Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Kleine Bäume ganz groß. Für alle Winzlinge, die schon Baum sind und nicht Sämling, also einen gewissen Entwicklungsgrad haben. Treu dem Motto "der kleinst mögliche Baum".
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Bonsette
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Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Bonsette »

Diesen Wacholder habe ich 2011 als Sämling aus dem Zillertal mitgenommen.
2012-2014.jpg
Bis jetzt habe ich ihn nur zwei mal mit Wurzelschnitt umgetopft und dabei die Hauptwurzeln ausgerichtet. Ansonsten durfte er einfach nur wachsen, weil ich in den fünf Jahren noch keine überzeugende Gestaltungsidee hatte.
2016-09 vorher
2016-09 vorher
Heute habe ich ihn mal ausgelichtet und nur ein paar ausgewählte Äste dran gelassen (die noch ausgerichtet werden müssten). Die aktuelle Höhe ist 19cm.
2016-09 nachher
2016-09 nachher
Weil die feinen Zweige sich bestimmt gar nicht gut drahten lassen, fallen mir jetzt nur zwei Möglichkeiten ein:
1. Ich lasse an den verbliebenen Ästen noch mehr Zweige wachsen, die struwwelig sein dürfen, so dass alles einfach nur etwas dichter wird und werde so gut es geht fünf Polster formen.
2. Die unteren Äste kommen auch noch weg, und ich gestalte daraus einen Literaten mit einer kleinen hängenden Krone und einem interessant geschwungenen Stamm (der wäre jetzt noch biegsam genug).

So, jetzt mal ehrlich - was haltet ihr von den Ideen, lohnt sich eine Gestaltung dieses Wacholders als Bonsai?

LG
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Emkay »

Die Idee mit dem Literaten finde ich interessant. Wäre zumindest nichts alltägliches in der Größe.
Grüße, Marcel
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Martin_S
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Martin_S »

Hier würde ich, liebe Steffi, nichts zu schnell entscheiden. Wer hat schon einen solchen Wacholder? Lass dir Zeit!
Beste Grüße
Martin

Lieber Querlüften als Querdenken!
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Bonsette
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Bonsette »

Vielen Dank für eure Einschätzung, Marcel und Martin!
Und keine Angst, ich werde bei dem nichts zu schnell entscheiden, da hängt nämlich eine witzige Bergsteigergeschichte dran, und er soll mir noch lange erhalten bleiben.
Der Wacholder ist jetzt wieder mit seinem Teichpflanzkorb im großen Blumenkasten eingegraben. Im Frühjahr ist nach zwei Jahren wieder ein leichter Wurzelschnitt mit Ausrichtung der Hauptwurzeln dran, und ansonsten werde ich in den nächsten 1-2 Jahren nur etwas üben, auf Feinverzweigung zu schneiden. Erst wenn sich herausstellen sollte, dass da keine schönen Polster machbar sind, kommt Plan B, der Literat.

LG
Steffi
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Bonsette
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Bonsette »

Um diesen Wacholder habe ich mich seit meinem letzten Post hier irgendwie nicht mehr gekümmert. Er wurde nur immer mit den anderen Bäumchen gegossen und gedüngt. Im Frühjahr 2017 wollte ich ihn eigentlich umtopfen, aber da kam der Umzug dazwischen. Nach dem Sommerurlaub 2017 waren einige Äste vertrocknet, weil die Bewässerungsanlage nicht gut eingestellt war. Und in diesem Frühjahr habe ich mich erst um meine anderen Bäume gekümmert und ihn vergessen umzutopfen.
Er hat sich vom Trockenschaden im letzten Sommer aber super erholt und wieder viel Grün und Blüten. (Gibt es bei dieser Wacholderart eigentlich männliche und weibliche Exemplare?)
2018-04-29_.jpg
2018-04-29b_.jpg
Da das letzte Umtopfen nun gute drei Jahre her ist, ich überlege ich, ob ich ihm nicht jetzt oder irgendwann später in diesem Jahr noch neue Erde mit einem Wurzelschnitt geben sollte. Was denkt ihr?

Außerdem ist dies mein einziger Baum, für den ich immer noch keine Gestaltungsidee habe. Wenn ich noch zum Sommerfest kommen sollte, nehme ich ihn wahrscheinlich mit, vielleicht hat ja jemand anderes beim 3d-Anblick eine Gestaltungsidee.
Polster aufbauen wird so wie ich den bis jetzt kennengelernt habe sicher schwierig. Vielleicht doch eher ein Literat mit interessant geschwungenem Stamm oder eine gedrungene Gestaltung mit wilden Richtungswechseln im Stamm und wenig Grün… ?

LG
Steffi
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Andreas Ludwig
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Neben Polster-Bonsai und Literat wäre da noch Plan C – so ein «verwachsener Troll». Aus den Alpen kenne ich solche Zwerge als sehr dichte Polster, die sich in einer Felsspalte halten und durch Schneedruck und «Spitzenfrass» geformt werden. Die Zweige liegen oft dicht am Fels an – sie sind, wie du bemerkt hast, lange biegsam. Diese Eigenschaft erlaubt dir, sie ziemlich wild zu drahten. Die fressende Gämse kannst du mit den Fingern ersetzen. Dann kriegst du eben so einen «Troll»

Und ja – sie sind zweihäusig.
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Bonsette
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Bonsette »

Vielen Dank für die weitere Idee, Andreas! :-D
Das stimmt, in den Alpen sehe ich diese Wacholder auch oft mit sehr dichten Polstern über Felsen liegen. So einen von Dir beschriebenen verwachsenen Troll kann ich mir jetzt gut vorstellen.
Ich würde ihn aber wohl ohne Fels gestalten, denn der Wurzelansatz ist ganz schön. Die Äste bringe ich in eine wilde Form, mit Richtungswechseln, und kreuzen dürfen sie sich auch. Das Grün werde ich durch simulierten Gamsfraß versuchen, dicht zu bekommen. Mehrere Polster kann ich mir wie gesagt nur schwer vorstellen, hinzubekommen. Ich versuche mal ein pilzförmiges Dach, das an der Vorderseite etwas offener ist, damit die wilde Aststruktur erkennbar ist.

Mal sehen, vielleicht fange ich nachher schon etwas mit dem Drahten an. :-D (Die Maitour fällt hier bei aktuell 7°C, Regen und starkem Wind heute aus.) Wäre für das schon länger fällige Umtopfen jetzt wohl auch noch ein geeigneter Zeitpunkt?

LG
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Sanne »

Bonsette hat geschrieben: 01.05.2018, 12:04 Mal sehen, vielleicht fange ich nachher schon etwas mit dem Drahten an. :-D (Die Maitour fällt hier bei aktuell 7°C, Regen und starkem Wind heute aus.) Wäre für das schon länger fällige Umtopfen jetzt wohl auch noch ein geeigneter Zeitpunkt?
Hallo Steffi,

jetzt im Mai kannst Du den Wacholder noch gut umtopfen mit Wurzelschnitt.
Allerdings sollte man bekanntermaßen bei Nadelbäumen nur eine Gemeinheit im Jahr tun, also entweder umtopfen oder drahten/gestalten.

Bei meiner Eibe war das jetzt mal eine Ausnahme. Sie wurde von meinem Bonsailehrer und -Gestalter im März fachmännisch umgetopft und im April leicht gedrahtet.

LG, Sanne
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
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Bonsette
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Bonsette »

Jetzt habe ich am Wacholder einige Zweige geschnitten und ein wenig gedrahtet.
2018-05-01_.jpg
Extrem wild verbogene Äste sind es nun doch nicht geworden, dafür gab es bei dem kleinen Baum zu wenig Platz, und das Grün soll ja auch noch dichter werden.
Mal sehen, ob er demnächst einem Troll ähnlich sieht. :wink: Hast Du Dir das eigentlich so ähnlich vorgestellt, Andreas?
Ich denke, ich werde ihn noch ohne Wurzelschnitt in eine breitere Anzuchtschale pflanzen, damit die äußeren Wurzeln im TPK nicht immer austrocknen. Oder sollte ich dabei etwa doch einen ganz leichten Wurzelschnitt vornehmen?

LG
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Andreas Ludwig
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Bonsette hat geschrieben: 01.05.2018, 23:47 Mal sehen, ob er demnächst einem Troll ähnlich sieht. :wink: Hast Du Dir das eigentlich so ähnlich vorgestellt, Andreas?
Die jetzige Lösung ist durchaus eine Möglichkeit. Da du aber fragst: Ich dachte an diese japanischen Zwerge, deren Stamm mit dickem Draht eingewickelt und richtig zusammengedreht wird. Weil es möglich ist, weil es schon ziemlich viele Dreiecksbäume» gibt und weil der untere Teil des Stammes (also das zentrale Element des Baumes) nicht viel hergibt.
Bonsette hat geschrieben: 01.05.2018, 23:47 Extrem wild verbogene Äste sind es nun doch nicht geworden, dafür gab es bei dem kleinen Baum zu wenig Platz, und das Grün soll ja auch noch dichter werden.
Das empfinde ich als Widerspruch. Gerade weil das Grün dichter werden soll, bietet sich für mich an, sie im «Schlangenstil» kompakt zusammenzufalten. Muss aber nicht sein. Dennoch würde ich auch bei dieser Lösung noch einiges der dünnen äusseren Triebe wegnehmen. Jetzt auf «schöne Silhouette» zu arbeiten ist ein Trugschluss – das wird bald wieder ein kleiner Hippie sein. Die Tendenz der Art sieht man ja auf deinen früheren Bildern sehr schön – lange, langweilige gerade Dingens. Nur Mut – ein «Grundschnitt» sieht immer ganz schlimm aus, aber er ist ja nicht mehr als die innerste Anlage der späteren Krone.
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Bonsette »

Da hast Du wohl Recht, Andreas, dass der Wacholder mit seiner Frisur nicht punkten kann, und dass der Hauptblickfang der Stamm sein muss, der die wilde Zottelmähne trägt. Und da geht sicher noch Biegung, würde ich nach erstem Anfühlen sagen.
Den Stamm habe ich gestern (wie auf dem Bild zu sehen) nicht geformt, denn ich habe noch keine Übung im Biegen so starker Stämme. Da hätte ich beim Aufbringen der nötigen Kraft Angst, beim Ausrutschen die empfindlichen jungen Triebe abzureißen. Aber auch hier hast Du eigentlich Recht, dass dichtes Grün natürlich auch bei einer sehr kompakten Form geht, halt die zottelige Gamsfraßfrisur. :wink:
Ich warte erstmal ab, bis der neue Austrieb ausgereift ist. Und dann brauche ich noch die Idee, welche Pose dem kleinen Wilden steht und auf dem relativ kurzen Stück Stamm zu machen ist. Am liebsten lass ich da noch jemanden mit dran schauen, vielleicht ja auf dem Sommerfest. (Mit Fotos und Text kann man sich so schlecht über 3d unterhalten.)

LG
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Re: Alpenwacholder – taugt der Struwwelpeter als Bonsai/Shohin?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Bonsette hat geschrieben: 02.05.2018, 21:08Den Stamm habe ich gestern (wie auf dem Bild zu sehen) nicht geformt, denn ich habe noch keine Übung im Biegen so starker Stämme. Da hätte ich beim Aufbringen der nötigen Kraft Angst, beim Ausrutschen die empfindlichen jungen Triebe abzureißen.
Ganz dicker Draht (auch wegen der Spuren), eher dicht gewickelt. Dann nicht alles aufs Mal biegen, sondern in mehreren Etappen, die auf ein oder auch zwei Jahre verteilt sein dürfen. Du hast ja Zeit.
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