Wolf D. Schudde - wie ist sein Leben zu Ende gegangen?

Alles andere was zu Bonsai passt.
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Delamitri
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Beitrag von Delamitri »

Thomas P. hat geschrieben:
Wolfgang hat geschrieben:seine *Kreationen mit Hasenstallgitter um die Bäume & Seramis als Erdabdeckung* fehlen mir in den aktuellen Bonsai-Magazinen nicht wirklich.
Dort waren sie auch kaum anzutreffen, denn diese Werke hat er selbst
Living Art genannt und fein säuberlich von seinen Bonsaiarbeiten getrennt.
Ich kannte Herrn Schudde! Es ist in der Tat bezeichnend, dass er von vielen tasächlich nur an "living Art" gemessen wird. Im Vergleich zu manchen "Künstlern" konnte Wolf D. Schudde auch wirklich gut gestalten. Ich erinnere mich daher sehr gerne an seine "klassischen" (im Vergleich zu "living Art") Werke.
Bis bald!

K.

"Was machen Sie da?" wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: "Ich gestalte Bonsai."
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Heike_vG
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Beitrag von Heike_vG »

Hallo Constantin,

Herr Schudde hat selber nicht wirklich Bonsai gesammelt, sondern sich zu Lebzeiten schon immer wieder Stück für Stück von seinen Gestaltungen getrennt, wenn sie für die Zeitschrift mehr oder minder ausgereizt waren und sich ein fachkundiger Interessent fand. Oftmals war dann Auflage, dass die Bäume bei Bedarf später noch einmal für Fotoaufnahmen zur Verfügung gestellt werden sollten.
So haben sich in dem kleinen Redaktionsgärtchen ohnehin nie sehr viele Bäume angesammelt.

Viele Grüße,

Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
gunter

Beitrag von gunter »

Ich finde, es gibt viel zu wenige, die sich darum bemühen, Bonsai weiterzuentwickeln, wie es Schudde zweifellos getan hat. Ihm ging es um den "europäischen Weg" zu Bonsai. Daß nicht jeder Gedanke sich als tragfähig erweist, ist selbstverständlich. Mir ist wichtiger, daß ich interessante Anregungen bekomme und davon gab es bei Schudde viele. Sehr befremdlich fand ich, daß über seine Versuche kaum diskutiert wurde. Ich hatte den Eindruck, im BCD wurde er totgeschwiegen. Das wirft kein gutes Licht auf die deutsche Bonsaiszene. Man muß "living art" nicht mögen, aber eine intensive Auseinandersetzung hat der Ansatz allemal verdient.

Soweit ich weiß, geschieht der Verkauf von Schuddes Büchern und Zeitschriften hier am Marktplatz im Auftrag von Frau Schudde.

Eigentlich müßte Walter Pall gut über Schudde bescheid wissen. Die beiden waren wohl mal im gleichen Arbeitskreis.

Gruß von Gunter Lind
Reiner Goebel
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Beitrag von Reiner Goebel »

Sein Hauptverdienst aus meiner Sicht, ist, daß er Bonsai aus der elitären Ecke herausgeführt und sie einer breiten Masse zugänglich gemacht hat.
Nein.

Aus meiner Sicht hat er Bonsai noch elitärer machen wollen. Das Problem mit seinen Kreationen war, dass sie nur im Augenblick funktionierten. Einem unbedarften Käufer zuzumuten, das Kunstwerk in seinem (Wolfgang Schuddes) Sinne zu erhalten ... daran ist seine Kunst gescheitert. Wenn ich mir ein Bild kaufe, bei dem von mir erwartet wird, dass ich dauernd Farben und Perspektive verbessere, dann wird daraus bald ein Miststück.

Auch ich kannte Herrn Schudde nicht persönlich, befand mich allerdings in einem kurzen Briefwechsel, als er sein Magazin begann und meine Meinung dazu erfragte.

Er hat meine Zweifel ignoriert.

Good for him. :D
Reiner G.
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Thomas P.
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Beitrag von Thomas P. »

Reiner Goebel hat geschrieben:
Sein Hauptverdienst aus meiner Sicht, ist, daß er Bonsai aus der elitären Ecke herausgeführt und sie einer breiten Masse zugänglich gemacht hat.
Nein.

Aus meiner Sicht hat er Bonsai noch elitärer machen wollen.
Man sieht, an Schudde scheiden sich offensichtlich die Geister.
Man muß sicher hier auch den Künstler (,denn als solcher hat er sich verstanden) in all seinen Eigenheiten und das, was er für die Entwicklung des Bonsai in Deutschland getan hat, klar trennen..
Man darf nicht vergessen, daß zu dem Zeitpunkt, fast nur Importbäume die Szene bestimmten.
Workshops waren kaum für Otto-Normalverbraucher zu bezahlen.
Ein Hobby für Betuchte also.
Schudde hat als einer der Ersten der breiten Masse gezeigt, daß es auch anders geht und v.a. auch wie. Das klingt heute, wo die Techniken Allgemeingut geworden sind, profan, grenzte damals aber an Verrat und Ketzerei.
Andererseits hat er auch vorm "Billligen Heinrich" gewarnt, sprich dem Verramschen von Bonsai, und diese Kehrseite sieht man heute auf jedem Baumarkt.
Viele Grüße
Thomas Pallmer

Bonsai-Wandkalender 2019
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mohan
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Beitrag von mohan »

Andererseits hat er auch vorm "Billligen Heinrich" gewarnt, sprich dem Verramschen von Bonsai, und diese Kehrseite sieht man heute auf jedem Baumarkt.
Wobei man aber nicht verkennen sollte, dass gerade diese Ramsch-Bonsai für viele die Einstiegsdroge schlechthin ist.
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

...... und sofort wieder den Ausstieg aus diesem tollen Hobby bedeuten. :?

Zu 99%.
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Anja M.
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Beitrag von Anja M. »

Zumindest war in der Zeitschrift das Thema Grunddestaltung so ausfürhtlich und bestimmend, wie in keinem anderen Magazin.

Einem unbedarften Käufer zuzumuten, das Kunstwerk in seinem (Wolfgang Schuddes) Sinne zu erhalten ... daran ist seine Kunst gescheitert. Wenn ich mir ein Bild kaufe, bei dem von mir erwartet wird, dass ich dauernd Farben und Perspektive verbessere, dann wird daraus bald ein Miststück.

Ich kann mir zum einen nicht vorstellen, daß unbedarfte Leute die Schuddeschen Gestaltungen bekommen haben und zum andern, was ist es denn, was wir mit unseren Bäumen machen? Wir müssen doch bei jedem Schnippeln und Drahten den Baum 'in Perspektive und Farbe' weiterbringen. Das ist doch der Kern unseres Hobbys.

Zitat:
Andererseits hat er auch vorm "Billligen Heinrich" gewarnt, sprich dem Verramschen von Bonsai, und diese Kehrseite sieht man heute auf jedem Baumarkt.


Wobei man aber nicht verkennen sollte, dass gerade diese Ramsch-Bonsai für viele die Einstiegsdroge schlechthin ist.

Ich hab mit den Dingern kein Problem. Das ist wie billiges Werkzeug. Wer auch mal eine Bohrmaschine im Keller haben will, greife zu. Werden in Asien kleine Bäume nicht auch als Mitbringsel für Feiertage angeboten wie bei uns Alpenveilchen und Begonien?

Ich denke, daß die 99% abspringen, liegt an dem Schock, wenn sie begreifen, daß Bonsai mit Arbeit, Lernen und Engagement verbunden ist.
73 Anja
gunter

Beitrag von gunter »

Eigentlich müßten die 99% uns doch brennend interessieren.

Warum liegt im Bauhaus neben den armen Bonsai kein Informationsblatt des BCD mit Pflegehinweisen und Gestaltungsvorschlägen?

Warum gibt es dort keinen Fragebogen mit Fragen, warum man so ein Bäumchen kauft, oder für wen, wie alt der Käufer ist usw... samt Briefkasten daneben, wo man den Fragebogen reinstecken kann?

Die Bonsaianer sind überwiegend nicht gerade jugendlich, jedenfalls wenn ich unsern Arbeitskreis als Beispiel nehme. Könnte sein, es geht uns irgendwann wie den Gesangsvereinen, freiwilligen Feuerwehren, Angelclubs, ja sogar Sportvereinen: alle klagen über Nachwuchsmangel. Schuddes Bemühungen sind leider nicht intensiv weiterverfolgt worden. Aber klar: das wird den Ginkgo-award nicht weiter betreffen.

Vielleicht sollten wir uns auch hier im Forum mal fragen, was man noch tun könnte und wie man an Information herankommt, was zu tun sinnvoll wäre. Notfalls auch Punk-Bonsai. Geschmacksbildung muß beim schlechten Geschmack ansetzen.

Gruß von Gunter Lind
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mohan
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Beitrag von mohan »

Wolfgang hat geschrieben:...... und sofort wieder den Ausstieg aus diesem tollen Hobby bedeuten. :?

Zu 99%.
Hi Wolfi,
woher hast du denn diese Zahl?
Gibt es dafür ein Beleg oder ist es nur eine Annahme von dir?

Viele Grüße
monika
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Monika,
das ist natürlich nur eine Vermutung von mir, aber der überwiegende Teil wird nach dem Kauf & Ableben einer solchen Pflanze wohl kein Interesse mehr an Bonsai haben. :?
Vielleicht sind´s auch nur 95%.


Gunter,
als im Gartenbau tätiger Mensch sehe ich die Sache vielleicht ein wenig nüchterner:
WO liegen die Infoblätter für die erfolgreiche Kultur einer Cyclame, eines Weihnachtssterns, einer Primel, einer Chrysantheme, einer Tillandsie, eines Kakteens usw.
Diese "Indoor-Dinger" ( :arrow: das Wort Bonsai verdienen solche Pflanzen nur in den seltensten Fällen... :roll: ) aus dem Baumarkt, Gartencenter oder IKEA-Markt (etc.) sind Wegwerfpflanzen - wie die oben angeführten Zierpflanzen & viele andere Gewächse. - Leider. :(
Aber so ist das Leben: Die Welt ist eine Wegwerfgesellschaft. (Anm.: ohne die der Gärtner nicht leben könnte ... :wink: )
Klingt brutal. - Ist es auch. :(
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mohan
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Beitrag von mohan »

OK Wolfgang , nehmen wir mal weiter an im deutschsprachigen Raum würden jährlich mindestens 600.000 „Ramsch-bonsai“ an den Mann oder die Frau gebracht.
Für 95% bleibt es ein einmaliger Spaß.
Der Rest bleibt bei dem Hobby oder kehrt später zu Bonsai zurück.

Dann sind das sage und schreibe 30.000 Menschen, die mehr oder weniger stark mit dem Virus infiziert werden.
Bei nur 1% sind das immerhin noch 6000.
Und das soll nicht weiter von Bedeutung sein?
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

O.K., dann muss ich meine Vermutung nochmals revidieren: es werden 99,99% sein. :wink:
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mohan
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Beitrag von mohan »

Ach, dann glaub doch was du willst und bleib weiter so ignorant! :P

Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass dieser "Hobbyeinstieg" unterschätzt wird! :wink:
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Wie schätzt DU die Sache ein, Moni :?:
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