Mini-Bonsai

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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Hier noch was:
http://www.cal-ipc.org/landscaping/dpp/centcoast.php

Aha. Der erste Eindruck ist manchmal falsch. Wenn man nicht wächst, kommt man nicht auf die schwarze Liste des Rates für invasive Pflanzen...

Morgen mache ich ein paar Bilder von etwas zwischendrin - nicht so präsentabel wie mohans Bilder,aber definitiv ermutigend im Vergleich zu den Fischgräten oben. Der Cotonester kann mehr, als man ihm zutraut.
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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Die bisherigen Bilder zeigen eure Pflanzen mit ihrem eigenartigen habitus und (mohans Bilder) wunderschöne Bonsai.

Das ist oft so, viel zu oft. Manchmal habe ich den Eindruck, das wird absichtlich so gemacht, damit man frustriert aufgibt, irgendetwas wachsen lassen zu wollen und stattdessen einen schönen teuren Solitär des Kursveranstalters kauft. Aber das ist sicher nur ein böser Gedanke.

Hilfreich, meiner Meinung nach zwingend für den Gestalter, sind aber auch Bilder, wie so ein Ding in der Natur wächst oder wenigstens in einer Kultur, wo sie sich einigermassen frei entwickeln können. Dazu haben wir heute die Bildersuche der grossen Suchserver.

Wer bei Google auf «Bilder» geht und «cotoneaster microphyllus» eingibt, kriegt einiges geliefert. Bitte nebenbei auf den Namen «Morton Albek» achten. Der hat (neben X anderen) einen der schönsten Cotoneaster-Winzlinge. Man kennt den Baum mit der Zeit, er taucht in allen jahreszeitlichen Färbungen immer wieder auf und ist ein gutes Beispiel.

Bleiben wir noch bei der natürlichen Wuchsform. Um den Cotoneaster zu verstehen, sollte man auch mal bei Wikipedia vorbeischauen und Text lesen. Da erfährt man von paläarktischen Zonen und Bodenbedeckern. Das ist der Teil, der uns betrifft, aber aufpassen: Cotoneaster ist eine recht grosse Gruppe, da hats auch welche, die eher aussehen wie unser Schneeball-Strauch und völlig anders wachsen.

Plusminus einig ist man sich bei der Herkunft des Cotoneaster microphyllus - Himalaya bis Südwestchina. Das hilft. Kurz überlegen, wie es da aussieht: Da ist die Tundra, also kein Wald, in dem man sich als Bodenbedecker etwas verstecken kann, im Winter ist es saukalt und eigenartigerweise im Sommer sehr warm. Nordafrika in den Alpen, so etwa. Wer da überleben will, muss einiges können. Wer so etwas gestalten will, sollte diese Eigenschaften einigermassen kennen.

Es sind Eigenschaften, die man unter dem Begriff «Unzerstörbarkeit» zusammenfassen kann. Ein CM (so kürze ich das jetzt ab) ist ein richtig zäher, kleiner Bock. Bei uns, in einem Klima, das für solche Pflanzen etwa ist wie für uns Ferien in Thailand, schiessen lange, federartige Triebe aus den Büschen. Da, wo er herkommt, ist das Überschuss, der sicherheitshalber gebildet wird.

CM ist darauf eingestellt, unter schweren Schneelasten monatelang platt und passiv dazuliegen. Darum die Federform der Triebe - so kann man sich schön ausbreiten auf Flächen und liegt überall auf, nichts bricht. Falls doch, kommt einfach der nächste Trieb. Das ist der zweite Punkt: Cotoneaster macht immer von allem zuviel. Überall Verzweigungsmöglichkeiten, hunderte Blüten, hunderte Beeren. Dritter Punkt: Unempfindlichkeit gegenüber Temperatur und Feuchtigkeit, jedenfalls im Vergleich zu anderen Arten. Die Blätter verdunsten wenig, die Holzmasse (Feuchtigkeitsspeicher) ist verhältnismässig gross und die Rinde der reinste Schutzanzug.

Das mal so generell, um ein Gefühl für die Sache zu kriegen. Alles gute Neuigkeiten eigentlich - gute Rückknospung, allgemeines Durchhaltevermögen, sowas mag man. Aber wie kriegt man diesen Garderobeständer in Baumform?
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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Weiter geht's mit der Sympathiekampagne:
So ein Zweig hält einiges aus. Macht das mal an einer Azalee.
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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Weiter im seriösen Teil:

Das ist die Pflanze, die man oben sieht. Bitte mit der gelieferten Pflanze vergleichen und mit den fertigen Bonsai. Dann sieht man langsam, wie sich das entwickeln kann. Meine hat noch diese typische Struktur, jedenfalls in den oberen, langen Trieben. Man sieht aber auch sehr gut, wie bereitwillig die Pflanze auf Schnitt reagiert hat. Das war vor drei, vier jahren nichts anderes als eure Pflanzen. Kein Zweig ging verloren, die braune Spitze vorne links hat andere Gründe.
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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Eigentlich kaum weiter, bloss gestutzt sind die nächsten CMs. Sie sind zwischen sechs und neun Zentimeter hoch und wenige Jahre alt (genau weiss ich das nicht).

Damit haben wir die Grundlagen eigentlich zusammen:

Wegen seiner zuverlässigen Rückknospung, seiner kompakten Erscheinung, seiner Belastbarkeit und seiner kurzstieligen Blätter ist CM ideal für kompakte, auch stark gedrahtete Formen.

Dummerweise entsteht jetzt vielleicht der Eindruck, das müsse so ein kleiner Apfelbaum werden. Das ist überhaupt nicht so. Ich hoffe, es ist einsichtig geworden, dass wir in der Formgebung recht frei sind. Aufrechte Formen sind genauso möglich wie Halb- oder Vollkaskaden. CM kann in Landschaften integriert werden. Extrem gewundene Formen wie bei Juniperus sind denkbar.
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Beitrag von Andreas Ludwig »

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Aliena
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Beitrag von Aliena »

Ich war mal mutig und hab meine Mispel (Höhe 12 cm) geschnitten und gedrahtet:
http://www.galerie-nadine.de/bilder/kMispel06.jpg
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_Anne_
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Beitrag von _Anne_ »

hallo minibonsaibesitzer,

heute musste ich bei genauerer betrachtung meines kleinen feststellen, daß er von einer ganzen armee winziger grüner blattläuse belagert wird - scheint wohl besonders schmackhaft zu sein, denn auf keinem meiner anderen bäumchen sind welche zu finden (wenigstens etwas :roll: )

also evtl. mal genau anschauen beim nächsten gießen...

lg, anne
viele grüße, anne
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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Ja, da sind sie anfällig. Es sind wohl die gleichen wie bei mir - eher graugrüne, pummelige Läuse, die gleich ganze Beläge bilden.

Die häufen sich derzeit, wohl auch aus klimatischen Gründen. Bei den Spinnmilben (die auch gerade Ballermann feiern), bin ich mir nicht ganz sicher, wie stark sie Cotoneaster befallen. Rumhängen sieht man sie. Aber es spielt keine grosse Rolle - mitgegangen, mitgehangen.

Immer besonders gut auf die winzigen, hellgrünen Triebspitzen achten. Die sind besonders saftig und lecker. Da nisten sich die Läuse natürlich zuerst ein.
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camaju +
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Beitrag von camaju + »

Nachdem ich nach dem umtopfen vor mitlerweile 5 Wochen so meine Zweifel hatte, ob die Mispel das überlebt hat, bin doch wieder guter Dinge :lol:

Schau mer mal, was draus wird.

Bild
Gruß Jürgen *wink*

Wer nicht mit Pflanzen und Tieren kann, kann auch nicht mit Menschen.

Ich moderiere in blau, der Rest ist nur meine Meinung
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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Mispeln überleben fast alles.

A propos: Der Cotoneaster von weiter oben, coto3.jpg im blauen Topf, sieht jetzt so aus. Die rote Linie ist das Einzige, was mich im Moment interessiert. Der Rest soll einfach nur wachsen. Eine nette Schale gibts erst, wenn der Baum fast fertig ist, da habe ich noch Jahre Zeit. Ich weiss im Moment nicht mal, ob es eine Halbkaskade oder irgendwas aufrechtes wird oder gar nichts.

Wichtig ist also jetzt mal der Stamm und - unsichtbar, da bereits früher bearbeitet - der Wurzelansatz. An dem habe ich einfach ausgelichtet und ein paar grosse Wurzeln stehen lassen. Die Krone ist bis auf die Hauptäste ganz egal. Und ausser einem kleinen Ast, der nahezu senkrecht nach oben wuchs, habe ich auch nichts gedrahtet. Da muss erst Material dran und Cotoneaster kann man - siehe oben - noch lange drahten.
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Andreas Ludwig
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Beitrag von Andreas Ludwig »

Und was machen die kleinen Apfelbäume? Sie wuchern. Was mir recht ist. Da werde ich dieses Jahr wahrscheinlich gar nichts dran machen, ausser sie etwas auseinanderzusetzen. War eine blöde Idee, diese Apfelbaumwiese.

Die Moral von der Geschicht:
Ein Minibonsai ist nicht ein Sämling, dem man möglichst schnell Baumform gibt und ihn dann ein Leben lang millimeterweise wachsen lässt. Das wird nichts. So wird kein Stamm, kein Wurzelansatz und keine Krone. Man muss vielmehr durch ziemlich grob wirkende Eingriffe auf das reduzieren, was später die ganze Gestaltung <trägt>. Dann lässt man durchwachsen. In einem billigen Plastiktopf mit viel Dünger. Da sieht niemand einen Bonsai drin. Das kann mehrmals so ablaufen.
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ph1l
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Beitrag von ph1l »

Ich hab das Gefühl, meine Mispel wächst so gut wie gar nicht. Ich habe sie auch einfach in dem Topf gelassen in dem sie geliefert wurde, evtl hätte ich sie auch in einen Teichpflanzkorb setzen sollen !?
Aber der nicht vorhandene Austrieb wird umso schöner kompensiert: Die Mispel versüßt mir den Tag derzeit mit mehreren wunderschön kleinen weissen Blüten :)

Ich werd mal versuchen ein scharfes Foto davon zu machen.
Gruß Philipp
Winznut
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Beitrag von Winznut »

Also, ich hab schon ein paar neue Triebe, die ca. 5-6cm lang sind, obwohl die aufm Nordbalkon steht und nur sehr wenig direkte Sonne morgen bekommt... ( :cry: )

Hab sie Anfang April in einen etwas größeren Topf gepflanzt und einen großzügigen Wurzelschnitt gemacht.
Am 1. hab ich das erste Mal gedüngt -> alles in Butter mit meinem Schützling, würde ich sagen.
Grüße,

Oliver
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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Hallo

Ich hab mal ein neues Bild meiner Mispel. Ich gehe mal davon aus, das man jetzt noch nicht in die Gestaltung eingreifen muss, oder?

PS: sie hat massenhaft Blütenknospen. :D
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Gruß
Frank :)

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