Ulme schneiden ?

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zopf
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Ulme schneiden ?

Beitrag von zopf »

Hallo
Michael stellte die Frage ob es sinnvoll sein
die wuchernde Ulme jetzt zu schneiden.
Wie meistens kann ich keine genaue Antwort geben,
sondern nur versuchen Euch Hilfestellung zu geben.
Normalerweise schneide ich im Frühjahr,
allerdings gibt es auch Fälle wo ich
schon im Spätsommer/Frühherbst schneide.
Sehr lange Opfertriebe, die nicht genügend stabilisiert sind
(an Stäben festgebunden) schneide ich früher.
Wenn ich wegen der Überwinterung Platzprobleme habe
schneide ich früher.
Triebe die den Winter über Schneebruch oder Windbruch
gefährdet sind schneide ich früher.
Das sind wohl die wichtigsten Gründe noch in diesem Jahr zu schneiden.
Ansonsten bringt jedes noch so kleine Blättchen Kraft,
auch die Rinde betreibt Stoffwechsel und daher ist der
Verzicht auf Schnitt ein Mittel den Baum zu kräftigen.
Problematisch sind auch die Witterungsverhältnisse,
wird es noch einmal schön oder kommt der Herbst diese Jahr
sehr früh.
Wenn Ihr unsicher seid stellt einfach ein Foto ein,
dann kann ich mir Fall zu Fall, Gedanken machen.
mfG Dieter
Jochen82
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Beitrag von Jochen82 »

Herr Lehrer dumme mal ne Frage" Was ist ein Opfertrieb". Lacht mich bitte nicht aus.
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der1
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Beitrag von der1 »

Hallo Jochen,

ein Opfertrieb ist ein Ast, der nicht in die Gestaltung mit einbezogen wird, sondern zur Unterstützung des Dickenwachstum des Stammes einfach wachsen gelassen wird. Hat er seine Aufgabe erfüllt, wird er geopfert, ergo abgeschnitten.

Liebe Grüße

¹
Und wenn wir jetz so zusammen liegen / Ich wollt es sagen, aber hab mich nie getraut
Immer öfter, wenn wir uns berühren / Spür ich den leeren Raum zwischen unsrer Haut.
Lichter - Leerer Raum (Video und mp3)
Jochen82
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Beitrag von Jochen82 »

Wie ist das eigentlich mit dem Dickenwachstum? Ich denke immer das der Bereich wo ein Ast entspringt an Dicke gewinnt, oder liege ich falsch?
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Jochen
Nächste Woche mache ich ein paar Fotos
und versuche Deine Fragen anschaulich zu beantworten.
mfG Dieter
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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Hallo Jochen
Jochen82 hat geschrieben:Wie ist das eigentlich mit dem Dickenwachstum? Ich denke immer das der Bereich wo ein Ast entspringt an Dicke gewinnt, oder liege ich falsch?
Du liegst da schon in etwa richtig. ;)
Die Stelle wo der Ast entspringt und alles darunter gewinnt an Dicke. Das gleiche gilt für einen Ast... ab der Stelle wo ein Zweig entspringt, bis zum Stamm hin und bis ganz runter, wird es dicker.
Hast du mehrere Äste, die an der gleichen Stelle entspringen, kann es zu hässlichen Verdickungen dieser Stelle kommen.
Im Fachwissen gibt es einen Beitrag, wie so ein Baum "funktioniert". :wink:
Gruß
Frank :)

++++ Gießen: Hessischer Botaniker findet heraus, wie Pflanzen länger leben ++++
Jochen82
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Beitrag von Jochen82 »

Ist es jetzt noch sinnvoll die Ulme zu beschneiden? Denn bei meiner entspringen an einer stelle 3 Äste.

Ich würde allerdings lieber bis auf den Frühling warten, da ich dann über den winter mir Gestaltungs ideen Besorgen kann ;)
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Jochen
Warte bis zum Frühjahr,
dann wird die Entscheidung welche Äste bleiben
einfacher sein.
mfg Dieter
Riza
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Beitrag von Riza »

So ich hänge mich hier mal mit rein:
Das Warten bis zum Früjahr ist vorbei...
Meine Ulme (immer noch im Erdboden eingebuddelt) sieht zur Zeit aus wie ein Stachelschwein. Die Verzweigung ist so dicht, dass ich nicht weiß, wo ich mit dem Schneiden anfangen soll.

Da die Knospen jetzt langsam anfangen zu wachsen, denke ich, dass ich nicht mehr viel warten sollte mit dem Schnitt.

Aufgrund des borstigen Aussehens, fällt mir derzeit eigentlich kein gutes Gestaltungsziel ein. Wahrscheinlich müßte ich ebenso einen radikalen Kahlschnitt machen, wie hier im Klassenzimmer schon ein paar mal gesehen.

Gruss
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Riza
Bäumchen, bei denen noch keine Gestaltung erfolgt,
werden einfach zurück geschnitten um "besseres"
Rohmaterial zu erzeugen.
Die langen Ruten werden erst einmal auf 4 Knospen zurück geschnitten.
Bei Ästen an denen sich "Knubbel" gebildet haben,
aus denen mehrere Knospen kommen,
werden auf die Verzweigung vor dem Knubbel geschnitten.
Triebe die senkrecht nach oben oder unten wachsen
werden geschnitten.
Meist hast Du bei den Zweigen einen mittleren Trieb
und 2 Seitentriebe. Entweder Du entfernst den mittleren Trieb
und erreichst eine fächerförmigen Aufbau,
oder Du lässt den Mitteltrieb stehen
und entfernst abwechselnd den rechten und den linken Trieb.
Jetzt dürfte das Bäumchen schon aufgeräumter sein
und Du kannst mehr vom Bäumchen erkennen.
Bei den Ästen solltest Du darauf achten,
das Sie wie eine Wendeltreppe rund um den Stamm angeordnet sind.
Nachdem Du auch die überflüssigen Äste entfernt hast
ist das gröbste geschafft.
Im Oberen Bereich kannst Du jetzt auf 2 Knospen zurück schneiden,
im mittleren Bereich auf 3 Knospen
und im unteren Bereich auf 4 Knospen.
Danach dürfte Dein Bäumchen etwas lichter erscheinen
und eine Grundstruktur dürfte vorhanden sein.
Mache bitte vorher und nachher Bilder
und füge Sie hier ein.
mfG Dieter

ps Verjüngung, Verzweigung, Bewegung sind Ziele
die den Zweig, den Ast, den Stamm
in Richtung Bonsai entwickeln.
Wenn Du Deinen Schnitt auf diese Ziele hin ausrichtest,
entwickelt sich der Baum in die richtige Bahn.
Riza
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Beitrag von Riza »

So, hier mal ein Bild von gestern nachmittag.

Brauner Baum vor brauner Erde, da ist leider nicht viel zu sehen. Ich denke, zum ausgraben ist es noch zu kalt...

Gruss
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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Hallo

ein einfarbiges Brett/Karton zwischen Baum und Zaun hätte schon gereicht um was zu erkennen... ;)
Gruß
Frank :)

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Riza
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Beitrag von Riza »

Hallo,
nun das Bild nach dem Schnitt. Es ist nur erst mal aufgeräumt worden, wobei ich vermutlich zur "langweilig-klassichen" Besenform tendiere. Die unteren Äste sehen etwas bedauernswürdig aus, da diese den Winter über durch Maulwurfstätigkeit zugeschüttet wurden.

Die Wurzeln wurden "gekämmt", ausgerichtet und in den Topf zurück gepflanzt, der bis zur Hälfte mit größeren Steinen gefüllt ist , so dass das weitere Wurzelwachstum nach unten begrenzt sein sollte. So wie er abgebildet ist, habe ich ihn wieder eingebuddelt.

So, nach dem Eingriff hoffe ich, dass bald das Frühjahrserwachen losgeht. Weitere Hinweise sind gerne erwünscht.

Gruss
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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Hallo Riza

Deine Ulme gefällt mir gut. Da kann man einiges draus machen.

Aber ich verstehe nicht, warum du sie mit Topf eingräbst. *kopfkratz*
So hast du keine Freilandhaltung, es ist sogar noch schlechter als im TPK. Nur im Winter ist es gut gegen Frost.
Naja, du wirst dir was dabei gedacht haben...

Zu den "Gestaltungsmöglichkeiten"... (ich bin ja selbst nur Schüler, aber durch solche Überlegungen lernt man ja selbst)

Du kannst ihn so mit 2 Spitzen weiter ziehen, solltest dann aber die unteren Äste ordentlich durchtreiben lassen, damit sie an Dicke gewinnen. Obenrum in der Zeit immer schön kurz halten und noch viel mehr vereinzeln.

oder

Idee 1 (siehe Bild):
Alles unter dem grünen Ast maximal als Opfertriebe betrachten. Den grünen durchtreiben lassen für Dickenwachstum. Bei rot schneiden.

Idee 2 (siehe Bild):
Bei rot schneiden, grün als neue Spitze verwenden (oder vielleicht einen daneben).

Wie das Ding in 3D aussieht weiß ich nicht, das spielt dann sicher auch noch eine große Rolle, auch was du dir so vorstellst (Endgröße, ...).
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Idee 2
Idee 2
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Idee 1
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Gruß
Frank :)

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Beitrag von Riza »

Hallo,
vielen Dank für die Mühe mit den Virtuals

Mir gefällt die Doppelspitze irgend wie, daher werde ich den Tip aufnehmen mit dem Durchtreiben lassen der unteren Aste. Das Abschneiden eines ganzen Stammteils fände ich eigentlich schade.

Das weitere Vereinzeln sagt mir erstmal nix, dazu werde ich noch mal die Suchfunktion bemühen. Primär ist jetzt nach der OP wichtig, das die Ulme ein Lebenszeichen abgibt.

Tja, zum Thema Blumentopf vs. TPK:
Der Hauptgrund ist das einfache Ein- und Ausgraben, der geringere Platzbedarf (Zuteilung eines m² Garten durch meine bessere Hälfte :) ). Wie bereits beschrieben, ist der Topf zur Hälfte mit Steinen gefüllt. so dass sich ein ähnliches Wurzelwachtum in die Breite ergeben sollte wie im TPK. Letzlich sollte der Baum die End-Höhe von 50 cm nicht übeschreiten, so dass ich das Wurzelwachstum wegen einer dadurch kleiner zu wählenden Schale nicht übermäßig zu forcieren gedachte.

Nach dem Sommer werde ich entscheiden, ob der Umzug in einen TPK evtl. nicht doch sinnvoll ist.

Gruss
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