Wilder Wein

Freie Baumgestaltungen. Wir nähern uns von einer anderen Seite. Junge Wilde inklusive.
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Stephan mit ph
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Wilder Wein

Beitrag von Stephan mit ph »

2. Versuch
Die Pflanze hat sich weiter entwickelt, also kanns ja auch bei mir so sein :-D
Nachdem, auch durch meine Einstellung und mein Verhalten, die Vorstellung dieser Pflanze leider einen unschönen Verlauf nahm, möchte ich einen zweiten Versuch starten.
Hier bei den jungen Wilden scheint mir ein guter Ort zu sein.Ganz höflich bitte ich Euch um Vorschläge, wie man den Wein angemessen, "veredeln" und präsentieren könnte.Unter veredeln wünsche ich mir ein Hervorheben/Ausarbeiten der markanten und wohl teilweise vorhandenen, Reize der Pflanze. Unter präsentieren, Möglichkeiten passender Schuhe.
Auch wenn der/die Eine oder Andere der Meinung sind: Du kannst mich mal ---- gerne haben, würde ich mich über Hilfe freuen.
Viele Grüße
Stephan
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Stephan mit ph
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Stephan mit ph »

So und jetzt die Weiterentwicklung (zumindest) der Pflanze.
Alle Bilder sind vom 11.1.2016
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Heike_vG
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Stephan,
die tolle Stammbewegung kommt jetzt sehr schön zur Geltung! Die Totholzbereiche waren vermutlich schon so abgestorben und Du hast im Wesentlichen die tote Rinde entfernt, oder?
Der Baum sollte eine gute Bonsai-Zukunft haben. Gefällt mir sehr. *daumen_new*

Liebe Grüße,

Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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abardo
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Re: Wilder Wein

Beitrag von abardo »

Hi,

wilder Wein rankt sich ja üblicherweise an irgendetwas hoch. Kann er das nicht, hängen die "Äste" runter, wie auf deinen Fotos. Die Frage ist halt, wo du hinwillst. Eine rankende Pflanze oder "nachgeholfen" als Spalier oder etwas baumartiges mit Ästen und Verzweigung ?
Gut gefällt mir, wenn das meiste Grün sich in der Mitte versammelt (z.B. auf dem Foto vom 11.6.2013).
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
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Norbert_S
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Stephan

Den Brocken kenne ich ja, war nicht zu übersehen in deinem Zaubergarten.

Diese Art spricht besonders im Herbstlaub an mit ihren glühenden Rottönen.
Diesem alten Recken eine glaubhafte alters- und rindenangepasste Beastung aufzubauen erfordert wohl zwei Pflegergenerationen und ich halte sie auch nicht für sonderlich erstrebenswert. Das ist eine Kletterpflanze und darf sich daher in der Gestaltung auch jede Menge Freiheit erlauben.

Für mich wäre eine Möglichkeit der weiteren Pflege ausgehend vom 1. Bild mit Totholz.

Jedoch die ursprüngliche Pflanzposition belassen, also stark geneigt nach rechts.
Totholz erhalten, Spitzenjin reduzieren.
Die gestalterische Pflege würde ich mir relativ einfach machen.
Über den Sommer so häufig zurückschneiden, dass im Herbst trotzdem ein ansehnlicher Behang abwärts fällt.
Im Herbst den Anblick genießen!!!
Im Frühjahr nach Bedarf einkürzen, die Beastung nicht gnubbelig werden lassen sondern wie sonst auch verfahren. So langsam eine Beastung aufbauen, die einen zunehmend dichteren Laubvorhang entstehen lässt.
Schale: hohe Halbkaskade, vieleckig, Lippe nach außen, dunkelblaue Glasur, verlaufend.
Norbert

So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
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Herb
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Herb »

Hallo Stephan
ich als alter Mecklenburger habe es nicht so mit dem Schreiben.
Mein Tipp für dich: die Bereiche, die du haben willst konsequent selektieren, wachsen lassen und zurück schneiden. Durch die sehr dicke Rinde gibt es keine Schließung durch überwallen.
Wie Norbert schreibt, erfreue dich der unglaublichen Herbstfarben und schneide zu jeder Zeit zu große Blätter.
Ohne deinen Beitrag stören zu wollen, hier noch zwei Fotos im Anhang ( auch noch in der Entwicklung )

Gruß Dieter
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DSCN1869.jpg
DSCN4938.jpg
Emkay
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Emkay »

Schön herausgearbeitet. Ich habe auch noch so einen Brocken im Kübel im Garten stehen. Ich weiß noch nicht recht was ich damit anfangen werde. Aber deine Arbeit gefällt mir schon sehr gut und ermutigt mich zum Anfangen.

Lg
Grüße, Marcel
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mohan
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Re: Wilder Wein

Beitrag von mohan »

Finde die Weiterentwicklung super, Stephan! *daumen_new*

Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass du genau weißt wo es hingehen soll, also lass dich nicht beirren. Mein Tipp: Weiter so! *clap*
Viele Grüße
monika
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Stephan mit ph
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Stephan mit ph »

Ganz herzlichen Dank für euren Zuspruch.
Heike, es ist wie du vermutest. Was mir interessant an dem Absterben der Rinde scheint: Bei beiden Pflanzen (ich besitze 2 davon) ist etwa die Hälfte des Umfangs an Rinde abgestorben. Die Grenze in der Höhe, lag genau an der Erdoberkante, sprich am Ende des durchfeuchteten Bereichs.Hätte ich die Pflanzen nach ihrem Finden (so gut wie gar keine Wurzeln dran), für ein Jahr in Sand eingegraben, wäre die Rinde höchstwahrscheinlich, insgesamt erhalten geblieben(?). So finde ich es aber bedeutend besser.
Frank, genau darum gehts:Ich weiß es auch nicht. Wusste! Jetzt bin ich etwas weiter und sicherer.
Norbert, das ist was mit dem ich was anfangen kann.In den drei Jahren habe ich so gut wie nichts abgeschnitten. Nur Triebe welche aus der Erde wuchsen.Knubbelbildung entsteht von allein-bisher.2015 fiel die Herbstfärbung, mit allen Jungtrieben einer -3,9°kalten Oktober-Nacht zum Opfer. Von grün übergangslos zu braunem Matsch.
Dieter, es stört gar nicht, im Gegenteil.Das mit den großen Blättern werde ich strikt einhalten.
Emkay, das ermutigt auch mich.
Monika, bisher hat der Baum gemacht. Auch bei anderen meiner Pflanzen komme ich immer mehr zu der Einsicht: Kleine Eingriffe bringen die Bäume und auch mich weiter, als ständiges rumwörgeln.
Nachdem ich mir elektro Fräser etc. zugelegt hatte, habe ich für mich festgestellt, Totholzbearbeitung von Hand, führt bei mir zu ansehlicheren Ergebnissen.Auch schon länger nicht mehr lebendes Eibenholz bearbeite ich von Hand.Bei dem Wein bin ich an einer Grenze angekommen????? Knallhart!
Viele, liebe Grüße
Stephan
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Tomsai 92
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Tomsai 92 »

Hallo Stephan,
ein sehr ausdrucksstarkes Stück, gratuliere!

Ich habe mir erlaubt gestern Abend im Halbdunkeln meine Ideen grob aufs Papier zu bringen.
Im Folgenden meine gedanklichen Exzesse zu diesem Baum. Bitte nicht zu ernst nehmen, ich muss mir nun mal konkret vorstellen, wie ich ihn gestalten würde. Da wirkt jede Aussage automatisch sehr subjektiv wertend und befehlend.

Beim Zeichnen spürt man sehr deutlich in was für einem spannenden Verhältnis die begrenzenden Linien des Stammes und des Totholzbereiches zu einander stehen. Die Proportionen habe ich nicht genau getroffen, aber der Eindruck sollte ähnlich sein. Parthenocissus bilden, wenn man langsam vorgeht, eine aus meiner Sicht sehr spannende knorrige, auch gerne mal knubbelige, Aststruktur (ähnlich wie Akebien), die zwar in keinem logischen Verhältnis zu der kletternden Wuchsform steht, aber dafür quasi idealisiert darstellt, wie der Habitus am obersten erklimmbaren Punkt dieser Kletterplanzen ihren Alterszenit erreicht. Die Äste wachsen dann sehr langsam und kippen durch ihr Eigengewicht über (Siehe: Hedera helix in der 'Arborescens'-Altersform).
Nicht nur deshalb würde der Spitzenjin bei meiner Gestaltungsvariante unlogisch wirken. Mich stört er vor allem deshalb, weil er von dem sehr ausdrucksstarken restlichen Bereichen des Baumes ablenkt. Das Auge fließt langsam am Stamm hoch und wird dann beschleunigt durch den Jin aus dem Bild geschleudert anstatt im Fokus des Baumes zu verweilen.
Die alte Borke, der zukünftig reifende zurückhaltende Totholzbereich und vor allem die eleganten kraftvollen Linien sind es wert, den Baum optisch zu entschleunigen. Die andere Seite würde durch das entfernen des dort vordergründigen Jins bald noch mehr gewinnen, der Fokus würde sich sehr stark auf die alte Borke und die Äste richten anstatt auf die Spitzenregion. Durch das glänzende Laub ist die Art ohnehin schon eine lebensbejahende Augenweide. Getopft gehört der Baum, angesichts der Tatsache, dass die Art aus Ostasien stammt, "natürlich" in eine 300 Jahre alte antike chinesische vieleckige Blau/Weiß-Porzellan-Schale! (Ich kenne da jemanden...)
… eine Schale von Peter täte es aber auch sehr gut.
Im Herbst 2040 könnte dieser Baum zu einer glaubwürdigen Utopie einer Jungfernrebe gereift sein.

Zu den gärtnerischen Aspekten:
Ich würde mich die nächsten 2-3Jahre noch unbedingt darum bemühen, die lebenden Bereiche in ihrer jetzigen Form zu stabilisieren. Bzw. so lange bis ein zuverlässiger stammnaher Wurzelballen etabliert ist. Ich würde den Baum weiterhin ganzjährig durchtreiben lassen, allerdings nur gezielt an den Stellen, die gekräftigt werden sollen (Spitzenregion und 1/2/3 Hauptäste im mittleren Bereich) und nicht um die Optik scheren. Sollte ein wichtiger Bereich anfangen zu schwächeln, würde ich sämtliche anderen kräftigen Bereiche in der Laub-/und Triebmasse zum Ausgleich stark reduzieren. Im Winter dann immer alles knallhart auf die kurzen Internodien oder interessantesten Bewegungen reduzieren. Besonders in den ersten Jahren, die Ansätze werden immer bleiben. Ich schätze die Art neigt eher zu basalem Wachstum und läuft deshalb, auch durch den hohen Totholzanteil, eventuell Gefahr die sehr wichtige Spitzenregion abzuwerfen. Ich schätze Jungfernreben gehören auch zu der Gruppe von Pflanzen wie Pfaffenhut, Birke oder Fingerstrauch, die bei Trockenheit und Beschattung bestimmter Partien dazu neigen Äste aufzugeben. Da mangelt es mir aber an genauen Erfahrungswerten. Ich selbst habe nur einen alten P. quinquefolia und habe ihm dieses Jahr seine vier Meter langen Triebe zum Anwachsen gelassen. Saufen tut die Gattung ja wie ein Loch, eine tiefe Schale betrachte ich deshalb wie bei Blauregen als Pflicht, will man das Leben der Pflanze nicht riskieren. Allerdings soll Parthenocissus deutlich staunässeempfindlicher sein als Wisteria (nur gelesen), deshalb kommt das Stellen in einen wassergefüllten Untersetzer auf lange Sicht wohl nicht in Frage.
Mit der Totholzkonservierung würde ich so früh wie möglich anfangen, nach wenigen Jahren wird es ohnehin schwierig sein das Totholz nachhaltig zu fixieren. Nur bitte bloß nicht weiß färben! Ich würde das schwammige Holz mehrfach durchdringend mit Jin-Mittel kalzifizieren und anschließend mit Tusche oder Wasserfarben auf den gewünschten Grau-, Braun- oder Schwarzton abtönen. Risse und andere Details bilden sich auch von alleine nach wenigen Jahren, ein Verfall des Totholzes ließe sich aber vermutungsweise nicht mehr stoppen (hätte natürlich auch eine gewisse ästhetische Wirkung und könnte langfristig evtl. sowieso unvermeidlich sein).

Wenn nach vier Jahren Vitalisierungszeit, den ersten Aststrukturen und einem weiteren Umtopfen zwecks Ballenentwicklung alles glatt läuft, wäre dann der Baum auch schon bereit für die Schale und einem nachhaltigen sicheren und genussvollen Astaufbau stünde nicht im Wege.



Blablabla, ich hoffe du kannst was mit meinen Ideen anfangen. Das meiste gärtnerische weißt du ja ohnehin wie ich dich kenne, aber für alle anderen ist vielleicht eine neue Info dabei. Korrigiert mich bitte vehement, sollte ich mich versehentlich irgendwo mit irren.

Schöne Grüße
Tom

PS: Sollte dich der Baum irgendwann langweilen, vergiss mich bitte nicht... ;)
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Ferry
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Ferry »

Für Bonsai ist eine nicht alltägliche Spezies. Ich bin gespannt, wie die weitere Gestraltung des ausgesprochenen Selbstklimmers mit Haftfüßchen vorangeht.

Tomsais Entwurf sieht sehr gut aus; um diese Bewegung in den Stamm zu bekommen, müsste der Baum aber ab der oberen Hälfte neu aufgebaut werden.
LG,
F.
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Tomsai 92
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Tomsai 92 »

Ferry hat geschrieben:um diese Bewegung in den Stamm zu bekommen, müsste der Baum aber ab der oberen Hälfte neu aufgebaut werden.
?
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Stephan mit ph
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Re: Wilder Wein

Beitrag von Stephan mit ph »

Danke Ferry.
Danke Tom für diese überaus hilfreiche Auseinandersetzung mit der Pflanze.Dadurch verändert sich mein Blickwinkel (und nicht nur zu dieser Pflanze)
Wie viele andere meiner Pfleglinge ist auch Parthenocissus Neuland für mich.Bisher steckt der Baum voller Überraschungen und ich werde weiterhin versuchen mich darauf einzustellen.Für mich steht sicher fest, dass der Jin nicht so bleibt.Das festgestellte, aber noch nicht in Angriff genommene Problem, ist die momentane Härte des Holzes, kombiniert mit meinem Unvermögen/Angst.Läßt und wird sich lösen.Vor etwa 15 Jahren habe ich mir einen Liter Jinmittel gekauft.Da ich die farbiche Auswirkung so schrecklich empfinde, ist das Teil noch orginalverpackt.Auch wenns etwas länger dauert, mag ich die natürliche Verfärbung lieber.(gerade bei diesem sehr dunklen Holz)
Seit einem Jahr stelle ich meine Düngung um und somit muss ich die Weiterentwicklung meiner Pfleglinge erstmal nur beobachten. Später werde ich vermutlich die Pflegemaßnahmen angleichen können/müssen. Soweit ist es noch nicht.
Viele, liebe Grüße
Stephan
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