Folientunnel selbst gebaut

Alles andere was zu Bonsai passt.
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HeinrichI
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von HeinrichI »

Erst einmal eine Dank an Thorsten für den Tipp mit der Thermostatsteckdose; ich habe mir auch gleich Deinen Thread angesehen. Eine Thermostatsteckdose wäre mir nicht sicher und über längere Zeit nicht Zuverlässig genug, denn in dem Folienzelt herrschen im geschlossenen Zustand oft über 90% Luftfeuchtigkeit.

Hier eine Nachricht an PH1981 (Wie heißt Du eigentlich? Wenigstens einen Vornamen, damit man Dich auch ansprechen kann.) Also, ich gehe mal davon aus, dass diese Noppenfolie für ein "offenes" Wetter nicht geeignet ist. Starke Wind würden diese Folie über kurz oder lang zerreißen. Da, wo mein Folienzelt steht, ist eine "schützende" Markise drüber. Die Terrasse hat auch durch die Dachwangen einen zusätzlichen Windschutz. Für mich ist die Noppenfolie nicht nur durch ihre relative Wärmeisolation sonder hauptsächlich als Windschutz wichtig. Vielleicht kann man zusätzlich eine strapazierfähige durchsichtige Folie darüber decken. Es gibt da im Gartencenter diese grüne Folie mit dem eingewirktem Gitternetz.
Die Hypothese lautet, dass Wind bei Frost die kleinen Lieblinge extrem strapaziert.

Gruß Heiner
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Thorsten1504
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von Thorsten1504 »

Hallo Heiner,

von "Bio Green" gibt es auch spezielle Gewächshausthermostate. Sind zwar etwas teurer als eine einfache Thermostatsteckdose, aber dürften dann auch für Feuchträume geeignet sein.

Gruß

Thorsten *wink*
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PH1981
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von PH1981 »

Hallo Heiner,

Patrick heißt er. *prost*

Die Netzfolie wäre ein Update. Ich mach mir da mal Gedanken drüber bis zum nächsten Winter ist ja noch ein bisl Zeit.

Gruß

Patrick
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HeinrichI
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von HeinrichI »

Danke Thorsten und alles Klar Patrick!
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HeinrichI
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von HeinrichI »

Optimierung der Wärmekammer

Ein paar Tage später hatte ich eine bessere Lösung für die temperierte Kammer.
Der Ausgangspunkt war, dass eine dieser Schaumstoffplatten genau zwischen die Trägersäulen der Handtuchheizung passte. Somit kann beim Aufstellen die Heizung um das Schaumstoffplatte-Niveau versenkt werden und gewinne damit in der Höhe weitere 5 cm. Somit wird die lichte Höhe zwischen Keramikplatten und Tunnelscheitel 85 cm.
Bild 1: Isolierplatte liegt zwischen den Heizungsholmen
P1040118.JPG
Die andere Platte, wurde längs in zwei gleich große Teile geschnitten und zu beiden Seiten der Handtuchheizung gelegt.
Bild 2:
P1040119.JPG
Zusätzlich wird ein Holzrahmen gebaut, der die selbe Höhe wie die Höhe der Handtuchheizung hat. Er soll umläufig die Keramikplatten tragen.
Bild 3:
P1040120.JPG
Nun kann der gesamte Innenraum von 122x120 mit den Keramikplatten belegt werden.
Im Hinblick des im Einleitungsbeitrags beschriebenen Baus des "Gestells" und des "Untersatzes" muß ich im Gegensatz zu den damals gemachten Maßangaben darauf hinweisen, dass für die entsprechenden Plattenlängen ein angemessenes Breitenmaß genommen werden muß. Da die Platten über 60 cm lang sind (nämlich 60,8 cm), sollte die lichte Weite mindestens um 3 cm größer sein. Also, die Stirnbretter mindestens 127 cm (statt 124) und die kurzen Kanthölzer mindestens 123 cm (statt 120 cm).
Bild 4: Hälfte der Plattenbelegung:
P1040121.JPG
Wärmekammer mit den ersten frisch umgetopften Bonsai: Frühblüher wie Zierpflaume, Miniflieder, Aprikosen und Weißdorn.
Bild 5:
P1040122.JPG
Auf dem letzten Bild ist die mit der sogenannten Rettungsfolie bezogene Stirnseite zu sehen:
Bild 6:
P1040123.JPG
Inzwischen hat sich diese Kammer mit weiteren frisch umgetopften Pflanzen gefüllt.
Bisher habe ich die Heizung nur zu dem einen oben benannten Testfall benutzt. Aber wer weiß, was da noch an Temperatureinbrüchen kommen kann; ich bin jedenfalls dafür gewappnet.

Gruß Heiner
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Ferry
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von Ferry »

Eine klasse Idee *daumen_new*
LG,
F.
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HeinrichI
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von HeinrichI »

Dieser folgende Bericht kommt zwar ziemlich spät, jedoch könnten die gemachten Erfahrungen für den Einen oder Anderen schon von Bedeutung sein.

Erfahrungsbericht zum Frühjahr 2017

Situation und Vorhaben
Habe am 17.Februar mit dem Umtopfen begonnen, wofür zur weiteren dazu notwendigen frostfreien Aufbewahrung bis zum Frühjahr mein Tunnel gute Voraussetzungen geboten hat. Das war für mich ganz wichtig, denn auf Grund meiner Terrassen-Situation hätte ich mit dem Umtopfen ohne den Tunnel zu dieser Zeit garnicht beginnen können.
Abgesehen davon, dass zu dem Zeitpunkt keine Minusgrade vorgeherrscht haben, war die Temperatur im Tunnel immer einige Grade höher als draußen. Somit waren meine frisch umgetopften Lieblinge gut aufgehoben.
Am 28. Februar war dann für alle Fälle, wie oben beschrieben, eine Heizung (Variante 1) in den Tunnel eingebaut.

Treibhauseffekt
Die negative Seite eines gewächshausartigen Raumes ist allerdings der Treibhauseffekt. Da kann die Temperatur bei sonnigem Wetter in einem Gewächshaus schnell mal über 10 °C steigen. Das ist für die Pflanzen nicht unbedingt positiv, wenn im Winter ein vorzeitiger Frühling suggeriert wird.
Die Temperaturen im Folientunnel werden permanent mit Temperatursensoren über einer Wetterstation überwacht. Zum Sonnenschutz habe ich verschiedene Abdeckmaterialien ausprobiert. Angefangen hatte ich mit dem ober erwähnten Unkrautfließ, dann wurden Bambusrollos ausprobiert; beide haben (wahrscheinlich durch die direkte Auflage auf der Noppenfolienicht) nicht den gewünschten Sonnenschutz gebracht. Erst mit dem Einsatz der sogenannten Rettungsfolie (die jeder Autofahrer in seinem Sanitätskasten haben müßte) konnte das direkte Sonnenlicht wirkungsvoll abgehalten werden. Diese sind im Dutzend für wenig Geld im Internet zu haben. Die Rettungsfolie mit der Silberseite nach außen zeigt einen optimale Schutz vor Überhitzung. Allerdings steht für den Moment der Abdeckung den Pflanzen ziemlich wenig Licht zur Verfügung. Steigt die Außentemperatur jedoch über 6 °C, wird der Tunnel sowieso ganz geöffnet. Das war die Methode, die ich im Frühjahr 2017 angewandt habe.
Schliesslich wurde der Folientunnel am 15. Mai, wo wirklich keine Spätfröste mehr zu erwarten waren, wieder abgebaut; so gab es wieder Platz für unsere Sitzgruppe.

Resultat
In dem Winter 2016-2017 habe ich nur frostfeste Pflanzen zur Überwinterung in den Folientunnel gestellt. Die Indoors und andere kritische Pflanzen (Dreispitz, Azaleen, Koreanische Hainbuche) wurden auf dem Hausboden untergebracht.
Das Resultat der Aufbewahrung der Pflanzen in diesem Tunnel war super; ich konnte zeitig mit dem Umtopfen beginnen und brauchte auch keine Angst vor den gefürchteten Spätfrösten zu haben. Bezüglich der hohen Luftfeuchtigkeit unter der Folie, die meistens über 90 % lag, gab es keine Schimmelbildung. Das lag bestimmt daran, dass bei „offenem Wetter“ die Noppenfolien immer wieder hochgeschlagen wurde.
Im Allgemeinen war zu sehen, dass die Pflanzen unter diesen Bedingungen den Winter viel besser überstanden haben, als ich es sonst erlebt hatte. Die Überwinterung meiner Pflanzen war sonst nur im Freien möglich, jedoch so gut wie möglich vor direkter Sonne und Wind geschützt. Unterschätzt werden immer wieder die überraschend eintretenden Spätfröste. Wie viele Leute gibt es wohl, die ihre Verluste mit der Begründung abtun: „Ja, irgendwie hat meine Pflanze den Winter nicht überstanden.“ Dabei hat sie den Winter wohl schon überstanden, nur waren diese späten Temperatur-Rückschläge der Grund, die der Pflanze den Garaus gemacht haben. Und das muß nicht sein.

Winter 2017/2018
Ende November hatte ich den Tunnel wieder aufgebaut. Über eine Erweiterung und Verwendung meines Folientunnels werde ich im nächsten Bericht schreiben.
fza
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von fza »

Vielen Dank für die sehr genaue Bauanleitung - so gut, wie du das beschrieben hast, sind wirklich nicht viele Anleitungen geschrieben. *daumen_new*
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Marco_H
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von Marco_H »

Danke für das Teilen deiner Erfahrungen, Heinrich!
Solche Berichte sind Gold wert!
Gruß aus dem Westerwald

Marco

Bonsai ist die Kunst der Zeit!
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von HeinrichI »

Hallo Franziska und Marco,
vielen Dank für Eure "Anteilnahme". Jetzt wird es wohl Zeit, den nächsten Bericht so schnell wie möglich fertig zu stellen. Der Tunnel ist einfach Gold wert.
Gruß Heiner
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HeinrichI
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Re: Folientunnel selbst gebaut

Beitrag von HeinrichI »

Hier nun die Fortsetzung:

Erweiterung
Ende November wurde der Folientunnel wieder aufgebaut. Hier wurde die Höhe durch einen zusätzlichen Unterrahmen von ca. 12 cm erhöht, so dass in der beheizten Kammer zwischen Keramikplatten und First eine lichte Höhe von 80 cm und in der unbeheizten Kammer eine Höhe von 90 cm entstand.
Tunnel mit zusätzlichem Unterrahmen
Tunnel mit zusätzlichem Unterrahmen
Verwendung
In die beheizbare Kammer habe ich alle Indoors, wie Serissa, Coprosma, Chinesische Ulme, Abelia und Korkeiche reingestellt.
In die unbeheizte Kammer, die jedoch von der Wärmekammer profitiert, habe ich die weniger frostempfindlichen Pflanzen wie Aprikosen, Dreispitzahorn, kleinblättriger Ginkgo, Zwergflieder, Azalee, Märzkirsche und Koreanische Hainbuche reingestellt.
Alle Anderen frostfesten Bonsai stehen unter einem Dachvorsprung und in einem Verschlag an der Südseite der Terrasse; geschützt vor direkter Sonne; Wind ist dabei für die Außenstehenden leider nicht zu vermeiden.
Standort, geschützte Südseite
Standort, geschützte Südseite
Thermostat
Die neue großartige Sache ist der Thermostat für Regelung der Temp. in der Wärmekammer. Dieser Thermostat ist ohne weitere Modifikationen sofort einsetztbar. Er hat Steckdosenausgänge sowohl für die Heizung als auch für eine Kühlung. Dieser Thermostat braucht keine Batterien und läuft über das Stromnetz; verbraucht im Ruhezustand 1,5 Watt. Zur Konfiguration werden die Einschaltpunkte der Heizung und der Kühlung und deren Ausschaltpunkte eingestellt. Außerdem kann der Tempertur-Messwert korrigiert werden. Alle Einstellungen haben eine Auflösung von 0,1 K.
Ich habe den Einstellpunkt der Heizung auf 3,0 °C den Einschaltpunkt der Kühlung auf 7,0°C und die General-Schaltschwelle auf 4,0 °C gestellt. Die Generalschaltschwelle ist der Punkt, wo beim Temperaturanstieg die Heizung und beim Temperaturabfall die Kühlung wieder ausgeschaltet wird.
Dieser Thermostat ist über das Internet für 36,- € zu haben, nicht zu teuer und nach meinen jetzigen Erfahrungen sein Geld Wert.
INKBIRD ITC-308EU
INKBIRD ITC-308EU
Heizung
Die Leistung der Heizung wurde mit einem Leistungsregler auf 100 Watt begrenzt.
Bei einer Nacht mit einer Außentemperatur von - 4,5 °C lagen die Tiefsttemperatur in der Wärmekammer durch die Trägheit des Heizsystemes bei + 2,8 °C und in der danebenliegenden unbeheizten Kammer bei + 0,8 °C.

Konsequenz
Da muss ich das System wohl noch einmal überdenken (die 0,8 °C sind schon grenzwertig), dass entweder die Isolation verbessert oder die Trennwand zwischen beiden Kammern zweckmäßig geöffnet werden muss oder die Bäume den entsprechenden Kammern neu zugeordnet werden müssen.

Dann bis zum nächsten Rapport.
Gruß Heiner
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