Insektensterben

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Fabian R
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Re: Insektensterben

Beitrag von Fabian R »

ich ergänze nochmal genannte Punkte mit meiner Meinung:

- Man sollte zuerst bei sich anfangen und sein Handeln und Denken überprüfen. Jeder hat andere Möglichkeiten und Motivation was zu verändern und das ist auch ok so. Anderen Leuten vorschreiben was GUT und SCHLECHT ist hilft selten. Die Einsicht muss von jedem durch eigenes Überlegen kommen.

Nichtsdestotrotz kann und muss man natürlich überlegen wie das auf größerer Ebene gefördert werden kann. Dabei muss aber meiner MEinung nach immer die Verhältnismäßigkeit gewahrt werden.

- Wenn man über sein eigenes Handeln hinaus wirken möchte, gibt es für mich nur ein Schlagwort: BILDUNG! (und Aufklären)
Und das nicht nur in Europa sondern vor allem in 3te Weltländern (eigentlich herabwertender Begriff...). Die Bildung hat 2 Positive Effekte:
1) Bremsen des Bevölkerungswachstums
Meiner Meinung der einzig efffektive Weg um das Gleichgewicht auf der Erde länger halten zu können. Danke für den Link Max, soetwas kann und sollte definitiv mehr gefördert werden als 100g CO2-Ersparnis bei x oder y.
2) Einsicht und eigene Ideen, dass die Umwelt wichtig ist und Verantwortung übernommen werden muss.
Ein Umdenken muss internationaler gesehen werden. Der Erde ist es egal ob es in Deutschland sauber ist. Winde wehen, Meere haben Strömungen etc. Genauso sinnlos ist der alleinige Atomausstieg in D. ohne europäische/internationale Anstrengungen, um das Mitziehen anderer Länder zu bewirken. Ich finde das Anhäufen von Atommüll unverantwortlich, aber wenn in Belgien oder Frankreich die Meiler hochgehen haben wir nur das gute gewissen und sind trotzdem Betroffen.

Deutschland ist mit ca 80 mio Menschen ein Tropfen im Ozean. Und Deutschland hat weltweit gesehen ein recht gutes Bewusstsein für die Natur.
So blöd der Vergleich auch klingt, aber wenn jeder Inder (1,34 mrd.) 1 mal pupst, dann können alle deutschen PKW (46 mio) die 117 fache Menge CO2 ausstoßen um den selben Treibhauseffekt zu haben.
Once we rid ourselves of traditional thinking we can get on with creating the future - J. Bertrand
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zopf
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Re: Insektensterben

Beitrag von zopf »

Hallo Andreas
Eigentlich hätte ich schreiben sollen, das ich von Dir mehr Klartext erwarte.
Bei der Linde und den 90 Jahren ist schon guter Klartext.
Du bist erfahren, bist ein Ästhet, hast viel Ansehen,
das solltest Du nutzen.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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Georg
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Re: Insektensterben

Beitrag von Georg »

"Überhaupt steckt in solchen alternativen Sachen zum Teil viel altes Wissen, was an sich schon reizt."
Das möchte ich uns gerne ans Herz legen, sich mit dem Wirtschaften in "alten" Zeiten zu beschäftigen. Nicht weil es so romantisch war, auf vieles verzichten zu müssen, weil es das noch garnicht gab.
Aber es gab und gibt ein altes, aus der damaligen Situation heraus gewonnenes Wissen des Wirtschaftens, das wir uns wieder vor Augen führen sollten unter dem Aspekt unsrer Zukunftsgestaltung. Und wir sollten für uns selbst daraus Konsequenzen ziehen genau in dem Sinne, wie Norbert es schon schrieb.
Fanatismus hat seltenst was Gutes hervorgebracht, aber steter Tropfen hölt den Stein; auch den, der vor unsrer Tür steht.
Gruß
Rüdiger
Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben geben, daß Du es sagen darfst(Voltaire)
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Andreas Ludwig
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Re: Insektensterben

Beitrag von Andreas Ludwig »

Dieter – ich tue mich da ganz schwer. Gerade habe ich zwei sich umarmende Birken angeschaut hier, die ich ganz reizvoll finde. Dazu schrieb anfangs jemand, so richtig Bonsai sei das halt nicht, der Besitzer solle doch mal im Fachwissen stöbern, ruderte nach ein paar positiven Kommentaren anderer etwas zurück und fand, wenn es gefalle, könne man schon mal gegen den Strom schwimmen.

Wieso bringe ich das hierher? Weil es ein Vorgang ist, den wir überall finden, auch wenn es um Insekten geht. Wir haben eine Lebensweise, Anschauungen, Auffassungen und es zeigt sich immer wieder mal, dass das meiste davon eigentlich nur so «schwimmendes Halbwissen» ist. Es ist so, weil es so ist, begründen kann das Individuum es kaum, es hat bloss fleissig gelernt, was richtig ist. Wenn begründet wird, wird es gerne etwas absurd. Die Angst vor Anarchie, die droht, wenn jeder sowas tun würde, kommt dann etwa. Oder existenzielle Ängste: Die deutsche Autoindustrie ist zwar ein Kartell und hat getrickst – aber es sind doch sooo viele Arbeitsplätze.

Doch, doch, das hat am Ende schon etwas mit Insekten zu tun, weil – Ökologie halt – eigentlich alles mit allem zu tun hat. Aber dann wird es für mich eben schwierig. Mein Leben ist das Resultat von vielen Privilegien, für die ich kaum etwas kann, ich geniesse sie bloss. Ich konnte mir eine ziemlich freie Existenz zusammenbasteln, konnte mir Wohn- und Arbeitsort so aussuchen, dass ich zu Fuss oder mit dem Rad besser bedient bin als mit einem Auto, brauche keinen Ausgleich von einer fast unerträglichen Arbeitsumgebung und so weiter. Da hat man leicht triumphieren über andere, die unter Sachzwängen leiden – es wäre aber nicht fair und nicht klug.

Also radle ich am Stau vorbei, meine Vollkornhörnchen hinten drauf, mache mir erst mal Tee, pappe etwas vom selbstgemachten Mehlbeerenkompott auf die Hörnchen (wahlweise Holunder – ich hab ja so viele Nachbarn und die haben Sträucher...) und verfüttere die Krümel an die Piepmatze – versuche aber, Selbstgerechtigkeit zu vermeiden. Das Einzige, dessen ich mir sicher bin, ist nämlich die Möglichkeit dieses Lebens. Ich vermisse keine Flugreisen, keinen Sportwagen, keine Karriere, keine Kinder, keine Gadgets. Ich kann darum gezieltes «Downsizing» empfehlen. Ich kann empfehlen, weniger zu essen, dafür besser; sich stärker lokal zu verankern, weniger Kleider zu haben, dafür gute – und vor allem, genau zu rechnen (was wir alle müssen). Ich weiss zum Beispiel, dass ich für sämtliche Sammeltransporte, hie und da Car Sharing etc. nie soviel ausgebe wie für eine eigene Karre mit Parkplatz und Unterhalt. Die jetzige wird darum nicht ersetzt werden. Aber ich fahre sie aus, man sollte nicht aus Glaubensgründen Abfall erzeugen.

Nur eben – das gilt für mich, war mein Weg und wurde mir grösstenteils eigentlich geschenkt. Ich denke durchaus, dass man daraus etwas ableiten kann für andere. Wenn ich dann aber dem «Leiter Städtische Betriebe» erkläre, es wäre sinnvoller, diese verd****** Laubbläser abzuschaffen und stattdessen ein paar für das Sozialdepartement sehr kostspielige Fürsorgeempfänger, die als schlecht ausgebildete, ältere Produktionsarbeiter durchs Netz fielen, mit Besen auszustatten, wird es bereits sehr schwierig (er hat es nicht so mit Umbuchungen auf andere Kostenstellen, scheint mir). Hie und da klappt es aber. Das sind dann von aussen betrachtet Tropfen – jemand schrieb ja, 80 Millionen Deutsche seien ein Tropfen im Ozean. Ich bin einer von kaum 8 Millionen Schweizern. Aber woraus besteht denn der Ozean, wenn nicht aus Tropfen?

Zurück zu den Insekten: Ich bin sehr skeptisch, dass man das Umwelt-, ja überhaupt das Lebensempfinden an Schlagzeilen und neuen Studien ausrichten sollte. Ich denke, das sollte tiefer gehen. Es ist nicht richtig, mal eben ein halbes Jahr kein Huhn zu essen, weil es einen Hühnerskandal gibt, dann die Delphine zu retten, danach die Insekten und zwischendurch gegen dauerpubertierende Filmproduzenten zu klicken und so weiter. Das muss früher anfangen und weiter gehen. Alle Jahre wieder gebe ich einen Kurs in einem Gymnasium. Der heisst «Marketing und Widerstand». Da erzähle ich keineswegs, Werbung sei böse oder zitiere aus dem berühmten Buch über die heimlichen Verführer. Stattdessen erarbeiten wir da einen Katalog der Grundbedürfnisse und skizzieren dann, wie man die alternativ (zum Gewohnten) befriedigen kann.

Da gibt es manchmal recht überraschende Lösungen. Einige würden sicher bedeuten, gegen einen erheblichen Strom zu schwimmen. Manche wären auch illegal oder würden zu Volkszorn führen. Das ist aber gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass man irgendwann bei all diesem «Zeugs», das uns umgibt, das so normal, so zwingend scheint, wo man mitmacht, weil es sowieso alle machen, seien es nun Produkte, Lebensweisen oder Auffassungen, anfängt zu fragen: «Muss es sein? Muss es so sein?». Muss Obst schön sein, wenn ich damit doch kochen will? Muss ich mal eben am Wochenende 300 km fahren? Was brauche ich wirklich? Dann kommt man eigentlich von selbst darauf, dass man auch Insekten braucht (dann kann man auch leicht erkennen, dass es etwa bei einer Spritzmitteldiskussion längst nicht nur darum geht, ob das bei uns Krebs erzeugt – sondern, was es überhaupt alles so «erzeugt» (übles Wort, ein Euphemismus, normalerweise erzeugt man nämlich Leben, nicht Tod...).

Da bewirken sogar Einzelne durchaus etwas, vor allem, wenn sie koordiniert handeln. Bloss weil der Ozean sehr gross ist, sollte man die Macht vieler Tropfen, einer Welle, nicht unterschätzen. Die Autoindustrie war es jedenfalls nicht, die den Katalysator gewollt hat und Bio war sicher keine Idee von Néstlé. Wenn es anthropogene Ursachen hat, dass es ein Insektensterben gibt – und darauf deutet vieles hin – dann war das die Wirkung vieler Tropfen, die es nicht besser wussten. Das umzukehren kann nicht anders gehen: Dazu müssen viele Tropfen gegen den Strom schwimmen, jeder nach seinem Vermögen. Zum Glück ist guter Wille nicht den Gesetzen Newtons unterstellt.

(Sorry Max – ich habe keine einfachere Antwort für dich.)
It is not enough to be busy. So are the ants. The question is: What are we busy about?
(Thoreau)
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Max
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Re: Insektensterben

Beitrag von Max »

Danke, Andreas! :wink:
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Max
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Re: Insektensterben

Beitrag von Max »

Hallo Fabian,
anbei ein weiterer Link, der interessant sein könnte, auch wenn er die Titelfrage nicht beantwortet: https://topdocumentaryfilms.com/how-man ... net-earth/

Viele Grüße
Max
Max Bonsaistudio
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zopf
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Re: Insektensterben

Beitrag von zopf »

Beim letzten Geburtstagsfest
kritzelte meine 2 jährige Großnichte auf einem kleinen Abreisblock.
Mit einem Kuli einfach wirre Linien,
was durch die Anwesenheit der Familie mit
"...hast Du aber toll gemacht" belohnt wurde.
Ich war versucht klein Leni mit den Grundlagen des Zeichnens vertraut zu machen.
Wie bei einem kleinen Äffchen, lernen durch Nachahmen,
und dann, nicht nach wirren Kritzeleien, positive Verstärkung.

Du schreibst von Tropfen und Ozean,
mir gefällt das Samenkorn, das die Wüste begrünt, besser.
grüsse an die bewohner von melmac
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Stefan72
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Re: Insektensterben

Beitrag von Stefan72 »

zopf hat geschrieben: 26.10.2017, 07:13 [...] Wie bei einem kleinen Äffchen, lernen durch Nachahmen,
und dann, nicht nach wirren Kritzeleien, positive Verstärkung. [...]
Kleiner Excurs, nichts zur Sache: Wirre Linien auf ein Blatt Papier zu kritzeln, ist für ein zweijähriges Kind auch Nachahmung, die man gerne loben darf. Es ist das, was Erwachsene aus Sicht eines kleinen Kindes mit einen Kugelschreiber eben tun: Wirre Linien auf ein Blatt Papier kritzeln. Der Sinn dieses Gekrackel entzieht sich uns inzwischen, aber die meisten dieser kleinen Künstler sind gerne bereit ihr Werk zu erläutern, wenn man sie fragt. :)
...viel beklemmender wäre es wohl, wenn Zweijährige alle paar Minuten in ihre kleinen Handflächen starren würden, um dann hektisch mit den Fingerchen nach unten zu streichen...
Freundliche Grüße, Stefan

Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist in das Gelingen verliebt statt ins Scheitern.
chris-git@rre

Re: Insektensterben

Beitrag von chris-git@rre »

Hallo Stefan,
so ist es. *daumen_new*
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Kathrin
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Re: Insektensterben

Beitrag von Kathrin »

Also Andreas:
Dich würde ich ja gern einmal kennenlernen!
Du hast das ganze Leben in einem Bonsaiforum zusammengefasst. Ich bin platt. *daumen_new*
Lg Kathrin
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Max
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Re: Insektensterben

Beitrag von Max »

Vielleicht eine sinnvolle Petition : https://actions.sumofus.org/a/regierung ... cket=fbads
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Max
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Re: Insektensterben

Beitrag von Max »

Passend zu Halloween eine weitere Doku zum Thema:
https://www.amazon.de/More-Than-Honey-F ... 3289798031
Max Bonsaistudio
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