Bonsai Boom 2018

Erfahrungsaustauscht und Dokumentation von Sämerein und Stecklingsanzucht von Gehölzen auf dem Weg zur Bonsai tauglichen Rohpflanze.
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ToPo84
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Bonsai Boom 2018

Beitrag von ToPo84 »

Hallo zusammen,

heute frisch angemeldet (siehe Vorstellungs-Thread) und schon möchte ich euch mein großen Projekt 2018 vorstellen.

Wie ich im Vorstellungs-Fred schon beschrieben habe, habe ich noch keine praktische Erfahrung mit Bonsais. Aber was nicht ist, wird noch werden *daumen_new*

Ein Arbeitskollege von mir kam letztens auf die Idee, Bonsais aus Samen zu ziehen. Bevor er sich näher damit befasste, war er Abends schon im Internet und hat sich ein gutes Dutzend verschiedenes Saatgut bestellt. Jetzt schaut es leider so aus, das er absolut keinen grünen Daumen besitzt. Und das ist noch ziemlich untertrieben (ich hatte ihm letztes Jahr ein paar Chili-Samen gegeben, selbst die sind leider hops gegangen, obwohl Chilis ja sehr sehr viel verzeihen).

Gedacht hatte er: Samen in eine Schale + Gießen + Dünger = automatisch kleiner Baum :oops:

Als wir in der Mittagspause darüber sprachen, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen und ich habe ihn erst einmal aufgeklärt, das das schon ein wenig mehr ist und auch erst einige Jahre ins Land gehen, bevor er zum ersten mal umtopfen oder Schnitte durchführen darf.
Verständlicherweise kam er dann auch ins grübeln und wollte es schon wieder sein lassen. Nichts da, hab ich mir gedacht und ihm die Hälfte der Samen abgekauft.
Obwohl ich, wie oben bereits in Sachen Bonsais noch keine praktische Erfahrung habe, werde ich die Planung übernehmen und wir werden parallel die Pflänzchen hoch ziehen *daumen_new*. Ich versuche, einen ausführlichen Bericht von der Planung und Entwicklung zu schreiben (ich hatte gedacht, im halb-jahres Takt, dann sieht man auch evtl. Fortschritte).

Folgendes Saatgut steht uns zur Verfügung:

- Acer Palmatum (japanischer Ahorn)
- Acer Rubrum (Roter Ahorn)
- Catalpa Bignonoides (Indian Bean Tree)
- Ginkgo Biloba (Frauenhaar Baum)
- Jacaranda Mimosifolia (Blue Jacaranda)
- Olea europeana (Olive)
- Dawn Redwood-Metasequoia
- Eucalyptus citriodora (Zitronen-Duft-Kaugummi)
- Brachychiton acerifolius (Australische Flame Tree)
- Acer Palmatum dissectum (Laceleaf Ahorn)


In meinen Augen ist das ein seeeeeeeehr großes Unterfangen (neue Pflanzen, neue Anbauart, etc...), aber mit der richtigen Planung wird das sicherlich etwas werden. Bis am Wochenende habe ich hoffentlich die einzelnen Gattungen studiert und werde eine kurze Übersicht über die Herangehensweise posten. Vielleicht kann ein erfahrender Bonsai-Halter kurz ein oder zwei Blicke dann darüber werfen :oops:

Beste Grüße
Torsten

Ps.: der ein oder andere wird sich sicherlich fragen, warum wir uns nicht erst evtl. einen Pre-Bonsai/Rohmaterial kaufen, um uns mit der Materie vertraut zu machen. Das muss ich auf mich nehmen :roll: , ich muss zugeben, alles was ich bisher im Garten, Zimmer oder auf dem Feld angepflanzt habe, habe ich aus Saatgut gezogen. Dieser Linie möchte ich weiterhin treu bleiben, denn es gibt für mich nichts Schöneres, als einem Pflänzchen zuzusehen, wie es sich durch die Erde kämpft und gedeiht *daumen_new*
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bock
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Re: Bonsai Boom 2018

Beitrag von bock »

OK, Torsten,

das ist mal eine Ansage!
Ich wünsche dir viel Glück mit deinem Projekt und viel Spaß im Forum, hier kannst du seeeehr viele Informationen finden. Wenn von deinen Sämlingen in 2019 noch mehr austreibt als der Fächerahorn hast du offensichtlich einen grünen Daumen - wenn du auch nur einen Baum dieser Anzuchtcharge zum Bonsai bringst hast du auch noch einen langen Atem - bin gespannt, wie du das angehen wirst.
Was mich noch interessiert: bist du Zimmergärtner, hast du einen Balkon oder sogar einen Garten? Oder womöglich hektarweise Land zur Verfügung? Entschuldige, dass ich den Faden "Vorstellungsrunde" nicht mehr verfolge, ich habs irgendwann abreißen lassen weil so viele Neuvorstellungen ganz schnell im Nirwana versickern...
Und falls dich der "Furor Bonsai" voll erwischt und du den Pflanzen Outdoor-Bedingungen bieten kannst empfehle ich den Erwerb einer Baumschulpflanze (Hainbuche, Japanische Lärche oder Feldahorn) um schonmal die grundlegenden Schnitt-, Umtopf- und Drahttechniken zu lernen.
liebe Grüße Andreas
Ein Leben ohne Bonsai ist möglich - aber völlig sinnlos! :faellen:
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ToPo84
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Re: Bonsai Boom 2018

Beitrag von ToPo84 »

Hallo Andreas,

ja, ich bin auch gespannt, wie sich das Projekt entwickelt. :)

Deine Frage kann ich mit sowohl als auch beantworten. Zum einen hab ich ein leer stehendes Zimmer zu einem Indoor-Gewächshaus ausgebaut (momentan züchte ich darin tropische Pflanzen und im Winter frische Tomaten und Paprikas), eine Terrasse und angrenzenden Garten steht auch bereit und bei einem Freund auf einem landwirtschaftlichen Grundstück darf ich mich auch auf 100x200 Meter austoben *daumen_new*
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Manfred Jochum
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Re: Bonsai Boom 2018

Beitrag von Manfred Jochum »

hallo Torsten,

schönes Projekt .... und es soll auch Menschen geben, die das ebenfalls so angegangen sind.
Wenn man 10-20 Jahre Zeit mitbringt, kann das zu tollem und einmaligem Rohmaterial führen.

Ich selber arbeite auch öfter mit wilden Sämlingen und Stecklingen, da man die Richtung und Hauptmerkmale der Pflanzen schon früh beeinflussen kann ( aber eigentlich immer so nebenbei )
Für einen Neueinsteiger ist das jedoch nicht der leichteste Weg....... man braucht sehr viel Fingerspitzengefühl und Pflanzenkenntnisse um die geeigneten Maßnahmen einzuleiten. Auch muss man sich eine Strategie für den entsprechenden Pflanzenaufbau aneignen, und sich auch daran halten.
Das größte Problem ist oft, die Finger von den Pflanzen zu lassen, und zu früh mit den Jungpflanzen "gestalten" zu wollen.
Die ersten 10-15 Jahre sind eigentlich geprägt von recht unattraktiven Maßnahmen wie Gießen / Düngen / Wachsen lassen / Grobschnitt / Wurzelschnitt und das Ganze wieder von vorne ..... ohne tatsächliche Gestaltungsmaßnahmen in eine ganz bestimmte Richtung .
Erst danach geht es langsam in Richtung gezielte Gestaltungsschritte für einen Aufbau als Bonsai....

Ich drück dir die Daumen, und werde das weiterhin beobachten....

Gruß Majo
der wirklich wichtigste Teil einer Arbeit, ist damit anzufangen.
ToPo84
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Re: Bonsai Boom 2018

Beitrag von ToPo84 »

Guten Morgen zusammen,

wie oben erwähnt, habe ich mir Gedanken zu den einzelnen Arten gemacht und führe kurz auf, wie ich weiter verfahren würde. Wo bei mir nicht ganz sicher bin, habe ich die Frage rot markiert, eventuell kann ja jemand kurz darüber schauen, bevor ich auf einem falschen Wege starte. Es geht hier in erster Linie darum, die Samen zum keimen zu bringen, über weiteres Vorgehen (Düngen, Substrat, etc...) kann man sich dann unterhalten, wenn es so weit ist, bzw. wenn es soweit kommen sollte (bis dahin wird ja noch einige Zeit ins Land gehen)..

Acer Palmatum (Fächer-Ahorn)
Acer Palmatum dissectum (Grüner Schlitzahron)
Acer Rubrum (Rot-Ahorn)

Diese 3 Sorten würde ich gleich behandeln. Zuerst die Schale anrauen, bzw. vorsichtig komplett durch schleifen, ohne den Samen zu beschädigen. Einen kleinen Beutel mit befeuchteter Anzuchterde befüllen und evtl. minimal Fungizid gegen Schimmel dazu geben. Samen in "Beutelerde" und hoffen & warten, bis das Saatgut in den Beuteln keimt. Bei Keimung die einzelnen Samen mit Erde aus dem Kühlschrank raus und in Töpfe setzen.

Catalpa Bignonoides (Trompetenbaum)

Saatgut wird 24 Stunden in Wasser mit Zimmertemperatur vorgequellt. Danach direkt in Anzuchterde & warten (lt. Recherchen Keimzeit bis zu 2 Monaten)

Ginkgo Biloba

Saatgut wird angeschliffen, bzw. evtl. auch ganz aufgeschliffen, danach 12 Stunden vorquellen und dann direkt in Anzuchterte (auch ca. 2 Monate Keimzeit)

Jacaranda Mimosifolia (Palisanderholzbaum)

24 Stunden in Wasser einweichen und danach direkt in Anzuchterde, Keimzeit 2-3 Wochen.

Olea europeana (Olive)

Saatgut 24 Stunden vorquellen und mehrmals Wasser wechseln. Danach in Anzuchterde (Spitze der Körner nach oben). Keimzeit 1-3 Monate

Dawn Redwood-Metasequoia (Urwelt Mammutbaum)

Erst wird das Saatgut 3 Wochen lang stratifiziert. Die Samen werden direkt ohne irgendeinen Zusatz in den Kühlschrank gelegt. Danach auch 24 Stunden vorqellen lassen. Hier hab ich leider nichts gefunden, ob ich die Samen auf irgendeine Weise vor dem Wasserbad anrauen soll? Nach dem Quellen in Anzuchterde, Keimzeit 2-5 Monate

Eucalyptus citriodora (Zitroneneukalyptus)

Direkt in Anzuchtgefäß, Keimzeit 2-3 Wochen.
Leider habe ich nicht heraus gefunden, ob der Zitroneneukalyptus ein Licht- oder Dunkelkeimer ist. Hat hier jemand schon persönliche Erfahrung gemacht? Ich habe leider nur zweideutige Antworten im I-net gefunden, und es gibt bei den Eukalypten (hihi... irgendwie finde ich das ein lustiges Plural :)) ja beide Arten von Keimung :roll:

Brachychiton acerifolius (australischer Flammenbaum)

Saatgut mit heißem (nicht kochendem!) Wasser übergießen und 24 Std. quellen lassen, danach direkt in Anzuchterde und warten... Keimzeit ca. 2-4 Wochen.

Beste Grüße
Torsten
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Gary
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Re: Bonsai Boom 2018

Beitrag von Gary »

Hallo Torsten,

ein nettes Projekt hast Du da vor der Brust. Doch mit dem Thema Aufzucht aus Samen kennst Du Dich ja bereits gut aus.

Grundsätzlich würde ich bei Deiner Sortenauswahl ja unterscheiden in frostharte und andere Baumarten. Erstere (Ahorne, Catalpa, Ginkgo, Mammutbaum) würde ich wie von Dir beschrieben behandeln, aussäen und ins Freie stellen. Somit überlässt Du den ganzen Keimungsprozess incl. Stratifizierung der Natur. Die macht das seit Jahrtausenden recht gut. Also kein Kühlschrank und auch keine möglichen Lichtprobleme bei verfrühtem Austrieb. Klar müssen die Aussaaten auch im Freien feucht gehalten werden - natürlich (Regen) oder durch gießen.

Das anrauen bei den Ahornsamen kann nützlich sein, ist in der Regel aber nicht erforderlich.
Bei Ginkgo ist an- bzw. aufschleifen sehr förderlich ansonsten können die harten Samen bei natürlicher Aussaat schon mal ein Jahr überliegen bis die Keimung einsetzt.
Olivenkerne nicht knacken, max. anschleifen, normal reicht aber 24 Std. aufquellen lassen in warmen Wasser und dieses mehrmals wechseln.
Den Mammutsamen kannst Du anrauen, quellen lassen, in Erde aussäen und dann raus damit. Spart den Kühlschrank.
Beim Zitroneneukalyptus speziell weiß ich es auch nicht. Musst Du ja eh im Warmen aussäen. Würde einfach die Hälfte abdecken und den Rest eben offen liegen lassen.

Ganz allgemein dürfte die Haltung und Pflege der nicht frostharten Arten insgesamt aufwendiger und schwieriger sein. Vielleicht noch ein paar Anmerkungen zu den speziellen Sorten.
Acer rubrum ist aufgrund seiner Blattgröße nicht die erste Wahl für Bonsai. Ebenso hat Catalpa sehr große Blätter und reagiert zusätzlich etwas empfindlich auf Schnitt. Ebenfalls wegen Blattgröße und erzielbarer Blattdichte meidet man die Kulturform der O. europaea und verwendet daher möglichst die Wildform O. europaea var. sylvestris (katalanisch: "Ullastre"). Dieses Blattproblem sehe ich z.B. auch beim Zitroneneukalyptus.

Doch von solchen Feinheiten lässt Du Dich hoffentlich nicht abschrecken sondern machst weiter und berichtest auch darüber.
Dein Projekt ist allemal spannend und wir werden sehen wo es uns noch alle hinführt.
Viel Erfolg!
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

Arbeitskreis Karlsruhe im BCD
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Re: Bonsai Boom 2018

Beitrag von ToPo84 »

Hallo Gary,

vielen Dank für deine Antwort :)

Keine Sorge, so schnell lasse ich mich von nichts abschrecken :)
Ich glaube, ich werde es mit den frostharten 50:50 "handeln", einfach nur aus Interesse. Die eine Hälfte setze ich raus ins Beet, die andere Hälfte steck ich in den Kühlschrank und schau mal was passiert *daumen_new*
Ganz allgemein dürfte die Haltung und Pflege der nicht frostharten Arten insgesamt aufwendiger und schwieriger sein.
Meinst du damit die fehlende Winterpause und das sie durchgängig genug Licht, Wärme etc... benötigen?
Vielleicht noch ein paar Anmerkungen zu den speziellen Sorten
Ja, die Auswahl wäre auch nicht meine erste Wahl gewesen, aber die waren halt da *daumen_new*

Gruß
Torsten
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