Schalenreparatur mit unechtem Gold...

.... und Peter Krebs antwortet.
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Heike_vG
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Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Heike_vG »

Hallo, Ihr Lieben,

die Technik, beschädigte Schalen mit Gold zu reparieren, was sie schöner und wertvoller macht als unversehrt und neu, hat mich gedanklich immer wieder beschäftigt.
Peter Krebs hat darauf hingewiesen, dass in Japan häufig Goldlack hierfür verwendet wurde und nicht bekannt ist, ob dort auch mit echtem Gold für solche Zwecke gearbeitet wurde.

Nun fand sich bei mir im Keller noch eine beschädigte nachtblaue Schale an, die mir meine Cousine mal zusammen mit einigen weiteren vermacht hat, als sie das Bonsaihobby aufgegeben hat. Diese Schale stellt keinen besonderen Wert dar, sie stammt vermutlich aus dem Bonsaizentrum Heidelberg von vor ca. 20 Jahren, trägt auf der Unterseite noch eine Preisangabe von 22,- (DM) und war völlig kalkverkrustet. Echtes Gold wäre "Perlen vor die Säue" gewesen, aber so war diese angeschlagene Schale mir gerade recht für einen eigenen Reparaturversuch.

Nach gründlicher Reinigung und Trocknung habe ich das Loch mit zwei Schichten "Stabilit-Express", einem sehr starken Pattex-Zweikomponentenkleber, ausgefüllt. Als diese Masse einigermaßen zu härten begann, habe ich erste überstehende Bereiche mit einem Bastelmesser entfernt und am folgenden Tag, nach dem Aushärten, mit Schnitzmesser und Feile so gut wie möglich der Schalenform angepasst.
Anschließend wurde die Stelle zweimal mit einem Goldlack aus dem Modellbaubereich bepinselt und schon war die Sache fertig. :wink:

Als Trainingsschale werde ich die Schale nach diesem Experiment auf jeden Fall gerne verwenden und eigentlich finde ich sie jetzt auch schöner als wenn sie neu und heile wäre. :D Sollte ich mal weitere Schalen mit solchen Beschädigungen haben, werde ich sicherlich genauso vorgehen. Ich denke, das Vorgehen ist durchaus empfehlenswert und praktikabel!

Liebe Grüße,

Heike
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Ein dicker Abplatzer mitten im Rand
Ein dicker Abplatzer mitten im Rand
Loch ausgefüllt mit Zweikomponentenkleber
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Schon mal etwas geschnitzt und gefeilt
Schon mal etwas geschnitzt und gefeilt
mit bloßem Auge sah es eigentlich glatt aus...
mit bloßem Auge sah es eigentlich glatt aus...
Goldlack ist aufgetragen
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So zeigt sich jetzt die Schale von vorne
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... und von der reparierten, "goldigen" Seite
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Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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PeterBonsai
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von PeterBonsai »

Hallo Bonsaifreunde,

bei Kunio kobayashi habe ich in seinem Museum diese antike Schale gesehen, bei der ein Riss mit Gold (?) repariert wurde.

Grüße Peter
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mohan
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von mohan »

Das ist eine tolle Idee Heike, das hat was! :D
Viele Grüße
monika
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SteSt
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von SteSt »

Hallo Heike,

auf was für Ideen ihr Frauen kommt! :lol:

Ich denke, das ist wirklich Nachahmenswert! Das würde so manche Schale vor dem Müll bewahren.

lg Stefan
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Heike_vG
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Peter,

bei dem Kobayashi-Beispiel sieht es ja eher so aus, als wären goldene Klammern verwendet worden, um den Riss zusammenzuhalten!
Das ist ja eine sehr interessante und ganz andere Technik, das habe ich vorher noch nicht gesehen.
Vielen Dank für's zeigen!

Liebe Grüße,

Heike
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Robert S.
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Robert S. »

Hallo Heike,

mir geht es so, daß Schalen mit "Goldreparaturen", egal ob echt oder falsch, einen besonderen Reiz ausüben. Deine Reparatur gefällt mir gut. Schade, daß das letzte Bild etwas unscharf geraten ist. Ich frage mich, ob man an der Oberfläche nicht mit Blattgold arbeiten kann.

Servus,
Robert
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Heike_vG
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Heike_vG »

Lieber Robert,

für Dich habe ich heute bei frischem Tageslicht gleich noch ein schärferes Foto zustande gebracht. :wink:

Mit Blattgold habe ich leider keine Erfahrung, dazu kann ich nichts sagen. *kopfkratz*

Liebe Grüße,

Heike
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camaju +
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von camaju + »

Schicke Idee Heike,

bleibt nur noch abzuwarten, wie sich der dünne Farbauftrag im normalen Betrieb verhält.
Gruß Jürgen *wink*

Wer nicht mit Pflanzen und Tieren kann, kann auch nicht mit Menschen.

Ich moderiere in blau, der Rest ist nur meine Meinung
Hans-Georg K.
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Hans-Georg K. »

Hallo Heike

Das ist sehr interessant,was Du hier zeigst.Das muß ich auch einmal versuchen.
Ich habe auch noch eine ältere Trommelschale mit einigen Blessuren,die dadurch
wieder etwas ansehnlicher werden würde.Ich war schon mal fast so weit,sie entsorgen
zu wollen,habe es dann aber doch nicht übers Herz gebracht,da sie schon richtig
Patina angesetzt hat.Vielleicht sollte ich mal versuchen,den Zweikomponentenkleber
direkt am Anfang mit der Goldfarbe zu mischen.So kann ich mir das einpinseln
der reparierten Stelle ersparen.Dir auch ein Dankeschön für's einsetzen dieser Idee.

Gruß
Hans-Georg
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Rand beschädigt
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hier der Fuß
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Robert S.
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Robert S. »

Hallo Heike,

danke für das scharfe Bild. Das sieht wirklich fein aus. So wird aus einem Makel ein hübsches Attribut. :D

Servus,
Robert
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Heike_vG
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Heike_vG »

Hallo, Ihr Lieben,

wenn die Farbe irgendwann mal etwas abplatzt, kann ich ja jederzeit wieder etwas neue auftragen, das sehe ich jedenfalls gelassen. :wink:

Hans-Georg, das ist wirkliche eine schöne Schale, die würde ich wegen der kleinen Beschädigungen nicht wegwerfen!
Übrigens würde ich sie nicht als Trommelschale bezeichnen, sie hat ja gar keine Noppen (diese symbolisieren ja die Nagelköpfe, die zur Befestigung des Trommelfells dienen).

Ob es gut ist, die Goldfarbe mit dem Zweikomponentenkleber zu vermischen, würde ich zunächst bezweifeln. Am besten erst einmal woanders ausprobieren, ehe Du mit dem Gemisch an die Schale gehst. Ich hätte Sorge, dass der Kleber damit nicht härtet oder anderweitig nicht wie gewohnt funktioniert.

Liebe Grüße,

Heike
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peter krebs
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von peter krebs »

Hallo liebe Heike,
das hast Du ja ganz toll hinbekommen,
jetzt kann die Schale wieder genutzt werden. :D :D :D :D :D
Viele solcher Schalen könnten mit dieser Reparaturtechnik dem Mülleimer entgehen.

Hallo Peter,
ich denke, bei der Reparatur der antiken Schale handelt es sich eher um Metallklammern, die anschließend mit Goldlack verschönert wurden.

Hier noch einmal für alle, die es interessiert mit Gold zu reparieren.

http://www.bonsaischalen.info/index.php ... nd-keramik

Viele Grüße
Peter
Hans-Georg K.
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Hans-Georg K. »

Hallo Heike

Da könntest Du eventuell Recht haben,das die Farbe sich mit dem Kleber
beim mischen nicht verträgt.Ich sollte vielleicht vorher eine Probe
machen,um zu sehen ob's funktioniert.Ach ja,danke für die Berichtigung
von wegen Trommelschale und so.

Gruß
Hans-Georg
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Volker aus Graz
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von Volker aus Graz »

Hallo,
jetzt habe ich mir den Link zu Peters HP
angeschaut und dazu eine Frage:
Werden Risse in der Schale nur übermalt (vergoldet), oder werden die
zuerst künstlich erweitert, mit Harz gefüllt und dann vergoldet?
Hätte ja mehr Sinn sie zuerst zu kleben, damit die Stabilität erhalten
bleibt, oder?
Danke!
liebe Grüsse!

Volker
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peter krebs
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Re: Schalenreparatur mit unechtem Gold...

Beitrag von peter krebs »

Hallo Volker,
Entschuldigung für die späte Rückmeldung.
Es ist so, die Risse wurden mit massivem Gold ausgefüllt.
Zuerst wird von dem Riss eine Form erstellt, dann das flüssige Gold in die Form gegossen. Danach wird der jetzt goldene Riss in die Schale eingeklebt.
Alles ist sehr aufwendig, sieht auf der anderen Seite auch extrem gut aus.
Je nach Riss wird sehr viel Gold benötigt.
Hier eine Schale an der mir sehr viel liegt. Der Goldpreis übersteigt ein Vielfaches des Schalenpreises. Aber, was soll's, manchmal muss es eben Gold sein.
k-Gold 01.JPG
k-Gold 02.jpg
Bei einfachen Schalen ist es, so wie Heike es gemacht hat, auch perfekt. :D :D :D

Herzliche Grüße
Peter
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