Beetgeschichten

Erfahrungsaustauscht und Dokumentation von Sämerein und Stecklingsanzucht von Gehölzen auf dem Weg zur Bonsai tauglichen Rohpflanze.
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florianhoessel
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Beetgeschichten

Beitrag von florianhoessel »

Einleitung:

Geehrtes Forum,

seit meiner Anmeldung in diesem Forum sind schon einige Liter Wasser vom Himmel gefallen.
Bisher beschränkten sich meine Aktivitäten aufs Lesen der Beiträge und dem Lernen daraus. Selten
schrieb ich auch mal wenige Kommentare. Aber so langsam soll mein eremitisches Bonsai-Dasein
ein Ende haben und ich will dem Forum auch einmal etwas zurückgeben!
Im nächsten Beitrag möchte ich meine Bonsaivergangenheit etwas aufarbeiten.
Ich möchte niemanden damit langweilen oder dessen Zeit stehlen, deshalb warne ich hiermit davor.
Praktische Beispiele der Beetentwicklung folgen im 3. Beitrag!
*updated* Immer wenn ich alle Fotos der einzelnen Beiträge aktualisiert habe, schubse ich das Konstrukt
einmal in die aktiven Themen. Sollte dies nicht erwünscht sein, meldet euch bitte.
Zuletzt geändert von florianhoessel am 24.02.2021, 21:32, insgesamt 1-mal geändert.
"... wo nur die Sonne scheint ist meistens Wüste..."
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florianhoessel
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Re: Beetgeschichten

Beitrag von florianhoessel »

Geschichte:

Seit der Jahrtausendwende brüte ich das Bonsaivirus aus: Anfangs nur theoretisch in einem Buch
aus tiefsten DDR Zeiten, ab 2003 aus verschiedenen Gründen (Anfängeraktionismus, brauner
Daumen, etc.) ohne Erfolg in Schalen und Töpfen.
2005 begannen dann meine beruflichen Ausbildungsjahre und ich fing an durch die Gegend zu
tingeln. Da das Virus trotzdem weiter in mir wütete, fing ich an, alle gesammelten Pflanzen in die
Beetkultur zu überführen. Die 25 gesammelten ca. bleistiftdicken gestrüppartigen Gebilde setzte
ich in Doppelreihe auf eine Art verbreiterten Kartoffeldamm.
Das Beet pachtete ich im Hinterhof meines Elternhauses (Mehrfamilienhaus).
Im Herbst des selben Jahres standen bereits ca. 75 junge Gestrüppe und gesammelte Sämlinge im
Beet. Der typischen Anfängersammelwut wurde in voller Zügen gefröhnt.
Das Unkraut wuchs mir über den Kopf, selbst Schuld: Ich wollte das Bodenleben fördern,
indem ich die Beikräuter ausriss und damit abmulchte. Dementsprechend oft hätte ich es an
den Wochenenden auch mal zupfen müssen,
aber...!
Ab 2006 wurden die Abstände der Heimatbesuche geringer. Trotzdem fieberte das Virus weiter,
die Anzahl der Gestrüppe wuchs. Der steigende Platzbedarf wurde befriedigt, indem ich die Dämme
auflöste und die Wege dazwischen für die Kultur nutzte. Das machte die Pflege natürlich nicht
einfacher: Konnte ich vorher in der Hocke den "Baum" im "vorhergesehenen" Blickwinkel betrachten,
hätte ich mich nun fast auf den Bauch legen müssen.
"Wo fängt denn nun der Baum an, und wo hört das Unkraut auf, kann ich da jetzt hintreten,
und was sticht mich denn jetzt schon wieder in den Arsch, Kruzifix nochmal", waren meine
stetigen Begleitgedanken in der Kulturpflege. Zusätzlich wurden erste Beschwerden von Außen
vernehmbar, von wegen Samenflug der Wildkräuter, und was soll das denn eigentlich werden,
was ich da treibe.
In der Nachbarschaft reiften die ersten Ängste vor einem undurchdringlichen Urwald auf dem
Hinterhof, dem man nur noch mit der Motorsäge Herr werden kann.
Alle 2 Jahre wurden alle Gestrüppe aus dem Boden geholt, der Wurzelballen mit dem Spaten
beschnitten, das Beet partiell umgegraben und die Pflanzen neu arrangiert.
Der Platzbedarf wuchs natürlich weiter, obwohl einige Pflanzen der Unkrautkonkurrenz, der
manchmal zu radikale Beetüberführung (Wurzelballen aus Torftopf auflösen) oder meiner
Tollpatschigkeit (da hätte ich wohl doch nicht hintreten dürfen, hups, ist mir der Spaten wohl
ausgerutscht) zum Opfer fielen.
Weil der Sammelwahn auch nicht aufhörte, pachtete ich ein weiteres Beet nebenan.
Die Fläche verdoppelte sich auf 100 m2, also musste das Beikrautproblem gelöst werden:
Ab in den Baumarkt und dutzende Säcke Rindenmulch geholt um sie aufs Beet zu schütten.
Das verringerte den Pflegeaufwand enorm. Das Bodenleben wurde gefördert, die Feuchtigkeit
hielt sich länger und gleichmässiger und mein Betreten der Fläche wurde abgefedert. Auf die
Brachfläche wurden Erdbeeren gepflanzt.
Diese Umstellung war ein Schritt in die richtige Richtung: Denn immer wenn ich das Unkraut
bereinigte, habe ich, sozusagen als Belohnung für meine Arbeit, an den Bäumen rumgeschnippelt.
So steht das ja in den Büchern, nur die Handeln von Bonsai und nicht von Gestrüpp!
Zu dieser Zeit behandelte die "Bonsai Art" auch die 4 Phasen der Entwicklung von Bonsai.
Materialentwicklung nennt man das also, was ich tue.
Ab 2009 zog es mich näher ans Meer und die Fahrzeit zum Beet betrug mittlerweile 6 Stunden
(Bahn). Meine Ausbildung zum Gärtner begann. Also gab es 4 Standarttermine zum
Heimaturlauben: Der Geburtstag meiner Eltern im Frühjahr, meines Bruders zur Sommer-
sonnenwende, meiner Selbst im Herbst und zu Weihnachten.
Das war die nächste Verbesserung:
Umgepflanzt wird ab jetzt nur noch um die Tag-Nacht-Gleiche, ich bekam günstig ballastsalz-
armen Dünger (Calciumnitrat fürs Frühjahr, Stickstoffbetonten Volldünger für den Sommer und
ausgeglichenen für den Herbst), geschnitten werden im Sommer nur noch die Mittleren und
Spitzentriebe als Heckenschnitt (ausgenommen Opfertriebe) und im Herbst/Winter zum Ordnen.
Der Mulch und das dichte Blätterdach unterdrücken Wildkräuter in ausreichendem Maße und in
den Lücken wachsen Erdbeeren, die im Sommer das Unkrautzupfen versüßen und nicht zu stark
konkurrieren.
2013 war ich reif für die Insel. Die Fahrzeit betrug nun über 8 Stunden(Bahn), die Heimat-
besuche beschränkten sich auf Weinachten und einer Woche Urlaub im Sommer. Das ging jetzt
nicht mehr klar. Meine Eltern wollten mich auch einmal ausserhalb des Beetes sehen, die
Nachbarn beschwerten sich über das viele Laub, was auf die Nachbarparzellen fiel.
Die Gestrüppe wuchsen in den Himmel. Mein Vater berichtete von Delegationen des
Bürgermeisters (Dorf), die prüften, was mit ihrem Grund und Boden passierte. Das Schärfste:
Die Vermietung einer Wohnung wäre auf Grund meiner 2 Beete erschwert?
Ich fand das alles ganz schön albern, aber gut, ich musste mir eingestehen, die Kulturpflege ließ
wirklich zu wünschen übrig. Einige Bäume zerwuchsen sich und es entstanden zum Teil
scheußliche Verdickungen und riesige Schnittwunden.
Also pachtete ich mir eine verwahrloste Kleingartenparzelle auf der Insel. Ich umrandete mir
80 m2 Rasenfläche mit Kantensteinen. Im Herbst fielen im neuen Betrieb Unmengen von
gebrauchten Torf an. Davon fuhr ich mir 24 m3 mit dem Traktor in die Anlage und per Schub-
karre aufs Beet und arbeitete allesgleichmässig mit dem Spaten ein.
Im Oktober 2015 war das Beet vorbereitet und ich mietete mir einen Transporter, bestückte
diesen mit 4 Rollcontainern und fuhr Richtung Heimat. Schnell musste ich feststellen, das ich
wohl nicht alles mitbekommen würde. Endlich hatte ich mal einen Grund auszusortieren.
Sowas fällt nicht gerade leicht, zum Glück fand sich jemand, der ein paar Sträucher für den
Garten brauchte. Einige Arten fielen komplett raus:
Kastanien, Sanddorn, Pappeln, Weiden und Cotoneaster horizontalis.
Was ging wurde aber gepackt. Wegschmeissen brachte ich nicht übers Herz, und da es nicht
gerodet wurde, steht es da noch heute. Einige holte ich im Frühjahr 2017 und zeige sie demnächst.
Jetzt bringe ich die Geschichte aber zu Ende:
Kurz nachdem alles fertig war, im Frühjahr 2016, bekam meine "fast schon Frau" einen Job an der Westküste, weshalb ich dort mit hinzog. Und ich hatte schon Angst, ich würde die ganze Zeit wieder an den Bäumen rumtüddeln.
"So steh ich nun, ich armer Thor, und bin so weit, als wie zuvor."
Aber es gibt ja auch Vorteile:
Ich miete eine Terasse und ein kleines Stückchen Garten, wo ich endlich auch Bäume in der
Schalenkultur halten kann. Jetzt sind einige schon fast Bonsai, somit mobil und ich kann mich
auch mal einen AK anschliessen, um mal das drahten zu lernen. Und mal über meinen Tellerrand
zu blicken.
Ihr habt es geschafft, weiter zum Praktischen:
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florianhoessel
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Pinus Sylvestris #1

Beitrag von florianhoessel »

Pinus Sylvestris #1

Ich fange mal mit einer Waldkiefer an. Die Gestaltung geht wohl eher
in Richtung Literat. Gesammelt wurde sie 2005 als nicht mal bleistiftdicker
Sämling auf einem Rollsplitthaufen am Waldesrand.
Der Spitzentrieb war bereits abgestorben und ein Ast übernahm die
Führungsposition.
Die ersten 2 Schwünge entstanden durch einen Blattlausbefall, die Biester
haben also die Gestaltung entschieden an sich gerissen.
Das erste Foto entstand 2011.
2011
2011
Das zweite ist von 2015, kurz nach dem Umzug,
10 Jahren Beetkultur später. Die Reife hat schon etwas zugenommen, im
Vergleich zum Stammdurchmesser. Bei diesem Baum verzichtete ich aber auf
Opfertriebe, da die Gestaltungsrichtung schon recht früh feststand.
Wichtiger war ein einigermaßen-schnittstellenfreier Stammverlauf.
2015
2015
Bild 3 zeigt den Baum 1 Jahr nach der Überführung in die Schalenkultur.
2017
2017
Das 4. ist relativ Aktuell, die Höhe beträgt ab Substratoberfläche ca. 55 cm.
In Zukunft ist geplant den ersten Ast alleine zu stellen, sowie die Krone
aufzubesen, allerdings halte ich mir aktuell noch ein paar Optionen offen.
2018
2018
*updated* Zwei weitere Äste sind gefallen bis Juli 2019. Zu sehen auf Bild 5!
2019
2019
comp_DSCI0163.jpg (169.97 KiB) 2476 mal betrachtet
Nach dem ersten Nadelzupfen gibt's noch ein neues Foto Nr. 6.
Die negative Verjüngung habe ich in den Griff bekommen durch kleine
Verletzungen im unteren Bereich. Im Frühjahr habe ich die Rinde verletzt, und schon
heuer ist ein zufriedenstellendes Ergebnis zu sehen. Dass das so schnell geht,
hätte ich nicht gedacht. Hoffentlich war ich nicht zu gründlich beim
zupfen!
2019 zum 2.
2019 zum 2.
comp_Okt.2019 (1).jpg (131.55 KiB) 2176 mal betrachtet
*updated* Nun ja, 2020 duckte sie sich kurz vor knapp unter des Schnitters Sichel weg,
Nadelzupfen, Lausbefall, alte Freilanderde im Herbst ausgespült,
im Frühjahr waren alle Nadeln braun, wirklich alle!
Kiefernspanner haben das Nadelzupfen übernommen, insgesamt keine guten
Voraussetzungen. Im Frühjahr plane ich, umzutopfen, also auch nix zum Schneiden.
Zu guter Letzt noch vom Tisch gefallen. Ich zeige trotzdem ein aktuelles 'Foto,
das gehört halt dazu, meist lernt man besser durch Schmerz.
Feb. 2021
Feb. 2021
comp_122020.22022021 (21).jpg (192.01 KiB) 804 mal betrachtet
Nach diesem Rückschlag und einem weiteren Umtopfen um Reste alter Freilanderde loszuwerden
und um generell das Substrat durchlässiger zu bekommen hab ich die Kiefer erstmal nur wachsen
lassen, dieses Jahr im Herbst einmal zurückgeschnitten, muss ich die nächsten Jahre das Grün
wieder mehr in Stammnähe bekommen.
Winter 2023
Winter 2023
comp2_122020.20231230_144838 (64).jpg (370.83 KiB) 164 mal betrachtet
Zuletzt geändert von florianhoessel am 01.01.2024, 19:06, insgesamt 7-mal geändert.
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florianhoessel
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Fagus Sylvatica #1

Beitrag von florianhoessel »

Fagus Sylvatica #1

Weiter geht es mit einer Rotbuche. Die Gestaltung ist wohl eher als
klassischer Moyogi einzustufen. Gesammelt wurde sie im Frühjahr 2004.
Schon etwas dicker, mit einem interessanten 1. Ast, stand sie erst einmal bei
einem Kumpel im Garten, da ich noch kein Beet hatte zu jener Zeit und ich mir,
vollkommen zu Recht, eine höhere Anwachsrate erhoffte. Dort stand sie unbeachtet
bis 2007 und wanderte anschließend in mein Kulturland.
Das erste Foto zeigt sie ebenfalls 2011. Zu jener Zeit waren alle Äste an den richtigen
Stellen. Irgendwann entschied ich mich den 2. Ast links abzuschneiden, um
Knubbelbildung vorzubeugen. Das war hierbei ein schwerer Fehler, und ich trauere
den Ast bis heute nach, weil er eine Lücke riss, die ich bis heute nur unbefriedigend
schließen konnte.
2011 Herbst
2011 Herbst
comp_122020.F. s. 1 2011 (1).jpg (327.32 KiB) 833 mal betrachtet
Auf dem 2. Bild von 2015 sieht man ganz gut was ich meine.
2015 Herbst
2015 Herbst
comp_122020.F. s. 1 2015.4 (6).jpg (166.84 KiB) 833 mal betrachtet
Bild 3 zeigt die Vorderseite 2017 nach der Überführung in die Schale im Herbst und
kurz nach dem Blattfall, besser gesagt nach dem Schnitt der trockenen Blätter, da
sieht man den fehlenden Ast noch deutlicher (nicht)!
Bild 3 zur selben Zeit.
2017 Herbst
2017 Herbst
comp_122020.DSCI0014.jpg (148.26 KiB) 833 mal betrachtet
Bild 5 gegen Dezember diesen Jahres 2018
Ob alle Schritte der optimalen Weiterkultur dienen kann ich nicht genau sagen
und hoffe auf die erfahrenen Forumsteilnehmer, gegebenenfalls mit Kommentaren
einzuschreiten.
Ich werde wohl noch ein Jahr auf einen Austrieb an der richtigen Stelle hoffen,
oder gegebenenfalls 2020 eine Bohrablaktion durchführen.
Des weiteren sitzt unter dem „Nebari“ ein zweites, welches ich beim nächsten
Umtopfen abmoosen möchte (etwa auf mittlerer Höhe des Topfes).
Die Baumhöhe ab Substratoberfläche ca. 70 cm beträgt.
Winter 2018
Winter 2018
comp_dez18 (5).jpg (220.14 KiB) 3362 mal betrachtet
*updated* Noch ein Bild vom Sommer 2019 und eins vom vom Winter 2019!
2019 Sommer
2019 Sommer
comp_DSCI0193.jpg (118.61 KiB) 2476 mal betrachtet
2019 Winter
2019 Winter
comp_2019er november (11).jpg (132.43 KiB) 2022 mal betrachtet
2020 hab ich die Bohrablaktion durchgeführt, im Herbst war umtopfen angesagt.
Ende 2020
Ende 2020
comp_122020.202012jaur (19).jpg (178.58 KiB) 833 mal betrachtet
Und nach drei Jahren mal wieder ein Winterbild Ende 2023.
Die Bohrablaktion hat super funktioniert. Ausserdem hab ich ein bisschen zu viel Feinverzweigung
abgeschnitten.
Ende 2023
Ende 2023
comp2_122020.20231230_144838 (36).jpg (369.53 KiB) 214 mal betrachtet
Zuletzt geändert von florianhoessel am 30.12.2023, 21:02, insgesamt 7-mal geändert.
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florianhoessel
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Juniperus Chinensis

Beitrag von florianhoessel »

Einen hau ich heute noch raus: ein Wacholder, vielleicht stimmt der botanische
Name nicht ganz und es ist ein Kriechwacholder, so richtig blicke ich im Nachhinein
da nicht durch, auf jeden Fall mit schuppigen Laub und sich kräuselnden Trieben,
was mir jegliches Drahten erspart. Ist vielleicht ein wenig cheaten.
Gekauft habe ich ihn im 11er Topf als Koniferenmix in einer Baumarktkette im Jahre 2005.
Er wurde damals erst mal in eine Schale gepflanzt, um nach dem Winter in die Beetkultur
überführt zu werden. Das ist natürlich schwachsinnig, aber er hat es mir verziehen.
Das „Nebari“ ist, na ich sag mal gewöhnungsbedürftig, aber durch ein paar geschickt
gesetzte Sharipartien auf jeden Fall ausbaufähig. Dafür sind die Wurzeln aber noch
nicht fett genug, aber seht euch das selbst an.
Das erste Foto zeigt den Baum wie die vorherigen im Jahre 2011.
Ich sag da mal nichts zu.
2011
2011
2015 sieht das ganze schon deutlich besser aus, mit der Einschränkung dass
das obere Drittel viel zu gerade für den Rest ist. Wacholder-untypisch ist der
Stamm bis dato schnittstellenfrei. Lediglich der erste Ast rechts ist als Jin geplant,
doch auch hier lasse ich ihn noch etwas Substanz aufbauen.
2015
2015
Das 3. Foto ist vom Oktober 2017. zu dieser Zeit steht er, wie die Kiefer schon ein Jahr
in der Schale. Auch bei ihm besteht das Substrat lediglich aus Rollsplitt, Lava und Weißtorf
mit etwas gesiebten Orchideensubstrat (Grobes Seramis, Pinienrinde und nochmal Weißtorf).
2017
2017
Das 4. Foto zeigt den Stand im Sommer diesen Jahres (2018). Ich finde es erstaunlich, wie ein
kleiner Shari die Erscheinung doch um etliche Jahre altern lässt. Entrindet habe ich den Ast,
weil er eine bauchige Erscheinung entwickelte. Jedenfalls auf Fotos. Ich hoffe es hilft,
die Schnittstellenfreiheit musste ich opfern. Normalerweise müsste ich die gerade Spitze
noch kürzen, aber hier habe ich immer noch keine endgültige Entscheidung getroffen.
Der Jin des rechten Astes ist in Arbeit.
Sommer 2018
Sommer 2018
Das 5. Foto zeigt noch einmal das Wattwurmkot- ähnliche „Nebari“
Die Baumhöhe ab Substratoberfläche beträgt einstweilig ca. 40 cm.
Wattwurmkot
Wattwurmkot
*updated* Das 6. + 7. Foto stammt vom Sommer 2019!
2019er Sommer
2019er Sommer
comp_DSCI0152.jpg (180.04 KiB) 2476 mal betrachtet
2019er Sommer
2019er Sommer
comp_201907k (38).jpg (163.16 KiB) 2386 mal betrachtet
Foto 8 vom Winter 2020/21
Als Option zur alten Spitze zieh ich noch eine Alternative.
Ich muss Gary bestätigen, bei der Größe wird es schwierig, das Laub vernünftig hinzubekommen.
Er merkt das im Lauf des Fadens noch an.
Winter 2020/21
Winter 2020/21
comp_122020.22022021 (30).jpg (177.25 KiB) 804 mal betrachtet
Zuletzt geändert von florianhoessel am 22.02.2021, 22:01, insgesamt 5-mal geändert.
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hwolf
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Re: Beetgeschichten

Beitrag von hwolf »

Mach bitte immer weiter!
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HeikeV
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Re: Beetgeschichten

Beitrag von HeikeV »

Hallo Florian,

ich habe das Lesen deiner Beiträge eben unheimlich genossen!

Vielen Dank und mach bitte weiter, nicht nur mit den Beiträgen sondern auch mit deinen Bäumen, denn soweit ich das einschätzen kann, bist
du auf dem richtigen Weg. *daumen_new*

Liebe Grüße
Heike
Taten geht das Wort voraus,
Worten die Gedanken.
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florianhoessel
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Taxus Cuspidata

Beitrag von florianhoessel »

Taxus Cuspidata #1

Ersteinmal möchte ich mich recht herzlich für die löblichen Worte bedanken.
Schön, das beide auch noch aus dem Bundesland mit den 2 Küsten kommen.
Die Steilvorlage möchte ich allerdings nutzen um das Lob zurückzuschmettern.
Ich würde sagen ca. 75% meines Wissens habe ich aus diesem Forum.
Besonders möchte ich mich bei Andreas Ludwig und Gary bedanken, weil Beide
mich in meiner Sturm und Drangzeit mit den richtigen Worten bremsen konnten.
Das war schon grosses Kino. Sie haben mir die Augen geöffnet und gelehrt, viel
mehr auf die Pflanzen einzugehen und auf sie zu hören, als sich mit theoretischen
Wissen das Hirn zu zermatern.
Sinngemäß:
“Das klügste deiner Ausführung war, in den Garten zu gehen und nachzusehen!“
DER PERFEKTE Nadelstich, zur richtigen Zeit in die richtige Wunde.
DANKE!
Genau aus dieser Zeit, also 2007 stammt diese Eibe. An der FHErfurt wurden
Schaugräber aufgelöst und neu gestaltet. Ich war damals Praktikant dort, also
wurde ein Spannbeetlagen zweckentfremdet, der Wurzelballen darin eingeschlagen
und ab damit über den Berg ins Beet. Die Erholungsphase dauerte ziemlich lange,
die Schnittwunden waren sehr groß und die meisten Äste starben ab. Bis 2015
passierte nicht viel, unbrauchbare, nach oben strebende Zweige wurden regelmäßig
abgeschnitten. Eibenbesitzer wissen, dass man so immer zwei Schritte vor und
zwei zurück geht. Also Stillstand trotz Energieverbrauch.
So eine Eibe, die Cuspidata im besonderen ist schon sehr eigen, ich würde sagen
für die aufbauende Methode wohl eine der ungeeignetsten Arten und Sorten,
jedenfalls im Beet und nur durch Schnittmaßnahmen.
Den Sharibereich habe ich mit Stemmeisen, Brechstange und Zange
zum Faserziehen gestaltet, nachdem die Eibe fest verwurzelt im Beet
stand.
Das erste Foto also erst 2015, hinten, das zweite von vorn.
2015 Hinten
2015 Hinten
comp2_122020.DaSiCIA0020 (7).jpg (271.06 KiB) 802 mal betrachtet
2015 Vorn
2015 Vorn
comp2_122020.DaSiCIA0020 (5).jpg (212.13 KiB) 802 mal betrachtet
Foto 3 aus dem Herbst 2017, getopft habe ich im Frühjahr des Jahres,
2017
2017
comp2_122020.DSCI0041 (24).jpg (204.22 KiB) 802 mal betrachtet
das 4. vom Sommer 2018, immer noch ohne Draht,
aber wenn sie es langsam mag, na dann passe ich mich doch gerne an.
Die Höhe ab Substrat, Opfertrieb ausgenommen, beträgt 30 cm
Fazit; der Grundaufbau stimmt einigermaßen, alles andere ist katastrophales Chaos.
Der perfekte Baum für den Arbeitskreis und um sich im drahten und der kurzfristigen
Geduld zu üben.
Sommer 2018
Sommer 2018
comp2_122020.juli 2018 (110).jpg (189.2 KiB) 802 mal betrachtet
Ich hab mal noch ein Foto vom Sept. 2018 mit angehängt.
Winterfein 2018
Winterfein 2018
comp2_122020.Sept. 2018 (8).jpg (194.77 KiB) 802 mal betrachtet
*updated* Foto 6 Stammt aus dem Sommer 2019! Drahten war dies Jahr noch angesagt,
und das Ergebnis ist durch Foto 7 dokumentiert.
Herbst 2019
Herbst 2019
comp_092019zwei- (16).jpg (140.96 KiB) 2257 mal betrachtet
Was passierte 2020:
Man sieht ja schon, dass der erste Ast links und rechts auf gleicher Höhe ansetzen,
das passt irgendwie nicht so richtig. Der Linke ist auch viel zu dick.
Allerdings ernährt er auch die äußerste Saftbahn, auf beiden Seiten, deshalb hab
ich nicht geschnitten. Die Entscheidung hat der Baum jetzt für mich getroffen.
Er war generell recht schwach, und ich schätze, ich muss 2021 mal nach den Wurzeln sehen.
Die Saftbahn ist auch tot, doof, es wäre schöner gewesen, die Saftbahnen hätten den Shari
eingerahmt.
Winter 2020/21
Winter 2020/21
comp_122020.22022021 (60).jpg (153.18 KiB) 802 mal betrachtet
Zuletzt geändert von florianhoessel am 24.02.2021, 20:50, insgesamt 3-mal geändert.
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Betula Pendula #2

Beitrag von florianhoessel »

Betula Pendula #2

So langsam fallen auch bei meinen Bäumen die Blätter. Als Erstes ist diese Birke
kahl. Eine der ältesten, die ich von Anfang an begleite. Von drei Versuchen
die Bessere. Aufgelaufen anno 2003 wanderte sie 2005 ins Beet.
Der Stamm fing extrem früh an, weiß zu werden. Er war schon sehr früh
mit weißer Rinde zu bestaunen.
Das Nebari ist wie bei Allen aus der Beetkultur ausbaufähig.Sehr grobschlachtig.
Da fällt mir irgendwie kein anderes Wort ein, passt aber wie der Ar... auf
Auge, oder so.
Das erste Foto zeigt den Baum im Jahre 2013. Viele Äste stehen zur Auswahl.
Das war immer mein Hauptziel, viele Möglichkeiten zu haben, doch man sollte
hierbei aufpassen, das sie nie zu dick werden. Vor allem bei der Birke, die sich
nicht so einfach damit tut, Schnittstellen abzuschotten oder zu überwallen.
Bei Birke #1 fing eine zu große Wunde Fäulnis, und vergammelt jetzt den
Stamm im Inneren.
Frühjahr 2013
Frühjahr 2013
comp_B.p. 02 2013 (1).jpg (226.71 KiB) 4243 mal betrachtet
Das 2. Foto ist vom Umzug im Herbst 2015. Wie man sieht, sind keine neuen Äste
hinzugekommen, eher habe ich ausgedünnt. Ich habe es bisher versäumt, auf die
Verjüngung der Aststruktur zu achten bzw. sie zu fördern.
Herbst 2015
Herbst 2015
comp_B.p. 02 2015 (1).jpg (235.04 KiB) 4243 mal betrachtet
Das 3. Foto zeigt den Stand im Sommer, Foto 4 diesen Herbst diesen Jahres (2018).
Die Äste müssen alle noch kompakter werden. Irgendwie trau ich mich aber nicht,
alles auf Null zu schneiden, da bin ich mit der Gammelstammbirke gebrandmarkt.
Hier im Forum wird ja auch oft über abgestoßene Äst berichtet. Da hab ich echt Schiss vor!
Deshalb wird sie behandelt, als wär´s ne Kiefer! Soll heißen, Äste werden nur auf bestehende,
etablierte Zweige zurückgeschnitten. Vielleicht der halbe Schritt in die richtige Richtung?
Im ersten Schalenjahr zwinge ich mich auch, die Schere ruhen zu lassen.
Einmal hab ich zurückgeschnitten.
Was noch auffällt ist der Einpflanzwinkel, der auf jeden Fall in der Schale nicht stimmt,
irgendwie sieht alles doof aus, aber beim ersten Einpflanzen in die Schale ist mir das
erstmal egal, viel wichtiger ist es mir, das der Wechsel aus Freilanderde in Substrat und
Schale möglichst schonend abläuft. Ich lasse die Wurzeln meist so lang wie möglich,
so dass sie an der Schalenwand verkanten, wenn ich den Wurzelballen andrahte.
Voll auf Nummer sicher:
Schließlich stecken da ja ein paar Stunden voller Wildkrautzupfen, Astselektieren,
Gießkannenschleppen und Umpflanzen, Grundstückspflege
und Reisekilometer, Ärger und Spott drin.
Viele Baustellen hab ich da, es wird wohl mit ihr nicht so schnell langweilig.
Sommer 2018
Sommer 2018
comp_juli 2018 (59).jpg (229.23 KiB) 4243 mal betrachtet
Herbst 2018
Herbst 2018
comp_112018 (2).jpg (237.92 KiB) 4243 mal betrachtet
*updated* Foto 5 vom April 2019, das 6. aus dem Sommer.
April 2019
April 2019
comp_DSCI0126.jpg (212.15 KiB) 2684 mal betrachtet
Juli 2019
Juli 2019
comp_201907k (64).jpg (143.12 KiB) 2386 mal betrachtet
*updated* Und das 7. vom Dez. 2019
Dez. 2019
Dez. 2019
comp_2019dez (56).jpg (164.18 KiB) 1936 mal betrachtet
*updated* Im Herbst 2020 wurde Umgetopft. Mit neuen Einpflanzwinkel
gewinnt die Gesamtansicht. Drei Äste müssen im Sommer noch entfernt werden:
Der jetzige Rückseitenast, der aus der Wunde an der Front entspringende sowie einer
aus der Krone, wobei der an der Wunde sehr Kritisch ist.
Eigentlich sollte er die Wundheilung beschleunigen, aber der Kalluswuchs blieb leider aus.
Verschlimmbessert nennt man sowas glaub ich.
Allerdings könnte die Rückseite eine Option werden.
Kommt Zeit, kommt Bonsai, oder wie man hier so schön sagt.
Ende 2020
Ende 2020
comp_122020.202012jaur (20).jpg (218.57 KiB) 833 mal betrachtet
2023 im Dezember. Beim Winterschnitt hab ich mich irgendwie in Rage geschnitten, Aus einem geplanten
Spitzenschnitt ist fast ein Gestaltungsschnitt geworden. Ich versuchte soetwas eigentlich zu vermeiden außerhalb der
Vegetationsperiode. Ab ist weg, und im Frühjahr ist die Zeit ein seltenes Gut.
Ende 2023
Ende 2023
comp2_122020.20231229_140211 (16).jpg (387.12 KiB) 217 mal betrachtet
Zuletzt geändert von florianhoessel am 29.12.2023, 20:34, insgesamt 6-mal geändert.
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florianhoessel
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Carpinus Betulus #1

Beitrag von florianhoessel »

Carpinus Betulus #1

Jetzt komme ich zu einer Sämlings-Hainbuche aus dem Jahre 2007.
Erste Fotos gibt es erst fast 10 Jahre später. Vorher hätte es sich auch nicht gelohnt,
welche zu machen. Also das erste beim Umzug ins Freiland auf der Insel.
Von Anfang an ließ ich sie sehr lang auswachsen, man sieht die erste Kappstelle
im letzten Drittel des Stammes. Hier sollte man sich, vor allem in der Stamm-
entwicklung mehr Zeit lassen, die Höhe gewinnt man schnell, und man sollte sich
vor allem keine Gedanken um Wundverschluss machen, speziell bei Hainbuchen nicht.
So lange der Stammumfang breiter geplant ist. Ist diese Phase abgeschlossen, dauert
alles etwas länger. Oben habe ich 2015 im Frühjahr vorm Umzug den Stamm
gekappt und einen fetten Ast auf der gegenüberliegenden Seite entfernt. Genau da-
zwischen entspringt die neue Spitze. Auf dem lezten Foto sieht man, was dabei
rausgekommen ist. Diese Verdickung muss eleminiert werden, zum Kappen ist
mir der Stamm schon zu dick, ausserdem gibt von dieser Aussaatfraktion ein,
zwei Duzend Buchen, die alle eher weniger Verjüngung aufweisen, oder wiesen,
einige hab ich schon mehr oder weniger radikal gekappt.
Also sollte diese hier im Idealfall eben durch eine fliessende Aststruktur wirken.
Deshalb durften die meisten Äste, vor allem die unteren ungehemmt wachsen.
Drei Jahre lang. Ich „entgeize“ solche Triebe häufiger im Jahr, hauptsächlich um
den Schattenwurf auf Nachbarn und die eigenen schwächeren Bereiche zu minimieren.
Solch Triebe wachsen bis zu 2,5 m -3 m in die Höhe und werden bei mir an Tonkinstäbe
gebunden. Besonderes Merkmale dieser Buche sind sehr lange Internodien und ein
dadurch herabhängender Wuchs der Zweige.
Herbst 2015
Herbst 2015
comp_C.b. 01 2015.4 (3).jpg (233.13 KiB) 4166 mal betrachtet
Ab diesen Herbst 2018 steht sie nun im Trainingstopf.
Foto 2 zeigt die vorraussichtliche Vorderseite,
Herbst 2018 vorne??
Herbst 2018 vorne??
comp_DSCI0174.jpg (224.05 KiB) 4166 mal betrachtet
Foto 3 wie oben erwähnt eine Ansicht der größten Fehlers.
Fehler!! 2018
Fehler!! 2018
comp_DSCI0179.jpg (226.49 KiB) 4166 mal betrachtet

*updated* vom Dez. 2019. Hinten wird wohl vorne werden?!?
Dez. 2019
Dez. 2019
comp_2019dez (5).jpg (120.35 KiB) 1936 mal betrachtet
Und das jährliche Update vom Winter 2020/21.
Nachdem ich mir dies Jahr eine Konkavzange gönnte, die groß genug für das Vorhaben war,
hab ich den Knubbel rausgeschnitten. Weitere Äste sind ebenfalls gefallen.
Beim Wachstum ist auch noch viel Luft nach oben.
Seht selbst:
Winter 2020/21
Winter 2020/21
comp_122020.22022021 (7).jpg (133.09 KiB) 802 mal betrachtet
Nach drei Jahren sieht sie so aus
Winter 2021/24
Winter 2021/24
comp2_122020.20231225_160056 (15).jpg (363.75 KiB) 233 mal betrachtet
Zuletzt geändert von florianhoessel am 26.12.2023, 21:19, insgesamt 3-mal geändert.
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florianhoessel
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Crataegus Monogyna #1

Beitrag von florianhoessel »

Crataegus monogyna #1

Heute zeige ich den besten Weißdorn, für mich der wertvollste
Baum meiner Sammlung. Der einzige, der das Wort Yamadori verdient hat.
Gewachsen war er auf dem Wurzelballen eines gerodeten Baums.
Der Stumpf war wohl öfters in Bewegung!
Das verlieh dem Stamm auch einiges an Bewegung.
Das 1. Foto zeigt den Weißdorn im Frühjahr 2011.
Ich wusste damals noch nicht, wie es weitergehen soll.
Frühjahr 2011
Frühjahr 2011
comp_C. m. 2011 (5).jpg (235.86 KiB) 4104 mal betrachtet
Wenn einem gar nichts einfällt, wird’s halt ein Windgepeitschter.
Das Nebari schreit förmlich nach einer solchen oder einer kaskadischen Gestaltung.
Und wenn er schon im Windland steht... , ab spätestens 2015 wird in diese Richtung gepflegt,
siehe Foto 2.
Herbst 2015
Herbst 2015
comp_C. m. 2015.4 (10).jpg (238.19 KiB) 4104 mal betrachtet
Das dritte ist vom Frühjahr 2018, geerntet hatte ich Sie letzten Herbst 2017 das
Foto 4 ist in diesen Herbst 2018 entstanden.
Für mich sind hierbei noch einige Fragen offen, vielleicht könnt ihr mir dabei ja helfen:
Der Wind kommt von rechts, der Baum bewegt sich nach links. Die Verzweigung
mit Linksdrang muss weiter ausgebaut werden. Der Schwerpunkt des Grüns
liegt weit links neben dem Wurzelansatz, der Hauptteil der Wurzeln liegt rechts
im Topf. Mit der Zeit lässt sich das bestimmt verlagern. Aber der Eindruck, er
würde bald aus der Schale plumpsen, wird sich immer weiter steigern. Wie bekomme
ich es hin, Balance in die Gestaltung zu kriegen?
Der erste Ast (rechts) wächst deshalb gegen die Windrichtung, zerstört aber damit
den Gesamteindruck. Die Austriebe unten rechts wären auch eine Möglichkeit,
wenn sie den Widerspruch zwischen Lichtsucht und Windflucht überzeugend
darstellen würden und Raum nach rechts gewinnen.
Mit der richtigen Schale ließe sich weiter Raum gewinnen. Wolfkraus hat
glaub ich mal eine sandfarbene mit dreieckiger Front gezeigt, die wäre mein
Favorit bis jetzt.
Über Lösungsansätze wäre ich dankbar.
Herbst 2017
Herbst 2017
comp_DSCI0015.jpg (227.07 KiB) 4104 mal betrachtet
Herbst 2018
Herbst 2018
comp_DSCI0191.jpg (208.27 KiB) 4104 mal betrachtet
*updated*
Foto 5 ist vom April 2019.
April 2019
April 2019
comp_07042019 (14).jpg (227.64 KiB) 2684 mal betrachtet
Das 6. Foto aus dem Sommer 2019, das 7. vom Winter 2019/2020.
Sommer 2019
Sommer 2019
comp_201907k (76).jpg (153.89 KiB) 2386 mal betrachtet
Winter 2019/2020
Winter 2019/2020
comp_winter2019-2020 (29).jpg (127.29 KiB) 1890 mal betrachtet
2020 war für den Weißdorn alles im grünen Bereich.
Die Gestaltung soll noch weiter in Windrichtung wachsen, Links füllt der unterste
Ast einen Bereich, der meiner Meinung nach wichtig ist für die Balance, allerdings
zerstört er durch seine Linie den "flow", langfristig soll dieser durch den Wurzelaustrieb
eingenommen werden?!.
Winter 2020/21
Winter 2020/21
comp_122020.22022021 (19).jpg (153.61 KiB) 802 mal betrachtet
Zuletzt geändert von florianhoessel am 24.02.2021, 21:06, insgesamt 6-mal geändert.
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Gary
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Re: Beetgeschichten

Beitrag von Gary »

Hallo Florian,

Deine Beetgeschichten verfolge ich mit Interesse hier und mit Blick auf die Klicks scheinbar auch andere selbst wenn die Resonanz bisher eher verhalten ist. Dir prognostiziere ich jedenfalls auf einem guten Weg zu sein. Persönlicher Kontakt und Austausch mit Gleichgesinnten könnte Dir wohl bei der weiteren Entwicklung am ehesten behilflich sein.

Wenn ich schon scheibe. dann auch ein paar meiner Eindrücke die ich beim Durchscrollen so empfand.

Fagus Sylvatica #1
Ein schöner Baum. Sicherlich etwas eigenwillig mit dem starken ersten Ast aber sehr charaktervoll und einprägsam. Vom letzten Foto ausgehen würde ich ihn vielleicht sogar noch 3 -5° mehr nach links neigen wollen. Den ersten Ast reduzieren, vor allem was stark nach unten geht, und eine insgesamt voluminösere, rundere Krone aufbauen. Bei 70 cm Höhe wäre mir der Stamm noch etwas zu dünn und die Gesamterscheinung einfach zu spitzkegelig.

Juniperus Chinensis #1
Persönlich vermute ich hier eher einen Juniperus horizontalis ꞌWiltoniiꞌ. Die Besten dieser Art habe ich in USA im Garten von Nick Lenz gesehen. Ist ein schöner Wacholder der noch etwas größer werden sollte um besser mit seinem Laubtyp umgehen zu können, denn der wird nie Polster wie ein Chinensis ausbilden.

Betula Pendula #2 und Carpinus Betulus #1
Zwei Laubbäume auf einem guten Weg, doch gerade hier fällt mir auf, dass Du etwas mehr Sorgfalt auf die Ausbildung der Schnittstellen legen könntest. Dies ist ein grundsätzliches Problem bei Feldaufzucht und dort ausgeführten Schnitten. Zwar verwächst sich viel durch den starken Zuwachs, die Spuren bleiben jedoch oft gut sichtbar. Aufgrund des besseren Handlings im Topf sollte dies nun auch anders handhabbar sein.
Die Hainbuche ist auf ihre Art recht „speziell“. Wenig Verjüngung, sehr tief ansetzende Äste und eine ausgeprägte „Trauerform“. Mir fehlt die Phantasie derzeit zu erkennen was Du beabsichtigst.

Crataegus monogyna #1
Ein qualitativ guter Weißdorn-Yamadori. Einzig, ich spüre bei seinem Anblick keinen Wind. Jetzt nicht und mit Laub wohl noch viel weniger.
Selbst die zurückgeschnittenen Äste empfinde ich für diesen Stamm als zu lang und zu viele. Die Etagen müssten wohl kleiner und kompakter werden. Der erste Ast links ist derzeit etwa auf halber Baumhöhe, scheint nach vorne zu entspringen und ist wohl gut halb so dick wie der Stamm. Dies ergibt ein optisches Gewicht nach links. Zusätzlich scheint sich die Spitze an einer Stelle in vier Triebe zu zerteilen wobei der stärkste nach links hinten geht und den Baum dadurch optisch nach hinten kippen lässt.

Ich hoffe Du empfindest diese Resonanz als nicht zu harsch sondern erhältst durch sie einen erweiterten Blick auf Deine Bäume.

Ich wünsche Dir jedenfalls weiterhin viel Freude und Erfolg mit Deinen Bäumen.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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René Niwaki
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Re: Beetgeschichten

Beitrag von René Niwaki »

Hey Florian,

ich habe ähnlich angefangen, wie du und finde mich daher in deinem Text extrem gut wieder :-D

Aber eine Frage hätte ich noch:
Verstehe ich das richtig, du bist nun Gärtner?
Wenn ja, arbeitest du in einem großen, oder einem kleinen Betrieb? Welche Fachrichtung hast du?

Ich z.B. habe damals auch eine Ausbildung zum Gärtner gemacht, Fachrichtung Baumschule.
Im Anschluss habe ich noch hier und da weiter gearbeitet und bin daraufhin zum studieren nach Freising (bei München) und später nach Hamburg gezogen, ehe ich wieder in NRW gelandet bin.
An Bonsai war zu dieser Zeit auch nicht zu denken, ich habe mir jedoch auch ein kleines Gartenstück angemietet, in dem ich meine Feldversuche getätigt habe.
Daher kenne ich die Problematik nur zu gut, dass man Probleme bekommen kann, wenn man nur ein paar mal im Jahr zu seinen Bäumchen kommt, um diese von Unkraut zu befreien, zu pflegen etc.

Jedenfalls habe ich mich gefreut, deinen Bericht zu lesen und bin gespannt, was noch so von dir kommt *daumen_new*
Gruß, René :-D

https://www.instagram.com/alphabonsai

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Gary
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Re: Beetgeschichten

Beitrag von Gary »

Hallo Florian,
weil ich gerade zufällig Fotos von meinem Besuch im Garten von Nick Lenz gefunden habe anbei mal ein paar der besprochenen Wacholder.

Lenz_Wacholder.jpg
Lenz_Wacholder.jpg (439.07 KiB) 3935 mal betrachtet
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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florianhoessel
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Re: Beetgeschichten

Beitrag von florianhoessel »

Herzlichen Dank an alle Antwortenden und tapfer Lesenden für Ihre Zeit und das Sie sie
für dieses Thema opfern.
Ich will mal nicht so lang auf eine Antwort warten lassen,
und fange mit der Frage von René an:
Nach einer langen Selbstfindungsphase fing ich meine Lehre
in Mecklenburg an, für dortige Verhältnisse ein großer Zierpflanzenbetrieb,
1,25 ha unter Folie, in NRW lacht man darüber wahrscheinlich, dann
Erhaltungszucht Kartoffeln,
jetzt 7500 m² bunte GWH-Bau-Mischung, Zierpflanzen, Gemüse und fast alle andere Sparten,
Direktvermarktung, Wochenmärkte, Familienbetrieb, breit gefächert...
Das größte Problem sind ganz klar die Arbeitsspitzen, die mit Bonsai kollidieren.
Aber das wissen Sie ja selbst! ...bald ist Winterschlaf!
Gary:
Erst mal recht herzlichen Dank für die Fotos und die Mühe, konkret etwas über
die Bäume zu schreiben.
Sie brauchen keine Angst zu haben mit Ihrer Kritik, dafür mache ich mir ja die Arbeit,
die Pflanzen hier einzustellen.
Außerdem ist alles was Sie schreiben vollkommen berechtigt, und ich sehe das ähnlich.
Die Beeterziehung hat ihre Stärken und Schwächen, der geringe Pflegeaufwand
und der starke Zuwachs sind sowohl das eine, als auch das andere.
Als Fazit möchte ich später alles einmal aus meiner Sicht erörtern.
Aber dafür benötige ich Zeit, weil alles einigermaßen durchdacht sein will, und ich das
Wollknäuel in meinen Kopf erst zerschneiden und neu Stricken muss, um einen
Zugang für andere Hirne zu ermöglichen, vieles geht Intuitiv, ich habe hier mal vom
"BONSAITUNNEL" gelesen.
Alle Pflanzen, die ich hier vorstelle, sind relativ frisch geerntet.
Sie erheben noch keinen Anspruch, Bonsai zu sein, lassen sich vielleicht ganz bescheiden
Rohlinge nennen.
Mit 20 war es mein Plan, mir zum 30. Geburtstag Rohmaterial zu schenken, was mit etwas
Verspätung ganz gut geklappt hat. Jetzt ist es mein Plan, mit 50 oder 60 annähernd vernünftige
Bonsai in meinen Besitz zu haben. Ich rechne mit über 10 Jahren der Kultur in
Trainingsschalen. Ich hab´s nicht eilig.
Momentan liegt die oberste Priorität in der Erholung und der Ausbildung eines
„Schütte in Schale“-konformen Wurzelsystems. Deshalb schneide ich Oberirdisch sehr
Verhalten. Trotzdem ist es wichtig einen Plan zu haben.
Beim Wacholder bin ich nach kurzer Recherche nun auch sicher das es ein horizontalis ist,
leider ist das Dickenwachstum doch recht gering. Will ich den ersten Ast nicht aufgeben,
wird es schwer, diesen größer zu planen, aber da sind noch ein paar Klone
im Beet, die werde ich nun größer planen. Die Bonsai von Herrn Lenz sind wohl alles
Yamadori, oben links vll. nicht? Was ich von ihm kenne finde ich zum Teil sehr
innovativ und generell nacheifernswert.
Die Rotbuche wird noch ein paar Jährchen so spitzkegelig bleiben, um die Verjüngung
aufrecht zu halten, mal sehen wie lang ich um ein Absetzen herum komme.
Obwohl, je länger ich warte desto schwieriger wird’s. Später will ich die Spitze breit aufbesen
mit durchgehenden Leittrieb.
Die Birke braucht eine Verjüngung der Aststruktur, bei der Hainbuche gibt es einen Plan,
aber sie wurde erst vor kurzem geerntet und erhält ihren nächsten Schnitt erst
frühestens zur Sommersonnenwende 2019. Bis dahin ist jedes Blättchen begehrt.
Ein Winterschnitt ist bei allen noch nicht erfolgt, allenfalls ein Fotoschnitt.
Ich werde Ihre Hinweise beherzigen, und dank dieses Forums öfters in Erinnerung
rufen können!
Natürlich möchte ich dieses Thema weiter Pflegen genauso wie meine Pflanzen,
man darf also gespannt sein, wie es weiter geht, und ich werde berichten,
so der Plan.
Noch einmal herzlichen dank für das Feedback!!!

MfG Florian

P.S. Im Winter möchte ich so nach und nach noch ca. 10 weitere Rohlinge hier vorstellen.
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