Hier mal ein bisschen «Gestaltersenf»:
Blau ist sehr naheliegend. Blau ist – da sind sich ausnahmsweise die Vertreter der verschiedensten «Farbschulen» von Bauhaus bis Goetheanum einig – die einzige Farbe, die von sich aus in der reinen Fläche eine Tiefe suggeriert. Das macht Blau ziemlich verträglich, es rutscht von selbst in den Hintergrund. Rot als Alarmfarbe (was es ist, weil es in natura bloss in winzigen Dosierungen rein vorkommt) macht sich da schon wichtiger.
Aus demselben Grund wird Blau beim «bluescreening» verwendet. Das ist die Tricktechnik beim Film, mit der die Yedi-Ritter das Fliegen lernen. Dazu muss man die Herren ja «freistellen». Filmt man sie vor blau, hat man die beste Ausgangslage, weil ein paar blaue Pixel am wenigsten stören und blau in Reflexionen am wenigsten «anhängt». Wir sind es uns visuell von Himmel und Meer her gewohnt.
Aber ich bin gar nicht so für blau. Auffällig, dass in teuren Bonsaibüchern oft neutrale Hintergründe irgendwo in den dunklen Grauskalen verwendet werden – achtet euch mal. Davor wird bei richtiger Beleuchtung auch der müdeste Strauch frisch und knackig.
Fazit: Ohne es ausprobiert zu haben (mein Grünzeug ist noch nicht besonders bühnenreif), würde ich eine Farbe suchen, die a) schön brav «hinten bleibt» und b) gut gegen die Farbklimata der Pflanzen trennt. Da diese Klimata alle im rot-grünen Bereich sind, würde ich es wohl mit dunklem blaugrau versuchen. Näher bei den Pflanzen, also «integrierender» wäre ein schlammgrau – auch denkbar.
Tja. Typisch Gestalter. Die kommen am Schluss immer bei den dezenten trüben Tönen an. Dann ist die Frage halt, ist das gut, weil tausendfach bewährt oder ist das poplig, weil zu ausgeglichen?
Farben bei der Bonsaipräsentation
- Andreas Ludwig
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