend vergibt.

mfG Dieter

PS Vielleicht könntest Du mir helfen ?
In einem Museum in Dresden hing an der einen Wand ein Bild von Canaletto.
Auf der gegenüber liegenden Seite, das eines seine Schüler.
Beim Versuch meiner Frau die Qualitätsunterschiede zu zeigen
(meine dicke Nase zu nah am Bild, Alarmanlage an, die Bitte der Aufseher das Museum zu verlassen)
war klar zu erkennen, das der Schüler im Bereich der Tiefe und der Farbnuancenwahl,
noch Lernbedarf hatte. (Im Vergleich zu Canaletto)
Jetzt zu meiner Frage -
Sind beide Bilder Kunst ?
Wenn ja, gibt es gute und weniger gute Kunst ?
Wenn nein, ist das Bild des Schülers Unkunst
und was hat das Bild dieses Dilettanten in einem Kunstmuseum zu suchen ?
grüsse an die bewohner von melmac
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Re: Kolumnen von Frank (I-XXVI)

Beitrag von abardo »

Hi zopf,

das hast du nun ganz wunderbar formuliert, genauso meine ich es auch.

Bonsai selbst ist keine Kunst. Trotzdem gibt es Künstler, die aus Ihren Bonsai Kunstwerke schaffen.
Und wie schon in der Kolumne formuliert, gibt es mehrere Ansätze etwas zur Kunst zu erklären.
Der Künstler selbst kann es z.B. einfach behaupten. Oder wenn Dritte es als Kunst ausrufen, es zum Allgemeingut wird.

Für mich reichen diese Ansätze aber nicht, für mich zählen Alleinstellungsmerkmale, Innovation und Wiedererkennbarkeit.
Qualität ist für mich auch kein Merkmal von Kunst, obwohl eine gute Qualität auch die Wirkung eines Kunstwerkes deutlich verstärken kann.
Einfach einen Aufkleber "Achtung: Kunst" draufzupappen, find ich ziemlich fehlgeleitet.

P.S.: Zur deinem Beispiel: hat der Schüler einen erkennbaren, eigenen Stil gehabt und etwas anders oder neu gemacht (selbst, wenn es technisch schlechter war) ? Oder seinen Meister nur schlecht nachgeahmt ?
Grüße, Frank
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