Modern Living Style von Frank (#B24)

Freie Baumgestaltungen. Wir nähern uns von einer anderen Seite. Junge Wilde inklusive.
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abardo
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Modern Living Style von Frank (#B24)

Beitrag von abardo »

Moden Living Style

vorweg: ich will hier nicht provozieren, sondern nur zeigen, was mir durch den Kopf geht. Ich mag Bonsai wirklich sehr, so wie sie seit Jahrhunderten gestaltet werden, mit kleinen aktuellen oder regionalen Anpassungen, ich mag die ausgefeilten Präsentationen, Reife, Verjüngung, Nebaris, ich mag Tradition und das Ganze drumherum, wie es hier im BFF immer wieder so brilliant gezeigt wird.

Aber: das bin nicht ich.

Heutige Bonsaigestaltungen gehören für mich weit weg, in ferne Ländern, in Träume und auf Ausstellungen, auch in meinen Garten, aber nicht zu nah an mein Haus, nicht in mein Wohnzimmer oder Büro. Zwar wunderschön, aber fern.
Ich bin weder in den Bergen noch in Asien aufgewachsen, sondern in kleinen, spiessigen Dörfern und in der Grossstadt, in Berlin, mit Mauer drumrum. In Beton und Stahl und mit schlechter, russiger Luft und dreckigen Strassen. Dazwischen dann Stil-Ikonen wie die Nationalgalerie und die Philharmonie, ICC und Funkturm. Rund und plastisch, kantiger Stahl, lichtes Glas. Dazu hab ich Kraftwerk gehört und Synthie-Pop, Funk und Hardcore-RAP, aber keinen Folk oder Blues.
Bäume waren im Pflaster eingelassen und kleine Pflanzen waren in Balkonkästen.
Und heute fahre ich zwischen Städten und Dörfern über Landstrassen und sehe deutsch-gepflegte Gärten mit Rasen und einzelnen freistehenden Bäumen, Alleen und Hecken. Dazwischen moderne Häuser aus Glas, Beton und Alu, durchdesigned, kühl und interessant unnatürlich. Dort ein Mahnmal aus grauem Beton, eine Stele neben der anderen und Lampen aus Alu.

Unterwegs sehe ich Alleenbäume, einen rechts, einen links. Ich sehe Tuja-Hochstämmchen und Buchsbaumhecken. Ich sehe einzelne Bäume auf dem Feld, gerade wie ein Pfahl, tief gepflanzt und ohne sichtbare Wurzeln. Ich sehe Mehrfachstämme, mit zwei oder vier Substämmen an der Zahl und Bäume, die hier wachsen. Ganz viel verschiedenes Gras. Und keine Orangen, Oliven oder Mädchenkiefern. Kein Ficus weit und breit.

Dann geh ich rein und sehe weiss gestrichene Wände oder aus Beton oder verkleidet mit Schiefer in Klinkertechnik. Ich sehe Holzböden und Fliesen. Farblich knallige, flauschige Teppiche. Leder. Ich sehe viel Glas, randlos. Viel Licht, alles locker und leicht, nichts hält das Auge fest, nicht ist aufdringlich. Es ist ausgewogen und sich ähnlich, eins passt zum anderen. Der Tisch passt zum Büfett, es stehen zwei moderne Porzellan-Kerzenhalter darauf, beide gleich. Gefässe sind einfarbig, gerne mal grell türkis oder bordeaux. Abwaschbar und modern. An der Wand hängt vielleicht ein Warhol oder Lichtenstein. Pflanzen stehen nicht auf Tischen, sondern in grossen Designertöpfen aus GFK und Plastik. Lackiert.

Das ist meine Welt, in der ich wohne.
Ob das nun schön ist oder anderen gefällt, ist egal, es ist mein Umfeld.

Und im Garten: da seh ich Büsche und Hecken, kahl und wild und unterwachsen von Efeu und Moos. Kugelige Apfelbäume und wilde struppige Pflaumen. Grosse Lärchen, gerade wie ein Stock. Doppelstämmige Tannen. Rasen. Staudenbeete, bunt, in symetrischen Abständen. Farne, die höher sind als der Ahorn daneben.

Will ich also mein Leben, mein Umfeld, meinen persönlichen Geschmack, meinen Anspruch an Design und die mich umgebenen Pflanzen in Bonsai einbeziehen, muss ich anders rangehen. Bisherige Kriterien über Bord werfen und mich an dem orientieren, was ich um mich sehe.

Wenn ich Bonsai in mein Umfeld integrieren möchte, heisst dass dann für mich:
  • es werden komplett andere Materialien verwendet: Glas, Beton, Alu, Stahl und Keramik, poliertes, glänzendes Holz
  • es werden Bäume verwendet, die hier wachsen, in Deutschland definitiv keine exotischen Indoors
  • Bäume sind gerade am Stamm, haben kein Nebari, stehen eher hoch und sind dann oben wild
  • Verjüngung ist unwichtig und auch nicht gewollt. Stämme haben überall den gleichen Durchmesser
  • Tische sind tabu (nur Omas stellen Pflanzen auf kleine Hocker)
  • es wird in geraden Schritten gezählt, zwei, vier, sechs ...
  • Bäume und Beisteller gehören zusammen, in ähnliche Schalen, verbunden durch einen gemeinsamen Untersetzer
  • Grössenverhältnisse sind egal oder sind absichtlich unpassend
  • eine Präsentation im "Modern Living Style" reflektiert und integriert sein Umfeld oder bringt dieses mit, z.B. in Form von Hinter- und Untergründen oder passenden Podesten
Als Stellprobe (hier ist nichts gepflanzt, sondern nur fürs Fotos arrangiert) sieht das z.B. so aus:
Modern Living Style alpha
Modern Living Style alpha
Modern Living Style I
Modern Living Style I
Ich weiss, dass so etwas ungewohnt aussieht, eventuell hässlich, emotionslos oder langweilig erscheint. Manche mag es abschrecken oder einfach nichts bedeuten. Mir zeigt es eine Aufgeräumtheit, Klarheit und einen durchgehenden Stil, den ich sonst auch schätze. Und vielleicht findet sich der eine oder andere, der damit etwas anfangen kann und selber zu solchen Versuchen im "industrial style" angeregt wird. Einfach die eigene, jahrelang persönlich gestaltete Umgebung in die Bonsaigestaltung mitnehmen ...

Über eine rege Diskussion würde ich mich freuen. Und noch mehr über Fotos von anderen, die auch einmal Ihre eigene Umgebung in Bonsai reflektierten möchten.

(natürlich heisst das alles nicht, dass ich nicht auch weiter Bonsai in bekannter Art und Weise schätzen, besitzen, entwickeln und gestalten will, das eine schliesst das andere nicht aus. Nur das hier, das hat mir definitiv etwas gegeben und während der Zeit der Überlegung und der Entwicklung ziemlich viel Spass gemacht)

Die Entwicklung der Gestaltung "Modern Living Style I" wird nun hier http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopi ... al#p439787 weiter dokumentiert.

Ein weiteres Beispiel ist hier: viewtopic.php?p=456210
Weitere Projekte sind in Vorbereitung.
Zuletzt geändert von abardo am 19.03.2021, 11:54, insgesamt 16-mal geändert.
Grüße, Frank
___________
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Norbert_S
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Re: Industrial Style

Beitrag von Norbert_S »

Erfrischend!

Die Esche könnte über die Jahre ein tolles Unikat werden.
Norbert

So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
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holgermueller
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Re: Industrial Style

Beitrag von holgermueller »

das 2. Arragement find ich gut, beim ersten tritt der Baum in den Hintergrund. Wenn im 2. der Baum Laub hat, dann wirds ein tolles Foto, bitte poste dass dann nochmal. Gruß
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Re: Industrial Style

Beitrag von Heike_vG »

Mir gefällt sowohl der anschauliche, lebendige Text als auch die Bilder. *daumen_new*
Das ist Bonsai auf eine aufregende, moderne Weise, die mich anspricht. Das empfinde ich als bereichernd!
Obwohl ich sonst den eher klassischen Bonsai bevorzuge und den beschriebenen Glas-Beton-Metall-Wohnstil persönlich ungemütlich finde. 8)

Liebe Grüße,

Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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masterdog
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Re: Industrial Style

Beitrag von masterdog »

Wir sind ein freies Land !!!
Hier kann jeder machen was oder wie er es will, und es muß keinem anderen Gefallen.
Wenn ich allerdings so wie du aufgewachsen wäre, würde mir ein möglichst Natürliche Gestaltung besser gefallen.
Aber wie schon ein alter König gesagt hat : jedem Tierchen sein pläsierchen.
mit vielen Grüßen
Michael
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Erwin
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Re: Industrial Style

Beitrag von Erwin »

Ganz stark, Frank!!!

Mich spricht das erste Bild noch mehr an als das zweite, allerdings lässt mich der Efeu nicht zur Ruhe kommen; der ist zu "schnell".
Die anderen Komponenten sind recht statisch, wobei für mich der Baum hilfesuchend die Äste reckt und die "Vase"(?) links sich langsam herüber neigt, um dem Baum Wasser zu spenden.....

Irre

Erwin
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Olaf_Gd
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Re: Industrial Style

Beitrag von Olaf_Gd »

- Tische sind tabu, nur Omas stellen Pflanzen auf kleine Hocker
*daumen_new*

Weiter so. Lass dich nicht von zuviel Lob iritieren. Der weg ist richtig, wenn es mehr Mecker gibt.

Gruss Olaf
sylvan_spirit
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Re: Industrial Style

Beitrag von sylvan_spirit »

Hallo Frank,

faszinierend und befremdlich zugleich... habe ich die Arrangements gefunden. Befremdlich, weil ungewoht und halt industriell im Sinne von weniger natürlich, reproduzierbar, künstlich. Wo ich doch die Bonsaiikunst vor Allem als Annährung zu Natur verstehe.

Die traditionellen Präsentationsregeln von Bonsai haben ihre tiefere Gründe, auch wenn das Erscheinungsbild zunächst Assozionen zu fremden Kulturen und älteren Epochen hervorruft. Diese Regeln mit neuen Materialien und in einen modernen, industrial Style umzusetzen, ist sicherlich eine größere Herausforderung. Es könnte das Hobby moderner und zugänglicher für die westliche Kultur machen, aber auch schnell in Massenware abrutschen.
abardo hat geschrieben:Industrial Style

Wenn ich Bonsai in mein Umfeld integrieren möchte, heisst dass dann für mich:
- es werden komplett andere Materialien verwendet: Glas, Beton, Alu, Stahl und Keramik, poliertes, glänzendes Holz
- es werden Bäume verwendet, die hier wachsen, in Deutschland, definitiv keine Indoors
- Bäume sind gerade am Stamm, haben kein Nebari, stehen eher hoch und sind dann oben wild
- Verjüngung ist unwichtig und auch nicht gewollt. Stämme haben überall den gleichen Durchmesser
- Tische sind tabu, nur Omas stellen Pflanzen auf kleine Hocker
- es wird in geraden Schritten gezählt, zwei, vier, sechs
- Bäume und Beisteller gehören zusammen, in ähnliche Schalen, verbunden durch einen gemeinsamen Untersetzer
- Grössenverhältnisse sind egal oder sind absichtlich unpassend
- Das Argument mit den neuen Matrialien kann ich gut verstehen. Diese sollten aber die Natur in den Vordergrund stellen und die Bedürfnisse der Pflanzen gerecht werden... meinetwegen auch Karbonschalen, solange diese Abzugslöcher haben! Auch von Massenware würde ich mich persönlich distanzieren. Neue Materialien können auch anspruchsvoll sein.
- Das mit den Tischen hatte ich auch nie wirklich verstanden... Mag in Japan Sinn haben, wo die Tische quasi auf dem Boden der Präsentationsnische stehen.
- Das mit den Schritten sehe ich anders. Gerade Zahlen/ Arangemonts wirken künstlich, oft symetrisch. Es wäre zwar schon eher industriell im Sinne von künstlich, aber ich beschäftige mich nicht mit Bonsais, um sich von der Natur/ Natürlichkeit zu entfernen.
- Ähnlichkeit in Material und Beschaffenheit ist auch eine der traditionälen Präsentationtechniken und gemeinsame Untersetzer sind eher eine Frage der Größe... Eine klassische Matte kann auch einen gemeinsamen Untergrund schaffen und einen Shohin Regal kann man sicher auch moderner gestalten.
- Größen sind in erster Reihe in Zusammenhang mit Proportionen ein Thema. Na ja, die Proportionen sind eine menschliche Einbildung... also ist die Schaffung von Proportionen doch bereits industriell...

Auf der andern Seite, je mehr ich mich mit traditionellen Regel und Materialien befasse, um so mehr Gefahlen finde ich daran. Vielleicht kommst Du auch noch auf den Geschmack. Weist schon schwedische Bonsais kann jeder...

Gruß Waldgeist.
Boehse
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Re: Industrial Style

Beitrag von Boehse »

gefällt mir auch sehr gut!

fand auch die präsentation von tickle auf der letztjährigen neolanders sehr sehr geil. obwohl er dafür wohl ziemlich zerrissen wurde.
mach weiter so!

gruss stefan
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abardo
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Re: Modern Living Style

Beitrag von abardo »

Hallo,

zuerst einmal Danke für die Kommentare.

Der Werdegang dieser Kreationen ist anders. Normalerweise sieht man einen Rohling, der einem gefällt, entwickelt diesen, sucht passende Schalen, Tische, Unterleger und Beisteller und kann aus einer grossen Auswahl schöpfen oder sich von Töpfern und Handwerkern Passendes herstellen lassen. Der Baum steht zumeist als erstes im Fokus (ausser vielleicht bei Landschafts- und Waldgestaltungen).
Hier ergibt sich das Vorgehen aber immer zuerst aus einer Gesamtidee, eventuell einer Aussage oder einem Thema. Die richtigen Bäume, Materialien und Gefässe zu finden, ist eine ziemlich Hürde und schwieriger. Die für die Bonsai benötigten Umbauten vorzunehmen ist auch nicht trivial und dauert länger. Lang entwickelte Regeln und Erfahrungen sind nicht vorhanden. Ich musste daher viel ausprobieren, um halbwegs die Richtung zu finden.

Zu I:
Erwin hat es genau beschrieben. Die Idee ist eben das Herunterbeugen des Beistellers und das Recken das Baumes mit einer Vertauschung der Grössen und Positionen. Ein Treffen von Beiden sozusagen. Ich hatte überlegt hier mit fliessendem Wasser zu arbeiten, das wäre technisch gar nicht so schwer gewesen, hätte aber etwas von "Zimmerbrunnen" gehabt und die sind per definitionem zu kitschig. Der Hainbuchenmehrfachstamm besteht aus drei gleichgrossen Stämmen und einem kleinerem Stamm, was man auf dem Foto nicht richtig sieht und sieht in der verspiegelten Schale einfach sensationell aus. Ich werde versuchen, ihn im Frühjahr in die Schale zu bekommen, diese muss dann natürlich erst einmal "gelocht" werden, was bei Glas gar nicht so einfach wird.
Die Vase ist auf jeden Fall zu klumpig. Hier den richtigen Beisteller zu finden oder zu bauen (muss ja rund sein und oben ein Gefäss haben) ist schwer, hier suche ich schon lange. Als Beistellerpflanze sehe ich eher eine Lilienart, die dann an langen Auslegern neue Ableger produziert. Ein Pflanzentipp ist hier herzlichst willkommen.

Zu II:
Die Grundidee hier war die Schalen zu kippen, das Gefäss oben geschlossen zu halten. Das Wasser muss dann nach vorne ablaufen können. Das Substrat kann ich hier bestimmt vorne mit Keto und Moos stabilisieren. Der Beisteller ist falsch, rund geht gar nicht. Etwas anderes zu finden, ist hier aber einfach. Schwieriger wird, die Esche innerhalb der Vase zum schweben zu bringen ohne das man viel von einer Aufhängung sieht, gleichzeitig wird es ziemlich schwer werden, die Substratoberfläche zu pflegen, wir werden sehen.

Andere Wohn- und Designstile lassen sich hier leicht übertragen. Z.B. wär eine Gestaltung im gemütlichen vintage-landhaus-Stil auchmal was, hell-lasierte Holz-/Weinkisten mit geschwungenen oder gedrehselten Füssen, gemusterter Flauschteppich oder bedruckte Holzpaletten drunter mit reichlich blühenden Bonsais kann ich mir gut vorstellen.

@Norbert: die Esche ist ein Floss, dass am Ende nach oben wächst und somit ideal, um seitwärts aus der Schale herauswachsen zu können

@Heike: ich weiss, dass du Bonsai klassisch magst (ich aber auch). Ich hab mich gefreut, dich hier nicht komplett verschreckt zu haben :-D

@Olaf: ich wollte erst einmal nicht zu schräg anfangen. Ich habe da zwei, drei Ideen, die bestimmt kontroverser, aber auch sehr schwer umzusetzen sind. Hier komme ich aktuell an meine Grenzen, sowohl vom handwerklichen Können, von der technischen Ausstattung als auch finanziell, hier müssten Komponenten von Profis als Einzelstück gefertigt werden

@Waldgeist: die gerade Zählung ist wichtig, genau weil es zu einer Künstlichkeit und Symetrie führt. Das mit dem Shohinregal gibt mir diverse Ideen, wenn man es für den oben skizzierten Shabby-Chic kombiniert. Kopfkino, super.

@Stefan: meinst du die Prunus Spinosa auf Holzblock mit Stacheldraht ? Wahnsinn ...
Zuletzt geändert von abardo am 22.03.2016, 08:51, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße, Frank
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Anja M.
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Re: Industrial Style

Beitrag von Anja M. »

abardo hat geschrieben: die gerade Zählung ist wichtig, genau weil es zu einer Künstlichkeit und Symetrie führt.

Da habe ich anderes gelernt. Auch in der Architektur z.B. steht die ungerade Zahl hoch im Kurs, ist aber so dem Laien nicht immer deutlich. Der mag 4 Pfeiler sehen, entworfen wurden aber 3 Durchgänge, denn bei vier Durchgängen weiß man nicht, ob links oder rechts am Pfeiler vorbei, was gem. einem damaligem Prof. zu psychischen Störungen führt. ;-)
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maexart
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Re: Industrial Style

Beitrag von maexart »

Also zu allererst mal finde ich deine Kreationen sensationell. Von der Seite der Kunst her habe
ich allerdings einen Einwand, was vor allem die Präsentationsart betrifft. Will ich in der Kunst etwas
neues erschaffen darf ich per se nicht von etwas Gegebenem ausgehen. Eine Präsentation
also umzudrehen oder zu vertauschen ist (bitte abstrakt und nicht böse nehmen) nicht neu sondern
eben anti. Man muss sich sozusagen noch mehr loslösen um wirklich neu zu werden.

Ich hoffe die Kritik kommt richtig an und freue mich auf noch mehr solcher, ruhig noch mehr abgehobener,
Arrangements. Die Idee die Esche wirklich da drin schweben zu lassen find ich sehr geil. Vielleicht Glasstäbe
von unten in den wurzelballen treiben und sie dann darauf abstellen. Oder komplett durch bis zu decke der
"Schale".

mfg
maex
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Erwin
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Re: Industrial Style

Beitrag von Erwin »

Hallo Frank,

das Bohren der gläsernen Schale ist sicher nicht das Problem; die Antwort habe ich hier: http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopi ... 11&t=40625 geschrieben. Bei der Suche nach einem geeigneten Bohrer bin ich auch auf einige Leute gestoßen, die Glasflaschen problemlos damit gebohrt haben.

Wenn Dir eine Lilie vorschwebt mit Ausläufern an langen Stielen, fällt mir spontan die Grünlilie (Chlorophytum) ein. Ist zwar keine Lilie, sondern gehört zu den Agavengewächsen. Aber, ich denke, auch unterernährt dürfte die zu groß werden. Die ist allerdings "unkaputtbar" was in diesem Fall sicher von Nutzen ist....

Erwin
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Bergi
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Re: Industrial Style

Beitrag von Bergi »

Hallo Frank,
das ist ein sehr interessantes Thema *daumen_new*

Der Begriff des "industrial styles" war mir erst nicht so ganz klar, habe etwas gegoogelt. Man sieht da recht Verschiedenes, aber insgesamt meist klare Linien und spannende Beziehungen der Elemente, Nähe zum Dekonstruktivismus (das passt zu deinen Bonsai-Beispielen). Bei Möbeln wird der Begriff wohl z.T. anders aufgefasst, im Sinne von "an Werkbänke erinnernd" oder "Spuren des Fertigungsprozesses zeigend" (z.B. sichtbare Schrauben) oder "rohe, weitgehend unbearbeitete Oberflächen" (das passt nicht so zu deinen Beispielen).

Du sprichst m.E. auch den Aspekt der heutigen "Lebensumwelt" an, zu der Bonsai irgendwie passen sollten bzw. besser passen könnten. Ich finde z.B. die typische "Bonsaisammlung" - eine Menge von eher filigranen, kostbaren Schalen und pflegeintensiven Bäumen - nicht besonders gut in ein zeitgenössisches Wohn- bzw. Lebensszenario eingepasst, das zumindest von Platz- für die meisten aber auch von Zeit- und Geldmangel geprägt ist, und gerade privater, sicherer Raum im Freien ist gewissermaßen Luxus. Ich selbst habe z.B. immer mal über "öffentliche (z.B. einer Hausgemeinschaft) Bonsai", "modulare Bonsaianlagen", "Hydrokultur-Bonsai", "Outdoor Indoor" etc. pp. nachgedacht.

Bei deinen Beispielen ist mir nicht ganz klar, wie sie in dieser Hinsicht gedacht sind - als vorübergehende Arrangements, oder sollen sie so dauerhaft im Garten stehen? Der Eindruck geht eher in Richtung Indoor, aber das schließen die Arten (und dein Konzept explizit) ja aus.

Gruß,
Stefan
"Leoparden brechen in den Tempel ein und saufen die Opferkrüge leer; das wiederholt sich immer wieder; schließlich kann man es vorausberechnen, und es wird ein Teil der Zeremonie." (F. Kafka)
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abardo
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Re: Modern Living Style

Beitrag von abardo »

Hallo,

das hier selbst als Kunst zu bezeichnen oder in einen sozialen oder am Besten noch gesellschaftspolitischen Rahmen zu rücken, geht mir dann zu weit, aber ok, beurteilen sollen das andere. Es ist eigentlich nur aus dem rein persöhnlichen Anspruch und Geschmack an Design, Freude am Handwerken, einem Bisschen Kreativität und einem Wunsch am Ausdruck entstanden. Macht mir halt Freude.

Natürlich wären solche Gestaltungen ideal auf Ausstellungen vertreten, im Foyer einer Bank, im Stilwerk in Berlin, jeder Shoppingmall, am Eingang eines Bürogebäudes oder im Hinterhof eines modern renovierten Wohnhauses in Kreuzberg. Aber genauso als Indoor auf dem Lowboard, unter der gut beleuchteten Treppe oder der Niesche der Schrankwand. Dübelt den Flatscreen einfach an die Wand, stellt Festplattenrekorder und Kabeltuner woanders hin und schon ist das Designer-Hifi-Regal frei :-D

Ob Indoor oder Outdoor ist egal, mir gefallen Outdoors einfach besser. Aber Indoor passt da absichtlich ins Konzept, wer modern, zeitgenössisch oder im Landhausstil wohnt, sollte meiner Meinung nach auch passende Arrangements in der Wohnung oder im Haus haben, dann aber nur temporär mit heimischen Pflanzen. Eine Tokonoma passt da ja eher selten ins Umfeld. Ficus werden dann eben als dortige Outdoors in Thailand als Outdoors-Arrangement gezeigt. Aber wer seine Wohnung im balinesischen Stil einrichtet, kann dann auch wieder passend mit Ficus gestalten. Wenn erst ein oder zwei meiner Kreationen wirklich fertig sind, wird sich ein Platz auf einem Ytong-Sockel auf der Terasse oder auf gestapelten Schiefer-Blockstufen am Eingangbereich finden, dafür sind die gedacht. Das Material macht es ja mit. Falls jemand so etwas auf einer Austellung je sehen will (muss ja nicht unbedingt eine Bonsai-Ausstellung sein), können die Komponenten übers Jahr ja einzeln rumstehen und dann auf Termin arrangiert werden.

Ich kann gerne mal was provozierendes, abgehobenes und sogar erschreckendes produzieren, wenn ihr das wollt. Ideen hab ich genug (wenn einer gerade einen mega-fetten, aber streng aufrechten Laubbaum opfern will, immer her damit ...). Ist aber alles eine Frage des Geldes, der Zeit und des Platzes, ist doch bis jetzt nur Hobby, mehr als insgesamt 30 Bäume werde ich auch insgesamt nicht pflegen können. Mehr als zwei solcher Kreationen und vielleicht zwei weitere Stellproben pro Jahr sind da nicht drin. Aber: wenn jemand ein Autohaus besitzt: eine PN, ein gutes Budget, "freie Hand" und ein Flug reicht :-D

Zurück zu den beiden Stellproben: eine 28mm-Diamantkrone (für Granit, danke Erwin) ist bestellt, für den hohen Beisteller denke ich momentan an Juncus Spiralis, finde zum Kaufen momentan aber nur Samen und immer noch nicht den richtigen Beisteller (das sind so die Hürden). Den Begriff "industrial style" fand ich wegen der Materialien,den gewünschten klaren Linien und der Anpassung an den Wohnstil einfach passend.
Zuletzt geändert von abardo am 22.03.2016, 08:51, insgesamt 3-mal geändert.
Grüße, Frank
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