Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Erfahrungsaustauscht und Dokumentation von Sämerein und Stecklingsanzucht von Gehölzen auf dem Weg zur Bonsai tauglichen Rohpflanze.
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Stefan Aichholzer
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Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von Stefan Aichholzer »

Hallo !!

Diese Sämlinge habe ich aus Samen gezogen (A.Palmatum, A.Ginnala und A.P.Atropurpureum).
Sind Zwischen 2 und 3 Jahre alt.
Ich lasse jedes Jahr ein Leittrieb für das Dickenwachstum wachsen.
Aber ich bin mir bei den Äste nicht ganz sicher. Kann ich jetzt schon zb. den Ersten, Rück und zweiten Ast langsam Aufbauen ? oder ist es noch zu früh?

Schon so das die Hauptenergie in den Leittrieb geht aber bei diese Exemplare, denke ich, bietet sich die Gelegenheit an ev. die Seitenäste zu unterstützen.
Wenn ja, wie schaut das Ganze in 20 Jahre an aus? passen die Verhältnisse zwieschen Stamm und Äste noch, wenn man die Energie gezielt steuert?

Oder einfach alles wild wachsen lassen und in 5 oder 6 Jahre erst darüber Gedanke machen ??

Danke im Vorraus *daumen_new*

Grüße, Stefan
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espanna
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von espanna »

Hallo Stefan,

ein sehr interessantes Projekt, ich mag sowas :-D
Wie groß sollen die Bäume werden?
Zu bestimmten größe müssen der Stamm und das Nebari passen. Wenn du das ungefähr weisst, dann kannst du gezielt (er) steuern.
Ich mache das so;
-alle Ahornsorten kommen entwieder ins Freiland oder in eine flache (das ist wichtig) Holzkiste oder Schale.
-Unten und oben lasse ich alles durchwachsen und schneide nur Äste raus die zu Verdickungen / Knubbelbildung führen würden. Wenn sich dank viel Dünger und Wasser die sehr grosse Blätter die inneren Triebe beschatten schneide ich während der Saison nur diese Blätter raus. Nach 2-3 Saison, wenn die Äste stärker werden, dann nehme ich die Oberen schon mal zurück, unten lasse ich aber noch dicker werden.
-Jedes Jahr im Herbst wird zurückgeschnitten und wenn nötig gedrahtet. (vll. könntest du noch den Stämmen ein wenig Bewegung verpassen?)
-Je nach wachstum muss die Spitze, Leittrieb ausgetauscht werden, damit du eine Verjüngung bekommst.
-Wenn die Grundstruktur passt, dann kann man über Verzweigungsaufbau nachdenken.

Du hast sehr schöne Bäume, wo ich mir gerne die Proportionen anschaue -> vll. hilft es wenn du einmal bewusst nachmisst?

Bitte berichte weiter, es interessiert mich sehr wenn Bonsai von "klein auf" gezeigt werden.
Gruß
László

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Stefan Aichholzer
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von Stefan Aichholzer »

Hallo László !

Freut mich das dich sowas interessiert *daumen_new*

Da ich nicht wirklich ein Shohinfan bin und weil aus Samen ein 60 cm. Bonsai zu machen mein restliches Leben wahrscheinlich nicht ausreicht,
dachte ich an 25 bis 35 cm.

Deine Methode werde ich in betracht ziehen, finde ich sehr interessant.
Nächstes Jahr kommen sie bestimmt in grössere und flachere Gefäße, Freiland besitze ich momentan nicht :-D

Das stimmt, mehr Bewegung hätten die Stämme schon verkraftet, vl. lassen sie es noch zu, werde es probieren.
Spitze, Leittrieb kürzen oder ausgetauschen mache ich auch jedes Jahr.

Das mitn nachmessen habe ich schon mal gelesen, werde die Sache auf den Grund gehen

Grüße, Stefan
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bock
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von bock »

Hallo Stefan,

der linke hat so eine schöne gerade Linie, wenn der Wurzelansatz schön ist, könnte das mal eine sehr schöne Besenform werden. Dazu musst du erstmal nur gegenständige Äste entfernen und alles andere frei wachsen lassen. Wenn der Stamm etwa 1 cm dick ist, kappst du etwa bei 10 cm Höhe, nimmst alle Äste darunter weg und lässt nur zwei bis drei Äste aus dem Spitzenaustrieb stehen. Dann nach jeweils einem Jahr auf das erste Internodium des Vorjahres zurückschneiden und aus jedem Ast zwei Triebe wachsen lassen. Wie das geht hat "bonsaiheiner" schön beschrieben.
Der mittlere hat schon eine schöne Bewegung im Stamm, da könntest du im Sommer auf den ersten Ast absetzen und eine bewegte, verjüngte Stammlinie heranziehen, kann ein schöner "moyogi" werden.... (vielleicht auch ein Doppelstamm)
Den rechten würde ich erstmal wachsen lassen und dann mal sehen, was sich so anbietet...
liebe Grüße Andreas
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mydear
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von mydear »

Hallo Stefan,

interessante Entwicklung, da bin ich neugierig wie es weitergeht.
Selbst habe ich auch ein paar Kandidaten in der frühen Entwicklung:

viewtopic.php?f=121&t=46374&p=512543&hi ... ng#p512543

viewtopic.php?f=9&t=45904&hilit=nebari+entwicklung

Ich versuche in den ersten Jahren das Hauptaugenmerk immer auf das Nebari zu legen. Nie wieder kannst du so viel auf den Wurzelansatz Einfluß nehmen wie in der frühen Phase. Ich denke die Zeit ist gut investiert.

viewtopic.php?f=9&t=45129&hilit=nebari+entwicklung

Viel Glück und bitte weiter berichten

Grüße
Rainer
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Stefan Aichholzer
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von Stefan Aichholzer »

Hallo Rainer !!

Deine Beitrege kenn ich schon, bin ja ein braver Mitleser :-D . Sehr unterhaltsam und lehrreich, echt super Beiträge, danke *daumen_new*

Ich denke auch das in den ersten Jahren das Hauptaugenmerk zu erst auf das Nebari gelegt werden soll.
Der mittlere (A.Ginnana) hat gute Wurzeln, die andern zwei werde ich abmoosen in so fern genügend blätter vorhanden sind.
Beim Atropurpureum habe ich allerdings noch nie ein erfolgreicher Vesuch gesehen oder gelesen.

Grüße, Stefan !
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mydear
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von mydear »

Hallo Stefan,

die rotlaubigen Sorten sind meist veredelt. Am häufigsten wird im Bonsaihandel der Acer Palmatum Deshojo angeboten. Diese bewurzeln beim Abmoosen -nach meinen Erfahrungen- fast genauso schnell wie der normale Acer Palmatum. Es kann allerdings sein, dass die Abmoosungen langsamer als die Unterlagen wachsen.

Dein Atropurpureum sollte problemlos bewurzeln. Hier 2 Beispiele für Deshojo-Abmoosungen:

viewtopic.php?f=9&t=18365&p=509668&hili ... jo#p509668
viewtopic.php?f=35&t=45128&p=493272&hilit=mini#p493272


Grüße
Rainer
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achim73
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von achim73 »

der grund, warum zierformen des palmatums so gut wie immer gepfropft sind, ist der, dass sie auf eigenen wurzeln oft sehr schwachwüchsig und auch empfindlicher sind.

ich habe vor ca. 10 jahren mal von jemanden hier aus dem forum zum ausprobieren einen bewurzelten steckling von p. butterfly bekommen.

die pflanze ist hübsch und gesund, aber ich habe schnell aufgegeben, sie als bonsai entwickeln zu wollen.

trotz mehr oder weniger freien wachstums (rückschnitt nur der überlangen triebe im winter) und guter düngung hat sie mittlerweile lediglich einen stammdurchmesser von ca 1,5 cm.

die geschlitzten sorten z.b. (dissectum) sind selbst veredelt sehr schwachwüchsig.

der vorteil ist, dass die veredelung im gegensatz zu anderen arten meist gut verwächst und ab einem gewissen alter so gut wie unsichtbar ist (s. viewtopic.php?f=4&t=29331&hilit=butterfly )
Gruss, Achim
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baeumchen
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Re: Ästeaufbau bei Jungpflanzen

Beitrag von baeumchen »

interessantes thema ..
ich hab drei acer bastarde im garten rotlaubig, palmatum x palm dissectum
sind jetzt grad mal 2 jährchen alt ...
aber nach eurer auskunft hier wundere ich mich nun nicht mehr,
dass sie relativ zögerlich wachsen - es bleibt spannend!

und vielen dank auch für die querverweise, die sind für anfänger wie mich immer sehr hilfreich!

gruß frank
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

Nichi nichi kore kōjitsu
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