Feldkultur

Alles andere was zu Bonsai passt.
LiLu91
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Feldkultur

Beitrag von LiLu91 »

Hallo liebe Forengemeinde.

Gleich vorneweg: Konstruktive Kommentare und Tipps sehr gerne gesehen. Ich würde mich natürlich freuen auch in Zukunft von euren Erfahrungen lernen zu dürfen. Und wenn jemand noch Ideen einbringen möchte der eventuell selbst nicht die Zeit oder den Platz für solche Versuche hat, immer Raus damit. Platz habe ich genug und Zeit hat man nicht sondern nimmt man sich. *daumen_new*

Da meine letzte und gleichzeitig erste Yamadoritour witzig aber dennoch baumlos ausging, ich jedoch genug Zeit habe um das "Hobby" (mir fällt leider kein passenderer Ausdruck ein) Bonsai zu betreiben, habe ich mich entschieden eine langjährige Feldkultur/Versuch zu starten.

Kurz zu mir:
Ich bin 30 Jahre jung, habe bereits seit langem Interesse am Thema Bonsai, aber leider bislang hauptsächlich theoretisches Wissen. Ich traue mir zu behaupten einen Grünen Daumen zu besitzen, gehe aber mit Respekt an das Thema Bonsai heran und bin mir dessen bewusst, dass ich trotz des tollen Forums und der zuvorkommenden Hilfeleistung hier noch so einige praktische Rückschläge einstecken werde müssen. :lol:

Ich werde versuchen alles so genau wie möglich zu dokumentieren, um auch andere an meinen Versuchen und daraus gewonnenen Erfahrung teilhaben zu lassen. Vielen Dank bereits an mydear (Rainer), KHarry (Harald) und all die anderen die bereits ihre Erfahrungen zu dem Thema geteilt haben. Aus diesen habe ich definitiv bereits vor Start der eigenen Feldkultur so einiges gelernt.

Warum Feldkultur?
Zum einen um erste Erfahrungen mit den einzelnen Baumarten zu machen, zum anderen um zukünftig gutes Rohmaterial für den Eigengebrauch aufzubauen. Werde allerdings während des Versuchs auch einige Bäume in Schalen Pflanzen um auch damit Erfahrungen zu sammeln. Nicht das mir meine über die Jahre aufgebauten Prebonsai dann eingehen sobald ich sie in die Schale Pflanze.

Baumarten Prioritäten (Nur die mir am wichtigsten und hauptsächlich heimische Arten) )
1.) Geimeiner Wacholder
2.) Rotbuche
3.) Lärche
4.) Stieleiche
5.) Birke
6.) (wird je nach Zeitaufwand der anderen noch erweitert)

Geplante Herangehensweise Laubbäume (hauptsächlich aus Sämerei; dies ist vorerst ein Grobplan und wird eventuell mit laufender Entwicklung der Bäume noch verändert):
Jahr 1-5: Hauptaugenmerkt Nebari: jährliches Einkürzen der Hauptwurzel um Wurzelansätze Richtung Oberfläche zu verlegen. Sobald mit dem Ergebnis zufrieden, werde ich ein kleines rundes Eisen/Alu/Niroblech mit einigen Löchern am Rand (zur Befestigung von Drähten im späteren Verlauf) unter den Wurzeln anbringen. In den weiteren Jahren werde ich die Bäume jährlich mit einem Späten umstechen um das feine Wurzelwerk in Stammnähe zu halten. Während dieser Jahre darf der Baum frei durchtreiben.
Jahr 4: Im Frühjahr bevor die Knospen anfangen größer zu werden, werde ich versuchen den Saftfluss zur Krone mittels einem Draht etwas einzudämmen. Damit möchte ich erreichen, dass der Baum mehr Energie in die unteren (eventuell noch blinden) Knospen bringt und somit eine Rückknospung gefördert wird.
Jahr 5: Erster Rücksschnitt beim untersten Ast, welcher den neuen Hauptstamm bilden wird.
Jahr 5-9: Regelmäßiger Rückschnitt/Battschnitt und eventuelles drahten des untersten Astes (nicht der neue Stamm sondern zukünftiger unterster Ast). Der Rest des Baumes darf durchtreiben. Dies dient dem Dickenwachstum und das dabei entwickelte große Blattwerk sollte beim Wundverschluss helfen.
Jahr 8: wie Jahr 4
Jahr 9: wie Jahr 5, jedoch Rücksschnitt bei Ast mit passendem Abstand zur letzten Schnittwunde.
Jahr 9-12: wie Jahre 5-9, jedoch jetzt mit einem weiteren Ast(vorausgesetzt es wächst einer an geeigneter Stelle) :lol:
Jahr 11: wie Jahr 4
Jahr 12: wie Jahr 9
Usw.

Geplante Herangehensweise Nadelbäume:
Ziel ist es, Nadelbäume heranzuziehen die Gutes Totholz aufweisen. Das Nebari ist denke ich eher "nebensächlich" bei Wacholder und Lärche, weswegen ich dieses in dem Thread vorerst vorne weg lasse.
Hauptaugenmerk soll vor allem die Entwicklung von gutem Totholz sein.
Variante 1: zuerst die Bäume als doppelstamm hochziehen, wobei einer der Stämme (Opferstamm und zukünftiges Totholz) voll durchtreiben soll, und der andere bereits frühzeitig zu einer aufrecht wachsenden Krone herangezogen wird. Für die Zukunft habe ich ein Bild im Kopf, bei dem der Ursprüngliche Baum aufgrund von natürlichen Einwirkungen abgestorben ist und sich vom Stammansatz eine neue Krone aufbaut und das Totholz vom ersten Stamm so verdeckt, dass vor allem die toten Astansätze und die alte Spitze der Krone hervorstechen.
Variante 2: Eine Variante mit etwas mehr Bewegung und Schwingung im Totholz und allgemein. Der Hauptstamm(und jegliches zukünftige Totholz) darf voll durchtreiben, nur ein paar Äste werden bereits frühzeitig geformt. Die geformten Äste werden die zukünftige Krone bilden, alles das voll durchtreiben darf wird zukünftig Totholz. Hier geht es mir vor allem darum, einen später guten Mix zwischen intakten und toten Saftbahnen zu erstellen und diesen Mix gut in Szene zu setzen.
Variante 3: Wenn mir noch etwas einfällt werde ich es erweitern. ;)
Bei allen Varianten werde ich versuchen die durchtreibenden Teile so zu drahten, dass sie den Ästen die später stehen bleiben nicht das Licht rauben.

Wie bereits geschrieben soll das nur ein Grobplan sein. Ich habe natürlich vor auch auf den Wuchs jedes Baumes einzugehen. Es ist mir bewusst, dass jeder Baum ein Individuum darstellt, Gott sei Dank einzigartig ist und ich nicht alles zu 100% kontrollieren kann. :lol:

Hier noch kurz das Areal auf dem ich den Versuch durchführen werde (nicht wundern, noch! stehen natürlich erst ein paar Eichensämlinge, ein Fächerahorn und wenige andere Laubbäume dort, hab aber bereits damit begonnen so einige Stecklinge vom Wacholder zu ziehen ;) ). Bin derzeit auch noch am überlegen ob ich anstatt von Hackgut Klee als natürlichen Stickstoffdünger zwischen den Bäumen aussäen soll um das Wachstum etwas zu fördern. Habe allerdings meine Bedenken, da auch der Klee eine gewisse Höhe erreicht und somit den unteren Trieben das Licht nimmt.
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Grüße
Lukas
Zuletzt geändert von LiLu91 am 16.05.2021, 13:57, insgesamt 4-mal geändert.
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MaxdogX
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Re: Feldkultur

Beitrag von MaxdogX »

Hallo Lilu,

Dein Plan sieht gut aus!

Ich kann dir noch einen Tipp geben, um deine versuche zu erweitern. Es gibt so Gewebe Töpfe, um ein Beispiel zu nennen die Root Pouch.

Es entsteht ein Doppelter Effekt, die Bäume wachsen sehr Stark, weil Sie die Nährstoffe usw. aus der Umgebung aufnehmen aber der Großteil der Wurzeln bleibt innerhalb von dem Gewebe sodass ein feines Wurzelgeflecht entsteht. Das Gewebe ist aber nicht zu vergleichen mit einem Topf, denn es bilden sich keine Kreiswurzeln, sondern wenn die Wurzel das Gewebe erreicht und sich darin verfängt hört Sie auf zu wachsen und verzweigt sich. Nach einiger Zeit 2-4 Jahre, kommt darauf an welches Gewebe man nimmt, wird das Gewebe schwächer und die Wurzeln können ausbrechen.

Damit sparst du dir das Abstechen jedes Jahr, der Baum wächst viel Stressfreier und kann mehr Feinwurzeln bilden, wodurch wiederrum das Wachstum gestärkt wird. Auch wird die Verzweigung dadurch besser.

Ich habe das mehrfach im Hochbeet Praktiziert und hatte damit sehr gute Erfolge. Der Baum lässt sich nach 2 Jahren samt der Tasche aus dem Boden ziehen evtl. muss man die ein oder andere Wurzel kappen die sich den Weg aus der Tasche gesucht hat.

Wenn du Interesse hast, sag mir einfach bescheid, ich habe glaube ich noch eine Tasche übrig und könnte Sie dir schicken, inkl. einer Sekka Hinoki .

Gruß Eugen
LiLu91
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Re: Feldkultur

Beitrag von LiLu91 »

Hallo Eugen,

Danke für den Tipp. Musste gleich schauen wie so etwas aussieht. :lol: Vom Grundkonzept wären diese definitiv vorteilhaft, vor allem ab dem Zeitpunkt ab dem das Nebari weit genug entwickelt ist und ich den Baum niechtmehr herausnehme. Allerdings würde ich den Bäumen gerne nach unten mehr Spielraum geben, damit diese auch in größeren Tiefen an Wasser kommen. :lol: Ich hätte an der Stelle zwar auch die Möglichkeit eine tröpfchenbewässerung zu verbauen (Anschlüsse und Pumpe sind schon verbaut), will dies aber vorerst weitestgehend vermeiden. Was denkst du? Wäre es möglich den Boden der Säcke zu entfernen und nur den Rand der Säcke einzusetzen?

Grüße Lukas
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Tizian94
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Re: Feldkultur

Beitrag von Tizian94 »

Hallo ihr beiden,

Ich habe im Frühjahr auch ca. 20 Pflanzen eingegraben im Beet.
Die Idee mit den Säcken zu vergraben finde ich auch klasse.
Ich dachte halt ich werde die Pflanzen alle 2 Jahre ausgraben und einen mäßigen Wurzelschnitt vornehmen.
Jedoch wenn es mit diesen Säcken funktioniert kann ich mir da viel Arbeit sparen.
Zersetzen sich diese Säcke nicht mit der Zeit?

Bin auf Erfahrungsberichte gespannt, dann könnte ich nächstes Frühjahr gleich damit anfangen :-D

Gruß Tizian
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AlexDuerr
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Re: Feldkultur

Beitrag von AlexDuerr »

Hallo Lukas,
Ich betreibe mein Beet seit dem Frühjahr 2015. Inzwischen stehen annähernd 300 Pflanzen in meinem Beet. Da man leider auch mit dem masiven Zuwachs viel Schrott produziert, bewege ich mich trotz der hohen Anzahl von Pflanzen immer noch im Bereich des Eigenbedarfs. Mit dieser Erfahrung glaube ich nicht, dass du dein Vorgehen so akurat planen kannst.
Jede deiner Pflanzen ist ein Individuum, das anders auf deine Pflege reagiert, auf diese individuellen Reaktionen der Pflanzen musst auch du wieder reagieren. Ich werde dir nachfolgend einige meiner persönlichen Erfahrungen aufzählen.

Mehrere Knospen auf einer Höhe machen Bonsaigrundkenntnismäßig Verdickungen, dies ist einer deiner größten Feinde im Beet. Also runter auf die Knie oder noch besser auf den Bauch um zu sehen wie sich dein zukünftiger Bonsai entwickelt.

Ein weiterer Tip von mir wäre, Pflanzen mit außergewöhnlich starkem Wachstum besonders zu beachten, da wächst auch unter der Erde unheimlich viel, meist ist das starke Wachstum aber nur einer oder zwei sehr starken Wurzeln geschuldet. Ein gutes Nebari rückt bei solchen Pflanzen in weite Ferne. Die dicken Wurzeln müssen gefunden und durchtrennt werden.

Die Hauptarbeit dem Sommer über, wird aber die Unkrautbekämpfung sein. Es muss mindestens einmal die Woche das Beet durchgehackt werden um das Unkraut einzudämmen, sowie den Boden zu lockern.

Beim umstechen der Pflanze mit dem Spaten, hat sich ein gewöhnlicher Spaten sehr schnell als Rohrkrepierer bewiesen. Die dickeren Wurzeln sind sehr schwer zu durchtrennen und ein stumpfer Spaten kann dir die Pflanze losreißen. Von einem Baumschulgärtner bekam ich dafür einen Rohdespaten vorgeführt, also 105 Euro in einen Rohdespaten investiert. Das ist aber nur das Anfangermodel :roll:

Bleiben wir beim Werkzeug, dein normales Bonsaiwerkzeug wird bei Feldpflanzen auch sehr schnell an seine Grenzen kommen. Eine große Wurzelzange kostete mir in einigermaßen guter Qualität 100 Euro. Was sich aber fürs Feld als super Werkzeug heraus stellte, war eine Huf- und Klauenzange (Kein Scherz)
Diese nutze ich zum Stammnahen entfernen von Ästen sowie zum einkürzen stärkerer Wurzeln

Deine Pflanzenauswahl würde ich evtl. um Zieräpfel erweitern, ich Moose da regelmäßig an einer großen Gartenpflanze ab. Jetzt zu Pfingsten bietet es sich auch an, von Pottentilla Stecklinge zu machen, die kann man nach dem anwachsen drahten und nächstes Jahr schon ins Feld setzen Mein absoluter Favorit im Beet sind aber alle Prunusarten. Von ausgesähten Aprikosenkernen aus dem Reformhaus, über ausgesähten Prunus mahaleb, bis zu allen möglichen Mirabellen, die man früchtetragend im Sommer eigentlich überall in Feld und Flur findet. Einfach mit offenen Augen durch die Natur gehen, ich hätte nie gedacht, dass ich beispielsweise soviele Prunus mahaleb entlang von Rad- und Feldwegen finden werde. :-D

Abschließend möchte ich dich nur noch vor dem drahten im Freiland warnen, es geht zwar, aber gefühlt muss man sich fast nebenhin stellen um einwachsen vorzubeugen. Wenn ich im Beet drahte ist das eine absolute Ausnahme und den Draht stecke ich dann meist in einen dünnen Schlauch und Schäden vorzubeugen.
Sei gewarnt, Beetaufzucht ist eine Sucht! 8)
Viele Grüße Alex
:-D
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AlexDuerr
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Re: Feldkultur

Beitrag von AlexDuerr »

Lukas, Ich habe deinen Ursprungstext nochmal gelesen.
Mit einem Draht den Saftfluss einzudämmen, wird dir nicht gelingen, weil der Saftfluss nach oben im äußeren Holzbereich des Baumes stattfindet und nicht in der Rinde/Kambium.
Nach 5 Jahren die Pflanze auf den untersten Ast abzusetzen, kann dir viele deiner Pflanzen ruinieren, weil sehr viele Pflanzen auf solch brutales Vorgehen mit Saftrückzug reagieren. Das heißt, nur noch der Bereich des Stammes der den verbleibenden Ast ernährt bleibt am Leben.
Viele Grüße Alex
:-D
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ania
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Re: Feldkultur

Beitrag von ania »

LiLu91 hat geschrieben: 16.05.2021, 03:15 Jahr 4: Im Frühjahr bevor die Knospen anfangen größer zu werden, werde ich versuchen den Saftfluss zur Krone mittels einem Draht etwas einzudämmen. Damit möchte ich erreichen, dass der Baum mehr Energie in die unteren (eventuell noch blinden) Knospen bringt und somit eine Rückknospung gefördert wird.
Dass der Saftfluss von der Wurzel zur Krone durch das Holz geht (innen) solltest du dir klarmachen. Den dämmst du so nicht.
Mit deiner Maßnahme dämmst du den Saftfluss von der Krone in die Wurzel ein, die geht nämlich außen im Phloem (diese Schicht unter der Rinde, die sich relativ leicht abschälen lässt). Du dämmst die Versorgung der Wurzel mit Zucker aus der Photosynthese ein. Dünger und Wasser gehen weiter in die Krone.
Heißt nicht dass es nicht funktionieren könnte, denn das Hormon Auxin, welches die Knospen unterdrückt, kommt aus der Krone. Aber die Unterversorgung der Wurzel solltest du im Hinterkopf behalten.
Auch dass z.B. Birke prinzipiell nicht zuverlässig aus schlafenden Knospen im Stamm austreibt (sie könnte stattdessen Wurzelschösslinge bilden und den Stamm aufgeben).
Bei Eiche (Ringporer) unterbindest du mit deiner Maßnahme die Wasserversorgung der Krone, denn die wird jesdes Frühjahr durch Zuwachs neu gebildet. Da kannst lieber gleich kappen, gleicher Effekt.

Alex war schneller, wir meinen das Gleiche.
LiLu91
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Re: Feldkultur

Beitrag von LiLu91 »

Hallo Alex,

Danke für deine ausführlichen Erklährungen zum Thema. Genau so stelle ich mir das vor. *daumen_new*
Mehrere Knospen auf einer Höhe machen Bonsaigrundkenntnismäßig Verdickungen, dies ist einer deiner größten Feinde im Beet. Also runter auf die Knie oder noch besser auf den Bauch um zu sehen wie sich dein zukünftiger Bonsai entwickelt.
Solche Verdickungen hab ich in freier Wildbahn schon des öfteren gesehen. Gibt es denn irgendetwas das man abgesehen von Opferästen unter der Verdickungen dagegen tun kann? Würde es helfen die Knospen frühzeitig zu entfernen?
Mit dieser Erfahrung glaube ich nicht, dass du dein Vorgehen so akurat planen kannst.
Wie gesagt, dies soll vorerst ein Grobplan sein, an wessen ich mich auch grob! halten möchte. :lol: Das jeder Baum anders reagiert, dessen bin ich mir auch bewusst ;)
Nach 5 Jahren die Pflanze auf den untersten Ast abzusetzen, kann dir viele deiner Pflanzen ruinieren
Also würdest du vorschlagen am Anfang nicht 5 Jahre durchtreiben zu lassen sondern eher kürzer? Oder schon früher vor dem Rückschritt einen neuen Ast als neue Krone aufzubauen um bereits mehr Saft dafür zu benötigen?
Ein weiterer Tip von mir wäre, Pflanzen mit außergewöhnlich starkem Wachstum besonders zu beachten, da wächst auch unter der Erde unheimlich viel, meist ist das starke Wachstum aber nur einer oder zwei sehr starken Wurzeln geschuldet. Ein gutes Nebari rückt bei solchen Pflanzen in weite Ferne. Die dicken Wurzeln müssen gefunden und durchtrennt werden
Danke für den Hinweis, der ist überaus wertvoll *daumen_new* Aber sollte jetz wo ich es weis nicht das größte Problem darstellen. Nachdem die Arbeiten am Nebari in den ersten Jahren abgeschlossen sind und die Eisenplatte darunter kommt, den Baum so tief setzen dass das Nebari freiliegt auf der Oberfläche. So sollte ich relativ leicht erkennen können wenn die Entwicklung des Nebari zu einseitig verläuft? ;)
Die Hauptarbeit dem Sommer über, wird aber die Unkrautbekämpfung sein.
Gut, dass genug Hackgut vorhanden ist um dem entgegen zu wirken :lol:
Abschließend möchte ich dich nur noch vor dem drahten im Freiland warnen, es geht zwar, aber gefühlt muss man sich fast nebenhin stellen um einwachsen vorzubeugen
Dann brauche ich hierfür eben auch noch eine Lösung. :lol: aber vl. Fällt mir noch was ein wenns so weit ist. Erfinderisch bin ich ja und es ist eben auch ein Lernprozess ;)

Zum Werkzeug:
Rohdespaten und Huf- und Klauenzange werde ich mir zulegen, danke für den Tipp. Nachdem dort auch Schaflämmchen meiner Mutter rumlaufen (sind extra abgetrennt), hat sie eventuell auch Verwendung dafür. :lol:

Zu den Baumarten:
Potentilla ist nicht so mein Ding.
Steinweichsel hab ich bei uns leider noch wenige entdeckt.
Mirabellen(bei uns auch Kriecherl :lol:) stehen fast vor meiner Haustür. Da war ich schon des öfteren in Versuchung die eine oder andere "Staude" auszugraben. :lol:
Auch die Äpfel, die hab ich vollkommen übersehen. Die haben natürlich auch einen festen Platz in der Feldkultur. Hab da schon einige Wildäpfel erspäht in der Umgebung. :twisted:

Alles in allem: herzlichen Dank nochmal für deine ausführliche Erläuterung der Problemstellungen. :lol: Da kann ich mir so einige böse Überraschungen ersparen *daumen_new*
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Re: Feldkultur

Beitrag von LiLu91 »

Hallo Ania,

Danke auch dir für die sachliche Erklärung. *daumen_new*
Dass der Saftfluss von der Wurzel zur Krone durch das Holz geht (innen) solltest du dir klarmachen. Den dämmst du so nicht.
Wenn sich das alles also im Kern abspielt, wäre es eventuell möglich den Saftfluss im inneren durch bohren von kleinen Löchern in dem Stammbereich der ohnehin ab soll zu erreichen? Also aussen ein Loch und mehrmals in anderem Winkel ansetzen um dem inneren Bereich mehr zu schaden als dem äußeren? :twisted:

Bitte nicht wundern, ich versuche nur alle Möglichkeiten auszuloten. :lol:

Gruß Lukas
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Re: Feldkultur

Beitrag von MaxdogX »

Hi Lukas,

Den Sack kannst du natürlich bearbeiten, und den Boden rausschneiden. Allerdings würde ich in diesem Fall ein rundes Brett oder einen alten Teller oder eine Fliese oder so drunterlegen, damit die Wurzeln nicht kerzengerade nach unten gehen. Damit bekommst auch ein besseres Tachiagari.

Ich habe es zwar nicht getestet aber ich glaube die muss man auch in der Tasche nicht gießen Feuchtigkeit wird ja ausgetauscht und wie gesagt einige Wurzeln brechen auf jeden Fall ausbuddeln wachsen raus.

Jemand hatte noch gefragt wegen den Taschen, je nachdem welche man wählt ist die zusammensetzung unterschiedlich zwischen kunstoffanteilen und natürlichen Fasern. Je höher der Kunstoffanteil desto länger ist die Tasche für die Erdkultur gedacht. Es ist ja aber auch gewünscht dass sich die natürlichen Fasern mit der Zeit auflösen und die Wurzeln ausbrechen können. Aber dann sind schon genug Feinwurzeln da.

Gruß Eugen
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ania
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Re: Feldkultur

Beitrag von ania »

Also nicht im Zentrum war gemeint, aber in einer äußeren Schicht des Holzes, die letzten ein bis mehrere Jahresringe. Nicht sofort direkt unter der Rinde jedenfalls, wo du abschnürst, denn da fließt es in die andere Richtung. Du kriegst den Fluss nach oben nicht unterbrochen, ohne auch das Phloem zu schädigen, denn das Phloem liegt weiter außen.

Was du erreichen willst, geht bei einigen Bäumen ganz einfach durch Kappung. Ahorn wird zuverlässig aus einem oder mehreren schlafenden Augen austreiben. Eiche auch (glaube ich), und Ulme auf jeden Fall, Hainbuche auch. Bei Birke ist es Glücksache, da sollte man in kleineren Schritten vorgehen und immer aktive Knospen dranlassen, und am Besten von vornherein das Grün nie zu weit weg entkommen lassen.
Ob das zeitige Frühjahr für eine Kappung optimal ist, ist eine andere Sache. Ich würde es im Juni kappen.
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Re: Feldkultur

Beitrag von LiLu91 »

Also das mit den Säcken hört sich Scho mal gut an. Eventuell werde ich einige (aber nicht alle) Bäume da rein setzen. Hat aber noch etwas länger Zeit, erstmal werden die Bäume ohnehin Jahr für Jahr ausgegraben. ;)

Hab mir eben den Aufbau von phloem und xylem angesehen. Ich gebe euch beiden natürlich recht, der Draht würde definitiv nur schlechtes bewirken und dabei keinen Nutzen erzielen. Mit einem 1mm Bohrer solle es allerdings gehen. Wichtig ist meiner Meinung nach nur, den Schaden an Phloem so gering wie möglich zu halten und das xylem etwas zu beschädigen um zwar den Saftfluss nach oben zu verkleinern (nicht vollkommen unterbinden da dann kein Unterschied zum Kappen wäre) aber den Rückfluss der aus Photosynthese gewonnenen Nährstoffe so gut es geht beizubehalten.

Gruß Lukas
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Re: Feldkultur

Beitrag von LiLu91 »

Ein weiterer Grund warum ich den Baum nicht Kappen sondern anfangs nur einschränken möchte ist, dass beim Kappen meist ein 2faches Kappen notwendig wird. Als erstes muss der Baum gekappt werden und danach muss erneut über dem neuem Trieb nachgeschnitten werden. Dies bedeutet auch 2x eine riesige Wunde, wohingegen bei anfangs nur teilweisaer Verletzung des Stammes(xylum) eine kleinere Wunde entsteht und der Baum meiner Meinung nach besser damit zurechtkommen sollte. Zum einen da nach wie vor Nährstoffe aus Photosynthese vom Blattwerk(durch Maßnahmen natürlich kleiner) Richtung Wurzeln gelangt und zum anderen da beim entgültigen Kappen bereits Blattwerk vorhanden ist(ausgetriebene untere Knospen) und nicht erst die Knospe gebildet werden muss. :lol: hoffe ich habs halbwegs verständlich beschrieben :lol:

Gruß Lukas
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Re: Feldkultur

Beitrag von ania »

Gerne probieren und berichten! Aber meiner Meinung nach ist das schwierig. Phloem ist sehr dünn, verletzlicher als das harte Holz, und ein Bohrer ist kein Präzisionsinstrument.

Noch eine Anmerkung: eine reine Xylem-Verletzung würde insofern wenig bringen, da das Auxin im Phloem unterwegs ist, und das Auxin (ein Hormon) unterdrückt die unteren Knospen.

Noch eine ganz andere Option die du probieren kannst: die Jungbäume durch Heckenschnitt (Juni und nach Laubfall, oder nur einmal im Jahr) klein halten. Dabei können sie trotzdem jedes Jahr viel Laub bilden und werden dicker, gleichzeitig entfernen sich die letzten aktiven Knospen nie so weit weg wie wenn man jahrelang unbeschnitten lässt, und es bilden sich auch unten Äste bzw. Substämme mit denen man womöglich später weiterarbeiten kann.
Ab und zu gehst du durch und schneidest zu dick werdende Äste, Knubbel, Mehrfachverzweigungen oder was sonst noch blöd gewachsen ist, weg.

Abardo hat hier im Forum noch eine dritte Methode beschrieben, er nennt es "first cut then grow", erst Verzweigung aufbauen und dann erst für Verdickung durchtreiben lassen.

Du hast ja Platz, kannst an verschiedenen Bäumen verschiedene Wege ausprobieren.
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Re: Feldkultur

Beitrag von LiLu91 »

Du hast ja Platz, kannst an verschiedenen Bäumen verschiedene Wege ausprobieren.
So sehe ich das auch. Aber jeglicher Input von euch ist hilfreich. *daumen_new*

Erkennt man das xylem und phloem wenn man den Stamm kappt? Wenn ja, könnte man den einen Baum der von Stammdicke her im Mittel liegt sofort Kappen und man hätte ein grobes Bild davon, wo bei den anderen Bäumen das xylem liegt.

Beim Thema "Bohrer is kein Präzisionswerkzeug" gebe ich dir absolut recht. Mit 0,5-1 mm Bohrer kann man denke ich aber dennoch wesentlich größeren Schaden an xylem als an phloem anrichten und genau darum geht es mir. ;)

Den thread von "first cut then grow" hab ich schon durch aber danke. :lol:

Das mit der Hecke werde ich versuchen. Aber mit etwas mehr Abstand als die typische Hecke. :lol: Denn wenn ich da an unsere Buchenhecke von früher denke hatten die nicht wirklich viel Platz und so sahen auch die Stämme aus... Lang und dünn :lol:
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