T.M. hat geschrieben:...
Könnte es an der Kräfteverteilung liegen?
....
Ja. Auch das.
Wenn ich eine Grundgestaltung vornehme, suche ich als allererstes die optimale Verjüngung bei gleichzeitig optimaler Basisbreite (Nebari). Dabei versuche ich mich erst gar nicht von irgendwelchen Ästen beeinflussen zu lassen. Die die ich brauche sind entweder schon da oder werden von anderer Seite an die entsprechende Stelle gedrahtet. An diesen Ästen lasse ich auch relativ viel Laub (viel Laub braucht viel Wasser und viel Wasser geht nur über viele Wurzeln was den Baum dazu zwingt viele Wurzeln zu bilden oder einzugehen, was er aber nicht tut, da ich ihn ja gut pflege

Hier mal vergleichen mit den Ausführungen des Kollegen Urikawa! Der macht das ähnlich und hat, wenn ich ihn richtig interpretiere, guten Erfolg damit).
Durch die optimale Verjüngung kann ich mir jetzt erlauben die Spitze so aufzubauen wie ich sie brauche. Dh. ich habe zunächst (unmittelbar nach dem ersten Schnitt) nur Blätter, daraus wachsen Triebe (oft noch im gleichen Jahr, da mehr Licht an diese Stelle kommt. Das ist wichtig!) die kann ich jetzt schneiden und bekomme schon vom ersten Schnitt an eine bessere Feinverzweigung.... und am Ende habe ich dann eine 1A aufgebaute Krone mit einer sehr guten Verjüngung und somit eine optimale Baumform (unten dick und oben dünn). Das Ganze versuche ich OHNE dicke Schnittstellen hinzubekommen. Schnittstellen die sichtbar sind, sind aus meiner Sicht der Tot eines glaubhaften Bonsai. Du kannst keinem Betrachter glaubhaft verkaufen, dass ein Baum auf zwei dritteln seiner Höhe eine Schnittstelle hat, die eventuell genauso dick wie der Stamm an der Basis ist! Was soll den das für ein Ast gewesen sein???? Wenn es "den" gäbe, müsste der Baum eine Kaskade geworden sein, da sein Gewicht alleine gereicht hätte um den Baum in eine Richtung krumm wachsen zu lassen.
Gemeinhin baut der Bonsaifreak seinen Baum von unten nach oben auf. Ich baue ihn eigentlich an allen Stellen gleichzeitig auf und habe so oft(!) einfach schneller ein vorzeigbares Ergebnis.
Betrachtet noch mal das Beispiel. Das Ding war Anfang 2007 eine unförmige Kugel. Im März 2007 ein Baum mit einer Spitze, dann nimmt die Verzweigung oben zu und ich drahte die ersten Äste nach unten (das hält sie im Wachstum zurück. Die Power geht in die oberen Bereiche...). Jetzt, Mai 2008 sieht meine Krone schon passabel aus. Sie ist aber noch nicht rund genug. Am Ende des Sommer, so wage ich mal zu behaupten habe ich genau das erreicht was ich schon in meinem Statement 2007 für das Jahr 2009 prognostiziert habe. Kann "mein" Weg doch gar nicht soooo falsch sein, oder? Kann jetzt jeder der glaubt mitreden zu können den Schilly an den Kopf werfen "Du hast doch keine Ahnung, du kannst nur Spitz, deine Bonsai sind langweilig, das geht anders...". Mach ruhig. Ich lache dann im kommenden Jahr etwas lauter dafür. Denk an die Serissa! Erst hat es geheißen. "zu Spitz" dann "nicht schlecht" dann "Boa!"...
Ein weitere Vorteil meiner Methode ist, dass ich die Krone von Beginn an "steuern" kann. Will meinen, ich kann zu jeder Zeit festlegen, wie breit, rund, spitz, hoch oder flach sie sein soll. Wenige Schnitte reichen dafür. Wenn ich aber erst einmal eine Krone wachsen lassen muss, verliere ich erst einmal wieder Zeit. Und was habe ich am Ende mit dieser Zeit gemacht???? Soll ich es dir sagen? Ich habe versucht eine Krone aufzubauen die eine schöne/optimale Verjüngung und Verzweigung zeigt!
Ja toll!
Die hatte der "alte Schilly" aber schon bei seiner der Erstgestaltung.
Any questions?
In diesem Sinne!
M
PS.: der Blick für die beste/optimale Verjüngung sorgt dafür, dass du die besten Rohmaterialien aus einer Vielzahl von angebotenen Bäumen auswählen kannst.
Diese Ulme war eine von vielleicht zwanzig (die gingen weg wie warme Semmel! Morten Albek hatte auch eine gekauft. VOR MIR! Wir trafen uns am Händlerstand...und hatte die Gestaltung in einer Bonsai Europe (heute Bonsai Focus) gezeigt. Könnt ihr ja mal vergelichen! Mein Benchidori war einer von sieben, meine Korkeiche war die vorletzte(!) die verkauft wurde von vielleicht zehn oder zwölf angebotenen. Das war nicht die teuerste! Ist aber heute mit Sicherheit die beste aus dieser Lieferung. Da hat mir noch vor ein paar Wochen der Händler gesagt "Hätte ich die bloß behalten!"
Warum?
Weil scheints keiner die angebotenen Bäume von unten nach oben betrachtet hat und dabei die Verjüngung sehen wollte/sollte/konnte. Meine Korkeiche war ein Busch! Diese Ulme war eine blöde, kleine Kugel. Meine kleine Azalee (siehe "Who is who") war ein Haufen Grün ohne erkennbare(!) Verjüngung (die war da, man konnte sie nur schwer erkennen) Sie blieb beim Händler stehen und wurde kaum beachtet. Heute schauen sich meine Bonsa Freunde die an und sagen "...und ich Depp habe die andere genommen!"...
Ich wage(!) zu behaupten, dass diese Bäume heute alle auf ihrem Weg zum Bonsai sind. Daher rate ich(!) dazu den Blick gezielt zu schulen. Dann klappt das auch mit den Bonsai
So. Und nu' is gut.
