Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Alles andere was zu Bonsai passt.
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Michael 86
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Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Zusammen

Immer wieder suche ich mal in den Shops nach Schalen. Was mir immer wieder auf fällt, sind ihre Füße die mir negativ ins Auge stechen.
Die meisten sind unglasiert und der Ton ist häufig unpassend von seiner Grundfarbe. Einige sind zudem noch unsauber im Übergang, ist aber ein anderes Thema...

Ich möchte gerne fragen, ob diese Füße in unglasierter Ausführung gängige Praxis sind, ober ob es tatsächlich wegen Aufwand oder anderen Gründen einfach nur ein negatives Qualitätsmerkmal darstellt.

Nach meiner Beobachtung trifft dies auf verschiedene Preisklassen zu. Das schränkt die Auswahl sehr ein. Teurere Schalen jenseits der 100€ lasse ich mal außen vor...

Wo finde ich vollständig glasierte Schalen in den unteren Preisklassen. Gerne auch per PN. Wegen Forenregeln sind Links ja nicht gestattet.
Grüße Michael :)
Sanne
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Sanne »

Michael 86 hat geschrieben: 25.07.2018, 13:29 Was mir immer wieder auf fällt, sind ihre Füße die mir negativ ins Auge stechen.
Die meisten sind unglasiert und der Ton ist häufig unpassend von seiner Grundfarbe...
Ich möchte gerne fragen, ob diese Füße in unglasierter Ausführung gängige Praxis sind, ober ob es tatsächlich wegen Aufwand oder anderen Gründen einfach nur ein negatives Qualitätsmerkmal darstellt.
Hallo Michael,

das kann man nicht verallgemeinern. Bei den teureren glasierten Schalen kommen auch mal unglasierte Füßchen vor. (Siehe Bilder zum Vergleich).
Michael 86 hat geschrieben:Wo finde ich vollständig glasierte Schalen in den unteren Preisklassen. Gerne auch per PN. Wegen Forenregeln sind Links ja nicht gestattet.
Am liebsten habe ich handgetöpferte Schalen von einigen bekannten europäischen Schalentöpfer wie Erwin, Marc u.v.a. (diese kosten nicht die Welt) sowie auch japanische Schalen mit bereits schöner Patina, die aber auch gleich viel teurer sind.

Grüße, Sanne
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Arthur Dent
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Arthur Dent »

Mich stören die unglasierten Füßchen nicht, solange der Übergang präzise ist. Sieht dann gewollt aus und betont nochmals den Schalenkörper. Halb glasiert, wie auf dem Bild, geht gar nicht...
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Andreas Ludwig
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Andreas Ludwig »

Michael – Da gibt es einen ganz einfachen Grund, wieso Füsschen eigentlich normalerweise unglasiert sind: Wenn man Glasur drauf streicht, pappen die nach dem Brand an den Setzsteinen im Ofen fest.
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baeumchen
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von baeumchen »

bei den sog. laufglasuren machen diese tropfen oder "nasen" zusammen mit dem farbspiel ja auch den reiz aus
für derlei unregelmäßigkeiten gibt es in der japanischen ästhetik bestimmte begriffe,
soll heißen, das wird sogar geschätzt, solange es kein echter unfall ist, aber auch die werden wert geschätzt,
wenn sie einen eigenen reiz entwickeln und somit das ästhetische empfinden erweitern können

dieses ganz präzise maschinendenken aus der industriellen fertigung ist an dieser stelle, glaube ich, nicht zielführend
also locker bleiben, so bewegt unpräzise wie unser bäume, dürfen auch unsere schalen sein

davon unbeeinflusst ist natürlich der persönliche geschmack des betrachters/käufers
das muss jeder für sich selbst entscheiden, was passt und gefällt
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Arthur Dent
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Arthur Dent »

Wenn Du verzogene Schalenkörper magst ist das i.O. Ich habe hier auch noch ne Kiste mit Baumarktschalen mit tollen Unregelmäßigkeiten in den Lasuren. Oder Lasuren die so dick sind, dass die eingearbeiteten Strukturen nur noch zu erahnen sind....
Das Können eines Töpfers zeigt sich auch in der Fähikeit präzise, vorausschauen zu arbeiten. Das hat nichts mit „Maschinendenken“ zu tun. Die Kunst fängt für mich dann da an, wo gezielt (und das ist der springende Punkt „gezielt“) Unregelmäßikeiten zugelassen und diese als Stielmittel einsetzt werden. Gerne bin ich dann auch bereit den höheren Preis zu zahlen.
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Andreas Ludwig
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Andreas Ludwig »

Arthur – Glasur ist beim Auftrag vor dem Brand eine mehlige Suppe, die du immer wieder aufrühren musst. Sie hat eine ganz miese Konsistenz im Vergleich zu Streichfarbe und trocknet auf dem geschrühten Schälchen auch noch schnell an. Es braucht mehrere Übungsdurchgänge, bis man eine gleichmässige Verteilung hinkriegt, inklusive der Lippe und eben den Abschlüssen bei den Füsschen.

Da wird (respektive muss) der Töpfer auch etwas «grosszügiger» (also nachlässiger, weil schneller) sein, wenn von Anfang an feststeht, dass die Schale keinesfalls mehr als 100 Euro kosten darf (was im Eingangsartikel ja gefordert wird). Bei 100 Euro fängt es erst an, wenn gute Shohin-Schalen gemeint sind. «Gut» bedeutet, man darf sie ganz genau anschauen und kann das bei dem Preis eben auch. Da darf man pingelig sein, bei Massenware sicher nicht.
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Erwin
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Erwin »

Arthur Dent hat geschrieben: 28.07.2018, 00:00 Wenn Du verzogene Schalenkörper magst ist das i.O. Ich habe hier auch noch ne Kiste mit Baumarktschalen mit tollen Unregelmäßigkeiten in den Lasuren. Oder Lasuren ...
Arhur,
an dieser Stelle muss ich einmal einhaken. Viele Nicht-Töpfer verwechseln gerne mal "Lasur" und "Glasur". Da sträuben sich den Töpfer die Nackenhaare.... *autsch*

Warum? Ganz einfach: "Lasur" ist ein ein Holzschutzmittel, "Glasur" eine verglaste Beschichtung auf Keramik (die Kuchenglasur lassen wir mal außen vor).

Bitte nicht krumm nehmen.....

Erwin
Michael 86
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Michael 86 »

Hall Zusammen und danke für die Beiträge.

Ich habe schon vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen Preis und Qualität bestehen kann. Auch dass die Schale nachher durch die verlaufene Glasur am Boden haftet und man es deshalb unterlässt, habe ich schon in Betracht gezogen.
Was den Preis betrifft und die Details, sowie die Kunst - das sollte nicht zur Diskussion stehen, das ist klar. Je weniger man Zahlt, desto mehr wird daran gespart.
Nur arbeite ich mit Bäumen in einer Preisklasse, wo man sich fragt, ob man für eine (sagen wir mal gute, nicht perfekte) Schale trotzdem schon einen neuen Baum bekommen kann. Solange diese Bäume noch kein Ausstellungsniveau erreicht haben (wenn überhaupt), reicht es mir komplett aus, wenn die Zusammenstellung ein optisch vergleichbares Maß erreicht. Aber ich schweife ab...

Es bleibt also entweder akzeptieren oder suchen, und es zeugt nicht zwingend von schlechter Qualität. Das war mir wichtig zu wissen. Ob man die Füße auffällig bezeichnet, hängt natürlich auch von jeder Schale speziell ab. Fußform, Position unter der Schale, Größe und letztendlich Tonfarbe in Kombination mit der Glasur.
Grüße Michael :)
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Andreas Ludwig
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Andreas Ludwig »

Michael – Schalenkunde lernt man am besten, indem man viele Schalen ganz genau anschaut (was viele ja nicht tun). Zum Beispiel eben die Füsschen. Du wirst dann auch sehen, dass es mit der Glasur längst nicht getan ist: Massenware hat oft klobige Füsschen mit komischen Winkeln, lieblos angepappte «Winkel», Fehler, Verzüge. Teure Schalen haben dagegen, wenn es z.B. «Wolkenschalen» sind, auch schon mal «Wolkenfüsschen».

Und natürlich ist es völlig richtig, nicht für jeden Stöpsel grad eine Sammlerschale zu erwerben. Ich hatte ziemlich vieles in gestutzten Blumentöpfen, ausrangierten Anzuchtschalen, Plastiktöpfen oder in sonst irgend etwas, was vom Volumen her gut war. Man muss eigentlich erst über Schalen nachdenken, wenn man einen Baum auch ausstellen würde. Alles davor gönnt man sich, aber nicht dem Baum.
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Arthur Dent
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von Arthur Dent »

Moin
@ Andreas
Du hast absolut recht, präzise handgemachte Schalen kosten Geld. Ob das immer gleich dreistellig sein muss bin ich mir nicht sicher.
@ Erwin
Ups, wieder was dazugelernt. Danke, ab jetzt wird nur noch glasiert! Krummen nehmen!? Ach was!
@ nochmal Andreas
Ich habe lange Zeit den Unterschied zwischen den Schalen nicht gesehen. Erst durch das mitlesen hier im BFF bin ich sensibilisiert worden und schaue genauer hin. Und das macht mir Freude!
Tatsächlich stehen inzwischen fast alle meine Pflanzen "nur noch" in Tokoname Trainingstöpfen. Das sieht, obwohl verschieden gross aber ansonsten gleich, auch nett aus. Nur wenige, ich glaube es sind im Moment drei Bonsai, haben sich eine Schale verdient. Die dann aber richtig...

Gruss Arthur
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baeumchen
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Re: Schalen - Ihr Füße und die Glasur

Beitrag von baeumchen »

@ Arthur

bitte genau lesen und beachten, wie die aussagen relativiert sind
in keinster weise ist krumm = interessant = gut

der "interessante zufall" macht ein produkt besonders, nicht die schlampige, oder ungeübte handwerkliche ausführung
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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