Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Kleine Bäume ganz groß. Für alle Winzlinge, die schon Baum sind und nicht Sämling, also einen gewissen Entwicklungsgrad haben. Treu dem Motto "der kleinst mögliche Baum".
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Heike_vG
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Heike_vG »

*updated*
Hallo, Ihr Lieben,

den kleinen Rehapatienten habe ich jetzt aus der großen Schale herausgenommen und ganz schön mit dem übergroßen und sehr fest verfilzten Wurzelballen gerungen, bis ich ihn auseinander und verkleinert bekommen habe. Nun ist die Zeit der großen Trainingsschale und der meterlangen Opfertriebe vorbei, sonst wäre das Shohin-Format irgendwann auch schon schwer wieder zu erreichen. Die jetzige Pflanzposition ist noch nicht optimal, aber nur so passte der Baum gerade in die Schale.
Die eine Stelle am Nebari (das jetzt nach dem Umtopfen leider erst einmal noch mit Substrat bedeckt ist), wo zweimal eine Ablaktion schief gegangen ist, ist leider noch immer nicht so schön, ich überlege noch, einen dritten Versuch zu machen. Aber ansonsten hat sich ein schönes Nebari kräftig entwickelt. Dieses Jahr geht es dann auch an den Aufbau der Verzweigung.
Die jetzt verwendete Schale ist ein ziemlich hässliches Billigteil, aber ich hatte gerade keine bessere in der richtigen Größe. Da wird sich bis zum nächsten Umtopfen sicherlich etwas Hübscheres finden lassen. Die türkise Klika-Schale, die ich mal für diesen Ahorn gedacht hatte, dient zurzeit einer Kaki.

Liebe Grüße,
Heike
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migo
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von migo »

Was lange währt, wird endlich (wieder) gut. *daumen_new*
Hier zeigt sich mal wieder, was richtiges Wissen und vor allem viel Geduld ausmacht. *clap*
Tschüüss, Michael

Schützt unsere Wälder, eßt mehr Biber!
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HeikeV
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von HeikeV »

Hallo Heike,

vielen Dank für die informative Dokumentation. Man weiß ja nie, wann einem mal so ein Patient auf's Regal wandert und dieser Thread ist ein wunderbares "How to".

Hat sich die große Schnittstelle inzwischen völlig geschlossen ? Wie sieht das eigentlich generell aus : Verhält sich das Kallusgewebe wie normale Rinde, d.h. gibt es auch an der Stelle in Zukunft Knospen ?

Auch wenn du an einigen Stellen noch nicht zufrieden bist, ich finde du hast da jetzt schon einen beachtlichen, kleinen Dreispitz stehen. Besonders der Stammverlauf gefällt mir sehr gut. Oft sieht man diese kleinen, fetten Sumostämme mit etwas Grün dran und deiner sieht eben aus wie ein Baum. Mir gefällt das ! *daumen_new*

Liebe Grüße
Heike
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Heike_vG
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Heike_vG »

Danke Euch! :-D Es freut mich, wenn solche Dokumentationen interessant für Euch sind.

Heike, die große Schnittstelle sieht noch so aus wie auf dem letzten Foto, eine Seite weiter vorne. Da sind Bilder vom November 2016 und über den Winter ist natürlich nichts weiter passiert. Ich rechne aber damit, dass sich die Schnittstelle in diesem Jahr ganz oder fast ganz schließen wird. Die neueren, von den letztjährigen Opfertrieben sicher auch.
Die Rinde an zugewachsenen Schnittstellen wird sich von Jahr zu Jahr mehr der normalen Rinde angleichen. Vor allem am Rand der ursprünglichen Schnittstelle können später auch mal Knospen erscheinen. Ich rechne nicht damit, dass das jetzt schon in diesem oder nächstem Jahr passiert. Man kann es nicht vorhersehen. *schulter zuck* Später hängt es natürlich auch davon ab, ob die Stelle überhaupt der Sonne ausgesetzt ist. Ist sie stets von Laub verborgen, kommt da wahrscheinlich nichts.

Ich denke auch, die richtig übertrieben fetten Sumos, die wie gestaucht aussehen, sind langsam wieder aus der Mode. Etwas naturnähere Proportionen gefallen mir auch besser. Durch die Jahre in der großen Schale und das Wachstum der langen Opfertriebe ist das Nebari von diesem Baum (das jetzt ja noch verborgen ist) so kräftig und breit geworden, dass es nur mit Mühe in diese Schale passte, obwohl ich die Wurzeln schon mächtig gekürzt habe. Wenn ich noch ein paar Jahre so weitergemacht hätte, wäre mir der Ahorn wohl auch zum Sumo geworden.
Ich bin gespannt, welche Fortschritte dieses Jahr zu erzielen sind, mit dem neuen Etappenziel und entsprechend anderem Vorgehen als bisher. Darüber werde ich Euch mit neuen Bildern auf dem Laufenden halten.

Liebe Grüße,
Heike
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Norbert
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Norbert »

Hallo Heike,

für dieses Jahr ist es dann wohl schon zu spät, wenn du schon umgetopft hast.
Ich würde dir für die fehlende Wurzel eine Wurzel-Bohrpropfung empfehlen, damit habe ich gerade bei Ahornen sehr gute Erfahrungen gemacht. Einfach beim Umtopfen eine lange Wurzel durch ein an der gewünschten Stelle gebohrtes Loch ziehen und wachsen lassen.

Gruß Norbert
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mydear
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von mydear »

Hallo Heike (beide),

ob aus dem Kallusgewebe Äste nachwachsen frage ich mich auch. Bisher warte ich da an meinen Ahornen vergebens. Nur vom Kallusrand wachsen Triebe nach.

Interessant auch die "Einbuchtungen" im Kallusgewebe an der großen Schnittwunde. Wie geht ihr vor? Verstärkt dort einritzen um den Kallus zu fördern? Oder warten wie der Ahorn reagiert um die zurückgebliebene Stelle nicht zusätzlich zu schwächen?

Wann den Ast links unten abschneiden? Ich habe es immer erst dann gemacht wenn der Kallus überbordend loslegte. Meist musste ich dann den Kallus später reduzieren weil sich überstehende Knubbel gebildet hatten.
wie am Kallus die Einbuchtungen in Griff bekommen? Wann den Ast abschneiden? Foto von Seite2, siehe Beitrag vom 09. Oktober 2013
wie am Kallus die Einbuchtungen in Griff bekommen? Wann den Ast abschneiden? Foto von Seite2, siehe Beitrag vom 09. Oktober 2013
Buergi-HvG.jpg (90.83 KiB) 2284 mal betrachtet
Auf jeden Fall eine der interessantesten Dokus - lernen von einem Fall der nicht immer bilderbuchmäßig verläuft und die Probleme der Praxis zeigt. Danke dafür Heike.

Grüße,
Rainer
Zuletzt geändert von mydear am 26.02.2017, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Odoridori
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Odoridori »

Hallo Rainer,

was hat das Foto von Dir mit der Reha des Dreispitzahorn von Heike zu tun?

Bitte nicht falsch verstehen, aber in dem Thread möchte Heike ein Aufarbeiten eines durch schlechte Pflege
sehr heruntergekommenen Dreispitzahorn zeigen, es geht nur um diesen Baum.

Mach doch einen eigenen Thread über das Thema auf und diskutiere mit Anderen,
vielleicht hat ja der Eine oder Andere schon eine Lösung parat.

Viele Grüße
Holger
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Heike_vG
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Heike_vG »

Norbert hat geschrieben:Ich würde dir für die fehlende Wurzel eine Wurzel-Bohrpropfung empfehlen, damit habe ich gerade bei Ahornen sehr gute Erfahrungen gemacht. Einfach beim Umtopfen eine lange Wurzel durch ein an der gewünschten Stelle gebohrtes Loch ziehen und wachsen lassen.
Hallo Norbert,
das ist eine gute Idee. Werde ich nächstes Frühjahr ggf. in Angriff nehmen. Danke! :wink:

LG, Heike
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Heike_vG
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Rainer,
der Feldahorn bildet leicht mal knotigeres Kallusgewebe aus als der Dreispitzahorn. Nach dem vollständigen Zuwachsen glättet sich das aber meist von Jahr zu Jahr. Allgemein habe ich beobachtet, dass im Frühjahr an Ahornen ausgeführte Schnitte oft wulstigere Kallusringe produzieren als im Herbst gemachte (gerade dann unbedingt mit Wundknete o.ä. schützen). Wenn man am Wundrand zur Beschleunigung Triebe wachsen lässt, sollte man deren Wirkung immer gut beobachten, damit es nicht zu viel des Guten wird.

Ansonsten würde ich auch vorschlagen, das Thema gesondert zu vertiefen, denn hier wird es sonst unübersichtlich. Aber ich habe gerade auch schon gesehen, dass Du einen gesonderten Thread angelegt hast. *daumen_new*

Liebe Grüße,
Heike
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SandraP
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von SandraP »

Liebe Heike,
dass ist so ein vielversprechendes kleines Bäumchen, welches damals die richtige Besitzerin gefunden hat! :)
Die Verjüngung hast du richtig klasse hinbekommen *dance*
Die Idee mit der Wurzel-Bohrpropfung von Norbert finde ich auch gut.
Ich freue mich auf weitere Dokumentationen.
Bin mit meinen Bäumchen auf Instagram unterwegs :)
https://www.instagram.com/momiji_bonsai/
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mydear
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von mydear »

Hallo Holger,

das Foto zeigt Heikes Dreispitz am 09. Oktober 2013. Es ist auf Seite 2 dieses Blogs abgebildet.

@Heike
danke für den Tipp *daumen_new*

Grüße,
Rainer
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Petra K.
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Petra K. »

Hallo Heike,
das ist wieder mal ein toller und informatiever Bericht. Das Ergebnis ist bis jetzt super wenn man bedenkt wie er noch vor ein paar Jahr war und der wird in ein paar Jahre wieder in voller Pracht sein. *daumen_new*
Grüße aus München
Petra
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Heike_vG
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Heike_vG »

*updated*
Im Frühjahr habe ich dann doch noch eine weitere Wurzelablaktion vorgenommen, die auch schon gut angewachsen ist. Hier kommen nun ein paar neue Bilder. Es geht weiterhin ganz gut voran. Nächstes Frühjahr werde ich vermutlich die letzten ein oder zwei nötigen Ablaktionen vornehmen, um die Nebarikorrekturen abzuschließen.

Liebe Grüße,
Heike
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Ablaktion im März 2017
Ablaktion im März 2017
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Ablaktion im März 2017
Ablaktion im März 2017
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Das Laub ist gefallen, November 2017
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Gesäubert, beschnitten und gedrahtet
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Das Nebari sieht schon recht gut aus
Das Nebari sieht schon recht gut aus
Die Ablaktion ist gut angewachsen und soll 2018 nach dem Austrieb abgetrennt werden
Die Ablaktion ist gut angewachsen und soll 2018 nach dem Austrieb abgetrennt werden
Ein - zwei zusätzliche ablaktierte Wurzeln wären noch wünschenswert
Ein - zwei zusätzliche ablaktierte Wurzeln wären noch wünschenswert
Die Astverteilung wird langsam
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Chri »

Ich finde es jedesmal wieder spannend was du alles verbesserst durchs ablacktieren Heike bin gespannt was nächstes Jahr kommt.
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph
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Odoridori
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Re: Dreispitzahorn - Reha eines Unfallopfers

Beitrag von Odoridori »

Hallo Heike,

der kommt ja auch wirklich gut voran :-D
Wenn ich sehe wie viel Mühe Du in jedes Detail von dem Baum investierst,
der wird viel besser als er jemals war *daumen_new* *daumen_new* *daumen_new*

Liebe Grüße
Holger
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