Schalen ohne Füße???

.... und Peter Krebs antwortet.
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uwex
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Schalen ohne Füße???

Beitrag von uwex »

Hallo,

danke zunächst, für die Möglichkeit, hier im Forum spezielle Fragen zu Schalen stellen zu können. Natürlich mit einer guten Chance auf ausführliche Antwort - Und natürlich die Möglichkeit, still mitlesen zu können *daumen_new* Ich bin hier schon viele Monate anwesend. Hier nun mein erster Beitrag, vielmehr eine Frage:

Was haltet Ihr von Schalen ohne Füße? Gerade Mondschalen, Nanban-Schalen oder auch runde, sowie ovale Schalen sieht man immer häufiger ohne Füße auf Ausstellungen. Mir persönlich gefällt das überhaupt nicht. Der fliessende Übergang von der Unterlage (Tisch o.ä.) fehlt mir dabei absolut und wirkt somit total schroff und derb, was ja gerade bei gerundeten oder freien Formen eher unerwünscht ist. Ist das nur eine Faulheit der Töpfer? Tonplatten für Gruppen, Floß- oder Waldform ausgenommen, finde ich das Fehlen von Füßen sehr schade.

VG von Uwe!
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peter krebs
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Re: Schalen ohne Füße???

Beitrag von peter krebs »

Hallo Uwe,
herzlich willkommen, und vielen Dank für Deine Beteiligung. :-D
In Bezug zu Schalen und Schalenwissen gibt es noch sehr viel zu erarbeiten.
Zu Deiner Frage:
Ganz nebenbei, Nanban-Schalen werden bei uns alle Schalen, die flach, rund, rau und grob sind benannt. Das ist aber eine Bezeichnung, die den Nanban-Schalen nicht gerecht werden. Wer wirklich einmal eine Nanban-Schale in der Hand gehabt hat, weiß wovon ich spreche, denn diese Schalen haben ihre eigene meisterliche Qualität.

Wortherkunft siehe hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Nanban#Wortherkunft

Nur weil eine Schale rau und grob ist, verdient sie handwerklich noch lange nicht den Namen „Nanban“. Das ist so, als würde ich sagen, ich töpfere jetzt Meißner-Porzellan.
Aber nun zu Deiner Frage. Es sind fast nur Literaten-Schalen, die keine Füßchen besitzen, und das hat einen praktischen und einen ästhetischen Grund.
Der praktische Grund ist folgender: Literaten-Schalen sind flach bis extrem flach, wenn jetzt noch Füßchen darunter wären, verliert die Schale fast jede Bodenhaftung und wird dadurch zum Gefahrenpunkt für den Baum.
Der ästhetische Grund liegt in der Optik des Arrangements Baum und Schale.
Im Westen wird fast alles, was hoch angesetzte Äste besitzt, als „Literat“ bezeichnet.
In Wirklichkeit aber hat der Literatenstil einen ganz besonderen ästhetischen Anspruch, und hierfür werden fast ausschließlich flache Schalen ohne Füßchen verwendet. Der Literat ist eine Baumform, dessen spartanische Beastung sich in den Wolken verliert. Die optische Verankerung des Baumes zum Boden darf gerade nur so viel sein, dass sie überzeugt, dass der Baum überhaupt noch den Boden berührt.
Füßchen würden in diesem Falle die Schale noch vom Boden abheben, was ästhetisch keinen großen Vorteil bringt.

Mit Mond-Schalen ist das ähnlich, und sehr oft aus Ausstellungen zu beobachten.
Wenn man nicht weiß welche Schale man für seine Halbkaskade oder Kaskadenform nehmen soll, dann ist es immer eine „Mondschale“. und, (Entschuldigung) so sieht es dann auch aus.
Mondschalen sollten nur eingesetzt werden wenn die Baumform wirklich danach verlangt, und das ist in den allerwenigsten Fällen der Fall.
Aus diesem Grund gehören an Mondschalen auch keine Füßchen.
Die oft zu sehenden Mondschalen mit plattgedrücktem Boden, weil sie sonst keinerlei Standhaftigkeit haben, sind keine wirklichen Mondschalen, sondern nur Behelfsschalen mit wenig Anspruch auf Ästhetik. Die wirklichen Mondschalen sind im Bodenbereich, wie auch beim Mond, abgerundet. Die Standhaftigkeit bekommen sie durch außen am Boden an gearbeitete, fast nicht sichtbare kleine Tonkügelchen.
Ich hoffe, ich habe Dir bei der Betrachtung von Schalen ein wenig weitergeholfen.
Herzliche Grüße
Peter
uwex
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Re: Schalen ohne Füße???

Beitrag von uwex »

Hallo Peter,

besten Dank für Deine ausführliche Antwort! Was 'Nanban', bzw. 'Namban' angeht, ist die breite Bonsaigemeinde also irgendwie im Irrtum? Fast alle hierzulande wissen zwar, was mit 'Nanban-Schale'-umgangssprachlich gemeint ist, in Japan wäre das aber eine ganz andere Bedeutung.

Mit den Mondschalen gebe Ich Dir recht. Sie sind handwerklich oft nicht wirklich gut gemacht und selten passen sie wirklich zum Baum. Ich gehe oft deshalb sogar soweit, die Pflanzen nach der Schale zu gestalten, da Felsschalen,bzw. 'Freie Formen', wie ich sie nenne, nur wirklich gut mit der Pflanze harmonieren, wenn mgl. alles paßt.

Literatenschalen, da kannst Du sagen, was Du willst, gefallen mir allerdings mit Füßchen besser. Und zwar deshalb, weil sie die Gestaltungen noch leichter machen und damit wohl auch 'dem Himmel näher bringen'. Die fehlende Bodenhaftung im optischen Sinn sehe ich nicht. Das ist aber nur mein persönliches Gefühl. Im praktischen Sinn stimmt es natürlich, dass Füße die Standfestigkeit noch weiter verringern. Aber wir Bonsaiheinis nehmen ja auch relativ kleine Schalen für unsere Bonsai, obwohl die Pflege darin viel aufwändiger ist, als in größeren. Voll unpraktisch. Aber schön halt.

Grüße von Uwe!
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Thierry
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Re: Schalen ohne Füße???

Beitrag von Thierry »

Sehr interessantes Thema !
Viele Grüße,
Thierry

"A juniper without jin is like a dog without fleas : not natural..." - John Naka
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Petrus
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Re: Schalen ohne Füße???

Beitrag von Petrus »

Hallo,
ich habe nun eine Schale ohne Füße, möchte aber nachträglich welche haben. Gibt es eine Möglichkeit, im Nachhinein Füße beispielsweise aus Schnellzement zu formen und diese dann dauerhaft mit dem Schalenboden zu verbinden und anschließend mit Kaltmalfarbe der Schalenfarbe einigermaßen anzupassen?
Gruß,
Peter
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peter krebs
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Re: Schalen ohne Füße???

Beitrag von peter krebs »

Hallo Peter,

ja, das ist möglich.

Allerdings kann es passieren, dass sie sich bei längerer Benutzung oder Frost wieder lösen.

Aber was kann denn schon passieren, dann klebt man sie wieder an.

Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Werkeln. :-D

Viele Grüße
Peter
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Petrus
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Re: Schalen ohne Füße???

Beitrag von Petrus »

Hallo Peter,

vielen Dank für deine Bestätigung.
Dann werde ich das Ganze mal in Ruhe angehen.
Gruß,
Peter
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