Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Erfahrungsaustauscht und Dokumentation von Sämerein und Stecklingsanzucht von Gehölzen auf dem Weg zur Bonsai tauglichen Rohpflanze.
kennykun
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Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von kennykun »

Hallo!

Ich habe mir zwei junge Acer Palmatum gekauft bei Enger. Sehen aus als ginge es ihnen gut.
Ich frage mich nur wann ein Umtopfen sinnvoll wäre. Ich weiß ja nun nicht ob die dort schon seit dem letzten Jahr in diesen Topf sind oder erst dieses Jahr darein gesetzt wurden.

Ist ein TPK 1 Liter überhaupt etwas sinnvolles bei Jungpflanzen? Oder eher in einen normalen Topf? Welche Größe so ca. würdet ihr nehmen?

Ab welchem Alter ist es sinnvoll auf mineralisches Substrat umzusteigen oder zumindest den organischen Anteil zu reduzieren?

Vielen Dank und liebe Grüße,
Kenny
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Eichhörnchen
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Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von Eichhörnchen »

Hallo Kenny,
ich würde sie mal vorsichtig herausziehen, dann siehst du wie stark der Topf durchwurzelt ist.
Als nächstes Gefäß würde ich eine Tokoname Trainingsschale nehmen.
Die bekommst du zum Beispiel in Enger. Die Schalen bieten ein gutes Tiefe/Breite Verhältnis. Nimm sie aber nicht zu groß.

Zum Substrat: Das Terra Sai Pre von dort finde ich für solch junge Pflanzen toll. Es ist schon recht durchlässig aber speichert auch noch gut die Feuchtigkeit.
Bin mir nicht ganz sicher ob es gut ist ihn jetzt noch umzutopfen, aber wenn Du nicht viele Wurzeln weg nimmst könnte es gehen. Aber dann erst mal pralle Sonne meiden.

Gruß Frank
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bonsaiheiner
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von bonsaiheiner »

Hallo Kenny,
Wenn Ahorne später mal einen gewissen Entwicklungsstand erreicht haben, dann stehen sie meistens in relativ flachen Schalen. Schau Dir Beispiele von entwickelten Fächerahornen hier an, das Forum ist voll davon. Das kannst Du aber nicht so auf die Schnelle durchsetzen. Der Baum braucht Zeit, um ein Gerüst zu entwickeln und Du brauchst auch Zeit, um ein "Zwiegespräch" mit dem Baum aufzunehmen, will sagen, Du musst Erfahrungen sammeln, welche Ansprüche der Baum hat, um zu gedeihen.
Wenn mir das Bäumchen gehören würde, dann würde ich jetzt folgendes machen:
Nachschauen, ob die Pflanze an ihrem Stämmchen abgehende Wurzeln hat, die auf nahezu gleicher Ebene entspringen. Ein einsames weiter oben abgehendes Würzelchen würde ich abschneiden, ebenso weiter unten, vorausgesetzt es gibt dieses idealerweise angenommene Verteilungsmuster und dann das Ganze in einen etwas flacheren, aber weiteren Trainingstopf umsetzen, also ohne das Substrat (die Erde, in dem das Bäumchen jetzt steht) auseinanderfallen zu lassen. Umsetzen geht immer, umpflanzen mit umfangreichen Maßnahmen an den Wurzeln sollten jetzt unterbleiben. Dafür hat der Baum zu weit ausgetrieben.
Falls Dir das widersprüchlich vorkommt und Du Dir das nicht zutraust, dann nur in einen etwas weiteren Topf setzen mit der jetzt vorhandenen Erde dran und mit einem
Gemisch aus Akadama 80% und Bims 20% auffüllen.
Falls ein Arbeitskreis in Deiner Nähe ist, würde ich mich dort schlau machen. Da sind immer ein paar Leute, die in solchen Sachen Erfahrungen haben.
Gutes Gelingen,
Heiner
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Max L
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von Max L »

Heiners Ausführungen ist nichts mehr hinzuzufügen.

Liebe Grüße u gutes Gelingen, Max

P.S.: der „Atropurpureum“ wächst, zumindest nach meiner Erfahrung, sehr langsam.
kennykun
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von kennykun »

Danke für die hilfreichen Antworten!

Ich denke ich verstehe das alles soweit. Umsetzen in eine Trainingsschale mit nicht-invasivem Wurzelschnitt. Mit Substrat (selbstgemischtes Blähton-Lava-Torf) auffüllen, dann Pflegen.
Trainingschalen habe ich auch gekauft, ein Paar von den runden und ein Paar von den eckigen Schalen.

Ich würde hiervon nach Gefühl die größere nehmen, ist das richtig?

LG Kenny
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bonsaiheiner
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von bonsaiheiner »

Hier ist die Weite wichtiger, die Höhe kannst Du ja mit der Substrateinfüllmenge leicht beinflussen. Bei Pflanzen im Aufbau stört ein Gießrand nicht. Bei fortgeschrittener Entwicklung und hochwertiger Schale ist das verpönt.
Aber sag mal: Warum hast Du Dir einen Atropurpureum zugelegt? Das ist ein Baum für den Garten, der grüne Fächerahorn ist im Verzweigungsverhalten viel eleganter, gibt einem später mehr zurück.
Warum sage ich das?
Weil ich eine 20-jährige Erfahrung mit A. p. atropurpureum in Schalenkultur habe. Der Baum treibt im Frühjahr zu machtvoll aus, der Austrieb längt sich schon, wenn er noch in der Knospe steckt, bildet dadurch lange Internodien und macht es ungleich schwieriger, ein harmonisches Verzweigungsbild zu erhalten.
An die ersten Pflanzen, die man sich in seiner Bonsaikarriere zulegt und die man lebendig halten kann, hängt das Herz. Die Ansprüche steigen aber, deswegen ist es besser, sich sehr gut zu überlegen, womit man sich jahrelang beschäftigen möchte.
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kennykun
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von kennykun »

Hallo Heiner,

wenn die Weite entscheidend ist, welche der beiden Schalen ist deiner Meinung nach angemessener? Die Größere oder? Höhe dann mit Substrat anpassen.

Zum zweiten Teil: Da steckt tatsächlich keine lange Überlegung drin. Ich fand Ahorne schon immer schön und als ich dann die roten japanischen Fächerahorne sah wollte ich auch gerne einen solchen. Aber auch die normalen grünen finde ich gut. Es gibt so viele Varietäten aus denen man wählen kann, ich bin da einfach nach subjektivem Schönheitsempfinden gegangen.
Es ist aber auf jeden Fall eine nützliche Information das diese Züchtung eher schwierige Wuchseigenschaften mitbringt.
Mir ist auch bereits aufgefallen, dass man hauptsächlich den normalen grünen, Deshojo, Kotohime und weitere sieht, aber so gut wie nie Atropurpureum. Naja, bei meinen weiteren Einkäufen behalte ich auf jeden Fall im Kopf, vorher Eignung zu Bonsai besser zu prüfen. Sowas weiß man als Laie alles ja nicht.

LG Kenny
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baeumchen
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von baeumchen »

@ heinrich ...

danke für die direkten worte!
das sagt einem kein mensch, steht auch in keinem pflanzenportrait (oder hab ichs nicht kapiert?)
sind eigentlich nur die atropurpureum so extrem, oder auch andere sorten?

und genau aus dem grund saß ich gestern drei stunden vor den beiden palmatum und hab pinziert,
der dritte steht etwas schattiger, der kommt in ein oder zwei wochen dran ....
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

Nichi nichi kore kōjitsu
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Chri
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von Chri »

Also ich kenne jetzt nicht deine Platzverhältnisse, aber wenn du einen Garten hast kannst du ihn entweder in den Boden setzen für Dickenwachstum oder einen großen Topf nehmen, für Dickenwachstum.

Letztes Jahr gingen genau so kleine Dreispitzer in ne 40 Liter Plastikkiste, durch eine Plexiglasscheibe gebohrt zur Selbstabmoosung für ein Wurzelfusionsexperiment (was ne fummelei) und die sind von 20 cm auf über 2 Meter und einen guten Zentimeter Stammzuwachs, also von kleinen Popelbehältern halte ich gar nichts um Jungpflanzen zu ziehen und sonst mit nem Schwarzen Blumenkübel beginnen (7-10Liter) in Supermärkten schmeissen sie diese weg wo Schnittblumen drinstehen die gehen sehr gut und nehmen wenig Platz.
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph
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Thorsten1504
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von Thorsten1504 »

ja der Atropurpureum ist nicht leicht.
Doktor auch schon seit 4 Jahren an einem rum und versuche erfolglos die langen Internodien in den Griff zu bekommen.
Denke das ich den auch bald in den Garten setzen werde.
In der Schale gibts dann nur noch grüne oder Deshojo...
itchy67x
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von itchy67x »

Der Atropurpureum wird im Buch "Bonsai - Vom Grundkurs zum Meister" explizit empfohlen.



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bonsaiheiner
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von bonsaiheiner »

Hallo,

um klarer darzustellen was ich meine, habe ich mal ein paar Fotos von meinem Kindergarten gemacht.
Alle Pflanzen sind ungefähr im gleichen Alter, alle im Winter unter vergleichbaren Bedingungen gehalten.
Seyriu Austrieb 2.4.19.jpg
Seyriu Austrieb 2.4.19.jpg (203.19 KiB) 4018 mal betrachtet
1. Foto, Acer palmatum Seyriu, diese Pflanze wurde in einem Gartencenter als Ahorn "Esmerald lace" beworben:
Austriebsverhalten vom Atropurpureum-Typ: längt sich schon in der Knospe, bildet lange Internodien.
Als Folge sind später massive Eingriffe nötig, die auch ungeliebte Schnittstellen mit Verdickungen und Narben nach sich ziehen. Zur Ehrenrettung des Atropurpurem sei angefügt, dass sich auch schlafende Knospen an der Basis der Hüllblätter gebildet werden. Das sind die Blätter, die die Knospen umhüllen und zeitig abfallen. Man kann damit rechnen dass bei notwendigem massivem Rückschnitt der BAum hier erneut austreibt, aber meistens stehen die Knospen in ungünstiger Richtung und knubbelige Verdickungen sind hier zwangsläufig die Folge.
Fächerahorn Steckling Austrieb 2.4.19.jpg
Fächerahorn Steckling Austrieb 2.4.19.jpg (219.09 KiB) 4018 mal betrachtet
2. Foto, Acer palmatum, grüner Fächerahorn, Steckling von meinem Ahorn, der hier schon als "Übungsahorn aus dem Bonsaizentrum" gezeigt wurde.
typisches Austriebsverhalten, einige zu lange Internodien, aber überschaubar.
tennyo no hoshi Austrieb 2.4.19.jpg
tennyo no hoshi Austrieb 2.4.19.jpg (259.35 KiB) 4018 mal betrachtet
3. Fotio, Acer palmatum "tennyo no hoshi", Ahorn aus der Yatsubusa-Gruppe, gehört nicht mehr zum "Kindergarten", i.e. Zwergahorn, mit massigen, dichtstehenden Knospen vor dem Austrieb und kompaktem Wurzelballen, weil er schon 3 Jahrzehnte bei mir in der Schale steht. Überwiegend auch kompakter Austrieb mit engen Internodien. Dieser Ahorntyp fällt an einigen Partien zurück auf Blätter wie beim grünen Fächerahorn. Die entferne ich frühzeitig komplett. Dennoch bricht diese Unart immer wieder hervor.

Der geneigte Leser dieser Zeilen kann sich selber ein Bild machen. Der Seyriu wird am schwierigsten zu bändigen sein. Es gehört Erfahrung dazu, um ihm ein bonsaigefälliges
Aussehen anzuerziehen. Vergleichbar mit ihm sind auch einige hiesige Ahorne: Spitzahorn, Bergahorn, der Feldahorn ist gutmütiger, der Felsenahorn ist wiederum wohl schwieriger. Den pflege ich aber nicht. Allerdings will ich nicht den Eindruck erwecken, dass die Zwergahorne das Maß aller Dinge seien. Die haben auch ihre Eigenheiten.
Das Stichwort "Wurzelballen" ist gefallen. Mit dessen Entwicklung und der Zunahme der Knospen wird das Atropupureum-Verhalten sicher auch abgemildert.

Kenny, meine Wahl für den Trainingstopf: Den weiteren nehmen und die ideale Stelle im Hinblick auf Wurzelverteilung 3-4 cm über dem Schalenboden pflanzen.
Itchy, klügere Leute als ich haben zwar gesagt: "Was Du schwarz auf weiß besitzt, kannst Du getrost nach Hause tragen", aber deswegen glaube ich noch lange nicht, daß alles kritiklos übernommen werden kann, was in Büchern geschrieben steht.

Beste Grüße,
Heiner
Ein Tag ohne Beschäftigung mit Bonsai ist ein verlorener Tag!
itchy67x
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von itchy67x »

@bonsaiheiner

es viel die Frage warum speziell diese Sorte deshalb mein Hinweis mit dem Buch. Ich, als absoluter Anfänger, habe mir z.b auch die selbe Sorte aufgrund des Buches gekauft.

Ich wollte nicht den Erfahrungsaustausch oder die Tips in Frage stellen, ganz im Gegenteil!
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Max L
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von Max L »

Hallo, ich habe mir vor 5 Jahren auch einen „Atropurpureum“ gekauft. Seit 4 Jahren steht er nun im Freiland. Einmal habe ich ihn in dieser Zeit zurückgeschnitten, einmal die Wurzeln bearbeitet. Die Entwicklung schreitet enorm langsam voran, wie man auf dem Foto erkennen kann.
Lg, Max
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mydear
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Re: Ahorn-Jungpflanzen - Umtopfen Topfgröße Substrat?

Beitrag von mydear »

Max L hat geschrieben: 03.04.2019, 10:20 ich habe mir vor 5 Jahren auch einen „Atropurpureum“ gekauft. Seit 4 Jahren steht er nun im Freiland. Einmal habe ich ihn in dieser Zeit zurückgeschnitten, einmal die Wurzeln bearbeitet. Die Entwicklung schreitet enorm langsam voran, wie man auf dem Foto erkennen kann.
Hallo Max,

So stark hätte ich die Wachstumsunterschiede zwischen grünem und rotem Palmatum nicht erwartet. Dafür gibt es bei dir ein feines Nebari *daumen_new*

Grüße
Rainer
“Fais de ta vie un rêve, et d'un rêve, une réalité“ Antoine de Saint-Exupéry
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