Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Freie Baumgestaltungen. Wir nähern uns von einer anderen Seite. Junge Wilde inklusive.
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Loozie
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Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Loozie »

Hallo,

ich habe eine Idee, die mir seit Wochen im Kopf herumspukt und ich hoffe, dass Ihr mir weinterhelfen könnt und ich, nachdem ich Eure Einschätzung gelesen habe, weiß ob meine Idee halbwegs realisierbar ist. :)

Aaaalso ... ich erkläre erstmal worum es geht.
Ich habe ein altes Aquarium (40 tief 50 hoch und 1,60 lang) dass zur Zeit leider ungenutzt an seinem Platz steht.
Das Glasbecken hat eine selber gebaute Abdeckung in die im Deckel 2 Lüftungsgitter eingelassen sind. Beleuchtet wird es von 2 T5 Röhren a 64 Watt.
Ich würde darin sehr gerne Fleischfressende Pflanzen halten. Dazu kommt, dass ich schon immer fastziniert von Bonsai Bäumen bin ...
Sehr gut gefallen mir die Wasserschlaucharten bei den Fleischfressenden Pflanzen (wie z.B. Utricularia Sandersonii). Vor allem weil sie (bitte berichtigt mich wenn ich falsch liege) eine Art immergrünen Teppich bilden, das ganze Jahr durchkultiviert werden können und auch das ganze Jahr über blühen.
Ich würde gerne eine Landschaft entstehen lässen mit verschiedenen Ebenen und Steinen als Dekoelement. Mit den Utricularia und Moosen würde ich gerne den Boden zuwachsen lassen und ein paar (2 oder 3) Bonsai Bäume (wie z.B. einen Ficus den man ja soweit ich weiß auch im Terrarium pflegen kann) als Solitärpflanzen einpflanzen.

Ich möchte weder bei den Fleischfressenden Pflanzen noch bei den Bonsai besonders pflegeintensive, ausgefalle oder komplizierte Arten pflegen.

Könnt ihr euch ungefähr vorstellen wie ich das meine?
Ich glaube das würde toll aussehen! :)
Was denkt Ihr? Ist so etwas realisierbar?
Kann man beide Pflanzen (das Moos lasse ich jetzt mal außen vor) in ihren Haltungsbedingungen aneinander anpassen, oder muss ich mich schweren Herzens für das "entweder ... oder" entscheiden?
Wie "tolerant" sind die Pflanzen?

Ich bin schon sehr gespannt auf eure Antworten.

Liebe Grüße
Judith
Loozie
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Loozie »

Hallo,

da bei fast 100 Zugriffen noch niemand einen Kommentar geschrieben hat dachte ich mir ich formuliere meine Fragen (die sich teilweise auch erst nach erstellen des Beitrags ergeben haben) etwas konkreter. :)

Denkt ihr es ist möglich einen Ficus in einem alten Aquarium zu halten? Oder wird er Probleme mit der hohen Luftfeuchtigkeit bekommen?
Ist die Belüftung, die ja nur von oben gegeben ist ausreichend?
Reicht die Beleuchtung aus? Wobei ja auch noch Tageslicht auf das Becken fällt. Und zwar so viel, dass der Platz als Standort für ein Aquarium völlig ungeeignet ist. (Algen ohne Ende)
Ist es bei einem Bonsai (Ficus) zwingend notwendig oder besser für den Baum, wenn er in einer kleinen Schale gehalten wird? Ich habe überlegt, dass es evtl. besser funktionieren könnte, wenn ich den Baum mit der Schale in die Erde einlasse. Das würde gleich mehrere Probleme auf einmal lösen denke ich ...
Zum einen könnte ich so verschiedene Substrate verwenden. Ich könnte den Baum zum beschneiden von Blättern und Wurzeln besser herausnehmen und das Problem mit der Staunässe (die die Fleischfressenden Pflanzen ja mögen) wäre auch gelöst, da ich beides seperat gießen könnte.
Was denkt ihr?

Liebe Grüße
Judith
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Lindenbergi
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Lindenbergi »

Hallo Judith,
ich denke das du deine Idee so wie beschrieben problemlos umsetzen kannst. Ich würde
den Ficus auch in einem separaten Topf halten und etwas höher stellen, damit seine Füsse
nicht im stehenden Wasser stehen. evtl. wäre ein kleiner Ventilator angebracht, der von
Zeit zu Zeit die Luft im Becken umwälzt. Terrarien haben ja meistens eine künstliche
Belüftung. Das was du da machst ist ganz einfach eine Hermetosphäre im Grossformat.
http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopi ... ph%C3%A4re

Liebe Grüsse Robert
Wenn zwei Menschen immer die gleiche Meinung haben, ist einer von ihnen überflüssig.
W. Churchill
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Georg
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Georg »

Die Tiefe und Höhe des Aquariums macht eine Pflege des Ficus nicht einfach, da Schnittmaßnahmen sehr beengt nur ausgeführt werden können.
Dann ist zu beachten, ob das Spektrum der Röhren überhaupt zu den Pflanzen passt.
Einfach wirds nicht.
Machbar wahrscheinlich schon unter Erschwernissen. Mit der Abdeckung schaffst Du Dir ein Klima, das Schimmel begünstigt. Da ist auf die Auswahl des Substrates sehr zu achten.
Gruß
Rüdiger
Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben geben, daß Du es sagen darfst(Voltaire)
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Andreas M.
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Andreas M. »

Moin,

die Fliegenfallen welche du wohl meinst sind ja eher sumpfgewächse wenn ich mich da nicht irre, die lieben staunässe ;)
wenn du es hinbekommst das sich der Boden nicht überall gleich feucht hällt, dann sollte das mit dem Ficus auch funktionieren. Ficus kommt ja mit hoher Luftfeuchtigkeit gut klar, und würde wohl auch luftwurzeln bilden.
Um das Handling mit dem Ficus zu vereinfachen wäre es ja vllt möglich Ihn in eine seperater Schaale zu stopfen. und diese si einzuarbeiten das es nicht auffällt.
Was den Luftaustausch angeht muss ich meinem Vorredner zustimmen, auch die Temperatur Könnte Ohne diesen auch leicht zu hoch sein. Ich habe es selber aber noch nie ausprobiert wie ein ficus auf hohe Temperaturen im kombi mit hoher Luftfeuchtigkeit reagiert.
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Bergi
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Bergi »

Hallo Judith,

Diese terrestrischen Wasserschlaucharten lassen sich - wie viele andere Pflanzenarten - sehr gut in sog. "Hermetosphären", also in komplett geschlossenen Gefäßen halten (mal hier im Forum suchen bzw. googeln). Das geht z.B. auch mit verschiedenen Orchideen. Ein ganz verblüffend effektives und "pflegefreies" Kultursystem. Es kommt m.E. nicht wirklich auf den hermetischen Verschluss an, man könnte das Aquarium z.B. auch mit einer passend geschnittenen, einfach aufliegenden Glasscheibe abdecken, auf der dann wiederum die Beleuchtung aufsitzt (Leuchtstoffröhre oder LED, kleinere Gefäße kann man natürlich auch ohne Beleuchtung aufs Fensterbrett stellen). Spezielles Lüften oder Luftumwälzung entfällt in jedem Fall.
Zu vermeiden ist natürlich Erhitzung, also kein Südfenster, und auch bei der Anbringung der Beleuchtung muss man wohl etwas rumprobieren. LEDs haben aber eine recht fokussierte Strahlung, das sollte gut klappen. Ich würde hier zumindest am Anfang ein Aquarienthermometer im Behälter anbringen, damit man keine Überraschungen erlebt.

Wohl noch weitgehend ungetestet ist die Haltung von Gehölzen in solchen Systemen. Am naheliegendsten wären natürlich tropische Arten wie Ficus, letztlich sollte sich das aber - entsprechende Temperierung vorausgesetzt - auch mit einheimischen Bäumen umsetzen lassen. Ich weiß nicht, wo dabei der kritische Unterschied zwischen krautigen und verholzenden Arten liegen sollte... *kopfkratz* ? Am ehesten wohl schon dabei, die richtige Beleuchtungsart und -quelle zu finden (Versuch macht kluch).

Zur genauen Versuchsanordnung: Die Luftfeuchtigkeit liegt in solchen Systemen bei 100%, am Gefäßboden steht etwas Wasser in einer dünnen Drainageschicht (z.B. Blähton), in das die Pflanzen je nach Gusto ihre Wurzeln wachsen lassen oder auch nicht. Das eigentliche Substrat für die Wasserschläuche ist (natürlich ungedüngter) Weißtorf mit mehr oder weniger Sandzuschlag, die Bäume würde ich tendenziell etwas erhöht, und vielleicht mit etwas mehr mineralischen Anteil in der Mischung pflanzen.
Bei reinen Karnivoren-Pflanzungen braucht man für so was keine Drainageschicht, sie erleichtert aber die Kontrolle des Wasserstandes und das allgemeine "Handling".

Ich wollte schon lange mal ausprobieren, ob es mit Gehölzen in Hermetosphären klappt - bitte berichte über deine Versuche!
Gruß,
Stefan
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Pflanzbert
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Pflanzbert »

Ich bastle seit einiger Zeit an einer "Lichtkammer" einem Landschaftsähnlichen Bereich in meiner Schrankwand, der von Kunstlicht beleuchtet wird.

https://pflanzenweber.files.wordpress.c ... _unten.jpg

Es ist nicht einfach, Pflanzen zu finden die dort gedeihen. Von denen auf dem Foto können nur wenige dauerhaft in der Kammer bleiben. Neben dem Licht ist auch der fehlende Wind ein Problem, und der geringe Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht.

Du hast mit den zwei 64 Watt Röhren viel mehr Licht als ich mit den zwei 18 Watt Röhren, d.h. Du hast mehr Auswahl an Pflanzen. Für den Ficus reicht das. Hohe Luftfeuchtigkeit ist gut für Ficus. Ficus kann auch mit stehender Luft gut leben.

Meine Lichtkammer ist eher trocken, das macht vielen Pflanzen das leben zusätzlich schwer. Aber da sie offen ist, hat sie eben die gleiche Luftfeuchtigkeit wie das Zimmer.

Ich experimentiere noch mit Gehölzen die in der Kammer wachsen können. Efeu geht, ich habe dort eines das jetzt mehr als 12 Monate dort wächst, die ganze Zeit seitdem ich es als Steckling gesetzt habe.

Eine Chili steht auch schon sehr lange in der Kammer, und kommt damit klar, selbst mit dem relativ geringen Angebot an Licht. Aus Chilis kann man auch Bonsai machen (Google nach Bonchi).

Einen Ficus hatte ich lange in der Kammer, es geht wahrscheinlich, mit mehr Licht ziemlich sicher.

Rosen gehen nicht. Die im Bild sind dort nur ein paar Wochen gewesen, und haben dann schon Mangelerscheinungen gezeigt. Die Campanula gehen auch nicht.

Usambara-Veilchen fühlen sich unter dem Kunstlich seher wohl. Bestimmte Sorten Haworthia auch, erstaunlicherweise. Ich dachte, die brauchen mehr Licht.

Farne fühlen sich dort auch wohl.

Azalee - vielleicht. Meine trauert, lebt aber noch. Mal sehen.

Im Moment experimentiere ich mit einer Fuchsie, aber ich muss warten, was nach dem nächsten Winter passiert.
Viele Grüße,
Hajo
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Bergi
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Bergi »

Hi Hajo,
sehr interessant!

Ich glaube übrigens nicht, dass (viele? überhaupt irgendwelche?) Pflanzenarten wirklich Wind brauchen...
Die Idee mit der Luftumwälzung in solchen Gefäßen durch PC-Lüfter etc. findet man immer mal in der Orchideen-Szene... in der Praxis scheint das aber bei ganz vielen Arten keine Bedeutung zu haben, da schreibt wohl oft einer vom anderen ab.

Und tendenziell kommen wohl auch sehr viele Arten mit 100% Luftfeuchte aus... daher scheint es mir fast einfacher, mit ganz geschlossenen Gefäßen zu arbeiten, als mit so einer Kammer wie deiner - mit den Strahlern in der Kammer und der Öffnung oben bekommst du ja sogar einen ziemlichen "Trocknungsraum", oder sehe ich das falsch?

Gruß,
Stefan
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Pflanzbert
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Pflanzbert »

Es ist in der Kammer eher trocken, ja.

Tagetes werden in der Kammer schnell krank. Ich weiss nicht warum, aber sie sterben nach einigen Wochen bis wenigen Monaten, meist kurz nach der Blüte. Tagetes am Fenster, oder draussen sind gesünder. Ein vergeilen habe ich nicht feststellen können, deshalb die Vermutung es liegt am fehlenden Wind, und weniger am Licht.

Hier war ich noch ganz stolz - die erste Tagetes die unter Kunstlich blüht - leider war sie kurz darauf dann auch hinüber: http://pflanzenweber.files.wordpress.co ... bluete.jpg

Löwenmäulchen bilden in der Kammer keine kräftigen Stängel aus. Das scheint ziemlich sicher eine Folge des fehlenden Windes zu sein, der Stängel reagiert auf die Belastungen, und ohne die Bewegung durch den Wind bleiben sie sehr dünn. Zu dünn, und die Pflanzen fallen um.

Orchideen gedeihen gut unter Kunstlich auch ohne Wind. In einer ähnlichen Kammer habe ich zwei Orchideen, die sich dort sehr schön entwickeln. Orchideen scheinen solche Kammern zu lieben.

Zwei Chrysanthemen sind in der Kammer auch erkrankt, eine hat es nicht überlebt. Die andere hat sich dann am Fenster wieder erholt. Ich hatte gedacht, wenn das Licht für Chili reicht, dann sollte es auch für Chrysanthemen reichen.

Die bisherigen Ergebnisse sind durchwachsen, aber ich habe auch die schwäbsiche Sparvariante mit relativ wenig Licht und einer offenenen Kammer. Einige Pflanzen gedeihen, einige gut, relativ viele kränkeln oder gehen gar ein. So wie es aussieht wird es noch lange dauern, bis ich genügend Sorten habe, die dauerhaft in der Kammer bleiben können. Information im Internet zur Pflanzenzucht unter Kunstlicht sind schwer zu finden.

Apropos Wind: Es gibt in Singapur und wahrscheinlich auch anderswo "Reinraum-Farmen" in denen Gemüse unter Kunslticht kultiviert wird. Ziel ist es, die Räume absolut Schädlingsfrei zu halten, um Herbizid- und Pestizidfreies Gemüse anbieten zu können, frisch geerntet mitten in der Stadt. Diese Farmen arbeiten meines Wissens nach alle mit Lüftern, die Pflanzen stehen im Luftstrom.

Hier ein bericht über eine Farm von Panasonic:
http://www.panasonic.com/sg/corporate/n ... rfarm.html

Im Video sieht man, wie sich die Blätter der Pflanzen im Luftstrom bewegen.

Hier ein bericht über eine Farm von Toshiba:
http://www.businesswire.com/news/home/2 ... Y1FgGMZKik

D.h. ich vermute, dass für bestimmte Pflanzen der Luftstrom notwenig ist. Welche das sind, und wie viele Sorten ... keine Ahnung :?
Viele Grüße,
Hajo
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Bergi
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Bergi »

Hallo Hajo,
die Luftumwälzung in Gewächshäusern scheint eher der gleichmäßigen Verteilung von Wärme und Feuchtigkeit zu dienen, weniger dem mechanischen Training der Pflanzen. Manche Arten mögen es aber vielleicht auch nicht, wenn Tropfen auf den Blättern zu lange stehen bleiben (z.B. die Tomate, soweit ich das weiß), anderen ist das wohl eher wurst.
Interessant finde ich, dass du trotz vielleicht schwachen Lichts keine Vergeilung der Pflanzen beobachten konntest... hast du vielleicht mal Fotos z.B. vom Zuwachs beim Efeu?
Ich stimmte dir zu, dass es recht schwer ist, im Netz Infos zum Thema Beleuchtung zu sammeln... viele Posts sind veraltet, gerade LEDs finden sich noch nicht so stark vertreten...
Aber ein tolles Thema.
Gruß,
Stefan
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Pflanzbert
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Pflanzbert »

Vielleicht experimentiere ich mal selbst mit einem Ventilator, aber mir macht auch die Stromrechnung etwas Sorge. Bislang ist es mit gelungen durch Einsparungen an anderer Stelle den verbrauch der Lichtkammer auszugleichen, aber viel Spielraum für mehr Stromverbrauch bleibt nicht, wenn ich nicht merh zahlen will.

Das Efeu wächst überraschen stark. Könnte aber auch "Suche nach Licht sein". Die Blattgröße und Blattabstände wirden jedoch nicht besonders ungewohnlich. Das vorige Bild war von Januar. Seither musste ich den Gipfel zweimal zurücknehmen, in Summe vielleicht 25 - 30cm. Und endlich (!) macht das Efeu Seitentriebe:
efeu.jpg
Warum die Tagetes nicht vergeilt sind ist mir ehrlich gesagt, ein Rätsel. Ebenso rätselhaft ist die Chili, die schon wieder Früchte trägt, und das obwohl die Bedingungen in der Kammer für Chilis der Papierform nach nicht ausreichend sein dürften. Ganz rechts im Bild sieht man eine größere und eine kleiner Chili-Schote.

Viele Pflanzen vergeilen ganz sicher. Ich versuche meist schon vorher eine Auswahl zu treffen, mit Pflanzen die an Halbschatten angepasst sind, z.B. kleine Wald- oder Waldrandbewohner. Manchmal experimentiere ich einfach, wie mit den Tagetes und Löwenmäulchen. Da war es von Anfang an klar, dass es ein Lotteriespiel ist.

Ich habe so etwa 2500-3000 Lux in der Kammer für 13 Stunden am Tag. Ab etwa 5000 Lux wird die Auswahl an Pflanzen deutlich größer, zumindest den Tabellen nach, die ich so ergoogeln konnte. Zum Vergleich - ein Sommer-Sonnentag hat 100000 Lux um die Mittagszeit. Offener Schatten im Sommer hat noch 10000 Lux, ein bedeckter Wintertag hat 3500 Lux. D.h. in meiner Kammer ist es im Vergleich zur Natur wirklich nicht sehr hell.

Die zwei 64W T5 Röhren die Loozie erwähnt hatte dürften zusammen etwa 10000 Lumen Lichtstrom abgeben, auf 0.5m² Fläche wären das dann 20000Lux, abzüglich der Streuverluste. Damit kann man schon richtig viel anfangen.

Ich hoffe immer noch auf noch bessere LED Lampen. Oder ich muss etwas mehr für den Strom ausgeben, und habe dann auch mehr Auswahl an Pflanzen.

Ob das Efeu je ein Bonsai werden kann - es bleibt spannend, dürfte aber viele Jahre dauern, wenn überhaupt. Im Moment ist es jedenfalls der einzige Kandidat in der Kammer, der zu einem kleinen Baum gestaltet werden könnte.
Viele Grüße,
Hajo
Loozie
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Loozie »

Hallo,

viele Dank für eure vielen Tips und Anregungen zu meiner Idee. :)

Ich habe mich in den letzten Tagen etwas mit dem Thema Hermetosphäre auseinandergesetzt und bin total begeistert.
Das klingt wirklich spannend und ich werde mir auf jeden Fall eine kleine Hermetosphäre in einem Glas anlegen.

Ich bin allerdings nicht sicher, ob sich das Prinzip in "groß" und unter meinen Vorraussetzungen umsetzen lässt ... ich bin totaler Anfänger in Sachen Bonsai und Fleischfressende Pflanzen und von Hermetosphären habe ich vor ein paar Tagen das erste Mal gehört, also korrigiert mich bitte, wenn ich mit meinen Vermutungen falsch liege. :)

Zunächsteinmal sind Hermetosphären, so wie ich das verstanden habe, darauf ausgelegt, dass das Substrat möglichst Nährstoffarm gehalten wird, damit die Pflanzen nicht zu schnell wachsen. Auf der Website von Ulf Soltau wird empfohlen die Pflanzen nur in Blähton oder Lavagranulat zu setzen. Die Frage wäre also, ob ein Ficus in dieser Nährstoffarmen Umgebung überleben kann.
Wenn es hingegen funktioniert müsste ich den Bonsai vermutlich nicht so oft zurückschneiden. Allerdings würden die Bodendeckenden Pflanzen, also die Utricularia und diverse Moose, auch sogut wie gar nicht wachsen.
Wenn ich hingegen zusätzlich mit anderen Substraten wie z.B einem Weißtorf-Sand Gemisch arbeite stellt sich mir die Frage ob das Substrat, wenn ich das Becken mit einer Glasplatte abdecke, nicht irgendwann zu schimmeln oder faulen beginnt.
Wie denkt ihr darüber?

Liebe Grüße
Judith
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Pflanzbert
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Pflanzbert »

Von dem was ich gelesen habe, schliesse ich, dass Hermetosphären üblicherweise mit eher einfachen Pflanzen bestückt werden, Farne, Moose usw. die sich regelmässig selbst erneuern können.

Ein Ficus ist eine eher hochentwickelte Pflanze, ich hätte Zweifel ob der in einer Hermetosphäre auf dauer gedeiht. Und er wird wahrscheinlich schnell zu groß.

Es gibt ein berühmtes Experiment mit einer sehr großen Hermetosphäre, das ging aber schief - interessante Ergebnisse gab es trotzdem:

https://de.wikipedia.org/wiki/Biosph%C3%A4re_2

Ansonsten - Ausprobieren. Ficus Stecklinge sind schnell geschnitten, da geht nicht viel verloren, wenn es nicht klappt :)

Ich würde in dem Zusammenhang aber mal von "Bonsai" im engeren Sinne absehen. Die stellen normalerweise höhere Anforderungen an die Pflege als "normale" Pflanzen. Ich denke, zuerst mal sehen, was überhaupt geeignet ist, dann schauen, ob sich das dann auch noch gestalten lässt.

40 Jahre - vielleicht Rekord:

http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/ ... water.html
Viele Grüße,
Hajo
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Bergi
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von Bergi »

Hi Judith,
Schimmel auf dem Torf ist in den Sphären eher kein Problem (Ulf selbst schreibt allerdings, dass ihm manchmal aus recht unerfindlichen Gründen doch ein Gefäß verschimmelt... das kommt dann einfach mal vor, stellt das System aber nicht in Frage).
Die Land-Wasserschläuche sind "die" Arten für so was, nette, blühwillige Miniaturen. Sie nehmen ganz langsam den ganzen Boden so eines Gefäßes ein, dann kann man z.B. ein Stückchen in ein neues Gefäß pflanzen.
Ob so ein Arrangement nun ewig oder nur ein paar Jahre steht, und dann neu gepflanzt wird, richtet sich eher danach, ob es immer noch gut aussieht, ob der Pflanzenwuchs ein bisschen zu dicht drin geworden ist etc..
Ich denke, dass fast noch niemand je versucht hat, eine Holzpflanze in so einer Sphäre zu pflegen. Klar, der Verschluss muss so sein, dass man ihn für den Schnitt leicht öffnen kann. Düngen kann man meiner Erfahrung nach schon - ich dünge z.B. meine Mini-Orchidee alle paar Monate mit ein bisschen Koi-Futter. Das verschimmelt dann natürlich schon erst mal, der Schimmel stirbt dann aber nach ein paar Tagen wieder ab und hinterlässt - so wenigstens meine Theorie - die erwünschten Nährstoffe. Warum so ein "Geschmuddel" :-D ? Weil das osmotisch m.E. unproblematischer ist als Kunstdünger, und vor einer Salzbelastung hätte ich bei der Sphäre schon Manschetten.
Gruß,
Stefan
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MonaMour64
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Re: Nur eine verrückte Idee oder tatsächlich umsetzbar?

Beitrag von MonaMour64 »

Hallo Judith,

das mit dem Ficus könnte klappen - letztlich kannst du es nur ausprobieren.
Vielleicht findest du ja auch och auch noch ein Gehölz, das in entsprechenden Sumpflandschaften wächst - da bin ich momentan allerdings überfragt.

Zwei Sachen aus der Terraristik fallen mir aber dazu ein, vielleicht hilfts dir bei der Planung deines Biotops ja weiter:

Wenn du den Baum zum Beschneiden etc. herausnehmen möchtest, könntest du zwei einfache ineinanderpassende (Ton)Schalen verwenden. Den Rand kann man z.B. mit Moos abdecken, damit er nicht stört. Eine Schale bleibt im Becken, die andere kannst du dann leicht herausnehmen, ohne dass etwas nachsackt oder Schaden nimmt.

Gegen Schimmel in Feuchtterrarien setzt man gern die Weisse Assel (Trichorhina tomentosa) ein. Die fressen den einfach weg. ;)
LG, Sabine (aka Mona)

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