Eine Übung für Thorsten

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zopf
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Eine Übung für Thorsten

Beitrag von zopf »

Hallo Thorsten
Da Du Dir öfters die Mühe machst,
Anderen bei Ihren Bäumen behilflich zu sein,
könnten wir mal einen Baum ausführlicher besprechen.
Als Beispiel habe ich mal einen Baum von Camnight
genommen.
Versuche Dir als erstes den Baum ohne Blätter vorzustellen.
Bei einer gegebenen Ansichtseite ist der wichtigste
Anhaltpunkt die Stammlinie. (ausser Besenform)
mfG Dieter
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Thorschti
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Beitrag von Thorschti »

Hallo Dieter!

Da hat du mir ja eine recht knifflige Aufgabe gestellt (normalerweise schreibe ich nur bei Bäumen die mir einfach erscheinen 8) )

Der erste Ast entspringt zu weit oberhalb der Oberfläche um einen glaubhaften Doppelstamm zu geben.
Er ist zu niedrig um die 1/3 Regel für den ersten Ast zu erfüllen.
Ohne den Ast wäre der nächste Ast etwa auf halber Baumhöhe, also auch zu hoch.
Außer der radikalen Variante oberhalb des ersten Astes zu schneiden und einen kleinen Sumo zu gestalten sehe ich folgende grundsätzliche Möglichkeiten:
1. der erste Ast wird ähnlich einem Doppelstamm etwas steiler gestellt um den Leeren Raum oberhalb etwas zu füllen. Die Gesamte Krone richtet sich auf diesen Ast hin aus. Bild 1
2. Man entfernt den ersten rechten Ast und zieht die oberen Äste recht steil nach unten so das das Laub wieder am 1/3 liegt Bild 2
3. der erste rechte Ast bildet eine kleine eigenständige Krone aus wobei die Richtung der oberen Krone entgegengesetzt ausgerichtet ist. Bild 3

Variante 1 gefällt mir am besten, sie lenkt den Bilck vom langen geraden Stammteil weg

Gruss

Thorsten
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Thorsten
Du hast den Baum gut gelesen.
Da der Baum ein Laubbaum ist, können wir davon ausgehen,
das sich neue Äste recht problemlos aufbauen lassen.
Daher braucht man sich im Moment nur um die Stammlinie
zu kümmern. Auf dem Bild habe ich den erkennbaren
Teil des Stammes gelb gezeichnet. Die Mittelachse des
Baumes ist rot. Die Hauptbewegungsrichtung ist blau eingezeichnet.
Wir haben 2 Möglichkeiten des Kronenaufbaus,
nach links (stabilisierend), nach rechts (die Bewegung betonend).
Und dann ist da noch dieser Ast unten rechts,
Möglichkeiten diesen zu verwenden hast Du aufgezeigt,
aber etwas stört bei Deiner ersten Skizze.
Der kleine Ast weist nach rechts.
Wohin sollte die Spitze des Baumes weisen ?
Symbolisiert der Baum ein altes Ehepaar,
das sich nichts zu sagen hat oder ist es eher das
Bild des grossen Bruders der sich beschützend über
den Nachwuchs beugt ?
mfG Dieter

ps Die Aufgabe ist keineswegs zu schwer, diese Bäume
kannst Du schon locker aus dem Ärmel schütteln.
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Thorschti
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Beitrag von Thorschti »

Hallo Dieter!

Ich habe mal versucht die beiden Optionen zu bearbeiten, hierbei stellte ich folgendes fest.
Um die Bewegung stärker zu betonen fand ich es notwendig als Ausgleich den Pflanzwinkel zu ändern. Bild 1. Die Alternativen sahen "kippelig" aus. Bild 2
Die neue Position würde der Vater/Sohn Idee näher kommen. Durch diese Änderung wirkt der Abstand zwischen ersten rechten und ersten linkem Ast nicht mehr so groß. Die Abstände würden jetzt jeweils etwa 1/3 sein. Es erweckt sich mir aber nun der Eindruck, dass der Baum einen etwas zu dünnen Stamm besitzt um diese Position glaubhaft zu halten.
Da die stabilisierende Variante mir jedoch etwas langweilig vorkommt (Bild 3), könnte ich mich mit der bewegten Form gut anfreunden.

Gruss

Thorsten
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Thorsten
Entschuldige die späte Reaktion,
aber Du galoppierst wie eine Rennpferd durch den Baum,
da kann ein älterer, behäbiger Ackergaul nicht mithalten.
Wenn der Pflanzwinkel verändert wird, ändert sich einiges,
das kommt dann danach.
Gehen wir von der Ausgangssituation mit originalem Pflanzwinkel aus.
Wie können wir, ohne die Bewegung zu lähmen, den Baum stabilisieren ?
Versuche mit 5 Dreiecken zu arbeiten.
Du hast 2 Gewicht auf der rechten Seite,
die kleine Krone am unteren Ast und die Krone.
Wie kannst Du auf der linken Seite einen Ausgleich schaffen ?
Wie gross muss das Gegengewicht sein ?
Wie beeinflusst die Stellung (Höhe) des Gegengewichts
dessen Grösse ?
So ein kleiner Baum und so viele Möglichkeiten.
mfG Dieter
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Thorschti
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Beitrag von Thorschti »

Tach Meister!

Jetzt erst habe ich mir die Zeit nehmen können (war einfach zu schön um am PC zu hängen). Das Problem wurde aber dadurch nicht leichter. *kopfkratz* Bei fünf Ebenen habe ich zwei immer für die Tiefe gebraucht, hattest du dies im Sinn oder geht es nur um die zweidimensionalen Äste?

Erst mal kann man jedoch sagen, dass die Größe der Flächen rechts und links ausgeglichen sein sollten, sonst scheint der Baum zu kippen.
Nehm ich also den dynamischeren Weg und verteile den Schwerpunkt der Krone nach rechts, so muss ich mit dem Gegengewichtsast ein glaubhaftes Gegengewicht schaffen. Hierzu kann ich entweder lang und schmal auslegen oder kurz aber dicker werden.
Bei der Ausgeglichenen Variante ist der Gegengewichtsast kleiner.

Bewege ich mich eigentlich noch im Kalten oder wird es schon ein bischen wärmer?

beste Grüsse

Thorsten
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das obere mittlere Dreieck sollte eigentlich hinter dem Stamm relativ gleichmäßig verteilt liegen
das obere mittlere Dreieck sollte eigentlich hinter dem Stamm relativ gleichmäßig verteilt liegen
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Thorsten
Gleich dem Wetter wird es immer wärmer.
Bei Deiner ersten Skizze bist Du schon sehr nahe gekommen
und hast eigentlich das Ziel erreicht (da es ein Etappenrennen ist,
hört es aber nie auf und nur Du alleine kannst Dir Deine Grenze setzen).
5 Äste sind oft/meist alles was ein kleinerer Baum braucht.
1 Hauptast
2 Gegengewichtsast
3 Rückseitenast
4 Vorderast
5 Krone
Es können mehr oder weniger Äste sein,
aber mit diesen 5 Ästen (Grünflächen) kann man die Grundstruktur
eines sauberen Baumes aufbauen.
Nimm Dir irgendeinen Rohling,
suche die Stammlinie/Bewegungsrichtung,
skizziere die Silhouette, den Umriss
unterteile die Silhouette in einzelne Bereiche (z.b. die oberen 5)
und fertig ist das Konzept des Baumes.
Vereinfacht ist das, das Kreative des Bonsai-Hobbys,
in meinen Augen das Rüstzeug, das Handwerkliche das
eine der Grundlagen ist Bäumchen zu basteln.
Von so einem Konzept ausgehend, geht es dann
in den Bereich der Feinheiten, die sich aber meist
von selbst ergeben. Die Schulung des Sehens,
mag am Anfang schwer erscheinen, aber irgendwann macht es "pling"
und danach wird es einfacher.
Bei Deiner ersten Skizze, hast Du die Grundlagen gelegt,
das Ausbalancieren, das Stabilisieren, die Dynamik
sind Punkte die man bis zum kleinsten austüfteln kann,
aber Vieles ergibt sich im Laufe der Zeit von selbst.

Hast Du gut gemacht !

Wenn Du möchtest, können wir uns mal
über Deinen Perückenstrauch hermachen.
Wäre ein gutes Beispiel, wie man an eine gesammelte Pflanze herangeht.

Ein schönes Wochenende
Dieter

ps Auch mal in´s Postfach schauen
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