Suche nach Penjing-Grundaufbau

Alles andere was zu Bonsai passt.
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Michael 86
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Michael 86 »

Ne Lutz Ist okay. Es ist eh etwas abgeschweift und chaotisch. Ich finde es schön, dass es noch andere interessiert. Vielleicht bekommen wir noch ein bisschen zusammen, wenn es etwas auflebt. Sieht jedenfalls ganz gut aus. Könnte man in normale Steinpflanzung einordnen. Könnte sich aber mit einer größeren Schale und etwas Ausschmückung, vielleicht Meer drum herum in Richtung Penjing bewegen ?
Grüße Michael :)
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HeikeV
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von HeikeV »

Hallo Lutz,

ich würde das auch erstmal in Richtung Felsenpflanzung einordnen.

Aber inzwischen habe ich gelernt mit dem Begriff "Penjing" freier umzugehen.

Es gibt ein wunderschönes Buch von Qingquan Zhao: "Literati Style Penjing" mit einem recht ausführlichen Kapitel über chinesische Kunst. Da wird dann dem geneigten Leser ziemlich gut erklärt, dass Penjing die Übertragung der alten chinesischen Malerei auf Bäume in der Schale ist. Das Bild entsteht dann eben nicht auf der Leinwand, sondern wird aus Bäumen und Pflanzen kreiert.

Verblüfft hat mich beim Lesen zu Anfang die Tatsache, dass Zhao im Zusammenhang mit Literaten den Ausdruck Penjing benutzt. Bis dato war das für mich immer eine Gruppe von Bäumen/Pflanzen, die einen größeren Ausschnitt der Landschaft dar stellen. Nur, wenn man das mal wirklich zu Ende denkt, ist ja auch eine Literat ein Ausschnitt einer Landschaft. Bei der Wahl einer passenden Schale für einen Solitär machen wir uns ja auch Gedanken darüber genug Weite in Bild zu bringen, damit es glaubhaft und ästhetisch rüber kommt. Warum also nicht einen einzelnen Baum, der ja auch eine Geschichte erzählt als Penjing bezeichnen? So abwegig finde ich es nach der Lektüre von Zhao's Buch nicht mehr.

Also, wenn ich Zhao's Ausführungen zu Grunde lege, dann ist deine Felsenpflanzung durchaus ein Penjing.

Liebe Grüße
Heike
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Andreas Ludwig
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Andreas Ludwig »

Lutz – Heikes Ausführungen sind gut. In diesem Sinne ergänze ich die allerkürzeste Definition für Penjin, die mir ein chinesischer Gestalter mal mitgab (zugegeben, sie setzt Grundkenntnisse voraus). Meine Frage, «What is Penjin about?» beantwortete er so: «It is about you, there.» Dabei zeigte er auf einen Hügel.

Mach dir Gedanken über das Grün, frühzeitig. Das ist jetzt noch stark zufällig. Es darf kompakter sein. Das wird den Gedanken, der «Literat» habe sich nach oben bemühen müssen, unterstützen. Dann ist da natürlich die Frage der Schale: Diese Figur schaut nach links, nach «draussen». Er kam wohl von rechts, um diese Aussicht zu finden, den «äussersten Punkt» der Komposition. Da bietet sich eine ovale Schale an, der Fels nach links versetzt. Und natürlich das übliche Grün unten. Berge sind ja immer grün gefasst.

So vielleicht, ganz grob dahin geschmissen, der Baum steht ja nicht vor mir und ist dein Problem:
sudel_penjin.jpg
sudel_penjin.jpg (57.34 KiB) 1888 mal betrachtet
Und nimm den Cotoneaster raus. Der bringt gar nichts. Eher ganz rechts in meiner Sudelei etwas Gras, kurz gehalten. Damit man spürt, dass dort das Unterland beginnt. Das ist der Punkt: Penjin bedeutet, die Geschichte zu erzählen. Du hast viel Zeit, lies Tschechow. Da lernt man, was es bedeutet, eine Geschichte zu erzählen, unaufdringlich, ganz an der Realität, sorgfältig betrachtet, alles Wesentliche enthaltend, alles andere weglassend, schön formuliert. Erzähl die Geschichte!
It is not enough to be busy. So are the ants. The question is: What are we busy about?
(Thoreau)
Opa Lutz
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Opa Lutz »

Hallo,
vielen Dank Heike, Michael und Andreas!
Eure ausführlichen und lehrreichen Antworten haben mich jetzt wirklich angespornt.
Jetzt werde ich mich auf jeden Fall mehr mit dem Thema Penjing befassen.
Andreas, danke für das sehr interessante Virtual und die treffende Geschichte dazu. *daumen_new*
Wenn ich eine passende Schale bzw. Umrandung gefunden habe, werde ich euch meinen Felsen nochmal zeigen.
Schöne Grüße,
Lutz

Bleibt Gesund! *daumen_new*
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kressevadder
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von kressevadder »

Aus einem Bonsai, der einen nicht gerade aus den Latschen haut, kann ein Penjing werden, das berührt (in Portugiesisch):

https://aidobonsai.com/2013/08/01/a-eug ... lo-duprat/
Ich fordere einen BioGreenHealthGenderPoliticalCorrectness freien Tag pro Woche - Erholung muß sein!

Mein Bonsaitagebuch
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HeikeV
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von HeikeV »

Wunderschön !

Und mit musikalischer Untermalung eigentlich noch schöner.

Danke, das war ein Genuss

Liebe Grüße
Heike
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Worten die Gedanken.
Opa Lutz
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Opa Lutz »

Sehr Interessant!
Danke dafür.
Schöne Grüße,
Lutz

Bleibt Gesund! *daumen_new*
Michael 86
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Zusammen

Ich habe das anhaltende Regenwetter genutzt und mich mal an der Rückwand versucht, die dem Wasserfall oder der Schlucht Rückhalt geben soll. Ich weiß nch nicht so recht, welches von beidem ich angehen möchte.
Wie schon auf den letzten Bildern gesehen, habe ich Hasendraht am Rand befestigt und aufgerichtet. Dieser wurde erst einmal stark zerknittert, verzogen und ihm somit wie oft schon gezeigt, bei künstlichen Felsen, Natürlichkeit gegeben. Dabei legte ich Wert auf eine abfallende, steile Landschaftsnachbildung mit zwei angedeuteten Gipfeln. Nicht zu flach abfallend, damit von der Vorderseite ausreichend Volumen zur Gestaltung übrig bleibt. Die Rückwand soll nur nach hinten Halt geben und trotzdem möglichst integriert wirken.
Hasendraht nach Bearbeitung
Hasendraht nach Bearbeitung
Ich habe verschiedene Gewebe aus dem Teichbau von dem Onlineshop "Naturagart" bestellt.
330er Kunstfließ weiß - gedacht für leichten Schutz unter der Teichfolie, schmiegte sich am besten an den Hasendraht an, aber wahrscheinlich zu dünn um Wasser für das Moos zu speichern, für Felsnachahmung wohl erste Wahl
Uferrandmatten - ein verrottungsfestes, sehr Dimensionales aber lockeres Gewebe auf einem leichten Fließ aufgebracht, gedacht um mit Sand eingerieben zu werden und Pflanzen oder Moos einzusäen, die dann eine natürliche Uferzone bilden, tiefgründiges Gewebe 1cm dick
Folienschutzmatten - gleiche Oberfläche mit gleichen Eigenschaften wie die Ufermatten, jedoch auf PVC aufgebracht, gedacht um die Teichfolie auf der Oberseite zu schützen, wird dazu aufgeklebt und mit Mörtel bestrichen, leider durch den PVC Untergrund dünner und schlägt leider gerne Falten bei der hier gedachten Anwendung

Ich habe mich also wegen der Eigenschaften für die Uferrandmatten entschieden - größte Dimensionalität, also möglichst viel Substrat zu Wasserspeicherung und Verwurzelung von Moos.
Nun fing die richtige Arbeit an. Mit verzinkten Drahtstücken durch das Gewebe bohren und dahinter verbiegen um möglichst viel Struktur anzunehmen. Es empfahl sich sehr Handschuhe zu tragen. Trotzdem haben danach die Fingerkuppen geschmerzt aber Schnitte wurden zumindest vermieden. Durch die Dimensionalität und Festigkeit wurde leider viel der Struktur des Hasendrahtes genommen. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Hasendraht und die Uferrandmatten zuerst flach zu verbinden und dann an der Bodenplatte anzubringen und zu formen. Eventuell mache ich da noch einen Trockentest, ob ich es so detaillierter hin bekomme. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es dann nicht mehr so nach oben zulaufen kann. Es entstanden so schon Falten, die ich eingeschnitten und überlappen lassen musste. Aber mit Drahtstücken fixiert fällt das nicht mehr auf.
von vorne
von vorne
Den äußeren Rand habe ich 5cm überstehen lassen und einen Draht duchgezogen, um das Gewebe später flexibler in die Front integrieren zu können. Ich möchte die Rückwand noch ein klein wenig aufrichten. Hält aber nicht wie gewünscht. Man müsste es zu stark überdehnen. Hier werde ich wohl einen dickeren Alustab als bewegten Bogen einarbeiten und fixieren.
von der Seite
von der Seite
Rückseite
Rückseite
Hier erkennt man, wie viel Details das Gewebe doch schluckt im Vergleich zum Grundgerüst. Ich werde versuchen, die Löcher mit Drahtstücken noch besser zu betonen. Am linken Gipfel erkennt man noch eine eingeschnittene Falte. Dort fehlen noch 2 Drahtstücke zum verbinde, habe ich wohl vergessen.
Der untere Rand des Gewebes wird unten noch mit einem Draht "vernäht" und sauber nach innen gezogen um einen sauberen und unsichtbaren Abschluss zu bilden
Maße 80cm breit, 50cm tief, 30cm hoch

PS: Das Gewebe kann natürlich auch mir Zement eingerieben werden. Evtl werde ich beides verbinden oder auch Steine einsetzen. Ziel soll eigentlich eine natürliche Gestaltung sein.
Nun heißt es die Front zu formen und die Steine eizuarbeiten. Das wird wohl deutlich schwieriger, denn die Steine an sich sind ja sehr variabel und es kommt eher einem strukturlosen Puzzle gleich, das schrittweise erarbeitet wird. Das Gerüst muss also ständig geändert und verbogen werden. Hier greife ich vielleicht wieder auf meine Idee zurück, das alles mit Sand zu füllen, die Landschaft zu modellieren und dann einen Abdruck zu machen. Die Front dann von außen nach innen aufbauen und aufsetzen.
Möglich, dass ich die Rückwand noch mit einer Schicht Zement von Innen verstärke.
Grüße Michael :)
Michael 86
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Michael 86 »

So könnte es bleiben fürs erste. Zwei kahle Gipfel und ein Wasserfall, der etagenartig herab fließt und sich seinen Weg ins Gestein gespült hat. Auf dem Foto natürlich mit solch kahlen Steinen sehr wuchtig, einiges davon soll aber später nicht mehr zu sehen sein. Später sollen natürlich kleinere Steine den natürlichen Eindruck verstärken. Aber Feinheiten folgen erst gegen Ende
von vorne
von vorne
leider etwas unscharf aber nur zur Tiefenwirkung reicht es hoffentlich
leider etwas unscharf aber nur zur Tiefenwirkung reicht es hoffentlich
Ich hoffe die Tiefenwirkung wird auf den Fotos mit der Beleuchtung ausreichend deutlich.
Möglicherweise kommt der Stein links in der Mitte noch weg

Wie gefällt es euch?
Grüße Michael :)
fza
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von fza »

Hallo Michael, ich bin zwar noch weit weg von der Gestaltung eines Penjing (wenn ich das überhaupt jemals versuche - im Moment spiele ich gedanklich mehr mit Saikei) - aber da du nun schon nach dem Gefallen fragst: es ist für meinen Geschmack etwas zu symmetrisch angeordnet, die beiden Erhebungen links und rechts wirken fast wie zwei Brückenpfeiler.

Abgesehen davon verfolge ich dein Thema schon ein paar Tage und bin beeindruckt, mit welcher Ausdauer und Spitzen-Dokumentation hier arbeitest, ich bin echt gespannt, wie dein Penjing mal aussehen wird.
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achim73
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von achim73 »

ich gebe franziska recht. die beiden gipfel sollten deutlich unterschiedlich hoch sein, und das ganze auf keinen fall mittig auf der platte stehen. auf einer seite sollte sich noch eine wasserfläche als kontrast zu den felsen befinden, idealerweise noch auf der gegenüberliegenden seite mit einen flachen ufer zur erzeugung räumlicher tiefe eingefasst.
aber schön zu sehen, dass jemand so ein preojekt mal ernsthaft angeht. :)
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
Michael 86
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Ihr Beiden

Es freu mich, dass ihr mein Projekt interessant findet.
Ja, wenn ich mich für etwas begeistere und mir was in den Kopf gesetzt habe, bin ich ziemlich ehrgeizig und gebe nur selten auf.

Ziel war eigentlich eine Gebirgskette dazustellen mit Wasserfall oder Schlucht. Irgendwie so etwas mit einer gewissen Höhe mit einer speziellen Wirkung.
Ein solches Unterfangen in "Kleinen" darzustellen ist nicht so einfach. Klein ist es ja mit 80x50 und einer entsprechenden Höhe auch nicht mehr.

Da habe ich mich auf einen Wasserfall und zwei Gipfel konzentriert, wie als würde man auf ein Foto blicken. Die Seiten möchte ich nicht aus zwei senkrechten Stellwänden aufbauen. Ich denke das nimmt dann zu viel Künstlichkeit ein.
Aber eure Anmerkung hat mich dazu angeregt es einmal ohne eigene Phantasie und eher neutral zu betrachten.

Letztendlich muss ich euch recht geben. Die Erhebungen bilden einen zu monotonen Gesamteindruck. Dabei finde ich die Höhe noch nebensächlich. Auch die Abstände der Gipfel zum Rand ergeben einen zu symmetrischen Eindruck in der Breite von drei gleichen Teilen. Der mittige Wasserfall verstärkt das zusätzlich.

Einen Bergsee hatte ich schon angedacht nach rechts.

Beeinflusst von den neuen Erkenntnissen habe ich erneut aufgebaut.
a1.jpg
a2.jpg
wenn man genau hinsieht erkennt man, dass ich dem rechten Gipfel einen weiteren dahinter hinzugefügt habe. Auf dem Foto kommt das ganz schlecht rüber. Als wäre es eine Einheit. Dadurch möchte ich versuchen die Gebirgskette besser zum Ausdruck zu bringen. Das werde ich wahrscheinlich nochmal ändern.
Die unteren äußeren Steine sollen später nur als Felswand wahrnehmbar sein.

Ich bedanke mich für eure Ratschläge und denke, dass es so besser ist.
Grüße Michael :)
fza
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von fza »

Hallo Michael, ja, so kann ich es mir gut vorstellen - es wirkt jetzt "zufälliger" in dieser Anordnung.
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Gary
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Gary »

Hallo Michael,

die überarbeitete Version ist schon um 100% besser als der ursprüngliche Aufbau. So bist Du auf einem guten Weg. *daumen_new*

Spannend bleibt die Geländeausformung und Oberflächengestaltung sowie Bepflanzung.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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Michael 86
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Re: Suche nach Penjing-Grundaufbau

Beitrag von Michael 86 »

Hallo

Ja, das werde ich selbst mit großer Spannung erwarten. Ob ich bei den zuvor gezeigten Pflanzen bleibe, weiß ich aber noch nicht.

...Fortsetzung folgt...
Grüße Michael :)
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