Wie präsentieren wir?

Freie Baumgestaltungen. Wir nähern uns von einer anderen Seite. Junge Wilde inklusive.
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Andreas Ludwig
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Nö. Da wüsste ich jetzt gerade auch nichts.

Aber wir könnten «schön» präsentieren. So, dass die Bäume gut ausschauen.
Ohne Symbolkram, den ohnehin keiner versteht. Ohne Bambusstäbchen und Tatami-Matten,
ohne zweckentfremdete Dinge eines Alltags, den wir nie gelebt haben.
Ohne skrupellose Aneignung religiöser Anschauungen, die wir nie hatten.

Einfach schön halt. Dazu haben wir einige Erfahrung hier herum.
Immerhin etwas.
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abardo
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von abardo »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 29.09.2017, 21:43 Ehm... ist nicht Gelb. Ist ein Ockerton.
... und die Quitsch-Magenta-farbenen Flaggen obendrüber sind bestimmt ein sanftes Bordeaux-Rot :lol:
HeikeV hat geschrieben: 29.09.2017, 22:56 Gibt es denn für uns auch ein Farbspektrum mit hinterliegender Bedeutung, wie in asiatischen Lehren ?
Mir fällt dazu gerade nichts ein.
Anyway. Zu Farben in unserem "Betriebsraum" gibt es genügend Sprichworte und Assoziationen, technische Farbräume, Schemata, psychologische Interpretationen und und und ...

"Im Winter sehen wir weiss aus. Im Sommer rot. Ist uns schlecht, sind wir grün. Sind wir krank, sehen wir gelb aus. Ist uns kalt, sind wir blau."

(and we have the fu***ng nerv to call other people coloured)
Zuletzt geändert von abardo am 30.09.2017, 10:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Andreas Ludwig
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Danke für diesen völlig sinnlosen, aber sehr bunten Beitrag...
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abardo
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von abardo »

Sucht euch eine Bedeutungsschiene aus:
Geschichtlich.
Technisch.
Wissenschaftlich.
Erlernt.

Da hat doch jetzt jede Farbe Hunderte Bedeutungen und Belegungen, je nachdem, welches Grundsystem man wählt.

Wenn es dann heisst: in dem oder dem Land, stehen fünf Farben für das und das, wundert mich a) dass nur ein sehr begrenzte Zahl von Farben gewählt wurde und b) nur ein System für ein Land oder einen ganzen Kulturbereich stehen kann.
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Anja M.
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Anja M. »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 29.09.2017, 21:43 Ehm... ist nicht Gelb. Ist ein Ockerton. Das macht viel aus. Stell dir das in einem Ton vor, der in der Offsetwelt als 100 y oder 100 y/20 m definiert wäre...
:roll:

Sicher, es ist nicht DAS Gelb, aber wenn ich jetzt den Raum betrete, was denke ich da? 'Oh, ein Ockerton' wird es wohl eher nicht sein.

Was mir an dieser Präsentation zu unserem Thema viel mehr ins Auge springt ist die Anordnung und die Aufstellung. Variable Trennwände scheinen da Bereiche und Nischen zu bilden in denen jeder Aussteller seine 1-3 Bäume individuell auf Podeste zusammenstellt von unterschiedlicher Höhe, Farbe und Kantenlänge.

Wenige mit zusätzlichen Tischen, kaum Beisteller, keine Rollbilder und hier und da wird der Fußboden mit einbezogen. Der Kameramensch hüpft da etwas chaotisch durch, aber die Ausstellung selbst wirkt auf mich nicht so. Eigentlich scheint sie ruhiger, als wenn jeder seinen Holztisch mit Beisteller hinstellt und noch ein Trennhölzchen dazu kommt.

Wenn wir jetzt von Japan als allein seligmachendes Vorbild wegwollen, bringt es aber auch nichts chinesische Farbbedeutungen einzusetzen. Wir brauchen eigene Gründe für unsere Farbwahl.

... und ich protestiere heftigst dagegen, das erst den ganzen Tag nichts geschrieben wird und dann, während ich meinen Beitrag creiere, 20 Beiträge dazwischenplatzen!
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HeikeV
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von HeikeV »

abardo hat geschrieben: 29.09.2017, 23:15 Sucht euch eine Bedeutungsschiene aus:
Geschichtlich.
Technisch.
Wissenschaftlich.
Erlernt.
Wieso muss das denn immer so bedeutungs-schwanger sein ? Es geht doch darum den jeweiligen Baum in seiner Jahreszeit zu repräsentieren.
Wenn es dann heisst: in dem oder dem Land, stehen fünf Farben für das und das, wundert mich a) dass nur ein sehr begrenzte Zahl von Farben gewählt wurde und b) nur ein System für ein Land oder einen ganzen Kulturbereich stehen kann.


Da müsstest du dich eingehend mit asiatischer Kultur=Religion beschäftigen. Hinter jeder einzelnen dieser Farben steckt noch eine fünf-fache Bedeutung.
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Andreas Ludwig
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Ha - jetzt kommen wir der Sache näher. Anja – ich danke dir für diese präzise Beschreibung der Ausstellung (obschon ich in meiner Art sofort an einen Ockerton gedacht hätte, aber ich bin da berufsbedingt etwas behindert...).

Es geht (mir) genau um die anderen erwähnten Dinge, um diese Individualität, jedenfalls die Möglichkeit dazu: Bäume abzutrennen, herauszuheben, einzuordnen (das «Fehlen» der der Rollbilder ist eigentlich keines, in China sieht man das etwas anders, die haben auch keine tokonoma. Bestell mal in Italien einen Earl Grey Tee, dann verstehst du, was ich meine – kleine nationale Unterschiede halt).

Egal. Zurück auf den Kontinent: Wie du richtig erwähnt hast, brauchen wir eigene Gründe für eine Farbwahl. Ich sehe da im Moment keine anderen als eben die erwähnten «rein ästhetischen». Und du?

(abardo - eigentlich sind die uns unbekannten Gründe für die Farbwahl anderer Völker hier genau NICHT Thema. Farbe hat bei uns eigentlich genau eine Bedeutung: Sie wirkt in einer Umgebung, so oder so, mehr nicht. Weniger aber auch nicht, weshalb man sie in Bezug auf Situation und Umgebung wählt, wie das etwa bei Sofas, Bildern, Wänden oder Vorhängen recht üblich ist. Man richtet sich eben ein. Der Rest ist Mystik und die ist hat bei uns keinen wirklichen Stellenwert, jedenfalls nicht im Allgemeinen.)
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HeikeV
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von HeikeV »

Waren wir da nicht schon mal ?

Individuellere Ausstellungsmöglichkeiten durch Gruppierungen, Module oder Podeste ?
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Anja M. »

HeikeV hat geschrieben: 29.09.2017, 22:56 Gibt es denn für uns auch ein Farbspektrum mit hinterliegender Bedeutung, wie in asiatischen Lehren ?
Mir fällt dazu gerade nichts ein.

Ach, das ist doch gar nicht so schwer:

http://www.gidf.de/

https://www.lichtkreis.at/wissenswelten ... arbe-blau/

http://www.nibis.de/~lepke/homepage/web ... arben.html

Das gibt genug Seiten, damit der aufstrebende Ausstellungsleiter sich mehr Begründungen für sein Farbkonzept zurechtlegen kann als einfach nur 'ich find rosa eben so schön!'.
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Andreas Ludwig
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Andreas Ludwig »

öh... Anja: Ich mag das alles gar nicht. Hat nichts mit Ästhetik zu tun, eher mit dem Gegenteil, mit dem (für mich krampfhaften) Versuch, eine Regel zu schaffen für eine Dimension, die nicht geregelt sein soll und kann, sondern... tja... erahnt? Erfühlt? Sagen wir doch wenigstens: Ausgetestet. Ich erinnere da mal an Schlaghosen, überbreite Schultern, für mich sinnlos hohe Hosenbünde derzeit bei jungen Damen. Na und? Sind alles Vorschläge in einer Diskussion, die nie enden wird. Weil das gar nicht das Ziel ist. Das wirkliche Ziel ist eine «Schule des Sehens», wie sich das Kokoschka und andere gewünscht haben – man lernt und lernt und lernt nie aus. Was ist schön? – Man lernt nie aus.

Frage: Ist es tatsächlich so ein Riesenproblem, wenn es keinen aussenliegenden Massstab des «Richtigen» gibt? Muss man darob verzweifeln, sich fragen, wo da dann der Halt ist? Ist irgend etwas falsch daran, zu experimentieren in der Hoffnung, etwas zu entdecken? Allenfalls etwas halt, das man dann nie mehr macht, weil es nicht wirklich der Knaller war, zugegeben. Aber wieso der Wunsch nach «Wahrheit», wo wir doch längst wissen, dass es die nicht gibt (respektive, dass sie für uns viel zu weit weg ist)?

Am Ende kann ein Ausstellungsleiter tatsächlich bloss sagen: Ich finde Rosa schön. Wenn er aber gut ist, wird er eine ganze Menge weit tieferer Begründungen dafür haben, etwa die, dass der Hintergrund einen blassgrünen Ton hatte und er dazu einen Kontrast schaffen wollte oder den, dass das Rosa die Farbe der Mehrheit der Bäume verstärkt hat. Was aber nicht wichtig ist. Entweder ist die Ausstellung für die Betrachter schön, oder aber Scheisse. Wenn der Ausstellungsleiter wirklich gut ist, wird er mit beidem leben können.
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Andreas Ludwig »

HeikeV hat geschrieben: 29.09.2017, 23:34 Waren wir da nicht schon mal ?
Wir werden immer wieder an denselben Punkt kommen, bloss jeweils eine Etage höher...
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Anja M. »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 29.09.2017, 23:30 Es geht (mir) genau um die anderen erwähnten Dinge, um diese Individualität, jedenfalls die Möglichkeit dazu: Bäume abzutrennen, herauszuheben, einzuordnen (das «Fehlen» der der Rollbilder ist eigentlich keines, in China sieht man das etwas anders, die haben auch keine tokonoma. Bestell mal in Italien einen Earl Grey Tee, dann verstehst du, was ich meine – kleine nationale Unterschiede halt).


Die Rollbilder und anderes Beiwerk könnten sich bei uns aber zum Problem entwickeln, wenn wir Alternativen nicht den gleichen Wert geben wie der japanischen. Dann braucht es zu jedem Baum 3 Tische und zu jedem Tisch 6 Rollbilder etc. ;-)
Tee wäre jetzt nicht mein Problem, Kaffee schon eher und zwar zunehmend hier und nicht in Italien. :twisted:
Andreas Ludwig hat geschrieben: 29.09.2017, 23:30 Egal. Zurück auf den Kontinent: Wie du richtig erwähnt hast, brauchen wir eigene Gründe für eine Farbwahl. Ich sehe da im Moment keine anderen als eben die erwähnten «rein ästhetischen». Und du?
Rein ästetisch kann sehr subjektiv sein, ich z.B. liebe knallige Farben. 2 Herren hätt ich damit schon mal vergrault. Aber ja, die Ästethik ist für uns hier das ausschlaggebende Kriterium und ich sehe auch nicht, das sich das ändern könnte. Das heißt für mich aber nicht zwingend auf reine Farben zu verzichten, man kann auch mit dem Anteil der Farbflächen spielen.

Ich hab aber auch den Verdacht, das unsere Fotos die Farben kräftiger rüberbringen als in Natura vor Ort wahrzunehmen ist.
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Anja M.
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Anja M. »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 29.09.2017, 23:53 öh... Anja: Ich mag das alles gar nicht. Hat nichts mit Ästhetik zu tun, eher mit dem Gegenteil, mit dem (für mich krampfhaften) Versuch, eine Regel zu schaffen für eine Dimension, die nicht geregelt sein soll und kann, sondern... tja... erahnt? Erfühlt? Sagen wir doch wenigstens: Ausgetestet.

Ahh, ich vergaß wohl:

*ironie*
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von Hanno »

Andreas Ludwig hat geschrieben: . . . bloss jeweils eine Etage höher...
So sehr ich persönlich diese Diskussion mag - und sogar Manches lerne:
Langsam bekomme ich das Gefühl, dass diese Höhe für den "Otto-Normal-Bonsaianer" (gefühlte 95 %) schier unerreichbar wird -
was man auch daran sieht, dass sich eigentlich nur die Handvoll der üblichen Verdächtigen zum Thema äussert - äussern kann . . .
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abardo
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Re: Wie präsentieren wir?

Beitrag von abardo »

HeikeV hat geschrieben: 29.09.2017, 23:25 Wieso muss das denn immer so bedeutungs-schwanger sein ?

Es muss nicht. Es ist einfach so. Alles ist "aufgeladen", weil es uns sowieso umgibt, wir es erlernt haben, kulturell oder in allen Medien dauernd wahrnehmen.
Diesen Fakt auszublenden, zu denken, dass es etwas neutrales gibt, ist schon mutig :lol:
HeikeV hat geschrieben: 29.09.2017, 23:25 Es geht doch darum den jeweiligen Baum in seiner Jahreszeit zu repräsentieren.

Warum denn das nur ?
Dann hätte man einen Grundsatz der asiatisch geprägten Präsentation schon übernommen. Hätte schon etwas als Grundlage vorrausgesetzt, was gar nicht zur Thread-Überschrift passt.
Das wäre schon eine Entscheidung zu "naturalistisch". Ist das irgendwie Pflicht ?
Da müsstest du dich eingehend mit asiatischer Kultur=Religion beschäftigen. Hinter jeder einzelnen dieser Farben steckt noch eine fünf-fache Bedeutung.
Versteh ich jetzt was falsch ?
Es geht doch darum, "wie wir präsentieren". Und eben nicht asiatisch. Und das kann man doch nur aus seiner eigenen Kultur und Geschichte entwickeln, z.B. aus unserer Farblehre.

@Andreas: kulturell gibt es bei uns z.B. die Sprichwörter, die sich auf Farben beziehen. Rot ist die Liebe, Gelb ist der Neid. Grün ist die Hoffnung (was ich bezogen auf Bonsai immer sehr passend fand). Du kannst Farben auch gerne technisch betrachten, passt auch zu uns Europäern. Setz dich zu einem Grafiker und der erzählt dir alles zum Farbraum, zu Komplimentärfarben, Kontrasten usw. Oder eben einen näturlichen Ansatz. Wasser ist bei uns blau (und eben nicht schwarz), genau wie der Himmel. Wiesen sind grün, Wälder sind braun und Berge sind grau. Meinetwegen nimm Landesfahnen oder Wappen als Bezugspunkt, Bezugspunkte und Systeme, die aus uns Europäern kommen, gibt es genug.
Zuletzt geändert von abardo am 30.09.2017, 10:12, insgesamt 1-mal geändert.
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