Eine Totholz Übung

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zopf
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Eine Totholz Übung

Beitrag von zopf »

Wenn ich etwas nachmachen oder verstehen will,
versuche ich es zu anlysieren und in Einzelteile zu zerlegen.
Dann gebrauche ich Worte wie Muster/Strukturen
für die jeweiligen Einzelteile, wenn Sie formähnlich sind.
Eines dieser Muster das sich vielfach an natürlichem Totholz findet,
lässt sich recht gut mit angebranntem und dann gelöschtem Holz
vergleichen. Leider geht dieser Effekt nach dem Bürsten verloren.
Man kann sich aber das entstandene Netzwerk der Risslinien
als Vorbild zu nutze machen.

Anbei eine kleine Übung zum verdeutlichen.
Hier das kräftig angekohlte Stück Holz mit
seinem ausgeprägten Netzwerk an unstrukturiert wirkenden Linien.
Bild
Diese Linien kann man mit dem Fräser nachfahren.
Die erforderlichen Fräser laufen meist unter dem Namen
Gravierfräser und gibt es in Kugel- und Zylinderform.
Je kleiner der gewählte Fräser ist, je feiner wird
das entstehende Fräswerk. Für diese Zwecke
ist der zylindische Fräser der geeignet.
Bild
Nach dem Fräsen der Linien wird das verbrannte Holz
mit der rotierenden Stahlbürste abgebürstet.
Wer zuviel bürstet oder zu flach gefräst hat,
geht über Los und fängt von vorne an.
Der feine entstandene Russ kann gesammelt werden
und nachher mit Jinmittel gemischt werden
um eine graue Tönung zu erhalten.
Danach werden mit dem Fräser immer feinere Zwischenlinien gefräst,
wobei man hautsächlich in Faserrichtung arbeitet.
Als letzter Arbeitsschrit werden quer zur Faserrichtung
viele kleine Schnitte in´s Holz gemacht.
Bild
Ein erster Auftrag von getöntem Jinmittel der recht satt erfolgen sollte.
Nach der Trocknung nocheinmal zart mit ungetöntem Jinmittel
nur über die Oberfläche streichen, ohne das Jinmittel
in die Vertiefung zu streichen.
Bild
So in der Richtung könnte dann Euer Ergebnis sein.
Wenn dann irgendwann mal die Sonne scheint,
werden sich die Grauschattierungen entwickeln
und Ihr habt geschütztes Holz, das auch ohne Nachbearbeitung
schon ganz ansehnlich wirken kann.

Viel Spass beim Üben.
mfG Dieter

ps Eine Bitte auch an diejenigen ausserhalb der Schule,
wenn ich keine Arbeiten von Euch sehe,
spar ich mir die Arbeit und nehme lieber ein Mützchen Schlaf.
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Robert S.
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Beitrag von Robert S. »

ps Eine Bitte auch an diejenigen ausserhalb der Schule,
wenn ich keine Arbeiten von Euch sehe,
spar ich mir die Arbeit und nehme lieber ein Mützchen Schlaf.
Hallo Dieter,

danke für Deine Mühe. Gerne werde ich ein üben und die Bilder hier ein-
stellen. Kann nur noch ein Weilchen dauern, da dieses Wochenende General-
probe und nächstes Wochenende die Softwareumstellung ansteht. Und dann
glaub ich, brauch ich erst mal ein paar Tage BFF-Pause.

Schönen Sonntag,
Robert
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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Hallo Dieter

Ein sehr interessanter Beitrag. Bisher kannte ich nur die Herangehensweise, das man erst die Linien fräst und dann zum Schluss abflammt. Deine Herangehensweise ist sehr interessant für die Feinheiten.
Ist dies, oder die Kombination, auch für kleiner Bäume geeignet?

Ich hatte mich letzte Woche mal an Totholz versucht, an einem kleinen Baum. Mein erstes Mal, ging auch erst mal in die Hose, lässt sich aber noch retten (glaube ich). Beim Abflammen musste man ganz schön aufpassen, damit nicht gleich der ganze Baum wegraucht. :lol:

Egal wie, ich werde morgen nochmal auf den Baumarkt fahren.... einen geeigneteren Fräskopf und eine Weichere Bürste für den Drehmel (-Ersatz) holen. Dann kann ich mal mit üben. Die Ergebnisse stell ich dann mal hier ein. (diese Woche hab ich aber wenig Zeit...)
Gruß
Frank :)

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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Hallo Dieter

Das mit dem Baumarkt hab ich doch gelassen und es erst mal mit der Drahtbürste versucht, die ich habe.

Der Baum ist eine Prunus Mahaleb.... nicht so einfach, da der Baum sehr klein ist und man sehr fein arbeiten muss. Also nix mit schwerem Gerät und ordentlich abfackeln. Das ganze habe ich mit einem Drehme (-ersatz), einem Fräskopf mit 1mm Durchmesser (vorn), einer Drahtbürste für den Drehmel und mit etwas Feuer gemacht.
Mit dem 1mm Fräskopf habe ich die groben Rillen gemacht. Allerdings ist der Kopf an der Spitze flach, was manchmal nicht so toll aussieht. Eventuell werde ich die Stellen, wo man die Abdrücke des Fräskopfes noch sieht, mit einem Nagel nachkratzen.
Das Problem bei der Drahtbürste ist (wenn sie neu und außen recht dicht ist), das sie relativ schnell Material abnimmt und das dann recht glatt geschliffen aussieht. Nach ein paar Versuchen hab ich dann ein gute Lösung gefunden. Den Fräser auf kleinste Drehzahl und mit der Drahtbürste immer nur kurz aber beherzt (Druck) Stück für Stück drüber gehen. Da erhält man wunderschöne und feinste Rillen. Auch zerfranst da die Drahtbürste vorn, was es immer einfacher macht.
Den Einsatz von Jinmittel überlege ich mir noch, ich glaube die rötliche Farbe des Holzes passt besser.
Aber schaut selbst. Es ist meine erste Totholzarbeit und gleich am Baum probiert. Ich finde es ist nicht schlecht geworden. Ich nehme aber gern Verbesserungsvorschläge an.

Bild

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Zuletzt geändert von schmieda am 10.02.2009, 01:22, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
Frank :)

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Robert S.
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Beitrag von Robert S. »

Toller Thread,

so macht mir Forum Spass. Frank, Du hättest Deine Totholzbilder ruhig hier
posten können. So sammelt sich ein wenig Material. Als ich Deine Bilder heute
sah lies ich im Job Fünfe gerade sein und schlich mich an meine Sabamiki-Lärche. An der hab ich vor einem Jahr begonnen den Stamm mit Meisel und
Faserreissen zu malträtieren. Mit mittelprächtigem Ergebnis. Infiziert vom
aktuellen Thema hab ich dann heute ein wenig gedremelt. Hier ein paar Bilder.
Über die kritische Beurteilung würde ich mich, egal wie sie ausfällt, sehr freuen.

Servus,
Robert
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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Robert S. hat geschrieben:Frank, Du hättest Deine Totholzbilder ruhig hier
posten können. So sammelt sich ein wenig Material.
Ich hab meine Antwort oben mal editiert, den Text und die Bilder aus dem anderen Beitrag rein kopiert.
Robert S. hat geschrieben:Als ich Deine Bilder heute
sah lies ich im Job Fünfe gerade sein und schlich mich an meine Sabamiki-Lärche.
Deshalb würde "Homeoffice" bei mir nicht funktionieren. :lol:

Zum Ergebnis: Also ich finde es super. Mir gefallen die Astrückstände (oberes Bild genau in der Mitte), das würde ich mit dem darunter (rechts, wo der Draht aufhört) eventuell genau so machen.
Es fehlt noch ein Bild. Im oberen sieht man ganz unten eine interessante Stelle, die ist leider nicht ganz drauf. Also an geraden Stücken ist es ja noch relativ einfach, die Sache glaubhaft zu gestalten. Indem man der Maserung folgt. Schwierig finde ich Astlöcher, Krater oder halt irgendwie runde Formen. Von daher wäre es interessant, wie du das gelöst hast. Das ist auch der Punkt, der mir bei meinem Baum noch nicht so 100% gefällt. Leider seh ich aber auch nicht so oft natürliches Totholz bei uns in Leipzig, wo man sich mal Anregungen holen könnte.

Dieter

Was wir beide jetzt hier gemacht haben, hat ja eher weniger mit deinem Beispiel oben zu tun. Wir haben ja eher längsrillen gemacht und kaum irgendwelche Querrillen (sieht lustig aus das Wort). Wo würdest du die Technik oben speziell anwenden oder bei uns "einbauen"? Oder ist das mehr etwas für große Sachen, wo man in die groben Strukturen so noch schöne Feinheiten bekommt??
Gruß
Frank :)

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Robert S.
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Beitrag von Robert S. »

Schmieda hat geschrieben:Schwierig finde ich Astlöcher, Krater oder halt irgendwie runde Formen
Da gehts mir wie Dir Frank. Mit radialen oder geschwungenen Strukturen tu
ich mir auch schwer, weil man nicht immer mit der Faser arbeitet sondern
gegen sie.
Schmieda hat geschrieben:Leider seh ich aber auch nicht so oft natürliches Totholz bei uns in Leipzig, wo man sich mal Anregungen holen könnte.
Deshalb wäre toll wenn BFFler die Bilder von natürlichen Totholzpartien im Detail
haben, diese im Forum posten würden (ähnlich wie der Vorbildbaum-Thread).
März/April werd ich mal ne Exkursion starten und ein bisschen "schiessen gehn".

Servus,
Robert
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Frank
Mit viel Liebe und Hingabe hast Du an der Steinweichsel gearbeitet.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Da schon ein ganzer Baum bearbeitet wurde,
kommen ein paar Punkte der Erklärung etwas spät.
Beim Totholz kann man 3 Aspekte unterscheiden,
die mehr oder weniger ineinander greifen.
Der 1te und wichtigste Punkt ist die Pflanzengesundheit.
Dabei sollte man die Saftbahnen, die von aussen erkennbar sind,
in die Bearbeitung mit einbeziehen.
Auf dem Bild habe ich mit grün eine sehr schmale Saftbahn markiert,
die unter Umständen absterben kann. Da es noch sehr früh im Jahr ist,
kann der Baum seine Abwehrkräfte noch nicht einsetzen.
Viele werden die Nase rümpfen, aber einen kleinen Baum
kann man in die Wohnung holen und antreiben.
Unter rot ist eine Abschottung zu erkennen, die man in die Gestaltung
integrieren kann. Das Astloch kann man zur späteren Verwendung unberührt lassen
und nur zwischen Abschottung und Astloch ein Stück Rinde entfernen.
Sollte man bei seinen Arbeiten lebende Rinde verletzt haben,
empfiehlt es sich, diese sauber und senkrecht zum Stamm
nachzuschneiden, da zerfranstes Gewbe nicht gut heilt.
Auch einen Wundverschluss würde ich anraten,
wenn es sich um einen kleinen Baum mit großer Wunde handelt.
Der 2te Punkt betrifft die Proportionen, der "künstlerische"
Gesamteindruck. Das Shari ist unregelmässig angelegt,
was dem Ganzen Bewegung gibt. Im oberen Bereich sollte
längerfristig etwas mehr entfernt werden, da dieser Bereich
noch zu schwer wirkt. Allerdings kann man weiter Überlegungen
erst anstellen wenn sich der Baum diese Jahr gut entwickelt hat.
Im Bereich blau könnte man die Trennungslinie zwischen Leben und Tod
vertiefen. Das Spiel von Licht und Schatten erzeugt mehr
räumliche Tiefe und lässt das Ganze 3dimensionaler erscheinen.
Es ist ratsamer an so einem kritischen Bereich im Mai/Juni zu arbeiten
wenn der Baum in vollem Saft steht.
Der 3te Punkt ist das eher handwerkliche, strukturierende.
Da hast Du gute Arbeit geleistet und wurdest schon genügend gelobt.
Mit einer Struktur wie einem Astloch kann man noch ein paar Sachen machen,
dazu aber später mehr.
Haste jut jemacht
Dieter
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zopf
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Beitrag von zopf »

Hallo Robert
Sieht gut aus, aber es wäre ja nicht der Zopf
wenn nicht auch hierzu Bemerkungen kämen.
1 und 2 sind 2 gleichlange Jin´s die auf derselben Seite sind.
Da gegenüber 1 ein Ast ist würde ich hier kürzen.
Im Bereich grün kannst Du die Furche vertiefen
(es ergeben sich 2 Ebenen Totholz) und das schraffierte
wie im Beispiel von mir, bearbeiten. Allerdings ohne brennen
und nicht mit dem Fräser, sondern mit einem scharfen Messer.
Die Struktur ähnelt dem aufgebrochenen Lehm trockener Ackerschollen,
oder den Aufbrüchen in Salzseen.
Der Punkt bei blau ist wieder ein Muster (Astloch).
Hier könnte man ein kleines Loch bohren.
Bei Lila kann man den Ast von unten aushöhlen,
sodas nur der obere Astring unregelmässig stehen bleibt.
Bei kleineren Bäumen sind solche Arbeiten schwer auszuführen,
aber auch wenn das Bäumchen nicht mehr da ist,
bleibt die Erfahrung und das Können.
mfG Dieter
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schmieda
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Beitrag von schmieda »

Danke Dieter, für die Erklärungen. Es ist sicher noch nicht fertig, nur für den Moment. Was die Masse an Totholz oben angeht, lieber bei der Erstlingsarbeit noch zuviel dran gelassen und später noch mal drüber (wenn der Baum vielleicht noch eine Idee vorgibt), als gleich alles wegschreddern. Den kleinen Bereich hinten werde ich auch noch nacharbeiten. Aber jetzt soll er erst mal wieder austreiben und wachsen, gerade diese ganz schmale Saftbahn.
Gruß
Frank :)

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Beitrag von Robert S. »

Auch von mir vielen Dank Dieter.
So klein ist die Lärche gar nicht (ca. 80 cm würd ich mal schätzen).
Ich werd versuche Deine Ratschläge umzusetzen.
Macht Freude das Totholzen. Da kann ich ne halbe Stunde an ein paar
Milimeterdetails verdaddeln. :wink:

Servus,
Robert
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Beitrag von schmieda »

Robert, du hast im Parallelthread ein Beispiel für Dieters Technik (oben) gezeigt, super.
http://www.yamadori-bonsai.info/Putz_roh_totholz06.jpg
Wobei ich fast glaube, der baum hat wirklich mal gebrannt.
Gruß
Frank :)

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