Acer palmatum "Arakawa"

Der richtige Ort Bonsai (Baum in Schale mit gewisser Reife) vorzustellen und zu präsentieren. Der Threadersteller möge bitte im Eröffnungsthread darauf hinweisen wenn allgemeine Kommentare unerwünscht sind. Andernfalls stellt sicher, dass ihr etwaige fachliche Kritik durch die "DREI SIEBE" gesiebt habt!
Antworten
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Heike_vG »

Bei diesen Geschichten, wo ein Unfall oder Missgeschick einen Baum verändert und man veranlasst ist, eine Umgestaltung oder - wie in diesem Beispiel - eine eigentlich nur kleine Veränderung vorzunehmen, muss ich an den Artikel von Udo Fischer in Bonsai-Art 133 denken. Da zitierte er anhand einer Kiefer, die auch durch zwei Missgeschicke völlig verändert wurde, den japanischen Meister Hideo Suzuki: "Der Baum macht sich selber schön."
Das trifft es ausgesprochen gut, finde ich. 8)

Liebe Grüße,

Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
Benutzeravatar
abardo
Beiträge: 5945
Registriert: 21.09.2014, 20:35
Wohnort: knapp neben Berlin
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von abardo »

Hi Heike,

die jetzige Symetrie gefällt mir auch besser als vorher, insbesondere war der jetzt abgebrochene Ast im ersten Stück ziemlich gerade und sehr dick. Ohne den find ichs hübscher. Wirkt ruhiger.

Die negative Verjüngung fällt jetzt natürlich auch noch deutlicher auf. Vielleicht könnte man den Stamm an der dicken Gabelstelle mit dem Fräser etwas abtragen und einen Shari gestalten ? Oder den dann wiederum mit der Borke "bekleben" ?

Oder mit einem Schlitz auffräsen, innen ein bisschen aushöhlen und den Stamm dann an der Stelle zusammendrücken und -wachsen lassen (nur so eine Idee, keine Ahnung, ob sich das dann wieder verwächst) ? Hat das mal einer gemacht, um eine "Schwellung" zu beseitigen ?
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
Benutzeravatar
SandraP
Beiträge: 1200
Registriert: 06.02.2011, 16:54

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von SandraP »

Heike_vG hat geschrieben:Da zitierte er anhand einer Kiefer, die auch durch zwei Missgeschicke völlig verändert wurde, den japanischen Meister Hideo Suzuki: "Der Baum macht sich selber schön."
Das trifft es ausgesprochen gut, finde ich. 8)
Hehe, ja das stimmt... wobei auch ein paar helfende Hände gefragt sind, die es verstehen und umsetzen *daumen_new*
Es ist ein Dialog, ein Zusammenspiel zwischen Mensch und Baum ... das ist das Schöne daran *lieb*
Und das sieht man bei dir einfach immer wieder. Das finde ich inspirierend.
Bin mit meinen Bäumchen auf Instagram unterwegs :)
https://www.instagram.com/momiji_bonsai/
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Frank,

Deine Ideen sind im Prinzip nicht schlecht, nur dass Du die Rechnung dabei ohne eine etwas ärgerliche Eigenschaft des Arakawa gemacht hast. 8)
Der neigt nämlich ganz fatal zum Saftrückzug und wenn man ihm Shari oder auch nur große Schnittstellen am Stamm zufügt, kann es passieren, dass große Bereiche absterben und die ganze schöne Rinde dort abfällt. Deswegen sollte man größere Äste, wenn man sie entfernen will, nur mit großer Vorsicht abschneiden und am besten erst einmal einen Stumpf stehen lassen. Ich habe mal gesehen, was dabei herausgekommen ist, als jemand alle Äste bei einem teuren Arakawa neu aufbauen wollte und sie alle bündig am Stamm abgeschnitten hat. Mit einem normalen grünen Fächerahorn hätte man das tun können. Der Arakawa war ruiniert!

Meinen Arakawa hier nehme ich mit seinen Eigenarten an und schaue nur, was im Laufe der Jahre durch die Zeit und die Natur möglich ist. Da werde ich keine unnötigen Risiken eingehen und keine riskanten Eingriffe machen.

Liebe Grüße,

Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
Benutzeravatar
abardo
Beiträge: 5945
Registriert: 21.09.2014, 20:35
Wohnort: knapp neben Berlin
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von abardo »

Wieder was gelernt, danke.
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
Benutzeravatar
Amadeus
Beiträge: 1402
Registriert: 24.06.2004, 19:45
Wohnort: Erzgebirge
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Amadeus »

Der schaut doch mal richtig gut aus ... und sogar der Wurzelansatz ist für einen Arakawa so richtig vorzeigbar. *daumen_new*
Viele Grüße
Holger

Ein kritisches Hinterfragen der eingestellten Bäume ist ausdrücklich erwünscht.
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Heike_vG »

Von vorne ist das Nebari recht ansehnlich, hinten ist leider nicht so viel. *schulter zuck* :lol:
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
kamikaze_koch
Beiträge: 96
Registriert: 24.12.2014, 17:26

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von kamikaze_koch »

Hallo Heike, sehr schicken Arakawa denn du da hast. *daumen_new*

Meiner ist noch weit weit weg das er so da steht wie deiner !

Bin gerade erstmal bei mir am Aufbau der Verzweigung
Auf wieviel Knospen schneidest du nach Laubabwurf zurück ?

Lg Marcel
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Marcel,
nach Möglichkeit schneide ich natürlich auf nur ein Knospenpaar zurück. Die Verzweigung soll ja möglichst fein werden und der Arakawa neigt zu langen Internodien. Da muss konsequent geschnitten werden! Zweige mit zu langen Internodien kommen ganz ab.

LG, Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
kamikaze_koch
Beiträge: 96
Registriert: 24.12.2014, 17:26

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von kamikaze_koch »

Okay danke für die Info,

Wenn das Laub weg ist muss bei mir die Schere ran und ein bisschen aufgeräumt werden. Ja das mit den langen Internodien hab ich schon bemerkt :wink:
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Heike_vG »

*updated*
Hallo, Ihr Lieben,
hier kommt mal wieder ein ordentlich rotes Herbstbild vom Arakawa.
Dieses Frühjahr hat der Baum mich mit so groben Internodien und großen Blättern geärgert, so dass ich mich entgegen der sonstigen Gewohnheit bei diesem und auch noch bei einigen anderen Fächerahorn-Sorten, die man normalerweise nicht völlig entlaubt, zu einem totalen Blattschnitt um die Sommersonnenwende herum entschlossen habe. Die zu langen Internodien des ersten Austriebs habe ich natürlich gleich mit weggeschnitten.
Anschließend wurde das Wetter so kühl, dass der Arakawa offenbar beleidigt war und sich sagte: "Es scheint schon Herbst zu sein, ich treibe nicht wieder aus." Während die anderen Fächerahorne wieder fröhlich Blätter produzierten, wollte der Arakawa nicht. So habe ich ihn ins Wohnzimmer geholt und auf eine Heizmatte gestellt, bis er überzeugt war und den neuen Austrieb machte. Anschließend kam er wieder an seinen gewohnten Platz draußen.
Mit dem Resultat des Blattschnitts bin ich soweit zufrieden, feinere Zweige, kleinere Internodien, kleinere und hübschere Blätter. Das trifft im Moment genauso bei Kiyohime, Deshojo, Benichidori und den normalen grünen Fächerahornen zu. Ich weiß aber noch nicht, ob ich zukünftig jährlich einen Blattschnitt beim Arakawa mache. Das überlege ich mir wohl immer im Jahresverlauf neu.
Zu meiner Überraschung riet neulich im WS Othmar Auer ganz von Blattschnitten bei Fächerahornen ab. Aber ich denke, das ist je nach Region und Klima für jeden selbst abzuwägen.

Liebe Grüße,
Heike
Dateianhänge
P1170746k.JPG
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
Benutzeravatar
Köhler Rudolf
Beiträge: 2140
Registriert: 05.02.2004, 09:47
Wohnort: bei Hanau

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Köhler Rudolf »

Hallo Heike,

ein sehr schönes Herbstbild. Tolle Farbe.

Ganz wichtig, dass du mitteilst, dass der Baum gezickt hat. *daumen_new*
Pauschale Aussagen über Blattschnitt usw. halte ich für gefährlich. Es muss von Fall zu Fall und auch von Jahr zu Jahr entschieden werden ob man einen Blattschnitt macht.
Ich habe ähnliche Erfahrungen wie du mit meinen Ahorn gemacht. In anderen Jahren ging alles ohne Probleme ab. War aber kein Arakawa.
Daran habe ich mich bis jetzt noch nicht getraut.

Welche Begründung hat O. Auer für sein Abraten von einem Blattschnitt gegeben?

Viele Grüße

Rudi K.
Grüße
Rudi K.
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Rudi,
solche Beobachtungen von Reaktionen der Bäume finde ich persönlich sehr interessant und wichtig. Und auch wenn ich denke, dass es eine ungewöhnliche Maßnahme ist, finde ich es fallweise extrem hilfreich, schwächelnde oder im Austrieb stockende Bäume vorübergehend (max. 2 Wochen) in die warme Wohnung zu holen, um ihnen die benötigte Wärme zu geben, die draußen vielleicht gerade nicht zur Verfügung steht. Auch die Heizmatte (Gewächshausbedarf) hat sich da schon verschiedentlich bewährt. :idea: :sommer:

Othmar erzählte, dass er das Risiko von Pilzinfektionen beim Blattschnitt als sehr groß ansieht. Außerdem möchte er nur einen Austrieb beim Fächerahorn. Er sagte, dass das erste Internodium in der Regel kurz ist und die folgenden, weiter außen länger werden. Schneidet man frühzeitig zurück, bilden sich wieder lange Internodien und die neuen Triebe sind unbrauchbar und müssen wieder abgeschnitten werden, sagt er. Ich hoffe, ich habe das jetzt sinngemäß richtig wiedergegeben.
Auf jeden Fall habe ich seine Aussagen interessiert zur Kenntnis genommen, bin aber wegen der enormen Klimaunterschiede zwischen Hamburg und Brixen (Südtirol) überzeugt, dass da nicht alles direkt übertragbar ist. Ich habe jedenfalls an meinen Ahornen bisher oft andere Beobachtungen gemacht (wobei sie denen von Othmar in Sachen Reife natürlich noch nicht nahekommen) und Pilzinfektionen habe ich in all den Jahren an meinen Ahornen eigentlich gar nicht gehabt.

Auch ich bin kein Freund von pauschalen Aussagen und denke, dass man mit der wachsenden Erfahrung seine Bäume und die jeweilige Situation einschätzen lernt, um die richtige Entscheidung für oder gegen einen Eingriff zu treffen. Wenn man noch unsicher ist, ist es am besten, jemanden zur Seite zu haben, der dieses Urteilsvermögen besitzt (am besten in der gleichen klimatischen Umgebung). Eine falsche Entscheidung ist natürlich nicht ausgeschlossen, aber sie geht dann in den Erfahrungsschatz ein und hilft bei zukünftigen Entscheidungen. Ich bin froh, dass meine gewagteren Blattschnittentscheidungen dieses Jahr gut ausgegangen sind. :wink:

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
Benutzeravatar
Bonsai-Fips
Freundeskreis
Beiträge: 2804
Registriert: 09.11.2012, 17:13

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Bonsai-Fips »

Hallo Heike

Zuerst: Sehr schönes Herbstbild *daumen_new* , danke fürs Zeigen!

Mit meinem Arakawa schlage ich mich immer noch rum :lol: ! Meine Bescheidene Erfahrung:
Heckenschnittmethode funktioniert überhaupt nicht. Ich stelle den Baum vollsonnig, wässere sparsam und dünge gar nicht während des Austriebs. Das Problem: Im Gegensatz zu anderen Ahornen wird auch das erste Internodium fast immer übermässig lang.
Was relativ gut funktioniert: Pinzieren, während des Austriebs aber täglich. Dieses Jahr habe ich wenige Bereiche verpasst zu pinzieren, und schon war auch das erste Internodium viel zu lang. Als ich es wegschnitt, ging da gar nichts mehr, der Zweig blieb laublos den ganzen Sommer. Wenigstens zeigten sich neue Knospen fürs nächste Jahr.
Doch beim Pinzieren schwellt bei mir immer das ungute Gefühl mit, dass der Baum dadurch immer mehr geschwächt wird. Deshalb mache ich es seit diesem Jahr so:
Ich pinziere sehr selektiv, da, wo eine feine Verzweigung den Ast schön fortführt. Daneben lasse ich an Ästen einzelne, weniger gut platzierte Triebe bis Sommer voll durchtreiben, an den unteren Ästen 2 bis 3 Triebe, oben jeweils 1 Trieb pro Ast. Das erste Internodium ist dann dort meist zu lang und wird mit weggeschnitten, da aber an einer "unwichtigen" Stelle, fällt das nicht gross ins Gewicht.
Durch diese Massnahme erhoffe ich mir, die unteren Äste und die Vitalität generell zu stärken und somit die unerwünschten Folgen/Schwächung des Baumes durch ständiges Pinzieren zu umgehen.
Ich bin mir noch nicht sicher, aber eventuell bleiben die Internodien bei den pinzierten Partien noch etwas kürzer, da der Baum die Energie mehr in die durchtreibenden Triebe steckt..

Auf alle Fälle: Ein Arakawa fordert einem, und hätte er nicht die tolle Borke und das schöne Herbst- und Frühjahrslaub, würde ihn wohl niemand als Bonsai haben wollen :lol: !

Liebe Grüsse, Fips
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Acer palmatum "Arakawa"

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Fips,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Ich kann alles bestägtigen, was Du geschrieben hast. Mit dem Pinzieren und Schneiden habe ich sehr ähnliche Erfahrungen gemacht.
Bonsai-Fips hat geschrieben:Auf alle Fälle: Ein Arakawa fordert einem, und hätte er nicht die tolle Borke und das schöne Herbst- und Frühjahrslaub, würde ihn wohl niemand als Bonsai haben wollen :lol: !
Ein wahres Wort... *daumen_new*

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
Antworten