Waldkiefernliterat

Der richtige Ort Bonsai (Baum in Schale mit gewisser Reife) vorzustellen und zu präsentieren. Der Threadersteller möge bitte im Eröffnungsthread darauf hinweisen wenn allgemeine Kommentare unerwünscht sind. Andernfalls stellt sicher, dass ihr etwaige fachliche Kritik durch die "DREI SIEBE" gesiebt habt!
MerschelMarco
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Waldkiefernliterat

Beitrag von MerschelMarco »

Der Baum war glaub ich schon mal hier, aber der Beitrag ist nicht mehr auffindbar.
In einem Steinbruch (so um 1996 wohl) gefunden, war der Baum ursprünglich kerzengerade, ohne Verjüngung und mit miserablem Wurzelansatz. Der einzige Grund den zu sammeln war die schöne Borke.

Auf dem ersten Bild sieht man die Kiefer mit Hilfe zweier Eisenstangen gebogen (wohl 1999). Im Nachhinein würde ich die Biegungen so sicher nicht mehr machen.
Im Jahr 200,6 nach diversen pflegerischen Problemen und zwischenzeitlicher Freilandkultur zur Erholung stand die erste wirkliche Gestaltung an.
Da der Baum wegen der immer noch miserablen Wurzeln (eigentlich sind es nur zwei, eine nach links ewig lang, die andere nach rechts, auch ewig lang) nicht in eine vernünftig dimensionierte Literatenschale passt, wurde er auf eine Steinplatte gesetzt (Foto 2009).
In den Folgejahren sind immer wieder einzeln Äste entfernt worden und die Siluette wurde zusehends strukturierter. Trotzdem war mir die Krone für den schlanken Stamm zu schwer geworden. Das liegt auch an den vergleichsweise starkbewegten und dicken Ästen (Foto Frühjahr 2012).
Gestern habe ich ca 70% der Krone entfernt und den Baum radikal entschlackt. Die zukünftige Steinplatte muß nun etwas kleiner aufallen.

Grüße,
Marco
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achim73
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von achim73 »

wieder mal eine beeindruckende entwicklung. *up*
und ein baum, der mir persönlich sehr gefällt.
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
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mohan
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von mohan »

Schließe mich meinem Vorschreiber an.
Und die Blümchen am Fuße sind der Knaller!!
Totoro

Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von Totoro »

Hallo Marco,

beeindruckend schöne Gestaltung von dir *daumen_new*
Die 13 Jahre deiner Pflege haben bereits eine schöne Reife beim Baum erzeugt.
Auf den gefallenen Gegengewichtsast (Uke-eda) hätte ich allerdings nicht verzichten mögen :( .
Die Felsplatte und die "Blumenwiese" sind wunderbar und passen perfekt zu diesem Literaten.
Wie groß ist diese Waldkiefer ?



Gruß
Dirk
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bonsaimacher
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von bonsaimacher »

Ich finde es immerwieder klasse, was man mit geduld und guter pflege erreichen kann, wenn man ein ziel vor Augen hat, das man verfolgt.

Schön anzusehen.

Gruß Daniel
Wer nicht wagt der nicht gewinnt.
MerschelMarco
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von MerschelMarco »

Totoro hat geschrieben: Auf den gefallenen Gegengewichtsast (Uke-eda) hätte ich allerdings nicht verzichten mögen :( .
Dirk, bei der Reduktion des Grüns wurde die Dominanz des Astes immer stärker. Der Ast hatte zuletzt Stammstärke. Mit dem Gedanken ihn zu entfernen spiele ich seit drei Jahren, aber wenn man über 10 Jahre an den Ast hingebastelt hat, ist das schon hart. Jetzt wo er weg ist, denke ich aber, dass es die richtige Entscheidung war.
Der Baum ist netto 78 cm hoch.

Das blühende übrigens ist Campanula cochlearifolia, eine Gebirgsglockenblume und eine meiner absoluten Lieblingspflanzen. Die taugen optimal als Bodendecker und wenn sie dann blühen ist es immer die Schau.

Grüße,
Marco
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SandraP
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von SandraP »

Hallo Marco,
die Arbeit und Geduld haben sich ausgezahlt.
Für mich ist so eine Doku ganz großes Kino.
Vielen Dank für's Zeigen!
Bin mit meinen Bäumchen auf Instagram unterwegs :)
https://www.instagram.com/momiji_bonsai/
Totoro

Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von Totoro »

Hallo Marco,

danke für die Infos.
Das die Äste stärker als der Stamm dicken bemerke auch ich bei der Waldkiefer. Ist mir nicht so recht klar warum dies so ist( vielleicht die reife,alte und damit harte Stammrinde eines ältern yamadori ? Oder genetisch , arttypisch bedingt ?).
Bei einigen versuche ich durch mehrjähriges wachsenlassen eines Opferleittriebes( sieht dann aus wie ein Fahnenmast über dem eigentlichen Baum) den Stamm stärker als die Hauptäste zu fördern.

Das würde aber die Leichtigkeit deines Literaten eher schädigen. (deshalb hast du wohl auch darauf verzichtet)

Auch ohne den Gegengewichtsast ist das eine selten schöne Waldkiefer.
Besonders der erste, wichtigste und hängende Ast, der senkrecht hängende Zwischenast sowie die Kronenspitze die wie ein kleiner Baum im Baum ausschaut
gefallen mir sehr. *daumen_new*


Gruß
Dirk
MerschelMarco
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von MerschelMarco »

Hallo Dirk,

der Baum stammt aus einer Abraumhalde eines Steinbruchs. Da wird so eine Art Kalkschlamm abgelagert. Nur wenige Arten können da überhaupt Fuß fassen und die Kiefern bilden da alle eine relativ dicke rauhe Borke aus. Alle gesammelten Kiefern von diesem Standort haben diese Eigenschaft dann in Kultur wieder verloren, bis auf diese. Man kann also davon ausgehen, dass die Eigenart bei diesem Baum genetisch fixiert ist.
Wie auf den Fotos zu erkennen ist bildet der Baum schon ab etwa dem 3. Jahr eine Borke aus, die dann in Kürze im Vergleich zum Holzanteil relativ dick wird. Dadurch verdicken sich junge Äste im Vergleich zum Stamm relativ schnell. Wenn ein unbedingt erhaltenswerter Ast zu dick wird könnte man also auch einfach etwas von der Borke entfernen.

Grüße,
Marco

PS: Hat eigentlich jemand Erfahrungen mit Waldkiefernstecklinge?
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klauso
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von klauso »

Marco,

Ganz starke Entwicklung *daumen_new*
Totoro

Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von Totoro »

Hallo Marco,

perfekt photografiert. *daumen_new*

Die Borke an so recht jungen Ästen lässt ihn so schön reif wirken.
Wenn Stamm und Äste den gleichen Reifegrad in der Borke aufweisen ist die Wirkung stimmig.
Waldkiefern fallen genetisch sehr variabel aus . Da hast du offensichtlich einen guten Sämling gefunden.


Ich hab ein paar Mal Abmoosungen an P. sylv. probiert. Hat aber nie geklappt. Obwohl ich die Substratsäckchen teiweise 2 Jahre am Ast dranließ. Es bildete sich Kallusgewebe , aber nie Wurzeln.

Gruß
Dirk
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Rene'
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von Rene' »

Hallo Marco ,

Theoretisch ist es möglich Kiefern auch über Stecklinge zu vermehren . Praktisch wird der technische Aufwand für unsereins wohl zu groß sein . Etwas einfacher ist es solche Raritäten über Aufpropfen auf Sämlinge der selben Art zu vermehren . So werden zum Beispiel gerne sogenannte Hexenreiser von Kiefern auch von Privatpersonen vermehrt .

Rene'
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weeijk
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von weeijk »

Hi Marco, wie schon erwähnt, sehr schon gemacht, mit viel geduld. Für mich nur zwei Problemen, erstens als ich den Baum betrachte bevor den letzten Schneiden von Äste dann hatte ich den innen Ast gewählt zum Jinnen, dann bleibt für meinen Augen den Baum besser in Balans, zweitens als ich auf Internet suche nach Literat Bonsai, stehen die vor 90% in runde und/oder flache Schalen, fast nie auf einer Platte, ich hab mal für dich virtuel das vorletzte Bild umgetopft, für meinen Gefühl zieht das besser aus, was meinst du??

mvG Wessel
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Jeder Baum könnte ein Bonsai sein, aber nur einige werden es.
MerschelMarco
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Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von MerschelMarco »

Hallo Wessel,

meine Entscheidung wie man gemeinhin was wo eintopft spielt für meine Bäume keinerlei Rolle. Für mich ist allein entscheidend obs passt oder nicht. In diesem Fall wäre eine Literatenschale sicher gut, aber es geht wie eingangs beschrieben wegen der Wurzeln nicht, keine Chance, auch langfristig nicht, außer man würde mit dem Leben des Baumes spielen.
Die aktuelle Pflanzposition stimmt mit der Umgestaltung nicht mehr, weil sich der Schwerpunkt der Krone verschoben hat. Außerdem wirkt die Platte, bzw. der Erdhügel auf mich etwas groß. Da muß im kommenden Frühjahr dran gearbeitet werden.

Warum der rechte Ast entfernt wurde und nicht der linke ist in Wirklichkeit schwierig zu sagen, weil ich ein reiner Bauchgestalter bin. Im Nachhinein, auch nach kompletter Analyse, würde ich es aber wieder genauso machen. Die dicken und stark bewegten Gipfeläste nehmen auf deiner Version dem Baum die Leichtigkeit. Das Ganze wirkt sehr gipfellastig und wichtig, das würde sich in Zukunft immer weiter verschärfen. Der schleppende Ast links entzerrt den Gipfelbereich ziemlich, finde ich.

Grüße,
Marco
Totoro

Re: Waldkiefernliterat

Beitrag von Totoro »

Hallo,

der den Baum optisch verkürzende, kompaktierende erste hängende Ast ist schon absolut notwendig für diese Waldkiefer. Sein Nadelpolster befindet sich ja auf Höhe des ersten Drittels der Baumhöhe und läßt ihn so schön malerisch ausschauen.
Diese Form der hängenden ersten Äste ist ja auch nicht umsonst so beliebt bei Gestaltungen.
Bei Wessels Virtual sähe er aus wie ein hochbeiniger Storch.( nicht bös gemeint :lol: )



Gruß
Dirk
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